Rundfunkbeitrag für Privatsender?

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Was Radio betrifft, ist nichtkommerziellen Privatradios durchaus ein bisschen Geld zu gönnen...
Nur kann weder nichtkommerzielles Privatradio noch nichtkommerzielles Privatfernsehen von diesen Vorschlägen und Diskussionen irgendwelchen Nutzen erlangen, bestenfalls Alibi-Almosen solange das nicht (medien)rechlich als dritte Säule eigenständig diskutiert wird.
 
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Wenn Mittel aus dem Gebührenhaushalt an private Anbieter umgeleitert werden (auf welchem Wege auch immer), dann ist das immer in erster Linie ein Fingerzeig, dass die Öffentlich-Rechtlichen an irgend einer Stelle die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Denn eigentlich sollten sie alles leisten, was in der gebührenfinanzierten ÖR-Idee unter der Zusammenfassung "Grundversorgung" erwartet wird.
Da sie sich aber ganz andere Dinge leisten, können sie oft ihren Ursprungsauftrag nicht mehr leisten. Und da kommen (nichtkommerzielle) Private ins Spiel, die Angebote in den entstehenden Nischen machen und mit einer gewissen Berechtigung dann auch die Hand aufhalten.
 
@Mannis Fan
Würde ich jetzt nicht pauschal als Fingerzeig auf die ö.-re. werten, eher als Ergänzung, in jedem Fall, soweit es nichtkommerzielle Angebote betrifft. Und bei den kommerziellen ist das im bisherigen Rahmen politisch gewollt im Hinblick auf das "duale" System.
Die Behörden, die private Anbieter lizensieren und beaufsichtigen (also die Landesmedienanstalten, die das Thema hier angestoßen haben), brauchen ja schon mal einen Haushalt für sich selbst und für Strukturförderung medienpolitisch gewünschter Dinge. Das ist bereits Status Quo. Sie leiten aber auch Mittel an kommerzielle private Anbieter weiter - in NRW über diese Stiftungen oder Medienfonds, in Bayern über direkte Programmförderung, in verschiedenen Bundesländern (u.a. Bayern, Sachsen, Hamburg) indirekt über selbst betriebene Aus- und Fortbildungskanäle für den Nachwuchs kommerzieller Anbieter usw. Das muss man meiner Meinung nach genauer hinterfragen. Für diesen Part wollen die Medienanstalten mehr - das finde ich in der Tat problematisch. Und das ist ja der Fokus des Disputs.

Andererseits: Im. ö.-re. System ist manches wegen der ganzen Proporz-Aufsicht (wo sich gegenseitige Interessen blockieren) im Rahmen einer Grundversorgung objektiv nicht möglich, auch wenn die keine vermeintlich überflüssigen Dinge leisten würden (und je nach persönlichen oder politischen Blickwinkel sieht man ja unterschiedliche Sachen als "überflüssig" oder "notwendig" an). Manches davon können aber unabhängige nichtkommerzielle Anbieter leisten, die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ihr Angebot nie und nimmer leisten könnten, aber mit finanzieller Hilfe/Strukturförderung durchaus können. Das funktioniert aber nur, wenn die eben ihre Angebote weitestgehend selbst organisieren und gestalten können, ohne dass sie im Gegensatz zu den ö.-re. irgendwelchen Mehrheiten zur "Ausgewogenheit" verpflichtet sind, sondern den sie tragenden Communities, Gruppen, Gemeinschaften... Das wäre die dritte Säule, die nur in einigen Bundesländer und auch dort recht unterschiedlich medienpolitisch abgesichert ist.

Hierfür würde es schon reichen, bessere Bedingungen für Webradios zu schaffen, so daß zumindest die laufenden Kosten aufgefangen werden können.
Nein, das bringt nicht wirklich was. Streaming-Kosten für ein Webradio sind Peanuts. Studio/Miete ist was anderes. Und außerdem kann über das lineare Webradio bestenfalls ein kleiner Teil der Zielgruppe erricht werden.
Was anderes wären die Kosten für Gema/GVL, insbesondere um die Sparten-Angebote auch zeitversetzt ähnlich der Mediatheken der ö.re. On Demand/als Podcast anbieten zu können und nicht nur zum originalen Sendetermin...
 
