Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

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imo

Benutzer
Hallo liebe Experten und Expertinnen!

Habt Ihr vielleicht ein paar hilfreiche Tipps???

Ich mache reine Sprachaufnahmen, also keinerlei Musikaufnahmen, auch kein Gesang:

Mikrofon (bisher): T.Bone SCT 800 (=Großmembran Röhrenmikro), Ploppschutz (‚Strumpfhose‘, aber gekauft)
Vorverstärker DBX 286
ProTools, Digi001
schallisolierte und einigermaßen schalloptimierte Aufnahmekabine

Leider sind die Aufnahmen ziemlich ‚verschmutzt‘ durch Mund- und Spuckgeräusche - das ist z.B. für Meditationstexte, wo man wirklich hinhört natürlich absolut störend! Wichtig: es handelt sich nicht um technisch erzeugte Störgeräusche oder Rauschen – sondern wirklich um natürlich erzeugte Geräusche des Mundes! Das Entfernen dieser Störgeräusche in der Nachbearbeitung ist zeitaufwändig!!!

Habe schon mit Abstand Sprecher-Mikro herumprobiert, aber wenn der Abstand zum Mikro zu groß ist, leidet der Klang. Mit dem Klang bin ich ansonsten hoch zufrieden, die Stimmen werden voll und warm wiedergegeben.

Was kann ich tun, um schon bei der Aufnahme die natürlichen Nebengeräusche (Mund, Spucke) zu minimieren? Ein anderes Mikro? Logisch gesehen, dürfte eigentlich das Mikro NICHT Schuld haben, denn dass es empfindlich ist, zeichnet es doch gerade positiv aus, - bei einem Neumann TLM 103 ist das doch auch nicht anders, oder?? Allerdings - im Radio höre ich selten solche 'Nebengeräusche' - was ist das Geheimnis?

Was kann ich tun??? :confused:

DANKE DANKE DANKE für Eure Tipps und Hinweise schon im Voraus!!!! ;)

imo
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Mein erster Tipp, probiers ma mit nem anderen Ploppschutz, ne Soundprobe wäre sicherlich net verkehrt (am besten ma mit und ohne deinem Ploppschutz), daraus könnte man mehr schließen
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

hmmm... ist eine Idee. Allerdings sind die Plopps, die bei P und T entstehen können nicht das Problem. Schmatzgeräusche, Klicksen von Lippen und Spucke bei Mundbewegungen - die werden durch den Ploppschutz nicht gedämpft, vermute ich stark. Hab mich trotzdem mal nach einen der teureren Preisklasse umgesehen, da meiner ganz 'normal' ist (Stoff, doppelwandig) wäre die nächste Kategorie dann wohl ein AKG PF80 oder gleich ein Pauly PR 120-T 30? Macht das wirklich einen Unterschied?
Und was kann ich noch tun?
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Das, mein lieber imo, ist eindeutig ein stimmtechnisches Problem. Da kann eigentlich nur Onkel Otto helfen.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Wäre auch mein erster Tip. Ploppschutz ist in diesem Falle Herummurksen am Symptom. Arbeite an Deiner Sprechtechnik, am besten natürlich unter professioneller Anleitung.

Lieber Gruß
TSD
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Hi!

Manchmal hilft auch schon ein Schluck Wasser oder Labello, damit die Lippen nicht so trocken sind.

Gruß!

MB-100
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Liegen die Schmatzgeräusche in Sprachpausen, kann man sie in einem Waveform-Bearbeitungsprogramm mit etwas Übung in Sekundenschnelle entfernen.
In ProTools arbeite ich in der Einstellung Slip und mit dem Multitool. Rundherum um das "Loch", das durch den entfernten Schmatzer entsteht, lassen sich kurze Blenden setzen. Ein angeblendeter Atmer klingt meiner Erfahrung nach erstaunlich natürlich. Das Ganze ist wirklich zu empfehlen - und wie gesagt, mit etwas Übung hast du in fünf Minuten schon 10 Minuten Text "entschmatzt". Du wirst so schnell, dass du die Schmatzer schon an der Waveform erkennst und musst nicht einmal mehr reinhören.

