Standorte von Radiosendern/ Programmveranstaltern

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dopw

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Tach zusammen,

bin auf der Suche nach geeignetem Material/ Informationen bzgl. Gründen und Ursachen für die Standortwahl von Radiosendern in Deutschland.
Wer hat Infos? Wer hat Material?

Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Studienarbeit veröffentlicht, die ich gerne zur Verfügung stell, sofern ich mit Infos gefüttert werde ;)
 
AW: Standorte von Radiosendern/ Programmveranstaltern

Die Landesmedienanstalten stellen in der Regel die Standorte der Radiosender in ihrem Bundesland öffentlich zur Verfügung, darüber lässt sich eine entsprechende Auswertung realisieren (ich gehe mal davon aus, dass die meisten Radiosender - mit Ausnahme lokaler Stationen - in den Landeshauptstädten ihren Hauptsitz haben bzw., sofern sie dort auch senden oder alternativ in den nächstgrößeren Städten; lässt sich sicherlich damit genauer auswerten; will aber nicht heißen, dass es nicht auch Ausnahmen gibt oder, dass trotz des gewählten Standorts umfangreiche Programmphasen aus anderen Stationen übernommen werden und somit die eigentliche Station nur eine relativ unwichtige Rolle übernimmt). Ein wesentlicher Grund für die Auswahl der Landeshauptstädte könnte - aber auch hier muss man wohl erst genauer recherchiert haben - die unmittelbare Nähe zu den Landesparlamenten und Aufsichtsbehörden darstellen (sowohl im positiven [Nähe zum wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Geschehen] als auch negativen Sinne [Nähe zu den einflussnehmenden Personen, auf die weitere Lizenzvergabe; Verklüngelung]), allerdings sollte man da auch nicht die Wahl von Regionalstudios vergessen (haben insbesondere größere Radioketten), die ebenfalls das Geschehen aus den Regionen abbilden können.
 
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ja vielen Dank für die Informationen. Nun weiß ich, dass ich nicht mich nicht konkret genug ausgedrückt habe. Wo welche Sender sitzen, lässt sich ja schnell ermitteln und ist ja auch eher trivial. Interessant wären Indizien, aus welchem Grund sich welcher Sender wo angesiedelt hat. Als Beispiel ffn - eben nicht in Hannover Mitte (wie heute) sondern in Isernhagen.
 
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Was meinst Du jetzt mit Standorten von Sendern? Den Standort der Studios oder der tatsächlichen Sender/Antennen?
 
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ja vielen Dank für die Informationen. Nun weiß ich, dass ich nicht mich nicht konkret genug ausgedrückt habe. Wo welche Sender sitzen, lässt sich ja schnell ermitteln und ist ja auch eher trivial. Interessant wären Indizien, aus welchem Grund sich welcher Sender wo angesiedelt hat. Als Beispiel ffn - eben nicht in Hannover Mitte (wie heute) sondern in Isernhagen.

Lässt sich vermutlich nur empirisch aufarbeiten, sprich du machst 'ne Studie dazu. Alternativ kannst du natürlich in den Historien der Sender schauen, aber ob das - abgesehen von der Frage, ob sie auch alle eine veröffentlichen - so viel bringt, wage ich zu bezweifeln. Davon abgesehen werden dort dann wiederum nur wenige die expliziten Gründe ausführen. Die meisten hier können auch nur Vermutungen anstellen, ganz konkret erhältst du die Beantwortung dieser Fragen von den Radiostationen.
 
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Es geht um die Programmveranstalter, nicht die Antennenstandorte.
 
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Achtung Vermutung:

Ich kann mir vorstellen, dass gerade die Privatsender sich im Laufe der Zeit vergrößerten (personell, finanziell) und somit Platz für Mitarbeiter und Studios brauchten. Niemand hätte wohl mit einem riesigen Funkhaus angefangen, wenn nicht klar ist, ob man am Markt bestehen kann. Man gucke sich nur den Medienpark in Unterföhring oder Ismaning an. Dort wird aber sicher noch eine politische Entscheidung gefallen sein. Erstmal ist es aus Sicht der Politik gut, wenn Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und hohen Gewinnen in der eigenen Kommune sind (Wirtschaftsfaktor, Prestige und Steuereinnahmen), zum anderen ist es für die Branche sinnvoll, wenn Produzenten und Sender möglichst nah bei einander sind, da sich auf diese Weise Kosten sparen (Verbundeffekte) und Produktionen besser steuern lassen, als wenn man mehrere zig (hundert) Kilometer auseinander liegt.

