Schlampig gemachtes Radio

Nun ist "Psychoakustik" numal etwas, das für jeden Menschen ganz individuell anders gut oder schlecht wirkt. Deshalb folgende Aussagen nur meine Person betreffend.

Die beiden von @Grasdackel eingestellten Beispiele sind für mich hochgradig unterschiedlich schlecht oder weniger schlecht. Das Beispiel mit der Sprecherin geht ja noch so leidlich. Die deutliche Kompression und Nahbesprechung (oder ist das nur Nahbesprechung?) wirkt auf mich penetrant, verdeckt aber dieses abscheuliche Gerassel. Bei dem Beispiel mit Sprecher steht das Gerassel und Gefauche völlig frei und wirkt hochgradig ätzend.

Was der RBB auf Radio Eins bis vor kurzem mit 128 kbps abgesondert hat, klang aber oft noch viel, viel grauenvoller. Inzwischen findet man da aber - oh Wunder - auch 160 kbps oder gar 192 kbps in Files zum Nachhören. Die sind immer noch grauenvoll - aber nun im Wesentlichen durch das abartige Processing limitiert.

Einer Kulturwelle "würdig" ist das Gerassel, das SR2 da anbietet, aber trotzdem nicht. "Lame 3.98" meldet übrigens der Header - ist das in irgendeiner aktuellen ARD-üblichen Redaktionssoftware integriert? Oder ist das autark nachträglich erstellt worden, eventuell mit Freeware? Von "nicht-Audiomenschen" natürlich? Also von Menschen der Gruppe, die 2009 noch zum Zweittest der AAC-Datenreduktionsstufen des neu einzuführenden DAB+ strapaziert wurden, nachdem der Test mit EBU-Audio-Professionals vernichtende Resultate brachte?

EBU - BPN 094 - listening test DAB MP2 - AAC.png

Nur die "non-experts" konnten DAB+ noch retten - ich habe heute meist den Eindruck, ihr Voting diente dann der Festsetzung der Datenraten.

Aber ich schweife ab.

Ich habe nun selbst ein paar Beispiele recodiert aus vorhandenen besseren Fassungen diverser Produktionen und konnte wieder einmal staunen, wie hochgradig unterschiedlich das Resultat klingt. Es hängt halt sehr vom Ausgangsmaterial ab und kann dadurch auch innerhalb eines Features von Szene zu Szene anders schlimm sein. Als Quelle dienten dabei sowohl Studiofassungen mit 384 kbps MPEG 1 Layer II als auch der ARD-Hörfunktransponder mit 320 kbps Layer II als auch Podcasts, die vom BR vorbildlich in 224 kbps MP3 bereitgestellt wurden.

Codec bei mir: Lame 3.93.1 von 2002. Für mich bei 192 kbps der beste - die danach waren nur deutlich langsamer (ok, auf heutigen Rechnern kein Thema mehr), aber brachten bis auf einen, der völlig identisch war, immer schlechtere Ergebnisse. Tiefpunkt war Lame 3.97 - doch da kenne ich auch Files, die 3.97 im Header stehen haben, aber nicht schlecht sind. Mit welchen Parametern die eingedampft wurden, konnte ich nie wirklich herausfinden. 3.98 war wieder etwas besser als 3.97, für mich aber noch deutlich schlechter als 3.93.1. Und dann habe ich einfach nicht weiter evaluiert - nen alten Baum versetzt man nicht mehr, ich bleibe beim 3.93.1er.

Hier also selbiger mit 128 kbps joint stereo gegen das jeweilige Original und gegen einen aus Neugier mal mit drauf angesetzten Fraunhofer AAC-Codec mit ebenfalls 128 kbps LC-AAC. Mir ist natürlich bewusst, dass AAC nach wie vor heikel ist wegen der Endgerätekompatibilität. MP3 spielen letztlich alle, AAC teils aber nur mit Störungen. Was der MDR beispielsweise mit AAC macht, knackt und stockt bei mir im Winamp.

MDR Figaro nahm ich noch außer Konkurrenz hinzu. Da wurden 128 kbps MP3 stereo genommen - vergleichbar SR2, aber anderer Codec. Eine bessere Quelle habe ich leider nicht.

https://we.tl/t-MmtACU5e3F

Ganz übel ist für mich beispielsweise das MP3-Resultat bei der Sprecherin, die zur Einführung in "Die Quellen sprechen" zu hören ist.
 