Übrigens: Ganz schlimm sind (Nicht-Profi-)Interviewpartner, die ein Gebiss ohne Kukident tragen. Ist manchmal kaum zu ertragen, aber auch nicht zu ändern.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

jo, ich habe schon mehrere Stunden Aufnahmematerial 'entschmatzt' - nicht nur in den Wortzwischenpausen, auch teilweise in den Worten oder in den Atmern - per Hand, im ProTools Editor, und unter Windows mit SoundForge, ... wenn Ihr mal einen schwierigen Fall habt her damit, ich kriege fast alles raus, auch aus den Wörtern ... aber bei viel Material ist das eben sehr zeitaufwändig, ZU zeitaufwändig! Und @MungoHH: mit Atmern gehe ich ebenfalls sehr virtuos um :)

Schluck Wasser hilft ein wenig, haben wir auch schon probiert. Labello ist gut, werde mal ein Lippenbalsamdöschen für meine Sprecher besorgen !

@Ludwig und Tondosa: Die meisten Sprecher, mit denen ich arbeite haben eine Sprachausbildung oder zumindest Trainings in dieser Richtung gemacht. Es gibt auch nicht-Profis, bei denen es weniger Nebengeräusche als bei den Profis gibt - ist wohl auch Typ- und Tagesform-abhängig. Trotzdem, ich bin sicher: die Aufnahmen müssen Mund-geräuschärmer hinzukriegen sein.

??
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Dabei handelt es sich in der Regel um Kieferknacken und Lippenverschlußgeräusche. Bei Profis kommt so etwas sehr selten vor. Es gibt aber sogar Nachrichtensprechen bei denen das on air zu hören ist.

Am sinnvollsten ist der Besuch der Phoniatrie. Das Problem ist anatomisch.

Declicker, Decrackler und Dehisser vorsichtig und in der richtigen Reihenfolge geschaltet, können solche Töne entfernen. Aber ganz vorsichtig, sonst geht es an die Substanz.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

So wie der Fragesteller das beschreibt, bin ich mir sicher, dass es sich nach einigen Sitzungen Sprechertrainigung wesentlich bessert. Entspannungsübungen im Mund könnten z.B. helfen, auch eine einfache Änderung der Körperhaltung. Das wirkt sich bei einer Meditations-CD sicher auch allgemein stark positiv aus. Wassertrinken ist nicht immer sinnvoll. Es gibt auch Sprecher, die haben naturgegeben viel Feuchtigkeit im Mund. Da hört man dann in der Aufnahme.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Hallo Imo,

es kommt auch sehr darauf an, wohin Du deine DIN4 Blätter hebst oder
legst. Mit der Hand hinter das Mikro gehalten oder mit den Händen auf dem Tisch aufgestüzt und das Manuskript schräg vor die Nase geklemmt bekommst Du eine ziemlich ekelhaft Reflexionsfläche die
Nebengeräusche sehr verstärkt.
Ich würde einfach auch mal die Schreibe eben auf dem Tisch ablegen, dein Mikro 20 - 30 cm weit weg schieben und etwas mit der Mikrofonposition spielen, schräg von der Seite besprechen oder das gute Teil etwas hochziehen. Ich erlebe in der Feature-Produktion immer wieder, wie die Techniker die Mikros "auf Distanz" bringen.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

@all

Danke schon mal für die vielen Anregungen!
Bzgl. Sprecher/Sprechtechnik: die meisten haben durchaus bereits Sprechtrainings gemacht. Daher nehme ich an, dass es nicht primär am Sprecher/Sprecherin selbst liegt. Event. ist es eine Kombination aus vielen Komponenten, die bereits ein optimales Ergebnis bei der Aufnahme erzielt? Nachbearbeiten muss man wohl immer, vorausgesetzt man will gute Qualität produzieren. Aber die Menge der Nachbearbeitung reduzieren, und den Aufwand, das ist das Ziel... sonst geh ich bald pleite :( es braucht einfach zu viel Zeit!!

Ich werde mal alle Tipps hier berücksichtigen und sehen.... Für weitere Anregungen bin ich offen!!!

