Schröder droht Journalisten

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AW: Schröder droht Journalisten

MOOOMENT! Gerade in einer freien Presse sollte das Gang und Gebe sein, aus den Entwicklungen eine Prognose abzuleiten. Es gibt Medien, die berichten und es gibt Medien, die analysieren und prognostizieren - je nach Format. Was hat das mit "Abgesang" zu tun? Das ist legitim. Das ist ein Angebot. Denn niemand hat behauptet, dass in der Zeitung die "absolute Wahrheit" steht. Die Zeiten sind vorbei. Gott sei Dank, würde ich sagen. Dass die Hartz-Reformen ein kommunikatives Desaster waren und einfachste Regeln der Experten-Laien-Kommunikation (Erklären der konkreten Situation, Erklären der konkreten Hintergründe und Richtlinien einer Entscheidung, Erklären der genauen Ziele) missachtet wurden, ist Schröders Problem. Dass es vielleicht nicht ausreicht, immer nur abstrakt zu sagen: Es ist total schlimm und wir müssen das jetzt tun, um den Sozialstaat dauerhaft zu sichern. Medien dürfen und müssen das analysieren und aufschreiben. Es ist Schröders Hauptaufgabe als Regierungschef, die Entscheidungen, welche im Detail ohnehin in den nicht per Wahl legitimierten Referaten und Abteilungen der Fachministerien erstellt werden, nach außen verständlich zu verkaufen. Oder glaubt einer ernsthaft, dass es die Spiegel-Berichte waren, die eine stabile Regierungsmehrheit auseinandergeredet haben?!
 
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@Rösselmann:
Schröder wollte ein Wählervotum für seine Agenda 2010. Das hat er eindeutig gesagt.
Ein Teil der Medien hat dies als Abgang interpretiert und daraus einen Abgesang gemacht. Viele von uns (ich auch) haben geglaubt, dass Schröder seinen Wahlkampf als Abschiedstournee gestaltet. Doch er hat ernsthaft gekämpft.

Was ist passiert? Wir haben die Meldung hinter der Meldung gesucht. Wir haben Schröders stets demonstrierten Siegeswillen für hohles Wahlkampfgetöse gehalten. Und wir haben dies auch deutlich gesagt. Wir (ich auch) haben uns geirrt.

Haben die Medien das Wahlergebniss beeinflußt?
Noch bin ich nicht an diesem Punkt.
Aber laßt uns doch mal das Ergebnis genau unter die Lupe nehmen. Viele CDU Wähler sollen der FDP ihre Zweitstimme gegeben haben, um eine große Koalition zu verhindern, die völlig realitätsferne Umfrage angedeutet haben.
Die Wähler sollen sich taktisch verhalten haben. Ihre Tatik haben sie aus der Berichterstattung vor der Wahl abgeleitet.
 
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Wie sagt, man muß es auch erst mal schaffen, von 47% (oder mehr) Vorhersage auf 35% zu fallen, das ist auch keine Glanzleistung.
Dementsprechend kann Schröder/die SPD völlig zu Recht stolz sein.
Bis zum Sonntag, 18 Uhr hat niemand damit gerechnet, daß beide Parteien auf Augenhöhe stehen.
Es gab nicht einen einzigen Bericht (zumindest meines Wissens) darüber, daß Schröder klarer Favorit ist (war), es wurde immer immer von einem haushohen Merkel-Sieg ausgegangen.
Das ging zwar mit den Umfragen konform, es entsprach halt nicht der Realität.
Aber - im Nachhinein ist man immer schlauer.
 
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Ein weiteres und, wie ich finde, erschreckendes Beispiel für Schröders offensichtlich gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit sowie für anscheinend erhebliche menschliche Defizite des amtierenden Kanzlers:

In der gestrigen Ausgabe von "Hart aber fair" sprach Moderator Plasberg mit einem "Spiegel"-Journalisten, der u.a. eine Biographie von Schröder verfaßt hat. Dieser berichtete, er und Schröder seien mal Freunde gewesen ("andere haben das so bezeichnet und wir haben es nicht dementiert"), bis der Kanzler ihm eines Tages sagte, für jede Freundschaft gebe es eine Zeit und für diese sei die Zeit nun wohl abgelaufen.