Samma Kinder (sorry!), findet Ihr nicht, daß das Thema „schlecht gemachtes Radio“ mehr auf Inhalte abzielt als auf ein paar Bit mehr oder weniger?
 
Für mich gehört das zusammen. Ich lasse mir auch keine Hauptspeise vom Fünf-Sterne-Koch in einem Nachttopf servieren.

Kulturwellen haben auf allen Verbreitungswegen (dazu gehört auch der, dem angeblich die Zukunft gehört, also der IP-Weg in Form von Livestream, Loop-Streams und Podcasts) eine dem Inhalt und der Zielgruppe angemessene Qualität zu bieten. Und da sieht es bei der ARD sehr übel aus. Außer WDR 3 und SWR 2 bietet kein Kulturprogramm angemessene Streamqualität. Und WDR 3 hat schon von 320 auf 256 kbps MP3 reduziert!

Wenn der Hörfunktransponder in der bisherigen Form verschwindet, bleibt nur noch der Stream für den Blick über den Tellerrand der regional zuständigen Kulturwelle und regional künftig DAB+, oft auch in schäbiger Mager-Bitrate. Dann kann mans auch bleiben lassen.

Und für die Lügen bezüglich der Qualität von DAB+ in üblicher Darreichungsform müsste es eigentlich Abmahnungen der Verbraucherzentralen hageln. Hier erfolgt eine systematische Vernichtung der hochwertigen UKW-Audioqualität, die es seit den 1960er Jahren verlässlich gab. Aber was will man in einer Masse-statt-Klasse-Gesellschaft auch anderes erwarten als den billigstmöglichen Dreck, den die Masse noch frisst?
 
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Der arme Saarlorluxländische Rundspruch hat eben kein Geld. Deshalb ist das Jugendradio auch nur so ein halbes Jugendradio. Und der Nachrichtendudler so ein halber Nachrichtendudler.

Wenn die großen Krähen SWR, NDR, WDR, BR vom Futterplatz weggeflogen sind, bleibt für die kleine Blaumeise aus dem Saarland eben nur noch wenig übrig. Das sind dann meist die Restkrümel.

Sollen sie doch SR 2 einstellen (würde das wer vermissen?) und das (wirklich gute) SWR2 draufschalten. Das wäre eine Bereicherung. SWR 2 ist zusammen mit Bayern 2 und hr2 eine Bastion des guten Einschaltradios. Was würde in diesem Falle verloren gehen? Gibt es da bei SR 2 irgendwas was es bei SWR 2 nicht gibt?
Die Saarbrücker übernehmen doch sowieso schon zu riesigen Teilen SWR2 (wenn sie denn mal nicht gerade WDR3 oder irgendwas von den DLRadios durchschleifen). Seit der "Durchformatierung" 2014 kann man dieses Programm bzw. das was davon noch übrig ist, doch weitgehend vergessen.
 
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Samma Kinder (sorry!), findet Ihr nicht, daß das Thema „schlecht gemachtes Radio“ mehr auf Inhalte abzielt als auf ein paar Bit mehr oder weniger?

Das eine schließt das andere nicht aus, aber natürlich kann man auch über eine schlechte Klangqualität weghören wenn der Inhalt ansprechend ist. Warum überträgt man eigentlich nicht die Radiostreams aus dem Hörfunktransponder vom Satelliten direkt ins Internet?
 
@Südfunk 3 : Qualität von Inhalt und technischer Verbreitung sollten Hand in Hand gehen und beides möglichst hoch sein.
Den ganzen inhaltlich unterirdisch schlechten Mist, den sie ins Fernsehen kübeln, müssen sie doch auch unbedingt in HD anbieten, obwohl man ihn noch nicht mal in SD sehen möchte.
 
den billigstmöglichen Dreck, den die Masse noch frisst?
Doch darf man sehr wohl. Dass was hochwertig klingt merken die doch nicht einmal also kann sich auch niemand beschweren. Abgesehen davon sind solche Beschwerden eh realitätsfern. Als ob sich jemand, der schlechte Qualität gewohnt ist, über gute Qualität beschwert? :wow:
 
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Warum überträgt man eigentlich nicht die Radiostreams aus dem Hörfunktransponder vom Satelliten direkt ins Internet?
Layer-II-Streams sind arg ungewöhnlich und dürften zu einigen Problemen mit Endgeräten führen. Ein Recoding der Astra-Streams in 128er Webstreams hat es aber zumindest mal gegeben, ich glaube beim RBB. Lief wohl über einen externen Dienstleister, der sich eben gleich so bediente. Ob das noch gemacht wird, weiß ich nicht.

