Senderabschaltungen für Wartungsarbeiten - tagsüber? Ist das dem Hörer zumutbar?

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Wahrscheinlich sind es nur Wahnvorstellungen, aber manchmal habe ich den Eindruck, die Öffis machen das wegen derer Digitalisierungs-Politik aus Absicht. Wozu müssen jetzt plötzlich alle Studios gereinigt werden? Im TV das gleiche. Im BR habe ich mir gerade ein Tennisturnier angeschaut. Als es im dritten und entscheidenden Satz richtig spannend wurde, brach der Kommentator ab. Wenn Sie wissen möchten, wie das Spiel endet, empfehle ich den Livestream auf BR.de. Leute, ist das euer Ernst? Was kommt als nächstes? Jens Riewa nach zwei Meldungen: " wegen Wartungsarbeiten muss ich mich nun von Ihnen verabschieden. Alle anderen Meldungen finden Sie bequem auf Tagesschau.de. Es folgt nun eine Tatort-Wiederholung. Schönen Abend noch". Ich hoffe, ich Spinne mir das nur ein.
 
Wahrscheinlich sind es nur Wahnvorstellungen, aber manchmal habe ich den Eindruck, die Öffis machen das wegen derer Digitalisierungs-Politik aus Absicht. Wozu müssen jetzt plötzlich alle Studios gereinigt werden?
Die wurden früher wöchentlich gereinigt und eingemessen, zumal es da auch um die Wartung von Präzisionsmechanik (Tonbandmaschinen, Plattenspieler) ging. Dafür zog man üblicherweise in ein anderes Studio irgendwo im Funkhausbauch um. Da es teils ohnehin mehrere Wechsel zwischen unterschiedlichen Studios ganz routinemäßig im laufenden Programm gab, fiel das den Hörern überhaupt nicht auf.

Heute hat man mit Glück ein B-Studio, das da identisch oder gespiegelt vorgehalten wird, mitunter teilen sich mehrere Wellen sogar ein solches , siehe RBB-Radiohaus in Babelsberg: Fritz, Radio 1, Antenne Brandenburg und Radio 3 hatten ein gemeinsames Havariestudio. Mehr als eine Welle durfte also nicht zeitgleich Probleme oder Wartung haben. Mit dem Aus für Radio 3 entspannte sich das etwas, Antenne Brandenburg nutzt deren nebenan liegendes Studio meines Wissens nach mit. Wenn bei Radio 1 gewartet wird, muss man ins fensterlose Havariestudio umziehen. Dürfte bei Fritz genauso sein.

Im DDR-Rundfunk gab es soweit ich mich erinnere je Welle einen "Mono-Vormittag" (oder war der für alle 4 Berliner Programme am gleichen Tag?), an denen die Übertragungsleitungen durchgeklingelt wurden und man derweil nur Ersatzleitungen zur Verfügung hatte.

Auf der anderen Seite waren analoge Mischpulte deutlich langlebiger als digitale. Der BR mottete 2012 sein Studio 12 ein, das dürfte 20 Jahre lang gelaufen sein - als technikerbetreute Produktionsregie mit Selbstfahrplatz aber keinesfalls im 24/7-Betrieb. Das Neumann-Pult im Studio 9 wurde sogar noch länger (bis 2014?) genutzt. Module zog man im Bedarfsfall einzeln, tauschte sie "live" aus und reparierte sie dann "offline". Das geht freilich heute z.B. mit Bedienmodulen aus Digitalen Pulten auch, aber man kann daran fast nichts mehr selbst warten. Fader und Tasten wechseln, ok. Aber wenn wirklich was in der Elektronik ist, dann ist das wie kaputte Grafikkarte beim PC: Austausch.

Die digitalen Pulte sind heute oft nach 10 Jahren nicht mehr einsatzsicher - zumindest nicht im Kontext eines ganzen Funkhauses. Da gehen die Schaltnetzteile kaputt, laufen vielleicht noch bis sie mal ausgeschaltet werden, lassen sich dann aber nicht mehr einschalten. Da sterben mit etwas Pech massenhaft Elektrolytkondensatoren (so wie bei den Sony-DAT-Recordern im Kopfverstärker, da dürfte heute kaum noch ein Gerät ohne zwischenzeitlichen grundlegenden Service überhaupt spielfähig sein). Ich hatte mal mit Messtechnik von Tektronix zu tun, in der viele Dutzend Elkos verreckt waren - wirtschaftlicher Totalschaden.

Da läuft die Software, mit der man das Pult konfiguriert, nur unter NT oder gar unter OS/2 (so solls beim hr mit der ersten Generation Lawo gewesen sein), man hegt und pflegt also einen PC-Oldie, der dann vom Messdienst auf nem Rollwagen herumkutschiert wird und alle beten, das Schätzchen möge durchhalten. Eines der ersten Digitalpulte mit ARD-Zulassung (die mir schleierhaft ist) hatte die Config in einem SRAM (!) gespeichert, der in einem IC-Zwischensockel saß, in den der Hersteller eine Pufferbatterie reingefrickelt hatte. Wenn die alle war und das Pult mal stromlos wurde, wars das. Heute würde man das "bricken" nennen.
Nix ging mehr und man durfte soweit ich mich erinnere mit DOS, Diskette, seriellem Kabel und Insiderwissen (oder Wartungsvertrag...) hantieren. Sowas flog dann auch bevorzugt schon nach maximal 10 Jahren wieder raus. Da will man im Schaltraum die Hauptkreuzschiene ersetzen und was zeitgemäßes einbauen - doch die noch gar nicht so alten Pulte in den Studios haben keine Aufrüstmöglichkeit auf ein aktuelles Audio via IP-Protokoll. Also perspektivisch schnellstmöglich raus damit.

Es ist also nicht unbedingt langlebiger geworden mit der Digitalisierung.

Als es im dritten und entscheidenden Satz richtig spannend wurde, brach der Kommentator ab. Wenn Sie wissen möchten, wie das Spiel endet, empfehle ich den Livestream auf BR.de.

Wegen Reinigungsarbeiten? Nee, oder?
 
Keine Ahnung... Danach lief irgendeine Doku, glaube ich. Ein Fußballspiel in der Verlängerung wird ja auch nicht einfach abgebrochen, sofern keine Bombe explodiert oder sonst irgendwas passiert ist. Das Tennisspiel heute lief auch ganz normal weiter. Aber dann hätte man es von Anfang an im Livestream senden und es im TV komplett lassen können. So fühlte ich mich einfach nur verarscht. Egal, das Ergebnis kenne ich inzwischen. Aus dem Teletext.
 
Ja, das ist zumutbar. AF ist seit 20 Jahren Standard, der Autofahrer merkt in der Regel nichts davon. Zu Hause? Pech gehabt und kurbeln. Dank Overspill und Mini-Funzeln sollte Empfang gewährleistet sein.

Ich erinnere mich daran, dass bis mindestens 1990 die NDR-Sender immer mal wieder kurz abgeschaltet wurden. Manchmal gab es Hinweise im Programm (gern für Hamburg da Probleme mit dem Eurosignal), mal waren die Sender einfach so aus. Das sorgte für interessante Dinge. Während einer Abschaltung in Steinkimmen (99,8) lief in Lingen z.B. WDR4 auf 97,8.
 
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