Grund dafür war, und jetzt kommt's, daß der Journalist einen aus Sicht Schröders zu positiven Artikel über Rudolf Scharping geschrieben hatte.

Daraus mag sich nun jeder eine Meinung bilden. Meine steht oben.
 
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Erschreckend ist aber auch, Aussagen Einzelner zu zitieren, ohne das "Gegenüber" gehört zu haben.
Gibt es Zeugen für diese Aussagen?

Wie beurteilen wir den Spiegel-Mann?
Er beschwert sich, dass sein Freund Gerhard (sollten sich Journalisten und Politiker anfreunden?) ihm "stillos" die Freundschaft gekündig hat.

Und was macht er dann? Er schläg mal so richtig öffentlich nach. Hat das Stil?

Mit Verlaub: Das muss ja so eine richtige tolle Freundschaft gewesen sein.
 
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Sehe ich auch so.
Im Nachhinein etwas schlecht zu machen hat keinen Stil.
Das ist genauso wie negativ zu reden über den Ex-Partner.
Immerhin war man ja eine gewisse Zeit relativ zufrieden. Menschen verändern sich - und Partnerschaften sind auch nicht ewig. Und dafür gibt es oft genug gute Gründe.
Man sollte sich lieber an die schöne Zeit erinnern.
 
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Mami erklärt Dir das mal. Gaaaaanz langsam. Es geht hier unter anderem um Pressefreiheit. Nun ist das Radio keine Presse, arbeitet gelegentlich aber schon mal journalistisch. Also darf sie selbige dennoch ebenfalls für sich reklamieren. Das heißt: Noch. Vielleicht fällt Herrn Schröder ja auch noch auf, dass es offiziell nie Medienfreiheit hieß. (Wobei der Fairness halber noch gesagt sei, dass die Union streckenweise ein ähnlich gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit an den Tag legt. Siehe MOPO Dresden.)
 
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@ LuLu & TimFeindt:

Wenn doch auch sonst so viel Wert auf das "audiatur et altera pars" gelegt würde...

Da ich diese Geschichte zum ersten mal gehört habe, die "Freundschaftskündigung" aber schon eine Weile her sein muß (wann hätte der "Spiegel" in letzter Zeit Anlaß gehabt, einen Artikel über Scharping zu bringen?), scheint der Journalist mit der Sache nicht eben hausieren gegangen zu sein.

In ein Interview, in dem es, wie bei dem erwähnten, um die Psyche Schröders geht, paßt so etwas aber durchaus, ohne deshalb gleich als "nachtreten" bezeichnet werden zu können.

Im übrigen, Tim, habe ich bei Dir ohnehin den Eindruck, daß Du auch dann noch eine Entschuldigung für Schröder fändest, wenn er vor laufender Kamera kleine Kinder fräße. Und den Hinweis auf Kohl und Kirch habe ich in dem hier diskutierten Zusammenhang nicht verstanden.
 
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@Makeitso:
Ich schätze die Sendung "Hart aber fair". Sie war und ist eine enorme Bereicherung.
Doch einen "Spiegel Journalisten/Ex-Gerhard Spezi" als Gesprächspartner zum Thema "Schröders Psyche" einzuladen war deutlich unter dem Niveau der TV-Redaktion.

Ich unterstütze jeden gern bei dem Versuch, die poltischen Fehlern Schröders zu thematisieren. Das ist der Weg / das wäre er gewesen.

Doch was erleben wir?
Gerüchte um ein angebliches Verhältnis des Kanzlers zu einer TV-Moderatorin, Streit um gefärbte Haare, Geschichten über angebliche ausbleibende Zahlungen an Schröders Ex-Frauen etc.

Früher haben wir Medien Politiker an ihrer Politik gemessen. Ihr Privatleben war tabu. Jeder Bonner Korrespondent kannte die Brandtschen Seitensprünge, aber man hat darüber nicht berichtet.

