Schallarchive der großen Radios

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Steiberg: Ja die Daten liegen evtl. !!! digital vor.
Alte Platten zu vernichten ist meines Erachtens schon ein Frevel. Man stelle sich vor, Bibliotheken würden ihre Bücher einscannen und danach dem Reißwolf oder dem Feuer übergeben. Solche Platten haben ideellen Wert und es gibt mit Sicherheit eine Möglichkeit, sie denen zugänglich zu machen bzw. zu übereignen, die sich darüber freuen würden! Und sei es durch einen vom Sender organisierten Flohmarkt, den man gleichzeitig als Off-Air-Event vermarkten kann und doppelt Kapital draus schlagen kann.
 
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Erst vor wenigen Tagen wurde ich bei meinem Arbeitgeber (bekannte ARD-Anstalt)
Was denn - hat die ARD neben ihren ganzen clandestinen Beteiligungen ("Focus" letzte Woche) etwa auch noch unbekannte Anstalten? Was wird noch alles ans Licht kommen? :p
 
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BlueScorpio1963 schrieb:
Dabei wurde uns auch der Zugriff auf die Musikdatenbank gezeigt. Und klar - ich nutzte die Zeit auch, um ein wenig herumzustöbern. Von dem Zeugs, für das ich vor 20 oder 25 Jahren mein Geld in den Plattenladen getragen habe, gibt es dort kaum etwas. Schön, das mag an meinem damaligen Musikgeschmack liegen, aber jedenfalls ist so ein Archiv weit davon entfernt, komplett zu sein. B-Seiten von Singles findet man dort sicherlich erst recht nicht.

Hattest Du wirklich Zugriff auf das komplette Schallarchiv oder "nur" auf so eine "Sub-Datenbank" mit den radiotauglichen Titeln? Ich hab' hier in "meinem" Schallarchiv neulich mal nach "Volare" gesucht und bei 15 Versionen hab' ich die SUche dann abgebrochen. Ich hatte den Eidnruck, dass da wirklich fast alles drin ist...
 
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Wie viele Versionen? Von einem einzigen Titel? Und alles von MEINER Gebühr bezahlt! Das braucht doch keiner! Verschwendung! Ruft den Rechnungshof an: 0 800 eintausend zweitausend dreitausend. Nieder mit den Gebührenverächtern! Was sich nicht rechnet, wird nicht gebraucht! Was nicht gebraucht wird, kann sich nicht rechnen! Erstattet mir meine Rundfunkgebühr! :D:D:D

.


So'n bisschen neoliberale Kulturkurzsichtigkeit muss schon mal sein dürfen :D:D:D. Aber es war ja Drittklassiges Viertklassiger. db
 
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Sachsenradio2 schrieb:
Alte Platten zu vernichten ist meines Erachtens schon ein Frevel. Man stelle sich vor, Bibliotheken würden ihre Bücher einscannen und danach dem Reißwolf oder dem Feuer übergeben.

@ Sachsenradio
Bibliotheken speichern tatsächlich immer mehr Contents digital und halten das Archiv möglichst klein. Bei neuen Publikationen kein Thema. Je älter die Sachen, desto größer ist allerdings die Sorgfalt. Die werden auf Mikrofilm gebannt, wenn überhaupt noch der Öffentlichkeit zugänglich, dann mit strengem Kopierverbot (-> Papierfraß).
Bei Tonträgern: Also, mir macht es schon Bauchschmerzen, wenn Sachen nur noch digitalisiert archiviert werden. Es geht ja nicht nur um den Inhalt. Jedes Speichermedium hat seinen spezifischen Klang. Von Aura will ich gar nicht reden. In memoriam Walter Benjamin. Aber für diese Feinheiten ist heute wohl kein Platz mehr.
Gruß postit
 
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Bibliotheken speichern digital, ja. Aber meines Wissens deshalb, um die Bücher zu schonen. Deshalb werden doch keine Bücher weggeschmissen.
 