Sinnvoll ist es wegen des Recodings schon nicht. Man kann ja gleich im Schaltraum abgreifen und in MP3 codieren. Für die Popwellen wären 192 kbps gut, für die Kulturwellen 256 kbps MP3. 320 kbps sind natürlich noch feiner, aber bei gutem Codec übertrieben. Die erhöhte Datenrate bei den Kulturwellen würde ja sogar durch die geringeren Nutzerzahlen ausgeglichen...

Als ob sich jemand, der schlechte Qualität gewohnt ist, über gute Qualität beschwert?
Das gibt es doch auch.

Dann ist hochwertiges Essen "fad", dann beschweren sich Mütter, weil in der Schule ein Bio-Caterer die Mittagsversorgung übernommen hat und dem Junkfood-gewöhnten Kind nichts schmeckt - und dann fehlt der "Druck", wenn kein Optimod-Gleichstrom mit voll aufgedrehtem Pseudo-Bass im Radio wummert.
 
Ich meine. Ne Verbesserung würde man in dem Fall doch gar nicht hören. Das ist der Schuh der draus wird. Mit Junkfood vs High End Food kannst das nicht vergleichen hier sind die Unterschiede klar schmeckbar auch andersherum vom High End zum Junk. Klangqualität die besser ist kann aber bei kaputten Ohren nicht von der unterschieden werden die hochwertig ist. Oder hörst du etwa auf dem billigsten Brüllwürfelradio einen Unterschied zwischen 72kbps und 128kbps wenn du nicht gerade Goldohren hast ? Das wäre in etwa vergleichbar.
 
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Mit "Brüllwürfelradio" habe ich es tatsächlich noch nicht über die eingebauten Lautsprecher versucht. Aber mit Kopfhörer am Brüllwürfelradio höre ich auch noch bei DLF Kultur (112 kbps brutto HE-AAC) noch störende Effekte der Spektralbandreplikation. Es klingt bei Sprache einfach widerlich.
 
Wenn der Hörfunktransponder in der bisherigen Form verschwindet, bleibt nur noch der Stream für den Blick über den Tellerrand der regional zuständigen Kulturwelle und regional künftig DAB+, oft auch in schäbiger Mager-Bitrate. Dann kann mans auch bleiben lassen.

Und für die Lügen bezüglich der Qualität von DAB+ in üblicher Darreichungsform müsste es eigentlich Abmahnungen der Verbraucherzentralen hageln. Hier erfolgt eine systematische Vernichtung der hochwertigen UKW-Audioqualität, die es seit den 1960er Jahren verlässlich gab. Aber was will man in einer Masse-statt-Klasse-Gesellschaft auch anderes erwarten als den billigstmöglichen Dreck, den die Masse noch frisst?

Ist zwar OT, ich muss es aber trotzdem noch mal ansprechen.
Diese Aussagen kann ich einfach überhaupt nicht teilen. Die NDR und WDR Sender über DAB+ beispielsweise klingen wirklich sehr gut, trotz der verhältnismäßig niedrigen Datenrate.
Guck euch doch nicht die Datenrate an, sondern lasst euer Ohr arbeiten und ich sage, dass ihr bei DAB+ kein/kaum Unterschied zu einer ordentlichen MP3 feststellt.
Immer dieses rumgejammere über die Bitraten...ich kann es nicht mehr hören. Das einzige, was ich deutlich merke ist der positive Klangunterschied zwischen DAB+ und UKW in meinem Auto. Da klingt DAB+ um Längen besser!
 
Ich schaue auf die Bitraten und lasse mein "Ohr arbeiten" - und höre bei HE-AAC Dinge, die sich nicht gehören und die ein ordentliches MP3 (192 kbps) nicht hat. Jemand nannte es mal "klingt wie Sprachsynthese". Andere nennen es "schabend". Es ist oft ein rauher Grundeindruck, da ist etwas kratzig verklirrt. Bei Stimmen kommt es dann zu einem ekligen Zischeln und bei Musik teilweise (hatte ich bei DLF Kultur) zu einem Effekt, bei dem ältere Titel klingen, als wären sie ohne Umsicht digital "remastered" worden. Ich kann damit nicht umgehen, sorry.