Und nun? Da wird der Hausmüll von Herrn Trittin durchwühlt, weil man Dosen finden will. Man mag zu Schröder, Fischer und Co stehen wie man will.

Dennoch muß man fair mit ihnen umgehen.
 
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Weit gefehlt!
Ich habe oben mehrmals geschrieben, daß ich diese Entgleisung für völlig daneben halte. Dieser Auftritt hat in Sekunden viel kaputt gemacht, was in Jahren aufgebaut wurde. Jedem sollte aber auch die Chance gegeben werden, aus Fehlern zu lernen und diese künftig nicht mehr zu machen.
Meine Entscheidung würde bei einem weiteren Eklat sicherlich anders ausfallen. Auch dieses Auseinanderdividieren von CDU und CSU eines Herrn Müntefering halte ich für mehr als lächerlich.
Was Herrn Kohl und Herrn Kirch angeht: Herr Kohl hatte öfter Probleme mit der Berichterstattung über seine Person, die nicht aus den Häusern seines Duz-Freundes kam..
 
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tja, da erleben wir wohl in gewisser Konsequenz die Personalisierung der Politik. Weg von den Inhalten hin zu den Persönlichkeiten, die sie betreiben. Wenn DIE wichtiger sind, dann müssen deren menschliche Qualifikationen auch wichtiger sein als die Positionen, die sie vertreten....

Schöne Jrooß aus AMERIKA, wo ja alles immer schon etwas früher da war und hier brav übernommen wird - Musikkultur, Mac Doof, Bill Clinton ;) ....
 
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Naja, die Personalisierung der Politik gab es aber schon vor Bill Clinton und nicht etwa in AMERIKA, sondern bei uns: "Auf den Kanzler kommt es an" und "Willy wählen" hieß es bereits 1972 in einer Riesenkampagne der SPD.
 
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LuLu schrieb:
Ich schätze die Sendung "Hart aber fair". Sie war und ist eine enorme Bereicherung.
Doch einen "Spiegel Journalisten/Ex-Gerhard Spezi" als Gesprächspartner zum Thema "Schröders Psyche" einzuladen war deutlich unter dem Niveau der TV-Redaktion.
Das sehe ich anders. Der Mann war mit Schröder befreundet und hat ihn journalistisch jahrelang begleitet. Insofern ist er durchaus qualifiziert, einen Einblick in das Schröder'sche Seelenleben zu geben.

Allerdings ging es mir bei dem Beispiel gar nicht so sehr um Schröders Charakter, sondern um sein Verhältnis zur Freiheit der Presse (oder besser, um den Radiobezug nicht zu verlieren, der Medien). Und darum steht es, so mein Eindruck, nicht zum Besten - und das nicht erst seit kurzem.

Als er noch Liebling der Medien war, glaubte er, sie nach Belieben für seine Zwecke instrumentieren zu können (was ihm oft genug auch gelang) - Schröders "Bild, BamS, Glotze"-Theorie dürfte bekannt sein. Jetzt, da dies nicht mehr funktioniert, weil die Gerd-Show durch die Realität ihren Glanz verloren hat, sind sie für ihn, fast folgerichtig, Instrumente "der anderen Seite", einer großen Verschwörung, die sich zum Ziel gesetzt hat, ihn aus dem Amt zu drängen.

Da wird die Berichterstattung über Umfrageergebnisse zur Kampagne, seltsamerweise aber die Berichterstattung über die anscheinend zu seinen Gunsten ausgehenden Umfragen nach der Kanzlerpräferenz gleichzeitig zur Basis seines Machterhaltungsanspruches.

Das zeigt, daß der amtierene Bundeskanzler ein mehr als gestörtes Verhältnis zu den Medien hat. Ihre originäre Aufgabe, zu berichten und Dinge verständlich zu machen, wunderbar im "Tagesspiegel"-Moto rerum cognoscere causas zusammengefaßt, erkennt er nicht an, sofern ihm dies nicht nutzt.