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@Sachsenradio
Also, Bibs selektieren schon ... aber das "Unwerte" kannst du mehr oder weniger billig in Antiquariaten erwerben (... habe schon ein paar schöne Schnäppchen getätigt ...) Aber, prinzipiell, wir verstehen uns schon. ;)
Gruß postit
 
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@Steinberg

Die in den 70ern einige tausend Kilo vernichteten Schellack-Platten wurden damals mit Sicherheit nicht digitalisiert. Das gabs noch nicht ! Es gibt von einigen Titeln Band-Umschnitte, aber das ist nur winziger Bruchteil.
Es wurden also massenhaft Aufnahmen, die nicht kopiert wurden, tatsächlich vernichtet !
Ich habe außerdem die Probe aufs Exempel gemacht. Man kann sich für 10,90 Euro beim ORF Kopien von Archiv - Musiktiteln auf CD machen lassen ( ähnlich wie beim DRA - Deutsches Rundfunkarchiv).

Ich habe da einige Titel bestellt und keiner war mehr im Archiv.
Nur 3 Beispiele: Bill Kennedy - Suddenly,
Ray Stephens - The Minority,
Aurelio Fierro - Tic a Tee, Tic a Tay

Diese Titel wurden nachweislich in den Sechziger Jahren im Radio gespielt und sind jetzt im Archiv aber nicht mehr vorhanden !!

( Die junge Dame am ORF- Telefon, die in den Archivcomputer reingeschaut hat, kannte diese Titel natürlich selbst überhaupt nicht und sagte freundlich:
"Tut mir leid, da können wir Ihnen keine Kopie machen, diese Platten haben wir nicht !")
 
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Das ist alles ungeheuerlich !

Wo denn, wenn nicht in den Rundfunk-Archiven der großen ÖR- Anstalten sollten alle alten Tonaufnahmen zu finden sein ?

Da spielt es keine Rolle, ob etwas ein Hit war oder nicht. Da geht es einfach um unwiederbringliche historische Schall-Dokumente.

Eigentlich sind diese alten Archivmaterialien Gemeinbesitz ( so wie Kulturdenkmäler ) und sollten nicht der Willkür irgendwelcher heutiger Intendanten unterworfen sein. Eigentlich gehört sowas wie ein "Denkmalschutz" her für Schallaufzeichnungen, die mehr als 50 Jahre alt sind und außerdem sollten diese Schalldokumente auch den heutigen Privatradios zugänglich sein.
 
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Privatsender haben dazu prinzipiell auch Zugang zu solchen Titeln, denn das Rundfunkarchiv, an das sich der DLF wenden würde, ist nicht ausschließlich ör-Sendern zugänglich. Ob es sich bei viertklassigen Werken drittklassiger Künstler wirklich immer um "Kulturdenkmäler" handelt, wage ich zudem zu bezweifeln. Außerdem darf ja auch die Allgemeinheit mal was wegschmeißen. Ich frage mich in erster Linie, wonach beim Wegschmeißen entschieden wurde.
Das Argument, man dürfe die Dinger, weil Bemusterungsexemplare, nicht für Geld unters Volk bringen, halte ich für einigermaßen einfach. Nach einer gewissen Zeit, dann nämlich, wenn seitens der Plattenlabels einer Single kein gewinnbringender Marktwert mehr zugesprochen wird, werden auch diese Labels ganz freundlich und normal und erlauben oft die Veräußerung solcher Exemplare - ob für Geld oder nicht. Man kann Verträge zudem auch ändern bzw. ergänzen. Ob allerdings ein unendliches Abtelefonieren sämtlicher zT vermutlich längst dahingegangener Plattenlabels wirklich sinnvoll gewesen wäre, mag man auch bezweifeln dürfen.
Bleibt die Frage nach den Wegschmeißkriterien und welche Ideale schützenswert sind. db
 
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Jedenfalls Schellackplatten, die schon einmal 50 Jahre im Archiv waren, können nicht plötzlich den Wegwerf-Kriterien entsprechen !
Daß ich heute irgendwelchen CD-Schund schon mal gar nichts ins Archiv tue, ist das etwas anderes.
 
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Denise schrieb:
Das ist alles ungeheuerlich !

Wo denn, wenn nicht in den Rundfunk-Archiven der großen ÖR- Anstalten sollten alle alten Tonaufnahmen zu finden sein ?

Da spielt es keine Rolle, ob etwas ein Hit war oder nicht. Da geht es einfach um unwiederbringliche historische Schall-Dokumente.

