Selbstmord nach "Spaß"-Anruf

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Wie ich gerade in einem Artikel bei der BBC lese gibt es auch in Australien ein Gesetz, daß das Senden von heimlich aufgezeichnetem Material verbietet. Tolle Anwälte, die die Aufnahme da freigegeben haben und nicht wußten, daß sie das Opfer vor der Sendung zumindest um Einverständnis hätten fragen müssen.
 
War es aufgezeichnet? Früher hat man sowas live gemacht. Es gab auch mal eine Sendung bei einem württembergischen Lokalsender, der live on air Scherzanrufe gemacht hat, da hat sich der Moderator auch mal als Bauamt der Stadt xy oder sonstwas ausgegeben. Und das war beiweitem die beste Telefonverarschsendung, die es je on air gab, weil sie eben ohne Netz und doppelten Boden aufgezogen war. Aber auch da gab es AFAIK irgendwann mal Ärger wegen irgendeiner Story. Ein paar Spaßbremsen gibt es halt immer. Aber die Theorie, dass sich eine Frau wegen eines Spaßanrufs umbringt, ist hanebüchen und sehr weit hergeholt. Da muss ich schon einen sehr sehr labilen Charakter haben...
 
Das Telefonat war zunächst aufgezeichnet worden. Aber Rechtsexperten mein(t)en, das für eine jetzige Strafverfolgung eine böse Absicht hätte vorliegen müssen. Und das war und ist NICHT der Fall.
 
Laut Medienberichten stellt sich die Leitung des Senders hinter die beiden mittlerweile beurlaubten Moderatoren. Die Aktion wäre laut deren Aussagen im Team besprochen und abgesegnet worden. Egal wer diesen Streich angezettelt hat, die beiden Moderatoren sind jetzt die Gesichter der Schande. Auch die britische Presse, selbst kein Organ von zurückhaltendem Journalismus, titelt unter anderem, dass die beiden "Blut an ihren Händen" hätten. Harte Worte! In Deutschland ist der vermutete Selbsmord der Krankenschwester nur nachvollziehbar, wenn man den Stellenwert der Monarchie für die Briten kennt.

Sind diese Spaßanrufe ala Panzer und Co. eigentlich noch zeitgemäß? Ich vermute, in Deutschland muss der Angerufene sein OK für eine Veröffentlichung geben.

Alles in allem eine ganz traurige Geschichte. Die Frau hinterlässt 2 Töchter im Teenageralter.
 
Die beiden Moderatoren haben sich unter Tränen öffentlich entschuldigt, ihr Sender wird künftig auf Scherzanrufe verzichten. In einer Umfrage kurz nach Ausstrahlung des Interviews waren mehr als die Hälfte der Befragten dafür, dass die beiden nie wieder moderieren sollen. Die Frage ist: gibt man den Moderatoren die Schuld nach solchen Geschehnissen, oder dem PD, der ansich für das Programm zuständig und verantwortlich ist?

Scheinheilig wie Sat1, RTL und Co. darüber berichten, wo sie doch selbst Meister der öffentlichen Demütigung von geistig und körperlich Schwachen sind (Schwer verliebt, Bauer sucht Frau, etc.). Klar, diese Protagonisten melden sich freiwillig zu diesem Mist, aber ich bin mir sicher, dass sie nicht die Tragweite dieser Bloßstellung erahnen.

Ich hoffe nicht, dass in solchen Fällen etwas schlimmes passieren muss, bis diese Sender umdenken! Britt Hagedorn (Sat1, u.a. Schwer verliebt Moderatorin) wurde kürzlich in einer Talkshow gefragt, ob es ihr nicht peinlich wäre, diesen Mist zu moderieren und ob sie es gut fände, dass dort Leute vor einem Millionenpublikum bloßgestellt würden, forciert durch unterschwellige Kommentare aus dem Off. Sie wiegelte ab und wurde richtig grantig.

Leider können die Sender solche Formate damit rechtfertigen, dass es so viele Zuschauer anlockt. Diese Entwicklung sehe ich mit Sorge.
 
