Schröder droht Journalisten

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AW: Schröder droht Journalisten

Es ist ja völlig unübersehbar, dass derartige Äußerungen Schilys einem merkwürdigen Staats-, Presse- und Demokratie-Verständnis entspringen. Wer meint, Journalisten müssten dem Staat dankbar sein, dass er Vielfalt ermögliche, dem sei vielleicht in einem Grundkurs "Staatbürgerkunde" erklärt, wer den Staat macht und wer die Macht im Staat hat, dass Regierungen nichts als Beauftragte sind.

Hier geht es deshalb doch längst nicht mehr um ein Presseverständnis, hier liegen Grundverständnisse vor, die mäßig demokratisch sind. Meinem Eindruck nach zeugt der Aufschrei mit anschließender gründlicher Auseinandersetzung vom Selbstverständnis des Journalistenjobs; anders: die das ganz ok finden, "weil der Staat sich ja auch nicht alles gefallen lassen kann", sind oftmals auch die, die Probleme haben, in PR-Texten den PR-Gehalt festzustellen.

Das Schulterzucken von Kollegen, die der Meinung waren, die bei "Cicero" "sollen sich nicht so anstellen", ist mindestens so fatal wie Schilys Vorstellungen und das Vorgehen der Ermittler. Demokratisches Selbstbewusstsein (nicht nur unter Journalisten) mache ich zurzeit weniger aus als noch vor einigen Jahren. (Womit nicht gesagt sein soll, früher sei alles besser gewesen.)
 
AW: Schröder droht Journalisten

Mal ganz ehrlich: Wo wären wir ohne die Presse, insbesondere den Spiegel und ein paar tapfere ARD- Fernsehmagazin- Journalisten, die die Geschichten aus dem Spiegel noch einmal elektronisch-medial aufarbeiten?
Der Anteil des investigativen Journalismus in Deutschland ist eh erschreckend gering.

Umso schlimmer auch alle die Verlautbarungs- Talkshows auf den grossen TV- Sendern und den ganzen ARD- Ablegern.
Hier wird viel zu wenig nachgefragt. "Hart aber fair" mit Frank Plasberg ist da eine löbliche Ausnahme. Irre ist auch, wie viele dieser inhaltsleeren Talkshows es wöchentlich gibt. Es gibt kaum ein Thema, das nicht total ausgelutscht wurde. Scheint einzig der Aufbesserung des "Taschengeldes" der Talkgäste zu dienen.
Und im Radio vermisse ich den investigativen Journalismus fast komplett.

Spiegel & Co. sind übrigens schöne Beispiele, wie die finanziellen Erfordernisse eines kommerziellen Unternehmens mit Reichweite bzw. Leserzahlen in Einklang gebracht werden können.
Das an unsere deutschen Privat- Formatradio- Fetischisten, die hier immer wieder verbreiten, Radio müsse so sein, wie es heute ist.

Erschreckend ist auch: Der investigative Journalismus ist eher bei den privaten Printmedien, als bei ARD und ZDF zu finden, die wie gesagt oftmals eh nur den bereits meist im Spiegel veröffentlichen Stories hinterherhecheln.
Daher: Befreit ARD und ZDF; Politiker raus aus den Rundfunkräten!
 
AW: Schröder droht Journalisten

Tom2000 schrieb:
Politiker raus aus den Rundfunkräten!
Hast recht (wie fast immer ;)). Wir haben nunmal nur eine Scheindemokratie und die Diktatur des Geldes. Ich glaube aber nicht, dass das in den anderen "demokratischen" Nationen wesentlich anders ist.
 
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