Relativsätze, Konjunktive, Fremdwörter - im Radio?

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AW: Relativsätze, Konjunktive, Fremdwörter - im Radio?

Wer sollte denn überhaupt noch fähig sein, den Hörer dieser Zumutung teilhaftig werden zu lassen? Die Sprücheklopfer und Dampfplauderer, die heutzutage den Äther verstopfen? Es gibt doch nur noch ganz weniger Gute, z.B. beim DLF.
 
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Gute Frage, schwere Antwort. Kommt auf die Zielgruppe an.

Deine Frage hat mich aufgeschreckt und ich habe mir daraufhin bei tagesschau.de die Kommentare (Tagesthemen) angehört - je einen vom mdr, SWR und hr.
Meiner Ansicht nach: Man versucht es mit einfachen Sätzen; gesprochen wird nur dann etwas komplexer, wenn es unvermeidbar erscheint.

Bei dem Streifzug ist mir im übrigen als Nebeneffekt aufgefallen, dass die Herren TV-Redakteure durchaus etwas besser sprechen dürften. Im Radio hätte es mir schon die Nackenhaare aufgestellt.

EDIT in Ergänzung zu webradioo:

Es gibt doch nur noch ganz weniger Gute, z.B. beim DLF.
Überzeuge Dich selbst:

www.dradio.de/nachrichten/2009092916/4/ schrieb:
In Tschechien haben 17 EU-kritische Senatoren Verfassungsklage gegen den EU-Reformvertrag eingereicht. Mit dem Abkommen drohe Europa ein Superstaat zu werden, in dem einzelne Länder an Souveränität verlören, erklärten sie zur Begründung. Damit ist eine baldige Ratifizierung des Vertrags in Tschechien unwahrscheinlich. Präsident Klaus hat angekündigt, er werde seine Unterschrift nur dann leisten, wenn alle juristischen Bedenken geklärt seien und der Vertrag in den anderen 26 EU-Mitgliedsstaaten gebilligt worden sei.
In Irland findet an diesem Freitag ein zweites Referendum über das Abkommen statt. Auch in Polen ist der Lissabon-Vertrag noch nicht ratifiziert worden.
So stelle ich mir einen klassischen Nachrichtentext vor, und so spricht er sich auch gut - wovon wiederum der Hörer profitiert. Ob ihm mehr zuzumuten ist oder nicht, steht eigentlich nicht zur Debatte. Der Text hier stellt für mich eine (gute) Obergrenze dar.
Hilft Dir das weiter?
 
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Der DLF und auch die Tagesthemen werden aber eher von Menschen genutzt, die auch allgemein schon besser informiert sind; die wahrscheinlich Tageszeitung lesen und auch etwas verklausuliertere Sätze verstehen können. Aber wie ist es mit den Hörern der Massenwellen, privat wie öffentlich-rechtlich?

Das die Kommentare in den Tagesthemen etwas "schwieriger" sind, liegt wohl daran, dass diese meist von den CRs gesprochen werden - und an deren Texten darf keiner, kein RvD oder RL, noch nicht mal der ARD-aktuell-CR Hand anlegen. Aber die Texte, die im Allgemeinen verfunkt werden, sind doch meist bis zum Geht-nicht-mehr geglätten, sei es vom leitenden Redakteur oder von den Redakteuren selbst, als Selbstbeschränkung. Meiner Meinung nach.
 
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Aber wie ist es mit den Hörern der Massenwellen, privat wie öffentlich-rechtlich?
Ah, ein Hinweis auf eine mögliche Zielgruppe. :D
Nun, die wollen die meiste Musik, die beste Comedy, mehr Jingles und Trailer und weniger Anspruch (höchstens musikalisch). Unterhaltung rules.

Gesprochenes Wort, gar 2 Minuten lang und dann auch noch über Realschulniveau? Vergiss es.
Klingt böse, ist aber so.

