So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

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Makeitso

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In diesem Artikel in "Spiegel online" wird berichtet, daß Menschen Musik oft nur deswegen gut finden, weil ihnen erzählt wird, daß andere sie gut finden.

Das erklärt einiges, finde ich... :rolleyes:
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

bestätigt nur das, was ich seit Jahren beobachte
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Anders kann ich mir den Erfolg mancher "Hits" auch ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Dass die Geschmäcker verschieden sind ist ja schon klar, aber so manche Lieder können einfach keinem gefallen...
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Landei, ich habe Mühe, deine Aussage zu verstehen. "...keinem gefallen"???

Ich finde es überhaupt nicht fragwürdig, wenn sich der eigene Geschmack an anderen ausrichtet. Wir erleben das schon immer in der Musik, in der Mode, Lifestyle, Architektur, Kunst und Kultur. Die Klassifizierung nach "gut", "schlecht" und Zwischenstufen muss sich an vorher vereinbarten Maßstäben ausrichten. Bei Popmusik ist es nicht allein der Maßstab "musikalische Qualität" (wie legt man sie fest?), sondern es gibt deren viele: Unterhaltungswert, Gebrauchswert, Emotionalität, Virtuosität, Gefälligkeit, Tanzbarkeit, Partytauglichkeit, Gefallen an Stimme, Ausstrahlung des Interpreten und meinetwegen auch Freude am gemeinsamen Gefallen.

Die Unterstellung, verehrter Makeitso, dass die Musik im Radio schlecht sei, weil viele sie deshalb gut finden, "weil ihnen erzählt wird, dass andere sie gut finden", ist nicht zwangsläufig. Wenn die Musik nach anschließendem Anlagen des jeweiligen Maßstabes als "gut" klasiifiziert wird, ist dein Fazit falsch.
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

fragt mich bitte nicht nach der Quelle, aber das paßt zu einem Artikel, den ich mal geselesen habe, wie Massen-Effekte generell funktionieren (der Mensch als Hordenwesen, mit schönen Grüßen aus der Steinzeit... ;) ) alles also ganz natürlich ! Es gibt auch das Phänomen, daß Frauen Männer attraktiver finden, je mehr andere diesen Kerl auch wollen - ebenfalls wissenschaftlich untersucht.
Das Kollektivieren scheint eine Art natürlicher Mechanismus zu sein.....

was "gut" angeht, habe ich mir bei Musik angewöhnt, es SO zu definieren :

"Musik ist dann gut, wenn sie bei der angestrebten Zielgruppe Wohlbefinden auslöst"

Das ist einigermaßen frei von Geschmacksfragen, oder ? ... naja, und dann sollte man vielleicht noch hinzufügen, daß die Absicht noch ethisch zu hinterfragen ist..... sie sind ja auch mal mit more or less Wohlbefinden zu Marschmusik bis an die Wolga marschiert..... :eek:
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Funkgeist schrieb:
"Musik ist dann gut, wenn sie bei der angestrebten Zielgruppe Wohlbefinden auslöst"
Uneingeschränkte Zustimmung, Funkgeist - auch zum Rest deiner Ausführungen. Darf ich für mich so übernehmen? ;)
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Funkgeist schrieb:
"Musik ist dann gut, wenn sie bei der angestrebten Zielgruppe Wohlbefinden auslöst"

Demnach sendet das gemeine Radio für die Gruppe musikalisch desinterssierter Menschen.
Schade eigentlich.
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Makeitso schrieb:
In diesem Artikel in "Spiegel online" wird berichtet, daß Menschen Musik oft nur deswegen gut finden, weil ihnen erzählt wird, daß andere sie gut finden.

Das erklärt einiges, finde ich... :rolleyes:

Ich bezweifle, daß es bei Shanghai Absteige & Co. überhaupt um die Musik geht. Hier werden lediglich "Stars" (bzw. deren Bilder) verkauft, und das geht wohl am einfachsten über das Medium "Musik" (CDs, Videos, ...).