Im Kontrast dazu klang mein DAB-Hörversuch mit RBB Radio Eins (96 HE-AAC) vor einigen Jahren exakt (!) wie die 320 kbps vom Hörfunktransponder. Da war bei normalem Hören, auch im Wissen, was ich gerade höre, kein Unterschied feststellbar. Beides klang genau gleich beschissen. Hat da das legendäre RBB-Processing die Artefakte überdeckt?

Bayern 2 (ebenfalls 96 HE-AAC) ist bei Gesprächssendungen für mich wegen des gezischels nicht auszuhalten. Schaltet man um auf die Astra-Version, ists in Ordnung.

MDR Klassik (112 kbps LC-AAC mit 32 kHz) wiederum ist für mich ok, DLF Kultur mit 112 kbps HE-AAC ist für mich nicht ok. Ich schaue da also nicht nur auf die Bitraten.

Von ARD-Hörfunktechnikern weiß ich, dass sie den AAC-Codec nur im äußersten Notfall für interne Zuspielungen einsetzen und HE-AAC noch viel "ungerner". Das hat schon seine Gründe.
 
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ich sage, dass ihr bei DAB+ kein/kaum Unterschied zu einer ordentlichen MP3 feststellt.

Das kannst du gerne sagen, aber davon wird es auch nicht wahr. Ich kann auch sagen dass ein 1,52 großer Sportler ohne Hilfsmittel 7 Meter hoch springen kann. Stimmt aber dann trotzdem nicht.

Es soll doch bitte jeder glauben was er will und was er für richtig hält. Hier steht aber auch für mein Gehör eine Menge Unsinn. Was definierst du denn als "ordentlich"? Wie und mit welchem Programm erzeugt? Originär erstellt oder von CD kopiert? Aus Wave? Welche Qualität hatte das Quellmaterial?

Fakt ist: Der Unterschied zwischen einem 96 kb Webstream oder einem 112 kb Webstream und DAB ist kaum zu hören. Es matscht ohne Ende. 128 oder 160 kb sind schon noch mit deutlichen Schwächen hörbar und heute längst kein Standard mehr.

Die 128 kb Streams der ARD sind ein Kompromiss zwischen schlechtem Sound ( 64 kb ) und zu hohen Kosten für Datenvolumen ( 192 kb oder 320 kb ) um möglichst viele Hörer zufrieden zu stellen. Primärer Empfangsweg kann das aber nicht sein.

Fakt ist aber auch: Eine GUTE mp3 hat mindestens 256, eher 320 kbps. 192 kb ist auch schon wieder vorbei. Und da kommt kein DAB Encoder heran egal welche Datenrate oder welches Processing da dran hängt. Weil bei 864 Zuteilungseinheiten irgendwann mal Schluss ist. Wenn beim Encoding 160 kb oder 128 kb Standard sind und dann kommt noch das Decoding dazu, KANN es niemals wie 256 oder 320 kb klingen.

So wie du aus altem VHS Material auch durch Aufzoomen, neu masteren usw. keine HD Kopie bekommst!

Das ist ja auch gar kein Wunder, wo schon auf dem Papier (reine Physik) weniger Daten vorhanden sind oder die Qualität durch Kompression stärker qualitätsverlustbehaftet ist, KANN der Klang am Ende gar nicht besser werden! Egal ob mit einem kleinen Technisat oder mit einer 2000 Euro Anlage und Kabeln mit Goldstecker. Das wäre so als wenn jemand behauptet, sein Porsche fährt mit 3 Rädern besser als mein Audi mit 4. Nur weil es eben ein Porsche ist. Oder anders ausgedrückt EINS plus EINS kann niemals DREI ergeben.

Außerdem hinkt der Vergleich, da im Radio mit Mpeg Layer 2 oder AAC+ und nicht mit Mpeg Layer 3 gesendet wird.
Das sind alles (mehr oder weniger) qualitätsverlustbehaftete, komprimierte Formate. Dazu kommt noch der Verlust bei der Umwandlung von der eingespielten mp3 während des Sendeweges.
Dann kann man ja als Gegenbeispiel auch eine unkomprimierte Wave zum Vergleich heranziehen.

