Leider kann ich nicht einfach einen Receiver für 20€ kaufen und an den (gar nicht vorhandenen) Fernseher anschließen. Ich müsste für einen, noch nicht einmal adäquaten, Ersatz >1000€ auf den Tisch legen und hätte anschließend trotzdem weniger Komfort als bislang.
Das habe ich irgendwie immer noch nicht so richtig begriffen. Schildere bitte nochmal Deine Situation.
Aber durch das Ende der Redundanz und den kompletten Wegfall aller SD-Kapazitäten werden die Gebühren um 0,00 Euro gesenkt!
Es wird ja auch alles andere teurer. Vor allem das massive Streaming, das die ARD finanziell auch belastet. Letztlich wird umgeschaufelt in die künftigen Verbreitungswege.
Es wird immer schwieriger, die Existenz der ARD noch zu rechtfertigen.
Für mich hat vieles bei der ARD absolut keine Existenzberechtigung. Auf den Kern des öffentlich-rechtlichen Systems möchte ich aber keinesfalls verzichten. Selbst dann nicht, wenn ich nichtmal nen Fernseher besitze. Ich bekomme ja tagtäglich draußen in der Öffentlichkeit indirekt auch die Folgen des individuellen Medienkonsums der Bevölkerung ab.
Bedeutet im Umkehrschluss, 2019 schauten 20 Prozent der Menschen ARD/ZDF/Dritte in SD, also aktuell vielleicht noch 10 bis 15 Prozent wenn man optimistisch ist.
Zum Beispiel Verwandte von mir - auf einem aktuellen TV mit integriertem Triple-Tuner. Und nein, ich durfte das nicht korrigieren. Ich kann sowas ja nicht, ich habe von sowas ja keine Ahnung, ich mach immer nur alles kaputt. Sowas macht ihr Schwiegersohn (KFZ-Mechaniker), der kann sowas und der hat das auch alles richtig eingestellt.
Oder mein Nachbar - partiell nur, aber auf 60 oder 65 Zoll. Solange er den integrierten Kabeltuner (Vodafone "Plattformstandard", also schlechter als alt-DVB-T!) nutzte, war es ihm wurscht, welche Versionen zufällig "vorne" lagen und welche nicht. "Ach du immer mit deinem HD..." Inzwischen läuft da die Vodafone-4-Tuner-Box, sieht so aus, als wäre es nun ordentlich sortiert.
Oder die Dame um die 80, zu der ich einst geschickt wurde, weil sie an der Hotline des kleinen lokalen Kabelnetzbetreibers so merkwürdige Fehlerberichte gab. Ihr TV konnte Empfangswege im Speicher mixen. Und so hatte sie nicht nur manches in DVB-C-HD und anderes in DVB-C-SD drin, sondern auch das in diesem Netz teilweise vorhandene DVB-
T-Rumpfangebot für Altgeräte, das nach Abschaltung des terrestrischen DVB-T umkonfiguriert wurde (eigene Erstellung aus Sat-SD) und damit Löcher in der Programmliste brachte. War freilich alles auf HD umstellbar.
Oder das Paar Mitte/Ende 50 aus dem heißesten Teil Kreuzbergs, die ich von gemeinsamen Freizeitaktivitäten kenne. Beide bettelarm, aber glücklich (Kreuzberg halt, solang was zum Kiffen da ist, ist die Welt in Ordnung). Sie invalidisiert, er inzwischen endlich wieder mit einem bezahlten Job. "Fernseher geht nicht mehr, seit dieser Analogabschaltung." Da war also gar nichts digital. Sie bräuchten jetzt wohl "so einen Receiver". Ich stoppte das erstmal und bin paar Tage später hin. Der völlig versiffte 32er Sony-LCD mit riesigem Kratzer im dennoch funktionierenden Display ("ist uns ein Messer runtergefallen") hatte eine "Netflix"-Taste auf der Fernbedienung. Na wenn er so neu ist, dann hat er auch... es war sogar Werksreset nötig, um die Kiste zur Mitarbeit zu zwingen. Aber dann las er brav alles digitale ausm PYUR-Kabel ein. Und der Mann war glücklich "endlich wieder meine Außerirdischen auf Tele 5". Die natürlich weiterhin in SD, blöd sind die beiden ja nicht...
