SARS – Panikmache?

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wurstsalat

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Guten Tag!

Da momentan permanent SARS-Meldungen on air gehen, wollte ich mal folgenden Artikel aus der "ZEIT" zur Diskussion stellen.
Mal abgesehen von eventueller Meldungs-Not: kann es sein, dass teilweise übertrieben wird?
Zu viel Präsenz, aus der Angst bei der Bevölkerung resultieren könnte?
Ich finde, es könnten weniger Meldungen sein. Was meint Ihr?

Hier kommt die Bett-Lektüre:

Virus

Unheimliche Keime

Die Lungenkrankheit SARS infiziert Mensch und Börse, ist aber nur selten tödlich

Von Hans Schuh

Ein Virus geht um die Welt. Und verursacht ein filmreifes Medizindrama mit vielen Toten und Schäden bis hin zum drohenden Börsencrash.

Der Ursprung des Erregers bleibt unbekannt. Aber das Umfeld, dem er vermutlich entsprang, ist verrucht: Südchina, eine klassische Brutstätte tödlicher Seuchen. Dort leben Mensch und Tier extrem dicht beieinander. Hier wird alles verspeist, was Muskeln und Schleimhäute hat. Leicht wechseln Mikroben von einer Art zur anderen. Das erfordert Anpassung an neue Wirte. So entstehen mutierte Viren – und neue Seuchen.

Drehbuchhaft zeigt sich nun, wie rasch Mikroben den Erdball erobern. Denn ihr Wirt, der Mensch, ist hoch mobil. Ein Geschäftsmann schleppt den Keim zunächst nach Hanoi. Sein Leiden verläuft seltsam, der italienische Arzt Carlo Urbani wird stutzig. Er arbeitet in Hanoi und warnt als Erster vor der neuen Gefahr, der Lungenkrankheit SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom).

Urbani bezahlte seine Entdeckung mit dem Leben, er starb Ende März an SARS. Der jüngste Held der Medizingeschichte hatte bereits den höchsten Ruhm gestreift. Er war 1999 in Oslo, als der Friedensnobelpreis an Ärzte ohne Grenzen ging. Damals vertrat Urbani deren italienische Sektion.

Seine hellsichtige Warnung schockt nun die ganze Welt, es grassiert die Angst vor SARS. Täglich steigt die Zahl der Infizierten, Tausende stehen unter Quarantäne. Krankenhäuser und Schulen bleiben geschlossen, in Hongkong und Singapur gehören Atemmasken zum Straßenbild. Das Fernsehen zeigt ganze Wohnblöcke, die unter Quaratäne stehen – und Asien-Touristen, die auf Isolierstationen von vermummten Gestalten versorgt werden. Das sind Szenen, wie man sie nach einer Attacke mit Biowaffen erwartet, bei einer Pocken- oder Ebolaepidemie. Wie in Outbreak.

Solch kollektiver Alarm ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sorgt er zu Recht dafür, dass Ahnungslose kaum mehr ihre Angehörigen anstecken. Wer mit Fieber und Husten aus einem SARS-Gebiet einreist, wird gleich zum Arzt gehen. Oder er riskiert die Zwangseinweisung in die Isolierstation. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Kein Europäer oder Amerikaner muss sich derzeit zu Hause Sorgen machen. Überdies verläuft SARS selten tödlich: in etwa fünf Prozent der Fälle.

Andererseits droht bereits eine andere Gefahr – eine neue Wirtschaftskrise in Südostasien. Wenn schon die Rolling Stones und die Stoibers Hongkong und Singapur meiden, werden Touristen nicht mutiger sein. So sind die Börsenkurse der Airlines und Hotelketten unter mörderischen Druck geraten. Und schon prophezeien manche Analysten der ohnehin labilen Region eine tiefe Rezession. Das könnte die weltweite Abwärtsspirale noch beschleunigen.