GATE
Wie kann ich z.B. die Einstellungen beim Aufnehmen optimieren? Mit dem Gate habe ich herumexperimentiert, aber das ist ein gefährliches Tool ... Nehmt Ihr bereits mit eingeschaltetem Gate auf oder macht ihr solche Einstellungen erst mit Plug-Ins und nehmt möglichst 100 % natürlich auf?

KOMPRESSOR
Wie ausschlaggebend haltet Ihr den Kompressor, der ja auch leise Geräusch (also auch unerwünschte Mundgeräusche) lauter macht? Ist es üblich, ohne Kompressor aufzunehmen?

... ZAUBERFORMEL?
Oder ist vielleicht die optimale Kombination Kompressor+Gate die Zauberformel?

Habe damit schon rumprobiert und getestet, ein gutes Ergebnis war aber nur zu erzielen,wenn ich das Gate so stark einschaltete, dass die Aufnahme teilweise beschädigt war (leicht abgeschnittene Wörter, der Eindruck eines nicht-fließenden Textes)

PLOPPSCHUTZ ODER WINDSCHUTZ?
Und noch eine Frage: gibt es beim Radio prinzipiell Ploppschutz, oder haben die statt dessen ein Windschutz-Mütze auf dem Mirko (eine Radiosprecherin sagte mir, bei ihrem Sender gibt es keine Ploppschutz aber Schaumstoff auf dem Mikro), - würde so eine Windschutz-Mütze vielleicht etwas bringen ??

Danke für Eure Anregungen, freue mich auf weitere Antworten!

Eure Imo
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Liebe Imo, wenn es sich tatsächlich um
imo schrieb:
Mund- und Spuckgeräusche
handelt, dann liegt es eben doch am Sprecher - gleich, wieviel Sprechtraining er wo hinter sich gebracht hat. Dann hilft Herumpfriemeln an irgendwelchen Effektgeräten nichts, in letzter Konsequenz dürftest Du den Sprecher nicht mehr einsetzen und müßtest den Ersatz genauer casten.


Wie Du selbst festgestellt hast, kriegst Du solche Geräusche mit einem Gate nur dann weg, wenn Du wenn Du damit gleichzeitig (die viel leisere) Raumakustik abschneidest. Ergebnis:
imo schrieb:
Eindruck eines nicht-fließenden Textes

Kompression hat u.a. aus den von Dir angeführten Gründen in einer hochwertigen Sprachaufnahme erstmal nichts zu suchen. (TSD ist da etwas puristisch.)

Zauberformeln gibt's nicht in der Branche, nur lange Erfahrung und das Wissen um die Funktion solcher Geräte.

TSD ist aber auch pragmatisch: "Ploppschutz" und "Windschutz" sind im Studio zunächst mal gleichwertig. (Deine Definition des Unterschiedes ist mir zunächst nicht ganz klar.) Es gibt die bunten Dinger aus Schaumstoff, und es gibt die gespannten Damenstrümpfe. Die Strümpfe verhelfen zu einem etwas transparenteren Klangbild, aber ein (guter) Schaumstoffwindschutz ist immer noch um Größenordnungen besser als gar keiner - bei Sprachaufnahmen sollte sowas grundsätzlich vors Mikro. Falls es mit der Plopperei trotz 80 Hz-Hochpaß problematisch ist, experimentiere mit dem Mikrofonstandort.


Gruß TSD
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Hallo nochmal alle :)

...Hmmm ... ich habe jetzt doch einige Tests mit 2 Mikros gemacht. Das T.Bone SCT-800 und ein Brauner Phantom C zum Vergleich.

