Sterben die Volksmusik- und Schlagersender aus?

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im Norden kenn ich mich zu wenig aus.

In Hamburg ist NDR 90,3 knapp geschlagen der zweitmeistgehörteste Sender. Das Programm bringt nach eigenen Angaben "die besten Schlager, die schönsten Oldies". Einige Zeit war das Programm sogar der meistgehörteste Sender hier, aber das liegt sicherlich nicht nur an der Musik, sondern wohl auch am guten Informationsangebot.
Vormittags - zur Hausfrauenzeit - wird m.E. mehr volkstümlicher Schlager gesendet, zum Feierabend hin wird mehr Pop und Oldies aus dem 80gern gesendet, so dass Leute um die 30 Jahre gut zuhören und mitsingen können.
Ich habe auch schon die Fischerchöre gehört, allerdings war das wohl eher in irgendeine Spezialsendung am Wochenende. Freddy Quinn, Heidi Kabel oder die Finkwarder Speeldeel hört man öfter, vor allem natürlich am Sonntag Morgen zur Fischmarktzeit, aber auch Wochentags mitten am Tag. Solche Schlagermusik gehört einfach hier im Norden dazu und vermittelt ein starkes regionales Gefühl. Marianne Hellwig oder die Oberkrainer hört man hier nicht.

In Hamburg wird jedes Jahr der "Schlager Move" zelebriert, eine Art "Love Parade" mit Schlagermusik, der quer durch die Stadt führt und auf der Reeperbahn endet. Das ist jedes mal ein Riesen-Event mit hunderttausenden feiernden - vor allem jungen - Mitwirkenden. Von daher kann man m.E. sicher nicht sagen, dass der Schlager allgemein oder die Schlagerradios speziell vom Aussterben bedroht sind.
 
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Mal an einem Samstag bei schönem Wetter zum "Schlager-Move" zu gehen und ein bisschen mit Kultschlagern abzufeiern, ist noch was anderes als jeden Morgen im Büro die Zillertaler Schürzenjäger zu hören. Das kann man jetzt nicht so unbedingt vergleichen.
 
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In Hamburg ist NDR 90,3 knapp geschlagen der zweitmeistgehörteste Sender. Das Programm bringt nach eigenen Angaben "die besten Schlager, die schönsten Oldies".

Nu gugge an, derselbe Claim wie bei MDR 1 Sachsen, das gerade wieder mal dabei ist, deutlich spürbar in Richtung „Verjüngung“ an der Musikfarbe zu drehen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sich der Schlageranteil in den letzten Wochen deutlich reduziert hat.
 
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1-Nach meinen subjektiven Beobachtungen boomt der Schlager gerade (auch bei jungen Menschen). Es wäre schon merkwürdig, wenn gerade jetzt Schlagersender aussterben würden.

2-Hier muss wieder folgendes Phänomen angesprochen werden: "Without you" von Mariah Carey ist Kuschelrock. Könnte die Dame deutsch, wäre der Titel mit gleichem Text (in angemessener deutscher Übersetzung), der gleichen Melodie und der gleichen Stimme prompt ein Schlager und würde im Schlagersender landen. Diese wohl speziell deutsche Merkwürdigkeit werde ich wohl nie kapieren. Manch ein Poptitel aus der derzeitigen Rotation ist nix anderes als ein Schlager-nur Englisch. (Hört mal genau auf Text und Melodie)

3-Gerade die heute 50 und 60-jährigen sind mit Schlager UND Rock gemischt aufgewachsen. Leider traut sich kein mir bekannter Sender diese Mischung abzubilden. Schaut man sich die Bravos aus der Zeit dieser Hörer an, wird man Roy Black ebenso erblicken wie englische Star, damals fand das keiner komisch und diese damaligen Konsumenten leben hoffentlich fast alle noch.
also: Rolling Stones/Roy Black/Queen/Nino de Angelo, diese Playlist fänden viele gut, nur traut sichs keiner (Bei der SWR1-Hitparade geht es manchmal in diese Richtung, im normalen Programm traut man sich wieder weniger, obwohl gerade diese Hitparaden beweisen, dass eine "krassere" Mischung erwünscht ist.
 
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Für das Deutschsprachige ist im Südwesten eben SWR4 zuständig.
Heute nachmittag beim Durchzappen im Autoradio und gerade eben beim Durchblättern der Playlist von heute hab ich mir allerdings sehr verwundert die Augen gerieben was da inzwischen alles passiert. Es geht wohl in die von Dir gewünschte Richtung.
 
