AW: Rundfunkstaatsvertrag beschlossen – Öffi-Beiträge max. sieben Tage im Netz
Es war in der vergangenen Woche ein Vergnügen, die Medienseiten der Tagespresse und Meldungen im Programm von ARD/ZDF zu lesen bzw. zu sehen.
Ich find's nicht mehr lustig, zumal vor lauter Propaganda letztlich keiner weiß, was nun gelten wird. Und ob das nun so spezifisch für dieses Thema ist...?
Meines Wissens ist es doch so, daß das mit den sieben Tagen pauschal gemacht werden kann, mit allen Sendungen, die man überhaupt ins Internet stellen darf. Und da wird man in Zukunft von einer anderen Qualität reden als von bunten Briefmarken, von einem echten Ersatz für den Fernsehempfang über Satellit, Kabel, DVB-T, von einem neuen Verbreitungsweg der Glotze.
Im Prinzip ist das IPTV im On-Demand-Verfahren, und m.W. gilt das auch als Rundfunktätigkeit. Das würde heißen, daß man die Kosten für den Betrieb dieser Systeme als Ausstrahlungskosten ansehen könnte, daß auch die Kosten für die zusätzlichen Internetrechte (z.B. bei Spocht) den Programmkosten zuzurechnen wären.
Wie das ganze praktisch aussieht, das kann man sich beim sog. I-Player der BBC anschauen. Halt – kann man sich nicht anschauen, weil da wohl mit IP-Sperren der Zugriff auf England und die angeschlossenen Provinzen begrenzt wird, was wiederum mit Rechten zu tun hat. Ein Gegenstück hierzulande zeigt sich inzwischen in der ZDF-Mediathek (hingegen sicher nicht in der simplen Portalseite, die als ARD-Mediathek daherkommt).
Von dieser neuen Spielform der Glotze zu unterscheiden sind nun die
Telemedien, also sozusagen richtige Internetseiten. Da unterliegt nun alles, was Aherrdehzettdeheffunddeutschlandradio diesbezüglich machen, in Zukunft dem Dreistufentestsignal Deutsche Bundespost (oder so). Da sagt nun aber keiner, daß die dreistufengetesteten Internetseiten der Redaktionen grundsätzlich kein Bild- und Tonmaterial enthalten dürften (bei der BBC findet man übrigens auf solchen „normalen“ Seiten auch solche Beiträge, die älter als sieben Tage sind), es sei denn, den Herren Ministerpräsidenten hat es nur keiner gesagt.
Der beispielhaft genannte Podcast von „Der Tag“ sollte doch bei der Abklopfung auf gesellschaftliche Relevanz eigentlich kaum Probleme bekommen, ebenso die Panorama-Redaktion mit ihren z.T. uralten Filmbeiträgen. Es wird halt nur ein bürokratisches Brimborium sondersgleichen, das sich um jede pupige Sendungsseite abspielen muß.
Wer es besser weiß (und zwar profund, nicht als „ich habe es auf tippganzschnell.de gelesen“), der möge es kundtun.
Das, was unter besagte sieben Tage fällt, verdient auch noch eine nähere Betrachtung. Irgendwer (war es ZDF-Intendant Schächter?) führte in einer der zahllosen Diskussionen mal an, Google strecke schon die Finger nach recht wichtigen Sportrechten aus. Szenario: Irgendeine Sportveranstaltung guckt man künftig per IPTV auf Google TV, während der Öffi und der Kommi außen vor sind, beide (!) keine Rolle mehr spielen. Das ganze natürlich über Server in den USA, ohne das irgendwen eine gewisse BLM interessiert, die das lizenzieren will. Wurst-Käse-Szenario: Man könnte in Versuchung kommen, die geliebte deutsche Rundfunkregulierung auf dem Wege einer platten Internetzensur zu retten.
Aus der Richtung weht der Wind, und man kann nur hoffen, daß jetzt nicht die kleinen Internetangebote der Redaktionen abgewürgt werden, die noch richtigen Rundfunk machen, die ohnehin vom Aussterben bedroht sind (teils durch die Politik der eigenen Häuser).