Das Brauner hat einen noch schöneren Klang, aber darum geht es mir hier nicht primär. Es geht mir nur darum, das Prob mit den Mundgeräuschen zu lösen ...
übrigens: wenn Ihr Euch selbst als Sprecher ca. 20-30 cm vor ein hochwertiges Kondensator-Mikro stellt und Kopfhörer aufhabt und Euch gut und angenehm laut hört und Ihr nun den Mund einfach mal auf und zu bewegt, dann prasseln Euch die Mundgeräusche doch nur so in den Ohren!? DAS meine ich! Habe das bei mir selbst jetzt auch mal gründlich ausprobiert. Und wenn man z.B. einen neuen Satz beginnt, der mit dem Wort "Alle ...." beginnt, kann (muss nicht aber kann!) es sein, dass beim Ablösen der hinteren Zungenbereiche vom Gaumen während des Mundöffnens dies Ablösen, was durch die Feuchtigkeit im Mund ganz leicht klickst und pippst sehr stark hörbar ist! Weil diese leisen Geräusche eben so stark vom Kondensator-Mikro verstärkt werden, dies insbesondere bei einer Nierencharakteristik (habe ich gelesen).

Beim Brauner Phantom C habe ich nun Folgendes festgestellt:
(Das Mikro steht senkrecht, also das Gitter mit Membran ist oben, Kabel unten.)
Beim Besprechen nicht direkt von vorne, sondern ca. in einem 50° Winkel (relativ zu direkt von vorne senkrecht auf die Membran) und einem Abstand von ca. 30 cm vom Mikro incl. Ploppschutz sind die Mundgeräusche tatsächlich auf ein tolerierbares Maß reduziert. Die Stimme klingt sehr gut, allerdings nicth mehr ganz so 1000%ig gut wie beim Besprechen direkt von vorne.

Beim T.Bone funktioniert es auch, aber nicht ganz so gut, und die Stimmqualität nimmt deutlicher ab.

Was meint Ihr dazu? Gibt es da vielleicht noch ein paar Tricks und Hinweise??
Ich teste einstweilen mal weiter ....

Würde mich freuen, wenn Ihr aus Eurem Erfahrungsschatz berichtet ... ?

Oder bin ich Eurer Meinung nach auf der falschen Spur?
Ist vielleicht ein hochwertiges Kondensator-Mikro mit Nierencharakteristik genau falsch??
Vielleicht tut es für Sprachaufnahmen ohne Mund-Stör-Geräusche aber mit sehr guter und voller (!) Wiedergabe der Stimme vielleicht gerade ein 39.--Euro-billig-Mikro? Wenn ja: welches könntet Ihr empfehlen?

Es grüßt Euch alle herzlich

Imogen
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Leider hab‘ ich diesen hochinteressanten Thread sehr spät entdeckt. Aus sprecherischer Sicht will ich noch ein bisschen dazu beitragen:

Den idealen Sprecher ohne jegliche Mundnebengeräusche gibt es nicht. Dazu bewegt sich beim Artikulieren einfach zu viel: Lippen, Zunge, Kiefer, Zäpfchen, Gaumensegel usw.
Dazu kommen Atemgeräusche, Zahnklacken, Speichelfluss mit entsprechenden Geräuschen, Lippenplopper,
Adhäsionen der (zu trockenen) Zunge - und auch ganz einfach Müdigkeit, Unkonzentriertheit (Tagesform), Artikulationsgewohnheiten etc.

In der Sprecherziehung für das Radio (weniger für’s Theater) ist das Bewusstmachen dieser Mundnebengeräusche eine wichtige Komponente der Ausbildung, denn die meisten ungeübten Sprecher nehmen die unerwünschten artikulationsbegleitenden Klangkompenenten zunächst überhaupt nicht wahr.

Alleine das „Nach-vorne“-Bringen der Artikulation – also die Lautbildung sehr weit vorne im Zahn-Lippen-Bereich - schaltet schon viele der störenden Nebengeräusche automatisch aus. Auch die Beweglichkeit der Zunge nimmt im Lauf der Ausbildung durch spezielles Training über die zungenbewegenden Laute (d,t,l,n) zu, die Zungenmuskulatur wird gestärkt und kann gezielter und souveräner eingesetzt werden, die Lage der Zunge am Mundboden (als Ausgangsposition für die Lautbildung) wird eingeübt --- all das reduziert Schmatzer und Klacker.