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Bei Bayern 1 beobachtet man schon lange das von German beschriebene Phänomen: Schmusehits und Schmachtfetzen laufen auch dort, aber fast ausschließlich auf Englisch - denn der deutsche Schlager gilt gemeinhin als werbeunverträglich :mad:. Aus Rücksicht auf die Werbekunden hat man schon während der 90er alles aussortiert, was nur im entferntesten als "volkstümlich" angesehen werden könnte.

NDR1 und MDR1 lavieren ständig zwischen Schlager und Oldies, die in Deutschland als grundverschiedene aber halbwegs verträgliche Formate angesehen werden. Wer sich die Schlager der 60er und 70er Jahre anguckt, wird nur wenig Unterschiede zu den internationalen Musikprodukten der damaligen Zeit feststellen. Die modernen Schlager zeigen wiederum stake Pop-Einflüsse, gelten aber bei vielen Musikredakteuren als trashig.

Die Musikauswahl von Antenne Brandenburg hingegen wirkt völlig konturlos und experimentell. Von wirklich grenzwertiger Rockmusik bis zu den Frühwerken Stefanie Hertels wird dort alles in einen Pott gerührt. HR und SWR haben reine Schlagersender und zwei Popformate, da kann der Hörer wenigstens noch auswählen. Eingefleischte Schlagerfans verdrehen ja schon bei Xavier Naidoo die Augen.

Bei vielen Mischprogrammen ist ein beständiger Trend zur Minimalrotation festzustellen. Weil sogar öffentlich-rechtliche Sender zunehmend der vermeintlich werbeempfänglichen Zielgruppe hinterherhecheln, beschränkt man sich dort auf einen Kompromiss aus "Kultschlagern und Superoldies" (Arabella-Format). Das gilt insbesondere für die Anstalten, die sich keinen eigene Schlagersender leisten können oder wollen.

Bei WDR4, hr4 und SWR4 hat man noch kompetente Musikredakteure, die auf Recherche, Vielfalt und Abwechslung achten, eben so, wie das die Zielgruppe erwartet. Dort hat man sich aber auch noch nie um die werberelevanten Jahrgänge geschert.
 
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Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Erstens sollte man Volksmusik und Volkstümliche-Musik unterscheiden. Da gibts Regional massive unterschiede. Ich würde Sts oder Ambross in Bayern und Österreich durchaus als Kult bezeichnen. Und da gibts immernoch viele Sender die diese Sparte bedienen. Auch genügend Sender haben an den Wochenende eine Spartensendung etabliert die sich nur mit Volkstümlicher-Musik auseinandersetzt. Gleichzeitig wird Schlager und Volkstümlich von vielen immer in einen Topf geschmissen. Ist Münchner Freiheit Deutscher Schlager?! Wohl eher nein.

Generell stimmt dann aber schon die Beobachtung, daß sich viele dieser ehemaligen Spartensender hin zum Arabella-Format (Oldie-Based-AC) entwickelt haben. Aber auch da wird der klassische Deutsch-Anteil (STS, Münchner Freiheit, etc...) bedient.

Generell ist der Markt ja so mit Formaten überfüllt, daß gerade solche "wir spielen alles Produkte" ein echtes Positionierungsproblem haben. Gleichzeitig ist da aber auch die riesen Chance für diese Sender. Lokalität, Regionalität zeigen! Nicht nur Inhaltlich. Das kann auch über die Musik passieren. In Bayern eben über STS, Münchner Freiheit, etc. Auch das Spartenprogramm am Wochenende für ein nis zwei Stunden ist ein durchaus beliebtes Mittel.

Warum auch nicht. Wenn eh schon ein "Gemischtwaren Laden" angeboten wird warum nicht auch das in das Programm aufnehmen.

Grüße!
 
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... sollte man Volksmusik und Volkstümliche-Musik unterscheiden.

Danke, Friedl, gut, dass das mal jemand klar gestellt hat. Letztere bezeichne ich auch gerne als volkstümelnde Musik. Eine lebendige Volksmusikszene gab es z.B. in der verblichenen Republik. Ich nenne mal Liede(h)rlich, Wacholder usw. In der alten BRD waren wohl Liederjan eine sehr gute Adresse. Findet so etwas noch außerhalb von Mittelaltermärkten statt. Im Radio wüsste ich nicht.
 