Nein, DAB+ (AAC+) kann niemals besser klingen als eine 256 oder 320 kbs Mp3. Das ist physikalisch und technich unmöglich. So wie es eben ohne Wolken im Hochsommer bei 40 Grad und blauen Himmel nicht regnen kann.

Dass es für vieler Leute Empfindung doch ganz gut klingt im Auto liegt an Processing / Lautstärke des Senders (es gibt da keine Hubbegrenzung wie auf UKW !) und / oder an minderwertiger Technik. Die Boxen in heutigen Fahrzeugen sind auch oft nur durchschnittlich, da hilft dann auch ein gutes Autoradio nichts.

Ich gönne jedem seine Meinung, und jeder muss für sich seine Wahrheit finden und mit sich ins Reine kommen. Aber diese Werbelügen "Kristallklarer Klang" treffen Stand 2019 einfach nicht zu für DAB+.

Vor allem einmal auf die "S" Laute achten. Oder mal volle Lautstärke aufdrehen. Und das selbe bei mp3. Und wenn DAB wirklich so einen Super Sound hätte würde es UKW bereits längst nicht mehr geben hier.
 
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Eine GUTE mp3 hat mindestens 256, eher 320 kbps. 192 kb ist auch schon wieder vorbei.
Warum ist das so? Ich vermute: "because we can". Wir können uns leisten, die Datenrate höher zusetzen. Natürlich wird die Qualität dann besser, der Artefakte-Pegel nimmt ab, die Signal-to-Mask-Ratio wird besser. Messbar.

Aber auch hörbar? Welches mit gutem Codec erstellte 320er MP3 hat hörbare (!) Verbesserungen gegenüber 256 kbps? Oder auch noch: wie oft profitiert MP3 von 256 kbps verglichen zu 192 kbps, wenn der Codec gut ist? Ich höre es normalerweise nicht mehr. Ich als Einzelperson. Wie geht es anderen damit?

Also generiere ich weiterhin 192er zum "so nebenbei hören".

Fakt ist aber auch: Eine GUTE mp3 hat mindestens 256, eher 320 kbps. 192 kb ist auch schon wieder vorbei. Und da kommt kein DAB Encoder heran egal welche Datenrate oder welches Processing da dran hängt. Weil bei 864 Zuteilungseinheiten irgendwann mal Schluss ist.
Bitte nicht durcheinanderbringen. Es handelt sich bei MP3 und AAC nunmal um unterschiedliche Codecs. Und AAC performt oberflächlich gehört (!) bei Bitraten noch halbwegs "anständig", bei denen MP3 völlig grottig ist. Der Versuch, mit MP3 in Stereo z.B. bei 96 kbps noch anständig zu klingen, scheitert immer. AAC kann das - zumindest jenseits von DAB+

96 kbps LC-AAC, am PC erzeugt, sind für mich ähnlich gut/schlecht wie 192 kbps Layer II (MP2). Die Artefakte sind von anderer Struktur, aber das Resultat ist ähnlich brauchbar.

Nur sind 96 kbps LC-AAC am PC was anderes als 96 kbps DAB+. Der Fehlerschutz, der bei DAB+ zusätzlich in den Audiodatenströmen drin steckt (bei DAB gab es das nicht) frisst ca. 10% bzw. bläst die Daten um ca. 10% auf. Für 96 kbps netto-Audio sind es also schonmal grob 104 kbps brutto. Dazu kommt PAD (Titelanzeige etc.) mit ca. 2 kbps und heute häufig die Slideshow mit gerne 6-10 kbps. Zack sind wir bei 114 kbps brutto, die nötig wären. Dazu kommt noch, dass durch das "Korsett" der DAB Superframes der Codec nicht so frei agieren kann wie beim Erstellen eines AAC-Files am PC. Diese Einschränkung bringt bei der formal gleichen Netto-Audiobitrate einen klanglichen Nachteil für DAB+. Also müsste man noch höher gehen mit der Bitrate, um das zu kompensieren. Die nächste Stufe oberhalb der theoretisch ermittelten 114 kbps in meinem Beispiel sind 120 kbps.