Bei nüchterner Betrachtung aber erweist sich die Gefahr einer SARS-Infektion als gering. Ansteckend ist vor allem die Angst vor unbekannten Keimen; diese macht den Experten auch mit Blick auf allfällige Biowaffen-Szenarien zu schaffen. Wer nicht nach Südchina reist oder Krankenhäuser in Toronto, Hongkong und Singapur besucht, riskiert kaum eine Ansteckung. Infiziert haben sich bisher vorwiegend medizinisches Personal in Krankenhäusern und Angehörige von akut Erkrankten. Ein Virus, das nach einigen Monaten 60 Todesopfer gefordert hat, ist zwar ernsthaft zu bekämpfen, aber weder besonders ansteckend noch brandgefährlich. Deshalb gilt es, die Relationen im Auge zu behalten: Jede Grippewelle fordert viel schneller wesentlich mehr Opfer, verunsichert aber nicht so viele Menschen wie die Lungenseuche SARS, die zurzeit hauptsächlich medial verbreitet wird.

Soll man die SARS-Länder meiden? Die dortigen Quarantänegebiete auf jeden Fall. Wer aber ganze Länder in Bann schlagen will, müsste demnächst auch Deutschland sperren, wenn gerade wieder eine Grippewelle anrollt.

(c) DIE ZEIT 15/2003
 
morgen wird peking abgeriegelt, nächste woche berlin. war letztens auf ner pk mit nem seuchenexperten: "alles im griff" hat er gesagt und geschwitzt. es war nicht besonders warm in dem raum
 
und ab jetzt sagen wir nicht mehr s-a-r-s sondern als ein wort sars (zdf heute nacht grad eben). so wars bei aids auch... von dieser seuche werden wir noch ne menge hören
 
SARS SARS SARS SARS SARS SARS....

Das dauert jetzt noch zwei, drei Wochen, dann wird es wieder aus den Medien verschwunden sein. So geht es mit allem, so war es auch mit BSE.
 
Also jetzt mal langsam. Ich hab ja die genaue Zahl der SARS-Toten nicht im Kopf, aber so viele waren das auch wieder nicht. Wenn man bedenkt, daß jedes Jahr tausende von Menschen an der Grippe sterben! Daraus wird keine Panik gemacht. Man wird sogar schief angeschaut, wenn man sich mit Grippe krank meldet und zu Hause im Bett bleibt.
 
Naja, knapp 300 Tote in dem recht kurzen Zeitraum sind soo wenig nun auch nicht. Allerdings auch kein Grund zur Panikmache, zumal die Krankheit ja anscheinend behandelbar ist und die Mortalitätsrate lediglich bei rund 5% liegt - da ist Rauchen gefährlicher.

Leider leistet die chinesische Regierung mit ihrem Vorgehen (erst Leugnen, dann Überreaktion) der allgemeinen Panik reichlich Vorschub. Und daß Journalisten dazu neigen, Themen noch zusätzlich aufzubauschen, ist ja auch nicht ganz neu.

Fazit: Sicherlich nicht alles, aber ein Gutteil Panikmache.

@ newsnews: Im englischen Sprachraum ist schon immer von "Sars" und nicht von "S.A.R.S." die Rede.
 
dazu eine kleine Meldung von heute (24.04)

Köln (AP) Die Kindersterblichkeit durch Malaria hat in vielen Regionen der Welt stark zugenommen. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, und der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben an der Tropenkrankheit allein in Afrika täglich durchschnittlich 3.000 Kinder. Der Kontinent sei der bei weitem am schlimmsten von Malaria betroffene Erdteil. Zu diesen alarmierenden Ergebnissen kommt der erste umfassende Bericht zu Malaria in Afrika, wie Unicef am Donnerstag in Köln mitteilte.

TÄGLICH 3000 Kinder! keine Ahnung, warum die wegen so ein bischen SARS so eine Panik machen...
 
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