Hinzu sollte eine Artikulationsgrundhaltung kommen, die dem Kiefer gestattet, um eine leicht geöffnete Ausgangsstelltung herumzu“pendeln“. Ein geschlossener Kiefer und vielleicht sogar noch zusammengebissenen Zähnen vor Beginn einer Tongebung führt logischerweise automatisch zu einem Schmatzer.

Meist hilft bei zu lauten Atmern einfach der Hinweis an den Übenden bzw. den Sprecher am Mikrofon, auf Atemgeräusche gesondert zu achten. Oft wird auch dann zu laut und „unsicher“ geatmet, wenn der Sprechtext nicht durch sinnvolle, gliedernde Atempausen strukturiert ist und dem Sprecher „auf der Strecke“ die Luft ausgeht.

Bei Aufnahmen sollte unbedingt eine entspannte Sprechhaltung herbeigeführt werden. Jeder Stress vor und während der Produktion, aber auch jede Verunsicherung des Sprechers (z.B. durch widersprüchliche Regieanweisungen, mangelndes Einfühlungsvermögen des Producers usw.) kann ebenfalls zu unerwünschten Mundnebengeräuschen führen.

Stilles, nicht zu kaltes Wasser als Getränk während einer Aufnahme halte ich für ideal. Aus eigener, leidvoller Erfahrung warne ich vor allem, was „klebt“: Cola, Säfte, Milch usw.

Übrigens würde ich nicht so weit gehen wie der sonst so gar nicht sozialdarwinistische Kollege Tondose ;) und gleich den Sprecher auswechseln, wenn er schmatzt. Vielleicht ist er sonst die Idealbesetzung für einen Text -und oft hilft auch einfach der dezente Hinweis an ihn, beim Artikulieren etwas mehr auf die Nebengeräusche zu achten.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

OnkelOtto schrieb:
Stilles, nicht zu kaltes Wasser als Getränk während einer Aufnahme halte ich für ideal.
Wieder mal ein wunderbarer Beitrag von OnkelOtto – gespeist aus unendlicher Erfahrung und enzyklopädischem Wissen. Und dann noch der Fleiß, alles zu posten. Respekt! Eine Anmerkung noch: Ein frisch geöffnetes Fläschchen Wasser mit Gas macht dann noch zusätzliche Geräusche in Mikronähe, die nicht vom Mund kommen. Außerdem erhöht die Aufnahme kohlensäurehaltiger Getränke die Gefahr, den Hörer unfreiwillig mit einem Bäuerchen zu überraschen.:eek:
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

OnkelOtto schrieb:
Übrigens würde ich nicht so weit gehen wie der sonst so gar nicht sozialdarwinistische Kollege Tondose und gleich den Sprecher auswechseln, wenn er schmatzt.
Nun, liebes Onkelchen, um die Kollegen aus der Zunft zu beruhigen, weise ich darauf hin, daß ich mitnichten schmatzende Sprecher "gleich" hinauswürfe, sondern daß meine Einlassung eher dahin ging, die Geräusche nicht durch tontechnische Maßnahmen zu eliminieren versuchen zu wollen (das geht nämlich nicht), sondern an der Quelle, eben dem Sprecher, ansetzen sollte. (Dafür ist Dein Beitrag außerordentlich hilfreich, danke dafür!) Falls man das alles probiert hat und trotzdem keinen Erfolg zeitigt, dann (und erst dann!) sollte man darüber nachdenken, ob denn die Rolle mit der entsprechenden Person tatsächlich so gut besetzt ist. Daher auch meine Worte
mir schrieb:
in letzter Konsequenz
gefolgt vom Konjunktiv, gell!? :) :)


Lieber Gruß TSD
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Tondose schrieb:
dann (und erst dann!) sollte man darüber nachdenken, ob denn die Rolle mit der entsprechenden Person tatsächlich so gut besetzt ist.

Und ich dachte schon..... Ich hatte schon Angst, dass Du, TSD, mich nun ächtest, weil ich gestern beim Wort "Zidane" gezischelt hatte.... :D
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Qualiton schrieb:
Wieder mal ein wunderbarer Beitrag von OnkelOtto – gespeist aus unendlicher Erfahrung und enzyklopädischem Wissen.
Und, nicht zu vergessen, schön praktisch verwertbar.