Ein Exkurs ins Internetradio: Ich kenne da einen Sender, der sich hervorragend in seiner Nische spezialisiert hat, sich auf eine gesellschaftliche Gruppe eingeschossen hat und auch selber Nachrichten produziert. Nun sollte man meinen, dass deren recht große Zuhörerschaft den Sender einschaltet, um speziell für sie aufbereitete Informationen zu bekommen.
Weit gefehlt! Eine Hörerumfrage ergab, dass die Nachrichten nicht so lang sein sollen (das waren damals 3 Minuten). Jetzt gibt es nur noch ein stündliches "Update" (würg) mit drei Kurzmeldungen in 90 Sekunden - inkl. Vor- und Abspann! :eek:
Du kannst Dir vorstellen, wie es bei dieser Hektik um aufwändige Satzkonstruktionen bestellt ist. Und selbst wenn: Will doch keiner!

Wenn das also schon in einer Nische mit zielgruppengerechten Nachrichten nicht funktioniert, warum sollte das dann auf "Massenwellen" anders sein? Oder glauben die, dass das wie ein Schuss mit einer Schrotladung ist - irgendeinen wirds schon treffen? Kann ich mir kaum vorstellen.

Resignierende Grüße
 
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Zuerst habe ich einmal eine Verständnisfrage: Geht es un diesem Faden darum, dass Relativsätze und Konjunktive "Fremdwörter im Radio" sind, oder generell um "Relativsätze, Konjunktive, Fremdwörter" und deren Einsatz in Moderationen und ähnlichem?

Mein subjektives Empfinden als Außenstehender bzw. Anzusprechender im Rundfunk (sowohl Hör- als auch Fernseh-) als auch in der Presse geht dahin, dass sich in den letzten Jahren eine Art "Kindersprache" (bezogen auf den Satzbau) durchgesetzt hat, und ich schreibe hier nicht vom Kinderfunk. - Das andere Extrem gibt es aber, wenn auch sehr selten, trotzdem noch: Manche Beiträge setzen mitunter mindestens ein Hochschulstudium der abgehandelten Materie voraus (vor allem beim Verständnis der verwendeten Fremdwörter). Aus diesem Grunde plädiere ich hier zum sparsamen Einsatz oder um erklärende Worte, was aber leicht den Zeit- oder Platzrahmen sprengen könnte.

Ich weiß, den goldenen Mittelweg zu finden ist nicht einfach. Haben aber nicht alle (außer eventuell die Spaßmacher) entsprechendes gelernt, bevor sie auf die Menschheit losgelassen wurden?
 
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Bitte nicht verwechseln: Einfache und klare Sprache ist kein Mangel, sondern eine Qualität.
Relativsätze, Konjunktive und Fremdwörter wiederum sind kein Selbstzweck. Sie zu verwenden, um etwas zu beweisen, ist unprofessionell. Ohne sie auszukommen, ohne dass die Kraft der Botschaft leidet, ist Können.

Da wo sie nötig und zwingend geboten sind (Siehe www.dradio.de - Zitat im Beitrag von Studio Rebstock), sollte man allerdings ihre korrekte Anwendung beherrschen, sonst wird eine Lachnummer draus.
 
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Die aufgeführte DLF-Meldung ist korrekt.
Verunsichert und geleimt fühle ich mich bei folgender, inhaltlich konstruierter Meldung:

Die Einkommenssteuer soll abgeschafft werden.



Das hat Linkspartei Chef Lafontaine gefordert.

Richtig ist:
Linksparteichef Lafontaine hat gefordert, die Einkommenssteuer abzuschaffen.

Ansonsten zur Überschrift: Auf welche Rundfunkanbieter bezieht sich denn die Frage? Die Sender, die es derzeit korrekt verwenden sollen es auch weiterhin so verwenden. Und die die es nicht verwenden werden auch weiterhin Teletubbie-Radio machen.
Und in BILD wird es nie einen Satzbau geben wie er in der FAZ zu finden ist.
 
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