Das mag nicht nur bei Schröder so sein, ist aber wohl selten bei einem Politiker so deutlich geworden, und wird im übrigen auch von seinem Pressesprecher Anda so gesehen, von dem sogar gerichtlich festgestellt wurde, daß er gegenüber Journalisten gelogen hat. Für die Medienpolitik einer eventuellen weitere vier Jahre von Schröder geführten Bundesregierung und die Pressefreiheit im Lande verheißt das nichts Gutes.
 
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@Rösselmann
Es gab aber damals, um mal bei Thema Inhalte zu bleiben, noch keine Wahlkampfveranstaltungen die aussahen wie riesige Kindergeburtstage. Oder wie würdest du diese mitunter etwas lächerlich wirkenden Angie-Zettel-Hochhalter sonst bezeichnen wollen?

@Makeitso
Wer hat sich denn damals getraut öffentlich das "Seelenleben" Brandts in einer solchen Form zu kommentieren? Mal abgesehen davon, dass ich deinem restlichen Posting durchaus zustimme.
 
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Es geht hier unter anderem um Pressefreiheit. Nun ist das Radio keine Presse, arbeitet gelegentlich aber schon mal journalistisch. Also darf sie selbige dennoch ebenfalls für sich reklamieren. Das heißt: Noch. Vielleicht fällt Herrn Schröder ja auch noch auf, dass es offiziell nie Medienfreiheit hieß.

Ist mir schon klar, aber nur weil Schröder mal "gedroht" hat, muß man doch nicht direkt die ganze Pressefreiheit in Frage stellen. Soweit ich weiss, haben weder Herr Schröder noch die SPD den entsprechenden Artikel im GG geändert und auch nicht mitgeteilt, dass sie ihn ändern wollen. Im Grund hat Schröder ja auch recht, so wie die Medien mit ihm umgegangen sind, das war absolut unmöglich und journalistisch größtenteils nicht fair, was da abgelaufen ist. Von daher sollten sich manche "Medien" auch mal an die eigene Nase fassen.
 
AW: Schröder droht Journalisten

nach den ereignissen der letzten tage möchte ich das verhalten des bundeskanzlers aus meiner sicht auf den punkt bringen.

machtbesessen, arrogant und das wort mit d... schreibe ich nicht!

aber über eins bin ich froh! wir haben eine demokratie und sind so "stabil"(?), dass keine schröder-diktatur entstehen kann(?).
aber mal ehrlich 2005 ´zig arbeitslose und bei den parteien schach matt! wo soll das hinführen? neue koalitionsnamen gibt es ja schon! aber wer gibt sich in seinem programm auf? nur ein beispiel pro / konta atomenergie.
warten wir es ab und ärgern uns täglich.

liebe grüße

p.s. dieses thema ist ein radio, tv, zeitung, internet usw. thema. daher wird dieser thread bestimmt noch interessant.
 
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Funkgeist schrieb:
tja, da erleben wir wohl in gewisser Konsequenz die Personalisierung der Politik. Weg von den Inhalten hin zu den Persönlichkeiten, die sie betreiben. Wenn DIE wichtiger sind, dann müssen deren menschliche Qualifikationen auch wichtiger sein als die Positionen, die sie vertreten....

Schöne Jrooß aus AMERIKA, wo ja alles immer schon etwas früher da war und hier brav übernommen wird - Musikkultur, Mac Doof, Bill Clinton ;) ....

Der "große Bruder" hat inzwischen aber auch etwas an Glanz verloren, sodass man nur hoffen kann, dass wir hier nie einen wie G.W. bekommen werden. Zumindest fand ich positiv, dass wir uns nicht auch noch an seinem Pseudofeldzug gegen den Terrorismus beteiligt haben.
Ansonsten ist es wirklich manchmal erschreckend, wie sich die "amerikanischen Verhältnissse" auf uns abfärben. Unreflektiertes Nachmachen war noch das Gelbe vom Ei, aber vielleicht muss man die Nebenwirkungen des "Fortschritts" in Kauf nehmen, da ja anscheinend kaum einer darauf verzichten will.
 
