Sondersendungen zum anstehenden Konklave

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Heute: Es ist 19:20 Uhr, die Kirchenglocken läuten seit einigen Minuten wie wild, ich schalte das Radio an, und ...

Bayern 1 bringt Volksmusik, Radio Salzburg bringt Volksmusik, Radio Tirol bringt Volksmusik, Bayern 3 irgendeinen Beitrag, der aber nichts mit der Papstwahl zu tun hatte, und der Rest (von dem ich aber auch nichts erwartet hätte) sowieso nur das reguläre Programm.

Die Papstwahl muß ganz schön unwichtig sein, wenn nichtmal die meistgehörten Radioprogramme von dem Ereignis zeitnah berichten.
Da hast du es aber knapp verpasst, ich schaltete fast zur selben Zeit Bayern 3 ein, weil ich sowieso später Matuschke hören wollte. Und da kam direkt die Meldung, dass weißer Rauch aufsteige, mehr wusste da ja noch keiner. Später gabs auch immer wieder Berichte im laufenden Programm, so zum Beispiel um 20.30 Uhr.
 
Und im übrigen erwarte ich von einem ernstzunehmenden Radiosender, und dazu zähle ich radioeins noch immer, daß ein solches Ereignis zumindest moderativ erwähnt und nicht verschwiegen wird. Ganz schlechte Entscheidung von Frau Super, sich für Variante 2 zu entscheiden. Mit Journalismus hat die Dame jedenfalls offensichtlich nicht viel am Hut.

Hat sie nicht auch schon im Tagesprogramm moderiert? Da könnte man dann nicht mehr ganz so schulterzuckend darüber hinwegsehen.

Ganz generell ist wohl die Frage, wie Moderatoren mit aktuellem Zeitgeschehen umgehen, die nicht aus der journalistischen Ecke kommen. Kann mich da entsinnen, wie Anja Caspary mal so eine Situation ganz respektabel beherrscht und ein substantiiertes Korrespondentengespräch gemacht hatte. Bei so manchem hochgeschätzten Schallplattenaufleger des Abendprogramms dürfte es in solchen Fällen aber zappenduster sein.
 
Das ist in der Tat eine gewisse Krux: Wenn ausgewiesene Musikexperten plötzlich zu politischen Journalisten werden sollen. An die Anja-Caspary-Geschichte kann ich mich auch noch dunkel erinnern (wenn ich auch nicht mehr weiss, worum es da genau ging), aber ich möchte nicht erleben, dass zum Zeitpunkt eines wirklich wichtigen politischen Zwischenfalles gerade Kraesze oder Doebeling moderieren und ein spontanes Interview führen müssen. Ich gehe davon aus, dass in solchen Fällen eine schnelle Ablösung am Mikrofon erfolgt.
 
Naja, eigentlich hat ja jeder irgendwie irgendwo irgendwann über ein Ereignis berichtet, das auf regenbogenpresserisch "High-Society-Event" heißt und wie eine royale Hochzeit medial bis zum Reihern ausgeschlachtet wurde. Selbst die "Seriösen", wie der Deutschlandfunk, füllten die treudoofen jubelnden Massen mit Infos ab, was der Neue trägt, palavert und welche Vorgeschichte er hat, wobei sein zwielichtiger Part während der argentinischen Militärdiktatur gerne ausgespart wurde.
Daß der Neue nicht mehr der Jüngste sondern recht alt und gesundheitlich lädiert ist, läßt die Medienhuren jedenfalls auf ein baldiges "Habemus papam-Event" hoffen.
 
Die "beliebige Religionsgemeinschaft" hat rund 1,2 Milliarden Mitglieder und ist damit die größte, die ein weltweites Oberhaupt hat. Mir scheint, Dein Blickwinkel basiert weniger auf journalistischen denn auf ideologischen Maßstäben.