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist die Frage sicher eine andere und nicht so leicht zu beantworten: Der Hessische Rundfunk in Frankfurt z.B. bekam einen Standort, der zuvor als Bundestagsgebäude errichtet wurde, ohne dass man eine Bundeshauptstadt hatte (manche behaupten, es sollten schonmal Fakten geschaffen werden). Durch eine politische Entscheidung wurde dann aber doch Bonn zunächst die Bundeshauptstadt und dem Gebäude musste eine neue Verwendung gegeben werden. Ähnlich bei der Deutschen Welle in Bonn. Dort war das alte Funkhaus in Köln (ein furchtbar hässliches Haus, was die Planungsgruppe Stieldorf dort verbrochen hat, wie ich finde) asbestbelastet und eine Sanierung war nicht wirtschaftlich. Da der Bundestag gerade von Bonn nach Berlin umgezogen war, hatte man hier ebenfalls Gebäudeüberschuss (auch wenn das heutige Funkhaus der Deutschen Welle bis dato noch gar nicht fertiggebaut war) und machte ein geplantes Abgeordnetenhaus zum Funkhaus des Auslandsrundfunks. Ein sehr teures Vorhaben, mit dem sicher nicht alle einverstanden waren. Man kann sich vorstellen, dass ein Bürogebäude nicht zwangsweise den Anforderungen eines Radiosenders genügt und entsprechend hergerichtet werden muss. Guckt man hingegen nach Bremen, so liest man in einem der letzten ARD-Jahrbücher, dass Radio Bremen zuvor 2 Standorte (Hörfunk und TV) hatte. Im Zuge von Sparmaßnahmen wurde ein neues Funkhaus gebaut und die Prozesse von Radio, Internet und TV zusammengeführt. Inwieweit sich der Neubau und der Umzug ammortisieren kann ich hingegen nicht sagen.
 
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Der Standort sollte im Verbreitungsgebiet liegen, insbesondere im zu lizensierenden Bundesland; ferngesteuerte Privatsender (wie Rockland, bigFM) werden außerhalb von Rheinland-Pfalz nicht so gern gesehen. Ansonsten sind die Veranstalter in der Regel frei, was Lizenzauflagen angeht. Die meisten Privatradiosender in Deutschland sind mehr oder weniger Verlegerradios, haben also einen lokalen Zeitungsverlag im Rücken, mit dem sie sich in nicht wenigen Fällen die Räumlichkeiten teilen. In Baden-Württemberg sitzt deshalb Antenne 1 im gleichen Gebäude wie die Zeitungsgruppe Stuttgart, Radio Regenbogen beim Mannheimer Morgen, und Radio 7 neben der Südwestpresse.
 
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danke, insbesondere an freiwild. Sind vielleicht irgendwelche seriösen Publikationen zu dem Thema bekannt?
 
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Oldiestar hat einst (offiziell) in Oranienburg angefangen (ich vermute, weil es billiger war), sitzt aber inzwischen in Berlin.
 
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Die meisten Privatradiosender in Deutschland sind mehr oder weniger Verlegerradios, haben also einen lokalen Zeitungsverlag im Rücken, mit dem sie sich in nicht wenigen Fällen die Räumlichkeiten teilen.

In den achtziger und neunziger Jahren war das durchaus üblich. Beispiele aus dem nördlichen Baden-Württemberg, die mir spontan einfallen:

Welle Fidelitas im Hause der BNN
Radio Regional / Radio TON im Hause der Heilbronner Stimme
RNO Radio im Hause der Schwetzinger Zeitung
Radio Wachenburg im Hause der Weinheimer Nachrichten
Radio Regenbogen im Hause des Mannheimer Morgen und des RNF

Radio Regenbogen und Radio TON haben ihre Studios auch heute noch dort.
 
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Sind vielleicht irgendwelche seriösen Publikationen zu dem Thema bekannt?

So auf einen Schlag kann Dir das wohl niemand sagen. Allein wenn man hier: http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html die Schlagworte Privatradio und Deutschland in die freie Suche eingibt finden sich genug Einstiegsquellen.
Du solltest Dich längere Zeit in einer Spezialbibliothek in Material einlesen, das Internet ist hier noch nicht so hilfreich, da viel graue Literatur (z.B. Jahresberichte von Landesmedienanstalten, Zeitungsartikel) noch nicht Online im Volltext erfasst sind, die die Gründungsjahre des Privatradio erfassen. Im Norden kann das z.B. das Archiv des HWWA sein. Du kannst Dich auch nach SSG Plan (http://webis.sub.uni-hamburg.de/webis/index.php/3.5) an die UB Leipzig wenden, die haben auch ein Fachportal: http://www.medien-buehne-film.de/

Wenn Du auch dann noch die ganzen Lokalstationen von NRW beleuchten willst, kannst Du ja schon mal über eine eigene Chronik nachdenken.:D Ein Beispiel: Radio Erft fragte z.B. im Jahre 2007 bei allen Kommunen nach, nachdem in Hürth der Mietvertrag auslief. Pulheim bot das alte Medienzentrum an, aber nun sitzt man direkt am Rhein in Wesseling und somit ganz außen im Sendegebiet. Damals hatte die Stadt noch sehr viel Geld und bot wohl die beste Lage für das wenigste Geld...
Du kannst Deine Recherche aber auch lokal eingrenzen z.B. dort, wo es viele kleine Sender gab/gibt.
 