Schon MDR Klassik mit 112 kbps brutto klingt halbwegs brauchbar. Netto-Audio ist da ca. 95 kbps (112 brutto, 101,6 netto inkl. Daten, davon 6,3 kbps Daten abziehen):

MDR Klassik - DAB-Player.png

Das ist ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass der Codec ineffizienter arbeiten muss als beim Erstellen eines Audiofiles, also die "96-kbps-Stufe". Sie benötigt 112 kbps brutto und wenn man der Slideshow höhere Bitrate gönnen würde, stiege der Wert noch weiter an.

Nehmen wir BR Klassik. Satte 144 kbps brutto - sind 130,5 kbps netto nach Abzug des Fehlerschutzes, davon gehen noch satte 11,8 kbps für Slideshow und weitere Daten weg (ohne in der Slideshow wirklich relevante Dinge zu präsentieren). Am Ende bleiben von 144 kbps, die das DAB-Radio anzeigt, nur 119 kbps für Audio übrig:

DAB 11D Bayern - BR Klassik.png

BR Klassik klingt sehr gut, mit UKW schafft man das in wohl keiner noch so "synthethischen" Empfangsumgebung. Es braucht aber auch eine Menge Datenrate.

Die 128 kbps AAC (Test Nr. 5) aus der ganz oben verlinkten Grafik des EBU-Hörtests hatten übrigens keine Slideshow und kamen mit minimierter PAD-Datenrate so auf 113,3 kbps netto-Audio. Also ca. 5-6 kbps weniger als BR Klassik bei 144 kbps brutto erreicht - mit 16 kbps Brutto mehr!

Ergebnis im EBU-Test: ca. 80% Qualitäts-Score gemittelt über alle Tester und alle Testfiles. DAB "classic" mit 192 kbps Layer II (netto 190 kbps) kam auf ca. 88% (Test Nr. 15). Da waren 128 kbps brutto DAB+ trotz nur minimalst-möglichem Abzug noch schlechter als 192 kbps DAB "classic". Da sieht man schön, dass die Aussage "halbe Bitrate, gleiche Qualität" bei DAB+ nicht gilt. Auf den LC-AAC-Codec alleine bezogen wäre ich mir da nicht so sicher. Was ich da bei 96 kbps gehört habe, war qualitativ 192 kbps Layer II schon sehr nahe.

Nein, DAB+ (AAC+) kann niemals besser klingen als eine 256 oder 320 kbs Mp3.
Ich würde dazu gerne mal DAB+ mit 160 kbps brutto, LC-AAC und ohne Slideshow gegen das exakt gleiche Eingangsmaterial in MP3 mit 256 oder 320 kbps hören. Vermutung: keine erkennbaren Unterschiede - beides im Bereich der "Transparenz". Welches der beiden dann rechnerisch "schlechter" wäre, ist müßig. Wenns "wie Original" klingt, ist das zum Hören "höchstmögliches Ziel erfüllt". Zum seriösen Archivieren verbietet sich beides, da nimmt man PCM (also im Funkhaus).

Die Boxen in heutigen Fahrzeugen sind auch oft nur durchschnittlich, da hilft dann auch ein gutes Autoradio nichts.
Ich besitze kein Auto, aber meine bescheidene Erfahrung mit Leih-/Dienstwagen als Mitfahrer: am beschissensten sind die Soundeinstellungen. Vor allem die, die man in Leihwagen vom Vorgänger hinterlassen findet. Wummernder Bass ists da vor allem, fast immer musste ich derbe abregeln. Und ja - auch im Mazda meines Nachbarn verriet sich Radio B2 (72 kbps brutto HE-AAC) gegenüber UKW Alexanderplatz durch eklige Artefakte. Sofort. Und das Mazda-Radio war klangäßig auch wie üblich völlig verkurbelt. Auch Radio Bob im Phaeton (!) klingt scheiße, da hilft der ganze Kampfpanzer drumherum nicht weiter...
 
Das ist ja auch gar kein Wunder, wo schon auf dem Papier (reine Physik) weniger Daten vorhanden sind oder die Qualität durch Kompression stärker qualitätsverlustbehaftet ist, KANN der Klang am Ende gar nicht besser werden!
Nach der reinen Physik ja. Allerdings berührt diese Thematik auch das Feld der Psychoakustik, und dann wird’s unscharf. Natürlich kann es mit weniger Daten nicht besser werden – soll er auch nicht–, es würde aber, wenn man die Datenreduktion vernünftig anstellt (!), auch nicht schlechter.
 