Und im übrigen erwarte ich von einem ernstzunehmenden Radiosender, und dazu zähle ich radioeins noch immer, daß ein solches Ereignis zumindest moderativ erwähnt und nicht verschwiegen wird. Ganz schlechte Entscheidung von Frau Super, sich für Variante 2 zu entscheiden. Mit Journalismus hat die Dame jedenfalls offensichtlich nicht viel am Hut.
Nur spielt gerade diese Religionsgemeinschaft speziell im Radio Eins Sendegebiet traditionell eine sehr sehr untergeordnete Rolle. Die Region war schon vor 100 Jahren säkularer eingestellt.
Nicht umsonst gibt es in Berlin keinen der bundesland-spezifischen kirchlichen Feiertage, z.B. weder Allerheiligen noch Reformationstag.
Eventuell ist da eher Dein Blickwinkel ideologisch gefärbt, der darauf abzielt, dieser Kirche dort wieder mehr Bedeutung und Einfluss zuzuschanzen.
Zur vollen Stunde in den Nachrichten wird das sicher dann angemessen "journalistisch" gewürdigt worden sein.
 
Es gab aber auch (mindestens) ein echtes Radio-Highlight zur Papstwahl.

Diese Doppelmoderation von Stefan Troendle und Jan-Christoph Kitzler:
https://soundcloud.com/sandra-m-ller-21/sensationelle-doppelmoderation

Vor allem die erste Viertstunde finde ich grandios: Es passiert nix auf dem Balkon aber Troendle und Kitzler sind keine Sekunde um sinnvolle und lockere Infos verlegen. Großes Kopf- und Ohrenkino.

Da kann ich dir (und Sandra Müller, von der ja die Aufzeichnung stammt) nur zustimmen, obwohl ich mit der Kirche nun wirklich nichts am Hut habe! Die beiden Reporter waren sehr gut vorbereitet und hätten sicher noch mehr Wartezeit überbrücken können. War echt gut!

BTW: Eine Papstwahl ist ein großes gesellschaftliches Ereignis, egal ob man persönlich Kirche doof findet. Ein Radiosender muß einfach darüber berichten.



Ich war unterwegs und hatte (wie immer) SWR1-BW drin. Um 19:30 Uhr begann eine Sondersendung. Ein paar 'Minuten vor 20 Uhr "tat sich was" und die beiden Reporter wurden live eingeblendet. Ich dachte mir: "Oh, oh - die Nachrichten beginnen gleich. Bleiben die drauf?"

Sie blieben drauf. Um kurz vor 20 Uhr hörte man für einen wirklich winzigen Bruchteil einer Sekunde lang nur den Anfang des Nachrichtenopeners von SWR1. Da war wohl jemand geistesgegenwärtig und hat im allerletzten Moment die Automatik gestoppt... ;)

Um etwa 20:07 (wenn ich mich nicht irre) ging Andreas Doms dann für den Verkehrsfunk und den Beginn seiner Sendung "drauf". Es folgt Musik. Zeit zum "kurbeln". Also erstmal SWRInfo.

Um etwa 20:12 (ich habe keinen genauen Timestamp, sondern nur die Zeitangaben aus der Reportage benutzt) wird der Name des neuen Papst öffentlich. Das ist insofern wichtig, weil um etwa 20:16 Uhr ein Kurzportait auf SWRInfo lief! Man kann nun annehmen, daß Portraits aller 115 Kardinäle vorproduziert oder zumindest als Manuskript vorlagen! Anders geht das in fünf Minuten ja gar nicht! Auch das nenne ich "Vorbereitung"! Dieses Kurzportrait lief gegen 20:40 auch im SWR1.


Nun wird es spannend - die ersten Worte des neuen Papstes.

Bis auf "DASDING" waren alle SWR-Radiosender live drauf. Ich kenne das Programm von "DASDING" nicht, vermute aber sehr stark, daß einfach "niemand mehr da" war und nur eine voraufgezeichnete Sendung lief...


Ich kurble weiter.

Man hätte - wenn man denn DAB+ im Bundesmux empfangen kann - auch Radio Höreb einschalten können, denn dieser Sender hat das deutsche Programm von Radio Vatikan 90 Minuten lang live übernommen. Näher an Gott ist man nun wirklich nicht. ;)


Liebe Grüße
 
BTW: Eine Papstwahl ist ein großes gesellschaftliches Ereignis, egal ob man persönlich Kirche doof findet. Ein Radiosender muß einfach darüber berichten.

[...]

Bis auf "DASDING" waren alle SWR-Radiosender live drauf.