Die Dame (Ende 50) aus meinem entfernteren Berliner Bekanntenkreis, bei der ich vor etwa 4 Jahren einen steinalten Grundig-LCD mit ausschließlich Analogtuner fand - so herrlich übersteuert mit Fischgrätenmuster und Geisterbildern - bekam damals einen HD-Receiver via HDMI (immerhin einer vorhanden, wenn auch mit laut knallendem Ton beim Abschalten des Zuspielgerätes) präsentiert, geriet in Extase ob der Bildqualität und der Rückkehr ihres geliebten hessischen Heimatfernsehens - und bestellte noch während meiner Anwesenheit unter meiner Anleitung einen baugleichen Receiver für 35 EUR bei eBay. Den richtete ich dann beim nächsten Besuch ein. Und fertig.
Von denen, die bislang nur SD nutzen, dürften viele formal HD-taugliche Geräte haben. Wenn am Ende vielleicht 5 bis 10 prozent tatsächlich reine SD-Besitzer übrigbleiben, ist das in etwa die Größenordnung von DVB-T (alt). Das ist für jeden einzelnen freilich auch unschön, aber immerhin danach mit deutlich besserer Qualität verbunden. Manch einer dürfte sich sogar ärgern, nicht schon viel eher...
Es gibt genug Menschen, die die ARD kritisch sehen und der Meinung sind, diese Einrichtung würde zuviel Geld verschlingen.
Denen ist aber auch jeder vermeintliche Grund dafür recht. Und sie haben selbstverständlich ganz häufig "alternative" Quellen, u.a. Sky (in HD freilich) oder Netflix (wenn über TV, dann wieder über HD-taugliche Geräte). Natürlich kommt nun ein weiteres "Argument" dazu aufgrund der SD-Abschaltung. Ich vermute jedoch, dass die "einseitige" Berichterstattung (also Faschisten beispielsweise "Faschisten" zu nennen) weit mehr Empörungspotential aufweist.
Programminhalte in die mal dringend investiert werden sollte, gibt es reichlich. Da braucht man sich nur einen Großteil der ÖR-Rundfunkprogramme anhören.
Wobei es bei denen ja kaum an Armut, sondern an "soll genau so sein!" liegt. Wie war das mit den Kosten für eine Sendeminute MDR Jump vs. RBB Radio Eins?
Im Falle des BR fallen mir aber 2 Sendungen ein, die aufgrund der finanziellen Situation entfallen sein sollen: "taktlos" (BR Klassik) und "Weitwinkel" (Bayern 2). Um beide ist es sehr schade. Im Falle von "taktlos" hat es aber ein Geschmäckle, weil der Kooperationspartner, die NMZ, sehr berechtigt gegen die einst geplante Abschaltung der UKW-Frequenzen von BR Klassik kämpfte.
Ich wäre dafür dass der technische Fortschritt endlich mal beim ARD Webradio Einzug hält, damit diese elendig matschigen 128er Streams mindestens auf 192, besser auf 256 aufgebohrt werden, wenn man schon die 320er Programme vom Astra abklemmen will.
Die Webstreams werden wohl auf absehbare Zeit nicht qualitativ angehoben werden. Wegen der ausufernden Kosten. Kosten spart hingegen die Beendigung der SD-Ausstrahlung des Fernsehens, ohne dass den Zuschauern dadurch qualitative Nachteile entstehen würden, im Gegenteil.
Das Geld fließt nur in die Selbstverwaltung und in den Abbau von Pensionsansprüchen.
