Russland setzt ARD unter Druck

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glühbirne

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Die russische Botschaft behauptet, dass die Berichterstattung der ARD über die Geiselnahme "verwerflich" gewesen sei
Die russische Botschaft in Berlin hat deshalb scharfe Kritik an der ARD geübt und mit "weitreichenden Konsequenzen" für das ARD-Studio in Moskau gedroht. Die Berichterstattung über die Moskauer Geiselnahme sei "recht befangen" und "ungeheuerlich in der Wortwahl"

<a href="http://www.wdr.de/themen/_images_/images/2/politik/international/russland_ard/brief.pdf?rubrikenstyle=politik" target="_blank">http://www.wdr.de/themen/_images_/images/2/politik/international/russland_ard/brief.pdf?rubrikenstyle=politik</a>

Habt ihr auch das Gefühl, dass die ARD im Hörfunk oder Fernsehen schlechte Berichterstattung geliefert hat?
 
Ich find nur, dass ARD & der gesamte Anhang, die sich ja für den absoluten Berichterstattungs-Gott halten, auch keine Bessere als die Privaten machen.
Greetz,
Stinger
 
Ist es überhaupt ernstnehmbar, wenn die Russen sich beschweren? Soweit ich weiß, ist für die alles verwerflich, aus dem nicht klar hervorgeht, dass die Regierung alles tut, was getan werden muss und alles gut wird, oder?

<small>[ 15-11-2002, 18:17: Beitrag editiert von KanalratteDennis ]</small>
 
Der Vorwurf lautet u.a., die ARD habe von "verzweifelten Banditen" gesprochen.

Darin klingt in der Tat ein Rechtfertigungsversuch mit, den ich für sehr zweifelhaft halte.
 
Also hier geht es nicht um privat/öffentlich-rechtloch, sondern um Pressefreiheit. Der Tenor der Berichterstattung war meines erachtens überall gleich, auch wenn natürlich die privaten das sensationeller aufbereiten. Doch immer wurde die Geiselnahme mit der Situation in Tschetschenien in Verbindung gebracht, so dass man in jedem Fall auf eine russische Mitverantwortung schließen kann.

Außerdem hat es in den westlichen Medien, insbesondere in Deutschland, heftige Kritik an der Durchführung des Einsatzes der russischen Sicherheitskräfte bei der Befreiung der Geiseln gegeben.

Da die ARD sozusagen das "Flaggschiff" der deutschen Berichterstattung in Moskau ist (mit dem größten Team, den besten lokalen Kontakten etc.) hat es halt die ARD getroffen. Damit haben sich Verantwortlichen halt einen Sündenbock gesucht, um nicht mit einer Breitseite gegen alle westlichen, kritischen Medien zu offensichtlich vorzugehen.

Das russische Presserechht soll jetzt ja sehr verschärft werden, der russische Staat hat Einfluss auf das gesamte russische TV-Radio-System. Kritische Berichterstattung kann aber über die ausländischen Sender auch in Russland gesehen werden.

Mit der Attacke gegen die ARD spricht der russische Staat letztendlich eine Warnung aus, die von allen wesltlichen Korrespondenten behrezigt werden soll. Hier ist Solidarität angesagt und nicht kleinkarierte Häme. Die Situation der Pressefreiheit in Russland verschlechtert sich immer weiter und fällt derzeit wieder hinter das Niveau zurück, das durch Gorbatschows "Glasnost"-Politik immerhin erreicht wurde.

In Moskau gibt es zur Zeit eine einzige Radiostation, welche politisch aktiv und unabhängig berichtet, Radio Ekho Moskwa. Man darf gespannt sein, wie lange noch.
 
Echo Radio war auch die einzige Station, die während des Putschversuchs gegen Gorbatschow informiert hat. Sämtliche "westlichen" Sender (meist in französischem Besitz) - allen voran Europa plus - haben schon im vorauseilenden Gehorsam geschwiegen.

In dieser Situation sollte jeder einigermaßen vernünftige Mensch klar hinter der ARD stehen.
 
Das sehe ich auch so!
Russland hat es ja außerdem mit der gleichen Masche geschafft den russischen Sender NTV in der Pressefreiheit zu unterdrücken.
Mir Erfolg!
Das nun die ARD dran glauben muss, find ich ein Ding. Wahrscheinlich hat der Botschafter nicht gewusst, was dies für ein Apperat ist, denn er hier bezweifelt...
Mit einem Ausschluss der Redaktion aus Moskau würde das Ansehen von Putin/Russland entgültigt dahin sein!
Aber egal: Denn die Partei hat immer recht, nicht wahr?! ;)
 
mit verlaub: ich habe auch einige berichte im ard-fernsehprogramm zur moskauer geiselnahme gesehen und habe mich doch sehr gefragt, ob man bei der ard noch im kalten-kriegs-denken verharrt.

natürlich gibt es pressefreiheit, und diese sollten auch die russen akzeptieren, und nicht die beleidigte leberwurst spielen.

aber es gibt auch eine angemessene oder eine unangemessene berichterstattung. und die des ard-fernsehens war unangemessen, man hatte teilweise den eindruck, nicht die tschetschenischen geiselnehmer sind die verbrecher, sondern die russischen spezialkräfte.

ich vermute, daß man die amerikaner in einer ähnlichen situation nicht so hart angepackt hätte, aber die sind ja auch unsere "freunde", und der russe ist im zweifelsfall immernoch der böse.

die wut der russischen regierung kann ich nachvollziehen, die reaktion hingegen nicht.
 
Nun habe ich nicht gesehen, wie das - ja, sie haben es doch sicher "Geiseldrama" genannt? - so bei Wickert & Co. verkauft wurden (hatten die Graphiker denn wenigstens eine prägnante CI entworfen?), dafür kann ich mich aber noch dessen entsinnen, was bei Advent, Advent, der Fernsehturm brennt abging. Mit Verlaub: Das mit dem kalten Krieg ist leider nicht von vornherein von der Hand zu weisen. Man ist offensichtlich schon länger über diesen gewissen Grundton der deutschen Fernsehberichte verstimmt; wer gelegentlich Moskau chört bekommt da einige Stimmungsbilder.

Das Problem dabei ist, daß sich die Kollegen vom WDR selber ins Knie schießen, weil berechtigte Kritik dadurch wenig glaubwürdig angebracht werden kann.

Und in diesem Zusammenhang sind dann halt auch diese scharfen Töne aus Mockba zu sehen.
 
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