Ich würde dazu gerne mal DAB+ mit 160 kbps brutto, LC-AAC und ohne Slideshow gegen das exakt gleiche Eingangsmaterial in MP3 mit 256 oder 320 kbps hören.
Ich würde das ebenfalls auch mal mit den HR Programmen (ausser hr3, das schlechte SoundProcessing macht sich leider auch bei den 136kbps bemerkbar) probieren. Zumindest mir fällt bei You FM, hr1, hr2 und hr4 kein Unterschied zu UKW und zum SAT Signal auf. Auch hr Info kann sogar mithalten dank Monosignal bei 88kbps LC AAC brutto.

Ich wäre mal auf deine Ergebnisse gespannt.
 
Samma Kinder (sorry!), findet Ihr nicht, daß das Thema „schlecht gemachtes Radio“ mehr auf Inhalte abzielt als auf ein paar Bit mehr oder weniger?
Und welche Rolle spielt dabei die Verpackung? Dieses Braunschmidt'sche Marktschreier-Gedöns* beherrscht ja bald jedes Programm. Da werden an sich gute Programminhalte unnötig in aggressiver Verpackung offeriert und aktuelle Inhalte mit einfallslosem Background-Geklimper dominiert. Lauter, nervtötender "Musikabfall" führt dann endgültig zum Abschalten der Sendung.

? Wer entscheidet eigentlich im Sender welches Gedöns zum Einsatz kommt? Gibt es da eine Ausschreibung im Wettbewerb?

*Audion+ Finanzierer (nach eigenen Angaben):

BAYERN 1,
BAYERN 2,
BAYERN 3,
BR Digitalradio,
B5 aktuell,
BRmedia,
Deutschlandradio Kultur,
MDR Sachsen-Anhalt,
MDR Thüringen,
NDR 2,
NDR Info,
NDR Kultur,
hr 3,
hr XXL,
WDR,

BLR,
FJR Werbeagentur,
FM RADIO NETWORK,
hitradio rt1,
Ingolstadt Village und
Wertheim Village,
KLASSIK RADIO,
KUKA,
Sam,
Taff,
Radio Aachen 100,eins,
Radio Andernach, das Einsatzradio der Bundeswehr,
Radio Arabella München,
Radio Arabella Wien,
Radio Engiadina,
Radio Fantasy,
Radio Grischa,
Radio Hamburg,
SPEZI,
SUBWAY,
88vier – kreatives Radio für Berlin,
95,5 charivari,
Zahlreiche bayerische Lokalradiostationen, von
Radio 8 bis
Radio Oberland
u.a.
 
Ich würde das ebenfalls auch mal mit den HR Programmen (ausser hr3, das schlechte SoundProcessing macht sich leider auch bei den 136kbps bemerkbar) probieren.
Da komme ich nicht ran. Ist auch im DAB-Monitor derzeit nicht aktiv.

Und welche Rolle spielt dabei die Verpackung?
Das nervige Geklingel gehört für mich auch zu den problematischen Dingen. Wobei es da eine Verschlimmerung gegeben hat beim gleichen "Verpackungslieferanten". Audionplus hat ja auch bislang Bayern 2 beliefert und damit kam ich gut klar, um nicht sogar zu sagen: ich empfand es des Programms würdig. Das ist seit der neuen Verpackung vorbei. Ätzend, hochgradig ätzend.

Zu Verpackungen allgemein: die Eifeler Radiotage haben mir wieder gezeigt, wie man herrlich trocken Nachrichten lesen kann und das ganze einfach nur angenehm ist und den Fokus da belässt, wo er hingehört: beim Programminhalt. https://we.tl/t-N6qQd5vxUM
 
Bei der ARD darf das nicht so sein!!!!! Sorry da bin ich konsequent (das müssten eigentlich die Programmchefs sein und nicht ich:rolleyes:) Schon gar nicht beim Kultur Programm. Dein Argument würde ich für Podcasts von privaten Hitdudlern gelten lassen, die ja bereits auf UKW mulmiges Processing haben.

