Wenn ich die Position des mehr Vielfalt wünschenden Radiohörers verlasse und mich in die Position eines Geschäftsführers eines NRW-Lokalsenders versetze, warum sollte ich dann den Radio-NRW-Mantel verlassen? Mir fallen prinzipiell drei Gründe ein:
- Unzufriedenheit mit den Bedingungen, die Radio NRW den Lokalsendern stellt.
- Versuch, zusätzliche Hörer im Overspill-Gebiet zu gewinnen.
- Flottenstrategie innerhalb eines regionalen Clusters
Das NRW-Modell ist nicht auf Wettbewerb ausgerichtet, und zusätzlich müsste jeder Geschäftsführer einen Formatwechsel erstmal der Veranstaltergemeinschaft beibringen. Die Gesellschafter der Programmgesellschaften, zumeist die regionalen Zeitungsverlage, sind auch nicht gerade von Leidenschaft für mehr Vielfalt im Radio angetrieben. Von daher halte ich Variante 2 und 3 eher für unwahrscheinlich. Bliebe Variante 1: Was sind denn die Bedingungen, die Radio NRW den Sendern stellt? Und der Nutzen, den die Programme erhalten?
Moderation:
Das moderierte Programm in den Randzeiten ist zwar das, was beim Hörer am deutlichsten die Zugehörigkeit bescheinigt, in der Praxis aber wohl längst nicht das wichtigste. Viele Privatsender in anderen Bundesländern, egal ob Stadtsender oder landesweiter, haben zwar 24/7 "eigenes Programm", aber spulen in den Randzeiten Voicetracking ab oder lassen die Moderation gleich ganz weg. Von daher ließe sich hier der Verlust des Radio-NRW-Mantels gut verkraften. Ein alternativer Mantel (etwa im Rahmen eines regionalen Clusters) wäre zwar denkbar, aber längst keine Notwendigkeit.
Werbung:
Wieviel von der NRW-Werbung ist denn in Wirklichkeit bundesweite Werbung? Die könnte man auch direkt von der RMS beziehen. Und zumindest, wenn dort nicht ein einzelner Sender, sondern ein ganzes Cluster auftritt, dürfte man dort auch ganz passable Konditionen erhalten. Alternativ könnte man sich auch von der WDR Mediagroup vermarkten lassen. Auch hier ist Radio NRW kein Muss.
redaktionelle Inhalte und Musikplanung:
Auch wenn das manchen Hörern wahrscheinlich wie Hohn vorkommt. Vermutlich ist das der stärkte Grund, bei Radio NRW zu bleiben. Selbst eine stinknormale AC-Playlist muss erst mal zusammengestellt sein (bzw. eine Software zur Planung dieser vorhanden.), und auch für banale Inhalte braucht man einen bezahlten Redakteur, der sie besorgt und zusammenstellt, wenn man sie nicht mehr zentral bezieht.