Und da frage ich mich ernsthaft, ob das sein muss. Als vor ein paar Jahren gleichzeitig im Ersten und im ZDF die britische Prinzenhochzeit übertragen wurde, schlug das (zu Recht!) hohe Wellen des Unverständnisses. Jetzt wird ein ähnlich bedeutsames Ereignis auf allen Wellen übertragen - wo ist der Unterschied? Dass das Wahlergebnis in allen Nachrichten vorkommt, sollte selbstverständlich sein. Wer unbedingt live dabeisein wollte, konnte im atheistischen Berlin das Inforadio hören - genau da gehört sowas auch hin. Aber auf allen Wellen? Gleichzeitig? Es gibt eben auch genügend Menschen, denen der Papst völlig wurscht ist, warum sollten die sich die Liveübertragung anhören müssen? Insofern finde ich es gut, dass das Programm auf Radio Eins nicht unterbrochen wurde.

Weiß eigentlich jemand, wie das Event auf den anderen RBB-Wellen Radio Berlin, Antenne Brandenburg, Kulturradio, Fritz und Funkhaus Europa gewürdigt wurde? Im letztgenannten Programm eröffnete übrigens Niko Aslanidis die Sendung "Süpermercado" am nächsten Morgen mit den den Worten: "Buona sera! Habemus moderatoram!"
 
Cooler Spruch von Niko Aslanidis. Kann man machen! ;)

Mir ist der Papst auch völlig wurscht, aber trotzdem ist eine Papstwahl (so oft kommt sowas ja auch nicht vor) ein sehr relevantes gesellschaftliches Ereignis! Das hat nichts mit meiner persönlichen Meinung oder Weltanschauung zu tun, sondern mehr mit - nennen wir es mal so - "journalistischen Sorgfaltspflicht". Ich möchte darüber informiert werden. Ich verzichte dann auch gern auf die "Dudelhits". Und in diesem Sinne wird das jeder Sender für sich gehandhabt haben. Ich konnte im Auto in den entscheidenden Momenten ja auch nur "zappen", ein kompletten Überblick habe ich daher auch nicht. Ich gehe aber mal davon aus, daß beispielsweise SWR3 die Liveberichterstattung relativ schnell "abgehandelt" hat.


Und ich mache einen Unterschied bei der zeitgleichen Berichterstattung von ARD und ZDF bei zeitgeschichtlich und gesellschaftlich relevanten Ereignissen! Der Papst ist Kategorie 1, da gibt es sicher keine Einwände. Bei einer "Prinzenhochzeit" sieht die Sache schon anders aus. Völlig indiskutabel und reine Gebührenverschwendung ist dagegen die Übertragung vom "Faschingsumzug" aus Köln auf ARD, ZDF und dem WDR. Drei Teams mit Mann, Maus und Technik. Als "Arbeit" getarnter "Betriebsausflug"? Ich sags nur, damit die Relevanz klarer wird, denn ich will hier im Thread eigentlich kein ÖR-Bashing veranstalten.
 
Eben! Wenn man das hören will, dann geht man dahin, wo die Kompetenz ist - zu Radio Horeb. Zumindest horcht man mal rein, was es da gibt. Hätte nie gedacht, daß ich diesen Sender mal gezielt einschalten würde ;) Und es lief: eine 90min. Direktübertragung von Radio Vatikan in deutscher Sprache. War sogar gut! Vielleicht schalte ich bei der nächsten Papstwahl Radio Horeb wieder mal ein :D
Das Bild zum Ton lieferte die ARD.
 
Als Profi solte man die Berichterstattung über ein religiöses Weltereignis jedenfalls nicht von der eigenen Weltanschauung abhängig machen.
 
Völlig indiskutabel und reine Gebührenverschwendung ist dagegen die Übertragung vom "Faschingsumzug" aus Köln auf ARD, ZDF und dem WDR. Drei Teams mit Mann, Maus und Technik. Als "Arbeit" getarnter "Betriebsausflug"? Ich sags nur, damit die Relevanz klarer wird, denn ich will hier im Thread eigentlich kein ÖR-Bashing veranstalten.
Nicht 100%ig richtig: die "Das Erste"-Übertragung aus Köln und Düsseldorf wird vom WDR produziert, der so oder so vor Ort ist.
Die "ARD", also Fernsehseitig "das Erste", hat sowieso keine eigenen Teams - die kommen immer alle von den jeweiligen zuständigen Rundfunkanstalten. Nur das bei Verbreitung im Ersten ein schicker, überregionaler Windschutz auf dem Mikro steckt.
Wo das ZDF seine Bilder hernimmt weiß ich allerdings nicht.
 