Ich habe auch zu keinem Zeitpunkt behauptet, dass ich gut finde, so wie es ist. Es wird aber leider so praktiziert, egal ob Podcast oder Livestream. Die Streams mancher Privatsender sind mittlerweile besser als die der öffentlich-rechtlichen Programme, was ich einfach nicht verstehen kann. Im Videobereich sind gutes Bild (und meist auch guter Ton) mittlerweile auch in den Mediatheken angekommen. Zwar kann nach wie vor nichts mit der linearen Ausstrahlung mithalten (und wird von mir auch deshalb fast nie genutzt), aber im Vergleich zum Hörfunk ist das Gefälle in Sachen technischer Qualität deutlich geringer. Entsprechende Bitraten sind dort anscheinend kein Problem, wohingegen zumindest 192 kbit/s für reines Audio zu viel verlangt sind.
 
Und es geht (mir zumindest) auch eher um die Nachhörangebote, die kaum so dauerhaft wie Livestreams genutzt werden und damit hohen Datentraffic verursachen dürften, aber gleichzeitig ein dem UKW-Hören gleichwertiges Klangerlebnis bieten sollten (und andernorts auch tun). Und dabei ist es mir völlig egal, mit welchen Codecs oder Datenraten das zustande kommt.
Wie @DigiAndi ganz richtig anmerkt, ist die Bildqualität im Fernsehen dank entsprechender Datenraten so, dass nicht bei jedem Kameraschwenk das Bild in Pixelklötzen zusammenbricht. Der Ton scheppert dort auch niemals digital vor sich hin und ist immer sauber.
Warum das im Radio nicht gemacht wird oder gar unmöglich sein soll, ist wirklich nicht erklärbar. Und dass das Problem einer unzulänglichen Klangqualität bei den Sendern nicht erkannt wird oder werden will, ist dann schon Schlamperei.
 
Im Videobereich sind gutes Bild (und meist auch guter Ton) mittlerweile auch in den Mediatheken angekommen. Zwar kann nach wie vor nichts mit der linearen Ausstrahlung mithalten (und wird von mir auch deshalb fast nie genutzt), aber im Vergleich zum Hörfunk ist das Gefälle in Sachen technischer Qualität deutlich geringer.
Das muss man ja sehr differenziert betrachten. Ich durfte gerade letztens für eine betagte Dame was vom RBB nachträglich beschaffen (= aus der Mediathek herunterladen): https://rbbmediapmdp-a.akamaihd.net...1a954b7-a67b-4388-8dd4-fc2f332a89f6_1800k.mp4 - da bekommst du als Maximum 540 Zeilen Auflösung, also weniger als SD!

Beim SWR findet man dafür dann solche Sachen: https://pdodswr-a.akamaihd.net/swrfernsehen/eisenbahn-romantik/1165375.xxl.mp4 - hurra, 1080p in der Mediathek!

Da tun sich Abgründe auf.

Dass TV-Ton oft um Lichtjahre besser ist als vermurkster (veroptimodeter) Rundfunkton, ist ja schon seit vielen Jahren so. Man stelle sich vor, der Tagesschau-Sprecher käme über das Voice- und Summenprocessing von Radio Eins oder MDR Jump...
 
Ich schrieb es im SWR1-Thread schon, aber hier passt es fast noch besser:

SWR1 RP ist für mich schlampig gemachtes Radio, da fast alle Songs ohne triftigen Grund im hinteren Drittel gekappt werden. Wenn man schon das Timing und die Profession hat, die Songs nach fast gleicher Zeit abzuwürgen, so könnte man es im Prinzip auch so berechnen, dass alle Songs zeitlich passen. Wie es im Grunde fast alle anderen Stationen (wie wohl auch die "Schwester" SWR1 BW) machen. Im Computerzeitalter auch ein Kinderspiel.

Bei einem Falschfahrer oder einer hochwichtigen Meldung habe ich nichts dagegen, wenn man den Song unterbricht, aber bewusst die meisten Songs im letzten Drittel abzuwürgen, ist amateurhaft.

Macht euch mal den Spaß und hört 2 bis 3 Stunden SWR1 RP, ihr werdet mir recht geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach, da sagste was, Heavy! "Abwürgen" ist ja beinahe ein Euphemismus. "Massakrieren" wäre für mich der passendste Begriff. Nicht nur bei SWR 1 RP mutieren die Musiktitel zu Klangpudding, der nach (Un-)Lust und Laune kastriert werden kann. Desinteresse dem Produkt gegenüber und zum Himmel schreiende Inkompetenz am Selbstfahrer-Pult. Aber wie heißt es so schön bei uns in Hessen? "Bevor isch misch uffresch', isses mir lieber egal...!"
 
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