Also ich werde mir nicht für Dich die größten Hits der 70er Jahre in der Panflötenversion in den Keller stellen ;)
 
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Ihr Lieben,

nicht umsonst gibt es eine Deutsche Bibliothek in Berlin (mittlerweile auch in Leipzig), die von allen Tonträgern, die in Deutschland veröffentlicht werden, ein Pflichtexemplar erhält und dieses archiviert.

Die Sender sind vom Gesetz her nicht verpflichtet, irgendwas zu archivieren, liebe Denise.
 
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Puhhh... gerettet!

Jeder gewerbliche oder nicht gewerbliche Verleger in der Bundesrepublik Deutschland ist verpflichtet, von seinen Veröffentlichungen zwei Pflichtexemplare kostenlos an Die Deutsche Bibliothek abzuliefern. Ablieferungspflichtig sind sowohl herkömmliche Veröffentlichungen in Papierform als auch Mikroformen, Tonträger und physisch verbreitete elektronische Publikationen (z. B. CD-ROM). Seit dem 1. Juli 1998 werden auch digitale Netzpublikationen gesammelt.

Benutzung des Deutschen Musikarchivs Berlin
Der Zugang zu den gewünschten Materialien erfolgt über folgende Kataloge:

Phonothekskatalog 1961 - 1969
Tonträgerkatalog 1972 - 1975
CD-ROM Musik (DNB-Musik), Musikalien und Tonträger 1976 ff
Karteien des ehemaligen Musikinformationszentrums des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR
Die Benutzung vor Ort wird ergänzt durch eine umfangreiche musikhistorische und -bibliografische Spezialbibliothek, die 35.000 Bände und 210 laufende Zeitschriften umfasst.

Ein Informationsdienst erteilt Auskunft über editorische, bibliografische und phonographische Fragen und vermittelt Kontakte zu verwandten in- und ausländischen Institutionen.


Im Tonstudio stehen historische und moderne Abspielgeräte zur Verfügung. Von Tonträgern, die nicht mehr im Handel erhältlich sind, können Umschnitte in Auftrag gegeben werden.

...ich glaub, da schau ich mal vorbei... und nimm gleich mal den Server samt Einspielstation mit und verbringe da einige nette....

Jahre.

CU BB
 
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Na sowas, hier ist ja einiges los gewesen. Ich war übrigens zwei Tage unterwegs, sozusagen im internetfreien Raum.

Zu der Frage nach zuverlässigen Quellen: Ich finde es reichlich albern, wenn hier User sofort ergänzen "ich weiß noch viiiel mehr, möchte es aber nicht sagen, und mein Informant will auch ungenannt bleiben". Dennoch war bzw. bin ich nun in der delikaten Situation, ein (offensichtlich ganz und gar nicht uninteressantes) Thema zur Diskussion stellen zu können, und trotzdem den Namen meines Gesprächspartners nicht mitzuliefern. Nur hatte ich eingangs keine Lust, darauf gesondert hinzuweisen.

Nochmal zur Klärung: Meinen Informationen nach handelt es sich bei den entsorgten Platten nur um Vinyl- und CD-Singles, die zugleich auf Longplayern vorhanden waren bzw. sind.

Schellackplatten sind im DLF, soweit ich weiß, nur in sehr marginalen Größenordnungen vorhanden, da die Anstalt erst 1960 gegründet wurde. Es existieren aber aus der Anfangszeit des Senders große Mengen an Bandumschnitten von Platten, die vor 1960 erschienen waren. Und das klingt für mich auch einleuchtend.

Vielen Dank für Eure Meinungen und Stellungnahmen.

Guess
 
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dira schrieb:
Es sind schon immer Tonträger weggeworfen worden. Bänder würden früher als Löschband wiederverwertet.
In welcher Größenordnung wurden und werden eigentlich Eigenproduktionen archiviert? Und wer entscheidet nach welchen Kriterien, was aufbewahrt und was gelöscht wird?
 
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Es gibt einerseits die Musikredakteuere, andererseits professionelle Archivare. Die genauen Kriterien kenne ich nicht, das ist sicher auch vom Wissen und Geschmack der Beteiligten abhängig.
 