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Ich würde Sts oder Ambross in Bayern und Österreich durchaus als Kult bezeichnen.
Richtig, aber ich würde weder STS noch Wolfgang Ambros bei Volksmusik oder gar volkstümlicher Musik einordnen. STS ist nach meiner Auffassung im weitesten Sinne Schlager und Ambros geht locker als Deutschrock durch.
 
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1-Nach meinen subjektiven Beobachtungen boomt der Schlager gerade (auch bei jungen Menschen). Es wäre schon merkwürdig, wenn gerade jetzt Schlagersender aussterben würden.

Das ist aber wirklich sehr subjektiv, denn in den letzten 5 Jahren ist der Schlager, von einigen Randerscheinungen, praktisch komplett von der Bildfläche verschwunden. Im Fernsehen gibt es keine ZDF-Hitparade mehr, keine deutsche Schlagerparade, kein deutsches Schlagermagazin etc.pp, und im Radio wurde er
überall von den attraktiven Sendeplätzen verbannt (Bayern 1, Arabella, Goldstar Radio usw.). Zudem gibt es auch so gut wie keinen bedeutenden Nachwuchs mehr, und die Zeiten, als ein Roland Kaiser, ein Heino, ein Jürgen Marcus oder eine Nicole bei 90% der Bevölkerung bekannt war, sind längst passee...

Was Du wahrnimmst, ist zum einen dieser fiese Malle-Discofox-Trend, jene deutschsprachigen Titel, die erst ab 2 Promille aufwärts erträglich werden, Olaf Henning, Michael Wendler und co. Aber im normalen Tagesprogramm in Radio und TV spielt sowas keine Rolle. Zum Anderen ist da noch das Phänomen "Amigos", die zwar einerseits komplett von den Medien ignoriert werden, andererseits aber offenbar über höchst zielgruppenaffine Kanäle Umsätze machen, daß die Ohren schlackern. Klar, wo keine Konkurrenz, da hat man's natürlich leicht - der Bedarf an konventionellen Schlagern ist offenbar groß, aber es traut sich (fast) niemand mehr, ihn zu befriedigen...
 
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Die "Jugend von heute" wächst doch mit einer ganz anderen Art Musik auf, als vor 30, 40 Jahren. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass sich in 20 oder 30 Jahren noch so ein breites Publikum für diese Sender findet, als es jetzt der Fall ist. Im Übrigen halte ich viele Schlager für billige Cover/Übersetzungen der Originalsongs.
 
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Ich bin heute Abend mal vor dem Programm vom Volksmusik.tv eingeschlafen. Zwei Stunden nur. Bis meine Frau nach Hause kam. Als sie mich geweckt hat, da hatte ich sooo einen Kopp. Jetzt gehe ich ins Bett. Fernseher ist aus.

Gute Nacht.
 
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Das ist aber wirklich sehr subjektiv, denn in den letzten 5 Jahren ist der Schlager, von einigen Randerscheinungen, praktisch komplett von der Bildfläche verschwunden.
Komisch, ich erlebe zu meiner eigenen Verwunderung teilweise das komplette Gegenteil. Nur weil eine Sparte, aus welchen Gründen auch immer, medial nicht mehr stattfindet, heißt das noch nicht das sie vollends verschwunden ist.
Schonmal bei einem Roland-Kaiser-Konzert gewesen? 12.000 Menschen am Elbufer in Dresden (übrigens eine einmalig grandiose Kulisse). Da stehen zum Teil 4 Generationen und feiern ihren Helden. Übrigens nicht nur in diesem Jahr, im letzten wars genauso. Gerade bei solchen Schlagerkonzerten trifft man immer wieder erstaunlich junges Publikum und das ist da selten nur zum reinen Besaufen. Und nur der Vollständigkeit wegen: ich gehöre nicht gerade zu den eingefleischten Kaiser-Fans.
Die von dir angesprochenen Malle-Pseudoschlager sind nur eine Randerscheinung, deren Bedeutung schon längst wieder am abklingen ist. Hoffentlich bleiben die auch da, wo sie hergekommen sind. Dieses größtenteils dummdreiste Bumm-Bumm-Gedudel mit teilweise strunzdummen Texten ist reine Besäufnismucke und sonst nichts und hat mit Schlager an sich so gut wie nichts zu tun.
 