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Ich hätte zu der Studienarbeit noch eine Frage: Geht es eher um Publizistik (Journalismus, Medientechnik, Medienproduktion), um Wirtschaft (also Controlling, Medienökonomie, Management von Medienunternehmen, Unternehmensstrategie) oder um Medienforschung?
 
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Der Hessische Rundfunk in Frankfurt z.B. bekam einen Standort, der zuvor als Bundestagsgebäude errichtet wurde, ohne dass man eine Bundeshauptstadt hatte (manche behaupten, es sollten schonmal Fakten geschaffen werden). Durch eine politische Entscheidung wurde dann aber doch Bonn zunächst die Bundeshauptstadt und dem Gebäude musste eine neue Verwendung gegeben werden.
So ist es:

www.hr-online.de/website/derhr/home/index.jsp?rubrik=2718 schrieb:
Der hinter dem Haupteingang liegende historische Rundbau war ursprünglich als Plenarsaal des Bundestages gedacht und ist insofern eng mit der Gründungsgeschichte der BRD verknüpft.
Und, von einer anderen Quelle:

frankfurt-interaktiv.de/frankfurt/stadtteile/dornbusch.html schrieb:
Bekannt wurde der Dornbusch durch das Funkhaus des «Hessischen Rundfunks» an der Bertramswiese (obwohl dieses rechtlich zum Stadtteil Nordend gehört).

Das 1949 ursprünglich für den Deutschen Bundestag errichtete Plenargebäude wurde, nachdem Frankfurt in der Hauptstadtfrage Bonn knapp unterlag, zum „Funkhaus Am Dornbusch" umfunktioniert.
Tatsächlich gab man sich, wie muted schreibt, siegessicher und wollte mit einem bereitstehenden Gebäude ein weiteres Pfund in die argumentative Waagschale werfen.

Ob es überhaupt denkbar gewesen wäre, dass der Hessische Rundfunk seinen Hauptsitz in Wiesbaden bezogen hätte? Rein spekulativ: Da hätte Frankfurt wohl den Aufstand geprobt. Andererseits: Vielleicht suchte man bewusst die Nähe zu den Amerikanern; Stichwort: Kurze Wege.

Alles Ansatzpunkte, die in der Arbeit berücksichtigt werden könnten. Und das ist nur ein Sender - die anderen Beispiele von muted lesen sich auch sehr spannend.

Gruß, Uli
 
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Wende Dich am besten an die Landesmedienanstalten bezüglich dieses Themas. Die haben alle Unterlagen, auch Listen mit den Anbietern und deren Adressen zur Startphase des Privatfunks. Über die Beweggründe der Standortwahl wirst Du kaum was schriftliches finden. Da müsstest Du vielleicht mit den Verantwortlichen sprechen. Ich denke, in den meisten Fällen waren es rein pragmatische Gründe: Wo ist innerhalb des Konzessionsgebietes (das natürlich schon mal eine grobe Vorgabe gibt, ein Lokalsender für Landshut wird sich nicht in St. Peter Ording niederlassen) was frei, das günstig ist, gut zu erreichen und die entsprechende Infrastruktur bietet. Ein recht lustiger Fall ist mir bekannt: Die Alpenwelle sendete die ersten Jahre von einer Alm aus auf über 1000m Seehöhe. Dies erweis sich dann aber doch als recht ungünstig, nachdem die Leute dort oben auch schon mal eingeschneit waren. Heutzutage spielt sicher auch die Abdeckung mit Breitbandinternet und Mobilfunk eine Rolle.
 
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Ich hätte zu der Studienarbeit noch eine Frage: Geht es eher um Publizistik (Journalismus, Medientechnik, Medienproduktion), um Wirtschaft (also Controlling, Medienökonomie, Management von Medienunternehmen, Unternehmensstrategie) oder um Medienforschung?

Es geht ausschließlich um Medienwirtschaft!
 
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Es geht ausschließlich um Medienwirtschaft!

Dann ist vielleicht die Universitätsbibliothek Dein Freund? Gerade in älteren Büchern zum Thema Rundfunk, Medienwirtschaft und -ökonomie müsste sich da doch was finden lassen?
 
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