Qualiton schrieb:
Eine Anmerkung noch: Ein frisch geöffnetes Fläschchen Wasser mit Gas macht dann noch zusätzliche Geräusche in Mikronähe
Mich hat es mal fast zerrissen vor Heiterkeit, als beim DLF die vermutlich einem Studiogast servierte Selters fröhlich über den Sender sprudelte. Bei deren ziemlich niedrig hängenden Kleinmembranmikros (Ergebnis von sich über die herumhängenden U89 [?] beschwerenden Redakteuren) keine Kunst.

Qualiton schrieb:
Außerdem erhöht die Aufnahme kohlensäurehaltiger Getränke die Gefahr, den Hörer unfreiwillig mit einem Bäuerchen zu überraschen.:eek:
Hans Meiser erzählt schon mal als Schwank vom alten Radio Luxemburg, wie er da ein herzhaftes solches über den Äther geschickt habe.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Hallo!,

Die letzten Posts von OnkelOtto, Qualiton, Tondose und K6 haben mir noch einmal so richtig bewusst gemacht, dass das Problem tatsächlich nicht nur ein tontechnisches, sondern ganz ausschlaggebend auch ein sprechtechnisches ist. Ganz vielen Dank für Eure Kommentare!

In den letzten Tagen habe ich umfangreiche Tests gemacht. Im Selbst-Test habe ich folgende Mikros verglichen:

- Brauner Phantom C Anniversary Edition
- Neumann TLM 103
- T.Bone SCT-800

Gesprochen habe ich für die Tests selbst, obwohl ich selbst keine ausgebildete Sprecherin bin und auch normalerweise nicht für meine Produktionen spreche.

Ich denke jetzt, 3 Faktoren sind für die Lösung des Problems ausschlaggebend:

1. Sprechtechnik, mehr noch aber der momentane Mundzustand

Nach einem Vanilleeis bekam ich meist hervorragende Ergebnisse. Nach Verzehr von Maoam Kaubonbons: Katastrophe ;)) Mundzustand: klebrig, ein Feuerwerk an Nebengeräuschen. Beruhigt sich erst nach einer Zeit.
Glas stilles Wasser ist obligatorisch (war auch bisher bei den Aufnahmen immer Standard, brachte aber nicht viel)

Nach einer Zeit bekam ich auch bei eher klebrigem Mund raus, wie es besser ging. Das war so etwas wie: Spucke einfach links liegen lassen und ja, eher vorne sprechen, OnkelOtto hatte das geschrieben („Lautbildung sehr weit vorne“), daran habe ich mich bei meinen Versuchen, in denen ich mich ja selbst incl. Spuckeknistern hörte, erinnert gefühlt. Das kam dann ganz von alleine.

2. Einstellungen beim Aufnehmen

Der Einsatz eines Gates, bei dem man einstellen kann, wie stark die Laute unterhalb der Grenzschwelle reduziert werden sollen, kann hilfreich sein. Ganz vorsichtig eingesetzt reduziert es den Anteil an leisen Mundnebengeräuschen zwischen den Worten/Sätzen. Tests mit und ohne Kompressor ergaben dann keine großen Unterschiede, wenn der Kompressor relativ stark eingestellt war. Das ist event. von Gerät zu Gerät verschieden.

Event. versuchen Hersteller, bei der Entwicklung eines Kompressors darauf zu achten, dass zwar leise Töne verstärkt werden, gleichzeitig Rauschen jedoch möglichst wenig verstärkt wird, so dass auch leise Klicksgeräusche in diese Rauschschwelle fallen könnten. Nur so ne Idee, mi das Phänomen zu erklären, denn logisch betrachtet müsste eigentlich ein Kompressor die leisen Spucke-Klickser usw. sehr verstärken.