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@Rösselmann : Denn Billy Boy Clinton hatte ich auch nicht erwähnt, weil er als personality für Wahlen beworben wurde, sondern wegen des immensen öffentlichen Interesses der Medien in den USA an seinen "privaten" Interessen mit einer gewissen Praktikantin usw - während, um im Willy zu bleiben, eben DESSEN Privatleben und Befindlichkeiten als Mensch hier damals nicht so breitgetreten wurden - jedenfalls nicht mit Live-Befragungen in der Glotze....
 
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Franzose schrieb:
@k6
Natürlich hätten von der Tann oder Brender fragen können, "Herr Schröder, sind sie betrunken?" Nur was hätte es genützt? Die Diskussion wäre just in diesem Moment beendet gewesen.
So ein schöner Eklat macht sich doch immer gut... Aber das meinte ich nicht.

Franzose schrieb:
In der Nachbetrachtung dann, ist es sicher eine Frage des Stils, inwieweit der Zustand von Schröder konkretisiert dargestellt wird.
Nun gut, man kann der Meinung sein, es gezieme sich nicht, die Art und Weise, in der er sich in einer Fernsehsendung dargestellt hat, näher zu thematisieren. Dann allerdings wird es noch härter, denn es drängt sich die Annahme auf, daß das, was ihm in seiner Verfassung da rausgerutscht war, sein wahres Gesicht ist.
 
"War nicht gut, ich weiß", Schröder bedauert TV-Auftritt

"War nicht gut, ich weiß"
Schröder bedauert TV-Auftritt

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sieht seinen vielfach kritisierten Fernseh-Auftritt am Wahlabend in der Runde mit den anderen Spitzenkandidaten inzwischen selbstkritisch. "Suboptimal" nannte er sein Verhalten in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" und fügte hinzu: "War nicht gut, ich weiß". Alkohol sei dabei nicht im Spiel gewesen, heißt es in dem Bericht.

Schröder hatte bereits nach dem TV-Auftritt mitgeteilt, seine Frau Doris Schröder-Köpf habe seinen Auftritt in der "Elefantenrunde" als "ein bisschen zu krawallig" kritisiert. Schröder gab jetzt zu erkennen, er sei von seiner Gattin offenkundig noch deutlich strenger zur Ordnung gerufen worden, als er das zunächst berichtet hatte.

Keinen Grund sieht Schröder derzeit, vom Ziel der weiteren Kanzlerschaft abzurücken. "Wenn du selbst nicht glaubst, dass du das Optimale erreichst, dann kommst du da nie hin", zitierte ihn die Zeitung. Und in Anspielung auf das vor dem Wahltag ausgegebene Wortspiel "Sieg oder Viktoria", das sich auf den Rückzug ins Privatleben mit seiner Adoptivtochter nach einer Niederlage bezog, sagte Schröder: "Jetzt heißt es: Sieg und Viktoria."

Der Kanzler ließ weiter durchblicken, dass sein Ärger über bestimmte Medien, die im Wahlkampf Union und FDP seit Wochen als Gewinner gefeiert und hofiert hätten, noch nicht verraucht ist. Irgendwann werde er darüber schreiben, kündigte er an. Auch darüber, wie er sich zusammen mit SPD-Chef Franz Müntefering für Neuwahlen entschieden habe.

Quelle: http://n-tv.de/582860.html

Na da sind wir mal gespannt ... =)
 
AW: Schröder droht Journalisten

K 6 schrieb:
Dann allerdings wird es noch härter, denn es drängt sich die Annahme auf, daß das, was ihm in seiner Verfassung da rausgerutscht war, sein wahres Gesicht ist.