Als Profi solte man die Berichterstattung über ein religiöses Weltereignis jedenfalls nicht von der eigenen Weltanschauung abhängig machen.

Nicht nur bzw. als Arbeitnehmer muß man nicht 100 % nach der Pfeife des Chefs tanzen genausowenig wie nach der von 1,2 Milliarden Volllschafen.
Leider beschränkte sich die Berichterstattung über das tranceartige Spektakel des Wartens und Ausharrens auf dem Petersplatz unisono auf Platzhalter, um nach der Verkündigung des habemus papam in Hyper-Hyper, Geilo Grande und "Oh, it's so amazing"-Jubel zu verfallen, mit Nachdruck hierauf:
Franziskus...ganz arm...Bettelmönch...Hochmittelalter.
Es geht halt nichts über Selbsterkenntnis und profihaften Einheitsbrei.
 
Es hindert den medialen Beobachter ja niemand, solche Wertungen und Relativierungen in seine Berichterstattung einzubauen (und bitteschön als seine Meinung kenntlich zu machen). Das ist aber etwas völlig anderes, als wegen einer solchen Meinung, aufgrund welcher Lebensfrustrationen man auch immer sie haben möge, gleich völlig auf die Berichterstattung zu verzichten und ein Ereignis zu ignorieren, welches bei mehr als einer Milliarde Menschen weltweit Emotionen auslöst und fiebrig verfolgt wird.
Ich werte ja nicht Deine oder anderer Leute religiöse Einstellung, sondern ich differenziere nach professionellem und unprofessionellem Journalismus. Und dieses Ereignis "Papstwahl" als Journalist in einem katholischen Land zu ignorieren, ist definitiv unprofessionell.
 
Ich werte ja nicht Deine oder anderer Leute religiöse Einstellung, sondern ich differenziere nach professionellem und unprofessionellem Journalismus. Und dieses Ereignis "Papstwahl" als Journalist in einem katholischen Land zu ignorieren, ist definitiv unprofessionell.
Nein. Es geht ja hier nicht darum, dass die Papstwahl im Rahmen der normalen Information journalistisch gewürdigt wird. Das sollte IMHO selbstverständlich sein. Was aber unverhältnismäßig ist, ist dieses Ereignis im Rahmen von Sonderberichterstattungen,
Breaking News u.ä. zum Nachteil anderer wichtiger(er) Themen herauszustellen. Wenn in einer Magazinsendung andere Themen gerade als wichtiger angesehen werden, ist das nicht "unprofessionell".
Einige Bundesländer im äußersten Süden und Westen kann man vielleicht als katholische Länder bezeichnen, nicht aber die Bundesrepublik insgesamt und schon gar nicht z.B. das rbb-Sendegebiet!
Und auch in den katholisch geprägten Bundesländern sind die Katholiken nicht mehr die absolute Mehrheit der Bevölkerung...
Vermutlich fiebern mehr Menschen am Wochenende den BuLi Ergebnissen hinterher. Das wird aber auch nur auf bestimmten Kanälen gewürdigt, wo es zum Programm gehört.

Bei den ersten Worten des Papstes waren bis auf DASDING jedenfalls alle SWR-Sender "drauf". Das meinte ich. Und das ist doch auch völlig okay.
Als Liveschaltung ist das IMHO eindeutig zu viel. Eine Welle wie SWR-Info hätte da gereicht. Und auf den anderen Wellen kann das zur vollen Stunde in den Nachrichten durchaus Berücksichtigung finden.
Aber eben keine Breaking News auf allen Kanälen wie bei der Mondlandung oder schweren Naturkatastrophen.
 
Gibt es eine Religionsgemeinschaft in Deutschland, die mehr Mitglieder hat als die katholische Kirche?
Besagt die Zugehörigkeit zur Gruppe der Evangelischen, der Freikirchen oder der Nicht-Konfesionsgebundenen, dass diese Menschen sich deshalb automatisch nicht für das Papstereignis interessieren?
Dies alles zusammengenommen habe ich ganz sicher mehr als 50 Prozent der Bevölkerung, die sich konkret für die Personalie an der Spitze der Weltkirche interessiert.
Nach eurer Logik interessiere ich mich nicht für die Personalien an der Spitze der Deutschen Bank, weil ich ja dort nicht Kunde bin. Nach eurer Logik interessiere ich mich nicht für die Zustände im VW-Konzern, weil ich ja ein Auto anderer Hersteller fahre.
Euren Schmalspurjournalismus kann ich wirklich verzichten, es ist keiner. Es ist ideologisch gefärbtes Besserwissertum.
Dann kommt noch ein weiterer Aspekt: Selbst wenn ein bestimmtes Ereignis nur eine Minderheit interessiert, so hat es doch eine Relevanz, die möglicherweise eine Mehrheit betrifft. Beim Oberhaupt der weltgrößten Religionsgemeinschaft - die immer noch massiven Einfluss auf das Alltagsleben vieler Menschen hat - würde ich das mal vorsichtig annehmen.
Aber was argumentiere ich? Wenn man überhaupt nur darüber diskutieren muss, ob die Papstwahl ein Ereignis ist oder nicht, ist schon Hopfen und Malz verloren.
 