Auch außerhalb der ARD wäre niemand erfreut, wenn ihm am Ende eines Berufslebens die Pensionszahlung, die er sich ein ganzes Brufsleben lang perspektivisch ausrechnen konnte, vorenthalten oder gekürzt wird. Wir sehen beim Thema "Pensionszahlung" nur das gleiche wie überall im Schneeballsystem "Rente". Große Versprechungen gemacht und dann ändern sich einfach so die Realitäten bei den Einzahlenden...
Das erklärst du denn den Omis und Opis zwischen 75 und 103 Jahren, die den Röhrenfernseher und den per Scart-Kabel daran angeschlossenen DVB-S Receiver der ersten Generation nur für ihre halbe Stunde Lokalzeit oder HalloNiedersachsen haben...
Die 87- bis 93-jährigen, mit denen ich zu tun habe, sind medial erstaunlich gut ausgestattet. Wovon sie keine Ahnung haben, das lassen sie sich von jüngeren Verwandten oder auch vom Mediamarkt-Lieferteam halbwegs hinbiegen. Ansonsten gibt es zum Glück auch noch hier und da Nachbarschaftshilfe - ich versuche, HDMI-CEC geradezubiegen, dafür gießt die Nachbarin meine Grünpflanzen, wenn ich wieder wochenlang unterwegs bin. Und der 87-jährige hat 2 (zwei) Telekom-Mediareceiver und knechtet zwei Windows-10-Rechner. Der Mann ist Single - eine Frau würde ihn wohl vermutlich auch nicht aushalten. Vor 2 Wochen waren wir gemeinsam im Kino. "Mal sehen, ob die hier eine Hörschleife haben ... ahhh ja.... naja, klanglich wirklich nicht gut. Aber für meine neuen Hörgeräte muss ich mir jetzt ein Apple-Gerät kaufen. Es gibt keine Android-App für die Feineinstellung, ist alles Apple..." 87 ist der Mann!
Hilflosigkeit in technischen Dingen habe ich auch schon bei jungen Familien erlebt - vor allem da, wo generelle Hilflosigkeit gegenüber der Welt besteht. Gern ist das mit heftiger Armut gekoppelt und teils mit Kindern, die im Alter von 3 Jahren kaum sprechen können.
Man mag es nicht glauben, aber es gibt in Deutschland (immer mehr) steinalte Menschen, die nicht mit Technik umgehen können, aber trotzdem einen Anspruch auf aktuelle Information haben. Sonst muss man eben die, die es nachweislich nicht bedienen können (das wären zunächst alle mit einem Schwerbeschädigtenausweis und einer Pflegestufe), von der Gebühr befreien. Und zwar zu 100 Prozent. Sogar bettlegrige Menschen, Krebspatienten und Erblindete zahlen heute (teilweise voll, teilweise reduzierten Satz) für ein Angebot, das sie nachweislich nicht nutzen können (die Pflegegutachten des MDK sollten dazu herangezogen werden).
Mein Vater war schwerhörig und gegen Ende seines Lebens auch zunehmend am Erblinden. Meine Eltern haben jahrelang einen deutlich reduzierten Gebührensatz gehabt. Das sich-darum-kümmern dürfte da das entscheidende Problem sein. Und natürlich das sich-darum-kümmern-können.
Wer thematisiert eigentlich das Problemfeld "heutige Geräte sind viel zu kompliziert"? Da müsste man auch die Industrie angehen. Allein wenn ich Samsung-Fernbedienungen und Philips-Menüs sehe, ...
Aber auch hier hilft Nachbarschaftshilfe. Es ist doch generell grausig, wenn alte Menschen alleine vor sich hinexistieren müssen. Da, wo intakte Nachbarschaften vorhanden sind, sollte sich auch das gemessen an anderen Dingen nahezu lächerliche Fernsehthema lösen lassen. Günstigstenfalls dadurch, dass die Leute nebenan noch einen nicht mehr benötigten Receiver herumstehen haben.
Andersrum: Der ö.-r. Rundfunk macht sich mit solchen Aktionen selbst überflüssig, weil er sein Publikum ganz bewusst vor den Kopf stößt und ausschließt.