Absolut einverstanden, was das erste, was mir in den Sinn kam, als sich der erste Lachkrampf am Sonntag verzogen hatte.
So richtig ärgerlich aber finde ich, dass Schrö scheinbar vorhat, sich im Kanzleramt zu verbarrikadieren. Das ist einerseits suuuper für jede Morningshowcomedy, andererseits zeitigt die ganze CDU CSU Disskusion (wer ist jetzt die stärkste Partei...), wie machtversessen und weltfremd Schröder inzwischen zu sein scheint. Der hält sich doch tatsächlich für unentbehrlich.
Sowas hätte ich vielleicht Kohl zugetraut. Aber doch nicht nem Sozi...
Kopfschüttel
 
AW: Schröder droht Journalisten

Die "F.A.Z." findet Schröders Verhalten auch bedenklich. Unter der Überschrift "Schröders Putinisierung" heißt es heute (Auszüge):

F.A.Z. schrieb:
(...) Ist Putin (...) ein "lupenreiner Demokrat"? Allmählich wird deutlich, warum Gerhard Schröder diese Frage einst partout nicht verneinen wollte. Die persönliche Freundschaft, die ihn mit dem russischen Präsidenten verbindet, beruht offenbar (...) auch auf einer geistigen Verwandtschaft, die sich auf ihr Verhältnis zur Macht bezieht.

Das scheint auf den ersten Blick weit hergeholt. (...) Auffällig war aber schon, wieviel Verständnis Schröder immer wieder für die Methoden aufbrachte, mit denen Rußlands Herrscher seine Macht zementierte: kein Wort gegen den Krieg in Tschetschenien, keine Kritik an der Unterdrückung der freien Presse. Der Schauprozeß gegen Chodorkowskij war für Schröder ein rechtsstaatliches Verfahren gegen einen Steuersünder. An Putins Stelle, so scheint es, würde Schröder alles genauso machen wie er - ausgenommen wohl das Unternehmen Tschetschenien.

Natürlich ist Schröder nicht Putin, ist Rußland nicht Deutschland. Doch auf hiesige Verhältnisse übertragen, entpuppt sich der Bundeskanzler zusehends als ein Bruder im Geiste mit nicht überbordender Achtung vor demokratischen Regeln und Institutionen. (...)

Die Überlegung, das Wahlergebnis per Geschäftsordnungstrick nachträglich so zu verändern, daß Schröders Anspruch auf die Nominierung für die nächste Kanzlerwahl den Schein einer Legitimität erhielte, ist nur das jüngste Beispiel seines nonchalanten Umgangs mit dem Recht. Mit einer willkürlichen Änderung der Geschäftsordnung hat die SPD schon 2002 durchgesetzt, daß sie im Vermittlungsausschuß eine Mehrheit erhielt, die ihr nicht zustand.

Bei Schröder ist Brandts Motto "Mehr Demokratie wagen" zusammengeschnurrt auf zwei Worte: "Mehr wagen!" Gewagt hat er schon als Ministerpräsident viel - oft gegen jede Erfolgswahrscheinlichkeit und gegen den Rat seiner Freunde. Und je öfter er gewann (...), desto ausgeprägter wurde sein Hochmut gegenüber Bedenkenträgern aller Art, die er vornehmlich in parteilichen und parlamentarischen Gremien versammelt sah. (...)

Schröder hat seine Autorität nie von Parlamenten abgeleitet, die ihn wählten, sondern stets direkt vom Volk. Jede Wiederwahl gab ihm von neuem recht - und seinen Kritikern unrecht. (...)

Eine neue Stufe seiner Putinisierung erklomm Schröder an einem Wahlabend, der ihn zum ersten Mal nicht als Gewinner sah. Als er erkannte, daß das Ergebnis nicht zu den Maßstäben passen würde, an denen Sieger gemessen werden, warf er den Maßstab über Bord und klammerte sich an den Sieg. 2002 hatte er bei 6000 Stimmen Unterschied zugunsten der SPD triumphierend gerufen: Mehrheit ist Mehrheit. Jetzt, bei 450000 Stimmen Vorsprung für die Union, sollte das nicht mehr gelten. Der demokratische Führer neuen Typs läßt sich weder von Fakten noch von Institutionen, erst recht nicht von Medien beeindrucken. Wer hält ihn auf?
 
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