Du missverstehst mich. Natürlich ist es ein Ereignis, natürlich interessiert es viele. Natürlich soll das Ereignis journalistisch in den Nachrichten, in Hintergrundberichten und Reportagen behandelt werden.

Mich interessiert auch, wer Deutsche-Bank- oder VW-Chef wird, aber ich würde verwundert reagieren, wenn die Wahlen dieser Personen zeitgleich live auf allen Wellen übertragen würde.
 
Gibt es eine Religionsgemeinschaft in Deutschland, die mehr Mitglieder hat als die katholische Kirche?
Die Konfessionslosen dürften mehr sein.

Nach eurer Logik interessiere ich mich nicht für die Personalien an der Spitze der Deutschen Bank, weil ich ja dort nicht Kunde bin. Nach eurer Logik interessiere ich mich nicht für die Zustände im VW-Konzern, weil ich ja ein Auto anderer Hersteller fahre. Euren Schmalspurjournalismus kann ich wirklich verzichten, es ist keiner. Es ist ideologisch gefärbtes Besserwissertum.
Deiner Logik-Interpretation kann ich nicht folgen. In der Tat wäre die Berichterstattung über Funktionsweise und Mechanismen interessanter und nützlicher, als über Gußworte und Personalien.
Die Frage ist vielmehr, sind religiöse Themen wichtiger, als soziale, politische oder alltags-kulturelle Themen? (Abgesehen davon, dass manche religiös geprägte Menschen irrtümlicherweise Religion und Kultur für das selbe halten und dann die anderen Themen auch durch die religiöse Brille betrachten und bewerten)
Dann kommt noch ein weiterer Aspekt: Selbst wenn ein bestimmtes Ereignis nur eine Minderheit interessiert, so hat es doch eine Relevanz, die möglicherweise eine Mehrheit betrifft. Beim Oberhaupt der weltgrößten Religionsgemeinschaft - die immer noch massiven Einfluss auf das Alltagsleben vieler Menschen hat - würde ich das mal vorsichtig annehmen.
Nochmal: Die "Relevanz" streite ich nicht ab, sie geht aber nicht soweit, dass man dafür Sondersendungen machen muss und das reguläre Programm deshalb über den Haufen werfen muss. Reguläre thematische Sendeplätze, die das Ereignis angemessen würdigen gibt es genügend.
 
Da gibt es einen klitzekleinen Unterschied: Wahlen sind ein tragendes Element unseres Zusammenlebens, des politischen Systems. Religionsfreiheit ist zwar durchs Grundgesetz geschützt und bestimmte Religionen haben (z.T. IMHO ungerechtfertigte Privilegien), aber das ist trotzdem erst mal Privatangelegenheit der jeweiligen Religionsgemeinschaft.

Eine Besonderheit hat da allerdings leider die bayerische Verfassung, wo der christlichen Religion ein besonderer Stellenwert eingeräumt wird...
 
Wenn ein Bäcker immer wieder aufs neue einem Möchtegern-Bäcker (oder nur Kunden) erklären muss, wie man ein Brot backt, auch wenn es kein Weizenmehl enthält, dann kann man es diesem Bäcker nicht verdenken, wenn er eines Tages die Diskussion genervt einstellt.
Drum liebe Freunde, nehmt es mir nicht übel, wenn ich aufhöre darüber zu diskutieren, wie eine Papstwahl (zumal mit Superlativen wie "erster Nichteuropäer" oder "erstmals nach einem Papst-Rücktritt") journalistisch zu behandeln ist. Das weiß man entweder mit Fleisch und Blut, oder man weiß es eben nicht.
 
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