AW: Seitenhieb auf Sunshine-Live; gerechtfertigt oder nicht?
Nu!
Da wäre zum einen das geistesentrückte Schreien ins Mikrofon. Das war zwar nicht Gang und Gäbe, jedoch fand ich es in der Tat saudämlich, dass abends 18.00 oder 19.00 Uhr einer wider aller Limiter "Guten Morgen liebe Studenten" brüllte, was jedem Empfänger nur noch Rechtecke entlockte.
Keine Ahnung, wie lange der Typ diesen gesellschaftswidrigen und normalerweise abmahnreifen Scheißdreck noch abgezogen hat, ... Erträglich wurde SSL zumindest damals immer erst abends "after work" und in den Specials, wenn die Plattenteller rotierten.
tue ich HEUTE NOCH, absolut befreit von abmahnungen. und auf die gefahr hin, dass es dir das frühtück im rückwärtsgang die speiseröhre hoch treibt: wenn ich das vergesse, beschweren sich die hörer. den rest scheinst du aber "ganz gut" gefunden zu haben, "djs after work" mache ich auch noch, wenn auch jetzt zwei stunden früher, am rest hat sich nichts geändert. und nach wie vor kann auch ich verschiedene richtungen der elektronischen musik nicht unbedingt gut finden. das ist mein persönliches ding.
in den letzten 14 jahren ist mir gewaltig die lust in solchen kredibil-musik-intelligenz-diskussionen vergangen. es waren zu viele und zu viele unbelehrbare daran beteiligt. geschmack ist ansichtssache. den versuch "hörbare kunst" ins radio zu bringen kann sich evtl ein öffentlich rechtliches programm als sparte erlauben, aber wenn du für deine brötchen noch richtig die ärmel hochkrempeln musst, dann geht sowas nicht rund um die uhr. dass sich elektronische musik tatsächlich auch ausserhalb der audio-enklave berlin abzuspielen scheint, das ist eine tatsache mit der viele berliner offenbar ein echtes problem haben. nach mehreren "gastspielen" in berlin, solchen debatten wie eingangs erwähnt, könnte man ein realistisches abbild der sichtweise eines berliner clubkultur-anhängers wie herrn böttcher einfach erreichen, indem man eine cinemascope-leinwand hochkant dreht. massig platz nach oben und unten aber seitlich schwer begrenzt. ich komme sehr viel rum und nirgends ist mir das so massiv und teils auch verbittert ins gesicht geschlagen worden wie in berlin. sich mit der tatsache einer "andersartigen existenz" anzufreunden oder arrangieren zu können, das scheint für solche menschen manchmal einfach unmöglich.
das ewige lied mit der clubkultur wird in berlin genauso gesungen wie in frankfurt, hamburg, köln oder münchen, um mal nur ein paar schauplätze zu nennen und jeder hat dabei seine eigene aufassung vom "einzig wahren". und eben das ist der grösste stachel im fleisch einer einst "we are one"-bewegung. die selbsternannten missionare, kultur-prediger, experten, kredibilitäts-salbaderer, anti-kommerz-verfechter - das internet ist voll davon. desweiteren erachte ich eine bestandsaufnahme von 48 stunden als einen echten witz, wenn ich mir ein realistisches abbild eines senders, seiner inhalte und evtl seiner kompetenz machen möchte. man fühlt sich geneigt hier eine gewisse grundelegende voreingenommenheit, befangenheit, wenn nicht sogar programmierte ablehnung im ansatz zu vermuten. insofern nicht überzeugend und nicht für voll zu nehmen, als argumentationsbasis nicht stichfest.
aber immer wieder erstaunt es mich, wie viel zeit manche menschen doch damit zu verbringen ihre verbitterte einstellung gegen manche dinge zu pflegen. wenn mir etwas nicht gefallen würde, würde ich allerhöchstens die energie aufbringen, die nötig wäre um die "AUS-"taste zu drücken. ähnlich wie beim fernsehen, "arte" zum beispiel: manchmal bringen die echt klasse beiträge und spielfilme, manchmal ist mir der anspruch aber doch zu sehr pornografisch unter dem mantel der kunst kaschiert. aber was rege ich mich auf ? werde ich gezwungen das zu gucken ?
an einer sachlichen debatte beteilige ich mich sehr gerne auch noch etwas weiter. dazu sollten wir aber die ebene der scheuklappen-polemik des eingangs zitierten postings verlassen und auf eine sachliche basis gehen, was der ganzen sache sicher gut täte.