Mal ganz ehrlich - kein Mensch, auch nicht die Zielgruppe, kauft sich CDs von Britney Spears, weil diese so toll singen kann. Und würde Tokio Hotel nur aus BWL-Mittdreißigern bestehen, hätten sie es nichtmal bis zum Pförtner der Funkhäuser geschafft.

Naja, und schlußendlich gibt es ja immer noch Leute, die sich als Fans der einschlägig berüchtigten Hitdudler outen... Der Mensch - das Herdentier...
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

"Musik ist dann gut, wenn sie bei der angestrebten Zielgruppe Wohlbefinden auslöst"

Schöner Erklärungsversuch, aber Musik kann emotional glücklicherweise weitaus mehr bewirken. Meine Tom Waits Platten jedenfalls habe ich nie aufgelegt, wenn ich mich gerade besonders wohl gefühlt habe.
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Rösselmann schrieb:
"Musik ist dann gut, wenn sie bei der angestrebten Zielgruppe Wohlbefinden auslöst"

Schöner Erklärungsversuch, aber Musik kann emotional glücklicherweise weitaus mehr bewirken. Meine Tom Waits Platten jedenfalls habe ich nie aufgelegt, wenn ich mich gerade besonders wohl gefühlt habe.
Ja, aber danach vielleicht?:)
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

cd: "Ich finde es überhaupt nicht fragwürdig, wenn sich der eigene Geschmack an anderen ausrichtet. (...) Die Klassifizierung nach "gut", "schlecht" und Zwischenstufen muss sich an vorher vereinbarten Maßstäben ausrichten. (...) meinetwegen auch Freude am gemeinsamen Gefallen."

Von "vorher vereinbarten Maßstäben" kann im Spiegel-Artikel allerdings keine Rede sein, von der "Freude am gemeinsamen Gefallen" auch nicht. Der Artikel zeigt ja vielmehr, dass ohne vorher vereinbarte Maßstäbe und ohne Freude am gemeinsamen Gefallen die berühmte Schere im Kopf ihre Arbeit verrichtet.

Es ist ja gerade nicht so, dass mir mein Umfeld mitteilt, Rock-Pianisten seien ja sowas von gut, und wenn ich dann eines Tages Billy Joel höre, finde ich ihn megagut - obwohl ich ihn Jahrzehnte lang gehasst habe, die gesellschaftliche Vereinbarung aber stärker ist als mein Geschmack.
Und es ist auch nicht so, dass ich ins Grönemeyer-Konzert gehe, denn ich mit seinen rudimentären Singversuchen für nicht einmal kindergartentauglich halte, ich mir jetzt aber eine Karte hole, weil ich mit meinen Freuden, die Grönemeyer-Fans sind, viel Spaß haben will.

Es geht hier allein darum, dass ich einen Titel höre, von dem mir gesagt wird, viele fänden ihn gut. Ohne jede weitere inhaltliche Erklärung. Daraus macht der Hörer dann ganz alleine für sich eine Art "Zwang", das gut zu finden. Kein Geschmack, keine Vereinbarung, keine Freude. Das eigene Urteilsvermögen wird zugunsten eines nicht weiter differenzierten und bekannten Massenurteiles geopfert.

Ob das die Musikauswahl im Radio erklärt? Zumindest stellt es Research-Ergebnisse in ein Licht, in dem manche sie bisher nicht gesehen haben mögen. Wer sie sich allerdings über Jahre angesehen hat, wird das Spiegel-Ergebnis hoffentlich wenigstens geahnt haben.
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Der Mensch ist ein Herdentier oder "Die Hauptmerkmale des in der Masse befindlichen Individuums sind demnach: Schwund der bewussten Persönlichkeit, Vorherrschaft der unbewussten Persönlichkeit, Orientierung der Gedanken und Gefühle in derselben Richtung durch Suggestion, Tendenz zur unverzüglichen Verwirklichung der suggerierten Ideen. Das Individuum ist nicht mehr es selbst, es ist ein willenloser Automat geworden."
Gustave Le Bon
 
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der mensch ist so und "der deutsche" insbesondere.
wo wird mehr gekrochen als hier??!!
 
