AW: Schalt-Report DAB
@huber:
Ja, das muss man sagen, DAB wurde in Südtirol wirklich mustergültig eingeführt, da hat die RAS einen tollen Job gemacht. Mit 3 Paketen hat man auch endlich mal eine vernünftige Programmauswahl, nicht so wie hier in Deutschland, wo es meist nur 1 Paket gibt.
Wenn man dort zwischen UKW und DAB vergleicht, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Selbst die RAI- und RAS-Programme, die ja eigentlich eine recht gute UKW-Versorgung haben, gehen vielerorts nur verzerrt und zischelnd. DAB geht zumindest outdoor in fast ganz Südtirol prima. Faszinierend finde ich auch die Reichweite des Tirol-Pakets des ORF. Da ist ja außer 1kW Patscherkofel nur noch der 250-W-Sender Seegrube in Betrieb (für Innsbruck-Stadt), aber das Paket empfängt man ab kurz vor Kufstein bis zum Brenner. Auf dieser Strecke fährt man an vielen vielen UKW-Füllsendern vorbei. Also in solch gebirgigen Regionen zeigt DAB, was es kann.
Allerdings hat DAB halt nach wie vor seine Probleme. Zu wenig Kapazitäten, damit zu geringe Datenraten (128kbps hat für mich nichts mehr mit CD-naher Qualität zu tun, das klingt für mich auch deutlich schlechter als UKW), und irgendwie nach wie vor keine Zukunftssicherheit. Wenn ich mir ansehe, dass ja irgendwann noch DRM kommen wird, später dann noch die Adaption DRM+ im heutigen UKW-Bereich, von DAB wird es dann ja auch nochmal eine 2.Version mit AAC als Audiocodec (DABv2) geben, und DVB-T/H können prinzipiell auch Hörfunk abstrahlen, wobei sich DVB-H anscheinend als relativ gut tauglich gezeigt hat im Gegensatz zu DVB-T, dann weiß ich halt nicht, wie lange ich mit heutigen DAB-Geräten eine Freude haben werde.
In all dem Normenwirrwarr muss sich v.a. auf Empfängerseite noch bisschen was tun (Kombigeräte, Software Defined Radio usw.), damit ich nicht alle 5 Jahre meine Geräte wieder wegwerfen kann. Von medienpolitischer Seite erwarte ich mir nicht mehr, dass sich alle Länder auf einen Standard verständigen werden. Dafür sind aber auch die Ansprüche zu unterschiedlich.
DAB ist nicht für alle Anforderungen passend: wenn es darum geht, eher ländliche Regionen mit einem einzigen Lokalradio zu versorgen, passt einfach die viel zu große Paketstruktur nicht mehr. Dann ist ein schmalbandiges System wie später mal DRM+ einfach deutlich geeigneter. Umgekehrt können die Pakete für Großstädte nicht groß genug sein. In Berlin z.B. macht dann eben Hörfunk über DVB-T und ganz besonders über DVB-H wirklich Sinn. 30-40 Programme in einem Aufwasch (1 Riesenpaket, für alle die gleiche Abdeckung), das ist eine feine Sache.
Ein sehr interessanter Artikel zum Thema DAB/DRM+/DVB-H ist übrigens hier zu finden:
http://www.digitalradiotech.co.uk/economic_analysis_of_dab_dvbh_drmplus.htm