Ich erinnere mich an Leute, die die Gebühren in Frage stellten, weil die Öffis nur in 720p statt in 1080i senden... es ist letztlich egal, welchen Tod die Öffis sterben, wenn die Bevölkerung sie sterben lassen will.
Wenn HD doch so toll ist (Zusatzdienste, bessere Bildqualität) leuchtet das nicht ein. Warum sollten Menschen, die technisch dazu in der Lage sind und den Unterschied kennen, freiwillig auf HD verzichten und SD schauen?
Zum Beispiel aus Bequemlichkeit und zur vermeintlichen Stressvermeidung ("nicht schon wieder was rumfummeln"). Für manche ist das halt "nur Fernsehen". Andere können sich den Unterschied nicht vorstellen. Auch schon erlebt.
Die gleichen Leute können aber die neuesten Smartphones haben und sich mit von jüngeren Verwandten (Kinder, Enkel) aufgespielten Apps in teils heikle Situationen bringen. Es gibt u.a. Senioren-Dating-Apps.
Und auch die beliebten Volkshochschulkurse bei der Umstellung vom Wählscheiben- zum Tastentelefon
Das ist nicht lustig:
https://www.otz.de/leben/vermischte...s-kurs-zum-fahrschein-erwerb-id219150241.html (mehr als die Überschrift sieht man zwar nicht, aber soweit ist es in Teilen dieser Republik schon gekommen.
Huch, anderswo auch:
https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/vhs-kurs-zum-fahrkarten-kauf_aid-12418055
Natürlich sind viele alte Leute mit einer Umstellung überfordert, aber wieviele 80 und 90 jährigen leben denn noch allein zu hause? Die meisten sind doch sicherlich schon in Pflegheimen oder im betreuten Wohnen.
Zum Glück nicht. Es gibt so fitte Senioren. Gerade in Berlin habe ich zahlreiche kennengelernt, was mich schon wundert, denn dieser Moloch laugt einen doch eigentlich aus. Er scheint aber auch geistig beweglich zu halten.
Ich habe einen 90-jährigen kennengelernt, der noch aktiv mit dem Auto unterwegs war und Vorträge hielt zu seinem einstigen Arbeitsgebiet. Der Mann hat daheim die beste Technik inkl. 5.1-Abhöre. Eine 93-jährige arbeitet gerade die Korrekturen in die nächste Auflage des mit ebenjenem ex-Kollegen erschienenen Buches ein und will ein Ergänzungskapitel anfügen. Mein 87-jähriger Patenonkel stieg bei der Geburtstagsfeier mit "das mach ich, ich kann das, ich gehe ja zum Sport" auf die Leiter und wechselte eine Filamentbirne aus.
Deutlich jünger, aber auch Mitte 70 - ein weiterer Bekannter hilft gerade seinem Sohn beim Ausbau eines Ferienhauses, macht Elektro- und Maurerarbeiten. 10 Jahre jünger (mindestens!) hätte ich ihn geschätzt. BVG-Tickets kauft er in der App. Ist übrigens jemand vom Rundfunk. Mein nun 80-jähriger ex-Vorgesetzter meinte letztens zu mir, die jährlichen Urlaubsreisen auf südliche Inseln wollen sie dann doch künftig bleiben lassen. Mein Vater ist noch bis zu seinem 81. Lebensjahr im Sommer per Bahn in den Rügen-Urlaub gefahren und dort weite Strecken gelaufen. Mit 83, nach vermeintlich überstandener Krebs-OP, kaufte er 3 lange Mauerwerks-Durchbruchbohrer und kloppte wieder wie irre mit der Schlagbohrmaschine in seinem Anwesen herum. Ein halbes Jahr später war er tot - Krebs.
Also zum einen ist ja noch gar nicht klar, ob die Radiosender tatsächlich vom Astra verschwinden. Insofern sollte man vielleicht erstmal abwarten.
Sieht derzeit nicht so aus. Wird in der ARD wohl im zweiten Halbjahr diskutiert.