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Die Sozial- bzw. Wahlforschung nennt das den Bandwagon-Effekt. Viele Wähler wollen einfach auf der Seite der Mehrheit sein und geben dementsprechend ihre Stimme der Partei, von der sie annehmen, dass sie gewinnen wird (wollen also beim Festumzug dabei sein, daher der Name). Das geschilderte Experiment könnte auch so erklärt werden. Dahinter steckt auch die (sehr us-amerikanische) Angst, ein Außenseiter zu sein.
 
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Bei den manchmal doch sehr kontroversen Meinungen, auch wenn es nicht um Dudelpop für die Teeniemassen oder extravagante Musik für individuelle Einsiedler geht, sehe ich hier doch nicht nur "willenlose Herdentiere", sondern etliche Individualisten mit eigener/m Meinung/Geschmack, die aus dem Cliquenalter heraus sein dürften.
Wer schwärmt denn mit über 30 Lenzen noch für Boygroups oder Popgirlies?!? Gibt es etwa massenhaft geistig in der Pubertät Steckengebliebene? :eek:
Oder werden diese dann durch Grönemeyer, Madonna und Co. ersetzt?
Fühlt sich Rösselmann nach Tom Waits eigentlich besser oder mutiert er dann ganz zum Depri? ;)
Fragen über Fragen - wo bleiben die Antworten? :rolleyes:
Solange man sich bei Anderen nur musikalische 'Anregungen' holt oder auch mal jemandem eine Freude bereiten will, indem man mit in ein Konzert geht, obwohl es nicht unbedingt exakt der eigene Musikgeschmack ist, hat das ja mehr mit sozialen Kontakten als mit "Massenhysterie" zu tun.

ISI

P.S. Wenn man Pop-Hits mit Fast Food vergleicht - es macht satt, aber der Genuss hält sich sehr in Grenzen und wenn man zuviel davon frisst, muss man kübeln. Dann lieber weniger, aber qualitätvoller geniessen, damit das Wohlbefinden stimmt. :p
 
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Über musikalische Sozialisation kann man viel diskutieren, sogar soziologische Diplomarbeiten schreiben.
Jeder Mensch lebt ja in einem gewissen Maße mit und auch aus Interaktion. Insofern ist die Umwelt und Personen, mit denen ich interagiere (oh, eins dieser bösen Soziologie-Fachwörter), also auf gut deutsch irgendwas treibe (muss ja nicht nur das eine sein) also immer auch an der Bildung meines geschmacks, sei er nun musikalischer oder sonstwie stilistischer Art, beteiligt.
Anders kann es nicht sein.
Da spielen viele faktoren mit rein: Vom Elternhaus über soziales Umfeld, Schule, Freundeskreis, später Kollegen, Partner usw.

Ich würde hier nur unterscheiden zwischen einigen wenigen "Leithammeln", die für eine bestimmte Gruppe geschmacksprägend sind, und denen dann eine ganze Reihe hinterherwackeln (also die Mitläufer, die z.B. im Bereich Musik eher desinteressiert sind und irgendwas aufschnappen, sich aber nicht selbst auf die Suche machen und stöbern), dann gibts noch ein paar verstreute Einzelgänger, die sich hier und da mal ne Anregung holen, aber sich ansonsten abseits des abgegrasten Mainstreams verköstigen und dort evtl. wiederum auf andere Einzelgänger stoßen, die sie wieder zu neuen Weidegründen führen...
 