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Sehe ich anders. Die Streaming-Kosten sind doch nur bei fast NULL, weil es genügend Anbieter gibt, die Streaming für quasi lau anbietern. Das ist kein Geschäftsmodell, das ist schlicht unseriös. Wer es wirklich mit einem Webradio ernst meint sollte nicht darauf bauen, daß die Streaming-Anbieter es weiterhin so billig machen.
Nein. Wozu brauchst Du überhaupt einen separaten Streaming-"Anbieter"? Einen entsprechenden Server selbst aufzusetzen mit freier, kostenloser OpenSource-Software ist mit Nichten "unseriös" und kann jeder halbwegs technisch- und medien-kompetente Mensch! Es sei denn, Du möchtest die digitale Wegelagerei fördern und die "engagierten Gruppen" unterhalb der Wahrnehmungsgrenze halten. Für nützliche Förderung gäbe es 'ne Menge Bedarf bei anderen Themen und Belangen, aber mit Sicherheit nicht einen Streaming-Anbieter.
 
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@WilliWinzich

Dein Beitrag in Posting #55 fasse ich im Kern auf als ein Plädoyer dafür, unsere Konstruktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks generell auf den Prüfstand zu stellen. Denn wenn es außerhalb dieses gebührenfinanzierten Modells immer noch Leerstellen entdecken, die gefördert und finanziert gehören, dann muss doch wirklich die Frage erlaubt sein, wiese wir diese Dinge nicht ins öffentlich-rechtliche und finanziell fundiert ausgestattete System einbauen.
Das wirft auf der anderen Seite natürlich die Frage auf, was gehört nicht ins öffentlich-rechtliche Angebot. Und da habe ich eine klare Meinung: Alles, was die Privaten in Masse und oft auch besser ebenso liefern, ohne dass ich dafür bezahlen muss.
 
Die Gegenforderungen, die ich stellen würde, wären mal:
- Dann müssen die Privaten ihre Mitarbeiter auch nach Tarif bezahlen
- Sie müssen sich ähnlicher Gremienkontrolle unterwerfen wie die Öffentlich-Rechtlichen
- Sie müssen gesellschaftlich repräsentative Programmbeiräte mit echten Kompetenzen schaffen.

Dann können wir darüber reden.


Punkt 1 und 2 stimmen schon in NRW. Schau mal, wei fürstlich die "Redakteure" dort bezahlt werden: http://www.bgnrw.de/index.php?id=51! Vielleicht haben sie deshalb schnell leere Kassen. Bei Lokalstationen in anderen Bundesländern sieht das anders aus. Da bekommem Redakteure teilweise nur 1500 - 1800! Und dafür müssen sie richtig ran. Denn Rahmenprogramme und Fernwirksysteme sind dort oft Fremdwörter.

Kontrolliert werden sie auch. In jedem Verbreitungsgebiet sitzt eine sogenannte Veranstaltergemeinschaft. Die regelt alles.

Es kann aber nicht sein, dass WIR das alles durch unsere Mediensteuern mitfinanzieren sollen, wo es doch angeblich "privat" ist.
 
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Wer wie RF11 an "Gremienkontrolle" glaubt und "repräsentative Beiräte mit echten Kompetenzen" schaffen will, hat nichts aus dem Beispiel ADAC gelernt. Der glaubt auch, dass Konstrukte wie TÜV, SCHUFA, Filmförderung etc. alle ganz lieb sind.
 