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Wobei zu ergänzen ist, daß die vermeintliche Professionalität der Archivare von den Musikredakteuren mitunter nicht so schrecklich hoch angesehen wird. Ich denke dabei nur an die Fälle, in denen von Archivaren immer wieder blindlings die neuesten Tonträger für Oldiesendungen herausgegeben wurden, was wegen der dann auf den Sender gebrachten Rerecordings für Verdruß bei Hörern sorgte (kennt jemand die neuen Versionen von Down In The Boondocks, Unchained Melody oder Cara Mia ?!). Letztendlich überspielte sich der betreffende Redakteur für seine Sendungen das alte Vinyl "rerecordingträchtiger" Titeln auf CD, um der Problematik zu entgehen...
 
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Liebe Leute,

das echte "Langzeit-Archivieren" von Uralt-Tonträgern ist nun mal nicht das Tagesgeschäft eines ÖR Senders. Es gibt andere Institutionen (bei Euch in Deutschland ist es z.B. das Deutsche Runfunkarchiv http://www.dra.de/), die genau diese Aufgabe übernehmen.
Warum sollte sich ein ÖR-Sender die B-Seite einer niemals gesendeten Eintagsfliege aufheben, digitalisieren, nachbearbeiten, In-/Out-Marks setzen, verwalten?

Ich bin selbst Vinyl-Sammler und STOLZ DARAUF, Platten in meinem Fundus zu haben, die ich im ÖR-Programm niemals hören werde (aber gegen Einwurf grosser Scheine lasse ich gerne mit mir reden...).
 
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@ coolbrother

Zwischen "Tagesgeschäft des Archivierens von Uralt-Tonträgern" und Kritiklosem Vernichten eines gesamten Schellack-Platten-Archives ist wohl doch noch ein Unterschied !

Außerdem: Es wäre nicht das erste Mal, daß eine damals erfolglose musikalische Eintagsfliege wieder aufgegriffen wird und nach Neubearbeitung ein Hit wird.
Eine Musikerin erzählte mir auch, daß es sogar professionelle Notenschreiber gibt, die durch Anhören von Uralt-Platten die Arrangements und Noten neu schreiben, weil die Noten selbst verschollen sind.

Oder liegt es im Interesse der Musikindustrie, daß verräterische alte Aufnahmen gänzlich von der Bildfläche verschwinden ?
Es gibt da in privaten Händen Uralt-Grammophonplatten, die verdammt ähnlich bestimmten heutigen "Hits" sind. Nicht nur DJ- Ötzi bedient sich alter Platten und gibt diese - mit heutigem Sound neu aufgenommen - als neuen Ötzi - Hit aus.
Auch für Julio Iglesias wäre es nicht gut, wenn man Platten von Tito Skipa aus den Dreissiger Jahren spielen würde und man dann draufkommen würde, daß das Lied ja gar nicht neu ist.
Ein ehemaliger Mitarbeiter einer inzwischen aufgekaufte Plattenfirma ( Polydor ) erzählte mir, daß es solche Praktiken gibt, daß man alte Tonträger aus Marketing-technischen Gründen unter Verschluß hält oder gar vernichtet.

Wer Uralt-Tonträger vernichtet, handelt vor der Geschichte genauso verantwortungslos wie ein Zerstörer eines historischen Buches oder eines Gemäldes.
Wenn man diese nicht mehr braucht oder eben kein eigenes Archiv unterhält, dann sollte man diese Grammophonplatten wenigstens den Phonomuseen zur Verfügung stellen.
 
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Nein, Denise. Man sollte diese Platten nicht den Phonomuseen, sondern -wie erwähnt- der Deutschen Musikbibliothek als zentrale Sammelstelle zur Verfügung stellen.

Dieser Thread wird langsam albern.
 
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Liebe Denise - für Verschwörungstheorien schreib doch lieber ne PN an Tom 2000 - der freut sich drüber.
und, was dein geschichtliches Verantwortungs-Bewußtsein angeht... trink mal ne Tasse Tee, das entspannt.
 
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Liebe Denise,
bei genauem Durchlesen des Threads wird Dir dank Guess' Ergänzungen nicht entgangen sein, dass das DLF-Magazin schön darauf geachtet hat, dass trotz der Wegschmeiß-Attacke kein Titel unwiederbringlich verloren ist.
Bzgl. des Massenaufräumens des ORF ist nach wie vor völlig offen, ob diese Titel an sich nicht mehr existieren oder ob sie beim ORF nicht mehr vorhanden sind, was ein gravierender Unterschied ist.
So lange das nicht geklärt ist, schließe ich mich Steinberg an. Tee tut gut. db
 
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