Ich habe gerade den Artikel im SPON gelesen und kann da nur bedingt den Hauch von Einsicht bei Miss Blondi und Mr. Sturmfrisur erkennen. Leider ist es ja so, dass junge Menschen heute so gezogen werden....nach dem Motto: Voll, Krass, Oberchecker, Immer der Erste, Beste und Tollste sein. Im Grunde können die 2 ja nix dafür. Nur vielleicht schalten sie in Zukunft ihr Köpfchen ein...bevor sie wieder Unsinn machen. Somit könnten sie dann zumindest was dagegen.
 
Entschuldigt haben sich die Moderatoren angeblich NICHT wenn man dem Artikel bei Bild.de glauben kann.
Ich zitiere mal entsprechende Stellen:

"Dennoch soll es ihnen nicht möglich sein, sich offiziell bei der Familie zu entschuldigen. Grund dafür: Sollten sich Mel Greig und Michael Christian offiziell entschuldigen, geben sie eine Mitschuld zu und könnten juristisch für den Freitod verantwortlich gemacht werden.

Eine Sprecherin des Radio-Senders erklärte gegenüber der amerikanischen Tageszeitung "The Sun" „Eine Entschuldigung würde wahrscheinlich ein wenig zu weit gehen!“
 
Ach ja, bei der ganzen Medienberichterstattung über diesen Fall möchte ich nur wieder hinausschreien: "Eure Betroffenheit kotzt mich an"! Weil sie geheuchelt ist, weil sie inszeniert ist, und sonst gar nix!!!!
 
Die Reaktion der deutschen Radiosender ist ja so typisch: Jaja, bei uns wäre so was nicht passiert.

http://www.merkur-online.de/nachric...sender-drama-hier-nicht-moeglich-2658725.html

Ach ja, es gab ja im deutschen Radio auch noch nie Live-Prank-Anrufe... :wall:
Und (auch wenn's TV ist), wenn Lisa Loch damals nicht so stark gewesen wäre und hätte sich juristisch gewehrt, dann hätte sie sich nach dieser derben Aktion auch von der nächsten Brücke stürzen können. Wer die Story nicht kennt, soll in der Wiki nach Lisa Loch suchen, denn dort hat hat sie (zurecht) einen festen Platz.
 
OT
War die Frage wirklich so formuliert? Das gefällt mir! :)


Es war vor einiger Zeit bei Roche und Böhmermann. Zwar nicht vor einem Millionenpublikum (ZDF Kultur) aber die Fragestellung war ungefähr so.

Klar haben Moderatoren ihren PD im Rücken, der gewisse Dinge vorgibt. Aber es gibt vermutlich Grenzen, die der Moderator aus Gewissensgründen ablehnt und sich weigert, das über den Äther zu jagen.

Was die beiden Scherz-Anrufer betrifft: im australischen TV haben sie unter Tränen beteuert, wie leid ihnen dieser Vorfall tut und es sah sehr authentisch aus. Angeblich sollen sich die beiden in psysicher Behandlung befinden.

Das Interview:

http://www.focus.de/panorama/videos...omoderatoren-sind-untroestlich_vid_34729.html
 
In meinen Augen sind das Krokodilstränen. Ach wie cool und hip ist es, als Moderator/in on air Spott, Schadenfreude und manchmal auch Demütigung und Erniedrigung über andere zu ergießen, - und wie ist man doch bestürzt, reuig und untröstlich, wenn das Ganze als brutaler Bumerang zurückkommt und es einem selbst mal erwischt.
Vorher mal über das eigene Tun nachdenken hätte geholfen.
 
Ich bleibe dabei - wer sich wegen so eines Vorfalls, den er noch nicht einmal vorsätzlich herbeigeführt hat und den ihm niemand persönlich zur Last legt, das Leben nimmt, ist psychisch krank und wäre in absehbarer Zeit ohnehin freiwillig aus dem Leben geschieden. Die Hintergründe der Tat sowie das persönliche Umfeld der Verstorbenen sind bis dato weitgehend unbekannt.