3. Mikro und Positionierung des Mikros

Klanglich (Klang der Stimme bei Sprechtexten) schlägt das Brauner Phantom C das Neumann TLM 103 meiner persönlichen Meinung eindeutig. Ich finde den Klang des Brauner Mikros regelrecht göttlich. Der Klang des Neumann TLM 103 ist sehr gut, aber im Vergleich zum Brauner fehlt der seidige Glanz. Der Klang des T.Bone ist gut, man erzielt damit wirklich gute Ergebnisse, ganz ehrlich: ein normaler Hörer wird den Unterschied zwischen dem T.Bone und dem Neumann im Endergebnis nicht bemerken, vorausgesetzt, alle Aufnahemeinstellungen sind optimiert. Man kann mit dem T.Bone sehr gute Qualität produzieren. Ich spreche hier ausschließlich von Sprachaufnahmen, nicht von Gesang oder Instrumentalaufnahme.

Ich habe die Mikros aber nicht wegen des Klangs getestet, sondern wegen der Lösung des Mundgeräusche-Problems.
Und hier erzielte ich mit dem Neumann Mikro bessere Ergebnisse als mit dem Brauner und dem T.Bone.

Höreindruck:
(Achtung 100% subjektiv, d.h. es handelt sich um MEINEN Höreindruck):

Klicksen und Knistern von Spucke wird (logischerweise) von allen 3 Mikros wiedergegeben.

Das Neumann Mikro scheint in bestimmten Positionen diese Laute nicht ganz so aggressiv wiederzugeben, manchmal hatte ich auch den vorsichtigen Eindruck, diese Laute wäre (teilweise!) leiser als bei den anderen und teilweise (!) etwas dumpfer im Klang.

Das Brauner Mikro gibt diese Geräusche gewissermaßen von vorne besprochen ungebremst sehr spitz und hell wieder, wie kleine Nadelstiche

Das T.Bone Mikro erscheint mir am selbstverständlichsten und lautesten diese Geräusche wiederzugeben, also breit und laut, das ganze Spektrum. Dieser Eindruck kann aber auch subjektiv verfärbt sein, weil man von einem teuren Mikro wie dem Brauner (ca. 950 Euro) einfach prinzipiell bessere Ergebnisse erwartet als von einem günstigeren Mikro (ca. 220 Euro) wie das T.Bone.

Für alle drei Mikros gilt: ein direktes von-vorne-Besprechen (Abstand 20-30 cm Mund-Mikro incl. Ploppschutz dazwischen) erhöht eindeutig den Anteil an Mund-Spucke-Geräuschen. Jedes kleinste Knistern ist hörbar. Nun lese ich zwar allerortens, dass ein Mikro von vorne besprochen werden sollte. Und ja: die Stimme wird zweifelsohne am großartigsten beim Sprechen direkt auf die Membran wiedergegeben. Um die Nebengeräusche zu reduzieren oder abzuschwächen, habe ich jedoch bei allen drei Mikro gefunden, dass es besser ist, nicht direkt von vorne auf die Membran zu sprechen. Beim Neumann Mikro fand ich, dass ein besseres Ergebnis entsteht, wenn das Mikro ‚etwas zu hoch‘ steht, also wenn der Mund ca. auf Höhe des roten Neumann-Labels ist und man das Mikro ein klein wenig dreht, ca. 20-30° (um die Senkrecht-Achse) und der Abstand ca. 20-30 cm beträgt. Sozusagen (bei Sprachaufnahmen) nicht direkt vor, sondern schräg neben/vor dem Sprecher steht das Mikro.

Meine Vermutung ist, dass dies mit der Nierencharakteristik dieses Mikros zusammenhängt. Befindet sich der Mund selbst außerhalb der Niere (oder am Rand), so werden auch (die leisen) die Mundgeräusche nicht mehr so deutlich aufgenommen. Lautes Klicksen kommt natürlich immer noch genauso an.

Auch beim Brauner und beim T.Bone fand ich Positionen, von denen mein Eindruck eine etwas reduzierterer Wiedergabe der Mund-Störgeräusche war. Jedoch konnte ich in der Kombination mit Einstellungen des Gates als Abwärts-Expander sowie bei verschiedensten Versuchen mit / ohne Kompressor mit dem Neumann Mikro die besten Ergebnisse erzielen.

