AW: Schröder droht Journalisten
Es ist ja völlig unübersehbar, dass derartige Äußerungen Schilys einem merkwürdigen Staats-, Presse- und Demokratie-Verständnis entspringen. Wer meint, Journalisten müssten dem Staat dankbar sein, dass er Vielfalt ermögliche, dem sei vielleicht in einem Grundkurs "Staatbürgerkunde" erklärt, wer den Staat macht und wer die Macht im Staat hat, dass Regierungen nichts als Beauftragte sind.
Hier geht es deshalb doch längst nicht mehr um ein Presseverständnis, hier liegen Grundverständnisse vor, die mäßig demokratisch sind. Meinem Eindruck nach zeugt der Aufschrei mit anschließender gründlicher Auseinandersetzung vom Selbstverständnis des Journalistenjobs; anders: die das ganz ok finden, "weil der Staat sich ja auch nicht alles gefallen lassen kann", sind oftmals auch die, die Probleme haben, in PR-Texten den PR-Gehalt festzustellen.
Das Schulterzucken von Kollegen, die der Meinung waren, die bei "Cicero" "sollen sich nicht so anstellen", ist mindestens so fatal wie Schilys Vorstellungen und das Vorgehen der Ermittler. Demokratisches Selbstbewusstsein (nicht nur unter Journalisten) mache ich zurzeit weniger aus als noch vor einigen Jahren. (Womit nicht gesagt sein soll, früher sei alles besser gewesen.)