Dieses ganze Betroffenheitsgetue ist heuchlerisch, unabhängig vom der Tragödie rund um den Selbstmord der Krankenschwester. Die an sich arglosen Radiomoderatoren stehen nun unter verschärfter Beobachtung der Öffentlichkeit und müssen die Umstände dieses Todesfalls auch irgendwie verarbeiten. Sie sind genauso Opfer, denn der Anruf selbst ist für sich betrachtet eine Lappalie.

Die Medien, die sich jetzt am meisten echauffieren, schlagen für gewöhnlich mitleidlos Kapital aus dem Schicksal anderer Menschen. Es wird Zeit, dass diesen Moralaposteln mal der Spiegel vorgehalten wird.
 
Für die Familie der Krankenschwester ist es eine Tragödie, keine Frage. Es fällt mir schwer zu glauben, dass sich jemand wegen so eines Telefonstreiches sich das Leben nimmt. Und wenn sich dann die britischen Medien über die Frau herziehen wäre eher da ein Schuldiger zu suchen, als in Australien.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ganze hier in Deutschland so hochgekocht wird, weil es ja irgendwie mit dem britischen Königshaus zu tun hat. Würde eine vergleichbare Sache in Deutschland passieren wäre das Interesse in England gleich null.
Ich persönlich finde diesen Telefonstreiches an sich harmlos. Da wundere ich mich, dass Stefan Raabs Streiche noch nicht zu Selbstmorden geführt haben. Was der da abzieht ist sehr oft jenseits der Grenze des guten Geschmacks.
 
Die Diskussion hier führt in zwei Punkten ein wenig in die Irre:

1. Es geht ja gar nicht um ein Spaßtelefon. Es geht um unlautere Recherche.

Was die australischen Kollegen gemacht haben, war einfach fragwürdig.
Sie haben unter Angabe falscher Identität im Krankenhaus angerufen, um an Daten zu kommen, die klar dem Persönlichkeitsrecht unterliegen.
"En passant" haben sie dabei möglicherweise eine befragte Person gekränkt, die ihren "Fehler" als so schwerwiegend empfunden hat, dass sie sich möglicherweise deswegen das Leben genommen hat.

Da die Moderatoren das unmöglich absehen konnten, muss man ihnen jetzt nicht Blut an die Hände dichten.
Man muss sie aber auch nicht als vollkommen integre Kollegen in Schutz nehmen und das Vorgehen für völlig normal erklären.

Denn: Nein. Das ist es nicht.
Sie haben sich vielmehr verhalten wie sensationsgierige Boulevardjournalisten und Radiopapparazzi.
Das muss man - ohne Eifer aber entschieden - verurteilen. Duch unglückliche Umstände wird den Moderatoren das jetzt deutlicher, als sie es sich je vorstellen konnten.

2. Das klassische Spaßtelefon auch dann juristisch problematisch, wenn es NICHT ausgestrahlt wird.

Denn strafbar ist allein schon das heimliche Aufnehmen, nicht erst das Senden dieser Aufnahmen.
Selbst wer hinterher um Erlaubnis fragt, bewegt sich also jenseits dessen, was im Gesetz als erlaubt beschrieben ist.
 
Durchaus, aber die juristische Seite dürfte niemanden interessieren. Das publicitygeplagte Königshaus scheint jedenfalls kein Interesse an einer weiteren Eskalation zu haben.
 
Du solltest Dipl.Psychologe werden ;)

Wieso meinst du das...
Ich bleibe dabei - wer sich wegen so eines Vorfalls, den er noch nicht einmal vorsätzlich herbeigeführt hat und den ihm niemand persönlich zur Last legt, das Leben nimmt, ist psychisch krank und wäre in absehbarer Zeit ohnehin freiwillig aus dem Leben geschieden.
...wenn auch auf dich das hier
Die Hintergründe der Tat sowie das persönliche Umfeld der Verstorbenen sind bis dato weitgehend unbekannt.
sicher zutrifft.
 
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