Dein Beitrag in Posting #55 fasse ich im Kern auf als ein Plädoyer dafür, unsere Konstruktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks generell auf den Prüfstand zu stellen.
Nicht den ö.-re. Rundfunk selbst möchte ich auf den Prüfstand stellen, sondern das ist ein Plädoyer dafür, das sogenante Duale System konsequent auf ein Drei-Säulen-Modell zu stellen und der dritten (nichtkommerziellen) Säule verbindliche Rahmenbedingungen zu geben, wie sie in BaWü, Hessen und Österreich noch am ehesten gegeben sind, in Niedersachen zugunsten von kommerziellen Lokals zurückgefahren werden. Die politisch auszuhandelnden Rahmenbedingungen (die eben von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich sind) betreffen die Art und Mindest-Größe von Gruppen, Gemeinschaften, Minderheiten, die mit öffentlicher Unterstützung derart inhaltlich eigenständig ihr Programm organisieren dürfen, wo die Grenzen sind usw. Der wesentliche Unterschied zum ö.-re. ist halt, dass die keinen Grundversorgungsauftrag für die Allgemeinheit haben, sondern nur die von den Machern selbst bestimmte Inhalte und Zielgruppen im definierten Spektrum, das vom ö.-re. Rundfunk nicht adäquat bedient werden kann, zum einen, weil dort nicht Mehrheitsfähig und die Belange die große Masse nur eingeschränkt interessieren und zum anderen die Belange von der Gruppe selbst viel besser und zielgerichteter bearbeitet werden können, als von professionellen Journalisten.
 
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...der dritten (nichtkommerziellen) Säule verbindliche Rahmenbedingungen zu geben, wie sie in BaWü, Hessen und Österreich noch am ehesten gegeben sind, in Niedersachen zugunsten von kommerziellen Lokals zurückgefahren werden.
Mit Verlaub: so ist das Unsinn. Niedersachsen hat lediglich vor einiger Zeit ermöglicht, dass jetzt auch kommerzieller Lokalfunk zugelassen werden kann (wie in BaWü schon längst). Im nichtkommerziellen Bereich zurückgefahren wird da gar nix. Was allerdings anders ist, dass in Niedersachsen die nichtkommerziellen Sender tatsächlich eine Förderung erhalten, die halbwegs zum Leben reicht (im Gegensatz zu Hessen und BaWü), was sich aus einem gesetzlichen Programmauftrag erklärt, der die Sender zu Dingen verpflichtet, die im öffentlichen Interesse liegen. Das ist nicht die Grundversorgung, aber das sind die Lücken in der Grundversorgung, die die ö-r Sender nicht füllen können (hauptsächlich im lokalen Bereich).

...die Belange die große Masse nur eingeschränkt interessieren und zum anderen die Belange von der Gruppe selbst viel besser und zielgerichteter bearbeitet werden können, als von professionellen Journalisten.
Volle Zustimmung bei der Feststellung, dass es Stimmen gibt, die es verdient haben, gehört zu werden. Ziemlich oft tut man denen aber eher einen Gefallen, wenn man einen "Profi" dazustellt, der dafür sorgt, dass das Gesendete auch irgendwo ankommt.
 
Deutlicher gibt "Die Welt" Brautmeier wieder. Hier heißt es:

>>“Lokale und regionale Radio- und TV-Anbieter, die sich wirtschaftlich schwertun, sollten aus Mitteln des Rundfunkbeitrags finanziell gefördert werden können, wenn ihr Angebot im öffentlichen Interesse ist”, sagte Brautmeier im Gespräch mit der Tageszeitung “Die Welt”. [...] Wie man auch in Nordrhein-Westfalen sehen könne, hätten eine Reihe von lokalen Programmanbietern erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten. “Im Sinne einer Förderung von Angebotsvielfalt sollte denen geholfen werden”, unterstrich Brautmeier.<< (Quelle)
Von welcher "Angebotsvielfalt" spricht Brautmeier?
In Nordrhein-Westfalen gibt es diese nicht und hat es auch noch nie eine solche gegeben.
 
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Höchstwahrscheinlich meint er die 46 Lokalprogramme. Mancherorts, und sogar auch außerhalb von NRW, kann man gleich zwei Hand voll dieser Sender empfangen. Wenn das keine Vielfalt ist weiß ich auch nicht. :D
 
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