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Du drückst es noch etwas gewählter und feiner aus, wobei ich mich frage, ob man mit ein wenig Kleefressen auf einsameren Weiden schon zum ausgegrenzten, schwarzen Schaf mutiert und es wirklich nur ein paar verstreute Einzelgänger gibt. Das gesellige Grasen mit der Herde macht ja oft genug sogar Spass, solange genug saftiges Gras vorhanden ist und keine dörren Disteln stören. Man kann doch das Eine tun, ohne das Andere zu lassen. :)

ISI
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Natürlich beginne ich irgendwann, mich für irgendeine Musik zu interessieren, wenn Freunde und Bekannte die Musik wer weiß wie gut finden und ständig davon reden. Natürlich begünstigt das, dass ich die Musik ggf. auch einmal gut finde. Die Interaktion bleibt nicht wirkungslos. Schön und gut.
Aber, Radiokatze, wenn ich mir die im Artikel beschriebene Studie ansehe, dann fand zwischen der Menge der Downloader und den Befragten überhaupt keine Interaktion statt. Es handelt sich also um einen rein psychologischen Effekt, dem towe vermutlich den geeigneten Namen gegeben hat.
 
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@Funkgeist
"Musik ist dann gut, wenn sie bei der angestrebten Zielgruppe Wohlbefinden auslöst"
Sehr gut formuliert, Funkgeist. Musik die uns gefällt, berührt uns im Inneren und das ist nicht in Worte zu fassen, das findet einfach statt. Und wenn eine große Anzahl Menschen das genauso erfahren, dann wird die Platte gekauft und Nummer 1 in den Charts!
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Die Sozial- bzw. Wahlforschung nennt das den Bandwagon-Effekt. Viele Wähler wollen einfach auf der Seite der Mehrheit sein und geben dementsprechend ihre Stimme der Partei, von der sie annehmen, dass sie gewinnen wird (wollen also beim Festumzug dabei sein, daher der Name). Das geschilderte Experiment könnte auch so erklärt werden.
Soweit so gut.

Dahinter steckt auch die (sehr us-amerikanische) Angst, ein Außenseiter zu sein.
Dahinter steckt auch die (sehr EU-deutsche) Eigenschaft, einfältig zu sein. :wall:
 
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Aber liebe Grenzwelle, sei doch nicht so. Die Amis sind böse und überschwämmen und mit allem, was sie haben. McD, Ford, GM, Google, Irakkrieg, Hollywood, Außenseiterangst. Dass Du das nicht einsiehst ...
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

dB: Dass Du das nicht einsiehst ...
Das kann ich nicht mehr einsehen, weil ich schon 'totally brainwashed' bin! :)

Vielleicht überreagiere ich ja, aber es geht mir inzwischen tierisch auf den Senkel, dass beinahe überall ein Kontext zusammengeschustert wird, in dem die Amis das Grundübel seien. Oder es zumindest erwähnenswert erscheint, dass sie zum Übel maßgeblich beitragen würden.
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Siehe Beitrag #2... :rolleyes:

@ debee: "überschwämmen"? :p
 
AW: So werden aus Songs Hits - oder: Warum die Musik im Radio so schlecht ist

Man könnte es vielleicht auch so sehen: Seit der Weimarer Republik hat dieses Land populärkulturell nichts mehr auf die Reihe gebracht, nämlich dank Herrn Hütler alle Protagonisten aus Show, Musik, Film und Literatur im günstigsten Fall in die Emigration, im ungünstigsten Fall in die Gaskammer getrieben. Seit der Befreiung nun trachten wir das selbstverschuldete Vakuum zu füllen, indem wir gierig alles aufsaugen, was der Amerikaner zu bieten hat: vom blauen Dunst der Mentholzigarette bis hin zu C.S.I. Miami. Warum wir Amerika dafür abgrundtief hassen, kann man womöglich irgendwo bei Freud nachlesen, aber das ist nun wirklich nicht mein Fach.
 
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