Natürlich ist die Stimmwiedergaben nicht so 1000%ig wie beim Besprechen direkt von vorne. Hier kommt vermutlich die Qualität des Mikros ins Spiel. Ich fand (Achtung, subjektiv), dass sowohl das Brauner als auch das Neumann weniger Stimmqualitäts-Verlust zeigten beim Besprechen einer Alternativ-Position als das T.Bone-Mikro. Auch hier schlägt das Brauner das Neumann meiner Meinung nach noch. Es scheint das Spektrum der Stimmfülle regelrecht einzufangen.

Bzgl. T.Bone – Brauner/Neumann ist es vielleicht wie mit Autos. Ein solider VW Käfer fährt prima, ist ein wunderbares Auto und auch mal richtig schnell auf der Autobahn. Aber ein Porsche Carrera bleibt bei hoher Geschindigkeit noch in der scharfen Kurve auf der Spur, den VW Käfer haut es raus.

Ich habe von Mikrofontechnik wenig Ahnung, aber mein Gedanke war, ob nicht der ‚Preis‘ für den goldenen Klang des Brauner-Mikros (und für den wirklich guten Klang des T.Bone!) die Tatsache ist, dass event. genau solche Frequenzen, die auch die Stimme in Brauner so göttlich klingen lassen, im Brauner stärker wiedergeben werden als im Neumann, diese Frequenzen dann aber auch ausgerechnet diejenigen sind, welche in den Spuck-Klicksern etc, auch mit hohem Anteil enthalten sind und insofern eine weniger starke Wiedergabe diese Frequenzen die Stimme zwar nicht ganz so seidig-schön erklingen lassen, aber dafür ein etwas leichteres tontechnisches Handeln der vergleichweise ganz leicht reduzierten Spuckgeräusche erlauben. Auch nur so 'ne Vermutung.

Warum schreibe ich das alles?

Erstens: interessiert mich natürlich Eure Meinung dazu. Vielleicht gibt’s auch ähnliche Erfahrungsberichte oder weitere Tipps?
Zweitens: sicher gibt es Leute mit ähnlichen Fragen, die per Google oder so auf dieses prima Forum stoßen ... also so eine Art ‚Geben (Euren Rat) und Nehmen (meinen Erfahrungsbericht)‘

Meinungen, Erfahrungen, Kommentare?? Ich freu mich drauf!!

Herzliche Grüße von Imogen

P.S. ich habe mich übrigens für das Neumann Mikro entschieden.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Meine liebe Imogen,

auf den Punkt gebracht: Dem Mikro ist es egal, was der Sprecher für Geräusche macht. Ob er hickst, klickst, druckst oder rülpst: Je besser das Mikro, desto natürlicher die Aufnahme. Punkt, aus.

Und: Hände weg vom Gate (jedanfalls im Record-Weg)! Hör Dir Deine Aufnahme richtig laut an, möglicherweise ist ein Hickser weg, Du drückst jedoch ebenfalls die Raumathmosphäre weg -und das klingt richtig Scheiße.
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

@ Ludwig: sorry, aber ich finde Ihren Beitrag reichlich undifferenziert.

Außerdem finde ich die Anrede "meine liebe Imogen" unangemessen (außer wir sind uns schon mal begegnet, ist das der Fall?)
 
AW: Sprachaufnahmen - Mundgeräusche!?

Über die Form mag man hier streiten, inhaltlich ist Ludwig aber nahe dran. :)

Eine gute Wahl übrigens, das TLM 103.

Deine Beobachtung mit den unterschiedlichen Einsprechwinkeln, Imogen, erklärt sich daraus, daß die Richtcharakteristik der verschiedenen Mikrofone frequenzabhängig ist. Mit einer Veränderung des Einsprechwinkels geht damit auch ein Klangunterschied einher, der je nach persönlichem Geschmack mehr oder weniger angenehm ausfällt. Als Beispiel sei hier mal ein Polardiagramm aus der Anleitung des Neumann KM 84 gezeigt (was anderes war auf die schnelle nicht greifbar):

3d1dcd0969.gif


Gruß TSD
 
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