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Da stimme ich zu. "medial nicht mehr stattfindet" ist aber dennoch nicht ganz richtig. Aktuelle Schlagermusik wird landesweit (Ausnahme Bayern, siehe hierzu Thread zum Thema "Oldiewahn von Bayern1 - und auch Mecklenburg-Vorpommern, wo man nur sehr wenig aktuelles Schlagerrepertoire hört) hauptsächlich in den 1er-, resp. 4er-Programmen gesendet. Natürlich nicht in so hohen Rotationen, wie sie z.B. James Blunt bei Jump (40x pro Woche) erfährt, sondern max. 10 Plays/Woche.

Die Frage nach dem Aussterben der Schlagerradios ist nicht präzise gestellt. Richtig gestellt hieße sie: Kehren sich die bisherigen Schlagerradios vom Schlager ab und ist dieser dadurch zum Sterben verurteilt? Diskussionen zum ersten Teil der Frage werden derzeit überall geführt, mehr oder weniger hektisch je nach MA-Zahlen.

Unrosig sehen die Zeiten bei Radio Melodie aus, da ist ja die Frequenz ausgeschrieben. Andererseits hat Seefunk Radio mit seinem Programm durchaus ein Alleinstellungsmerkmal in seiner zugedudelten Bodenseeregion.

Übrigens: Volksmusik mit authentischen Blaskapellen aus Orten oberhalb 800 Meter ü.NN. und ebensolchen Shanty-Chören unterhalb von 10 Meter ü.NN. gibt es inzwischen wirklich höchstselten im Radio, volkstümliche Musik von Trenkwalder bis Godewind durchaus. Je nach Region.
 
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Zum Anderen ist da noch das Phänomen "Amigos", die zwar einerseits komplett von den Medien ignoriert werden, andererseits aber offenbar über höchst zielgruppenaffine Kanäle Umsätze machen, daß die Ohren schlackern.

Da hat sich eine Graswurzelbewegung gebildet, die ausgehend von Fanclubs, Konzertevents und umtriebigen Plattenpromotern ein Phänomen geschaffen hat. Durch exzessive Plattenwerbung bei Kleinsendern konnte das biedere Schlagerduo seine Bekanntheit enorm steigern. Heute laufen ihre Titel trotz ursprünglicher "Qualitätsbedenken" sogar bei allen öffentlich-rechtlichen Schlagersendern wie NDR1 oder SWR4. Die Hörer haben die Musikredaktion so lange genervt, bis die Sender einknickten. In Wunschkonzerten sollen sie sogar zu den Lieblingsinterpreten gehören. Offenbar können sich viele Menschen mit den ungekünstelt und etwas unprofessionell wirkenden Musikern identifizieren.
 
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Was Du wahrnimmst, ist zum einen dieser fiese Malle-Discofox-Trend, jene deutschsprachigen Titel, die erst ab 2 Promille aufwärts erträglich werden, Olaf Henning, Michael Wendler und co. Aber im normalen Tagesprogramm in Radio und TV spielt sowas keine Rolle.
Bißchen merkwürdige Sichtweise der Dinge, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Die "Amigos" sind keine Ausnahmeerscheinung. Helene Fischer, Andrea Berg und andere verkaufen CDs ohne Ende. Und werden natürlich auch fleissig im Radio gespielt.
 
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Komisch, ich erlebe zu meiner eigenen Verwunderung teilweise das komplette Gegenteil. Nur weil eine Sparte, aus welchen Gründen auch immer, medial nicht mehr stattfindet, heißt das noch nicht das sie vollends verschwunden ist.
Schonmal bei einem Roland-Kaiser-Konzert gewesen? 12.000 Menschen am Elbufer in Dresden (übrigens eine einmalig grandiose Kulisse). Da stehen zum Teil 4 Generationen und feiern ihren Helden. Übrigens nicht nur in diesem Jahr, im letzten wars genauso. Gerade bei solchen Schlagerkonzerten trifft man immer wieder erstaunlich junges Publikum und das ist da selten nur zum reinen Besaufen. Und nur der Vollständigkeit wegen: ich gehöre nicht gerade zu den eingefleischten Kaiser-Fans.

Die Plakate dieser Veranstaltungen sehe ich auch, und da fällt eines ganz besonders auf: Fast die gesamte "Besetzung" dieser Shows ist exakt so, wie vor 20 oder 30 Jahren: Roland Kaiser, Juliane Werding, Karel Gott, G.G.Anderson, Costa Cordalis, Andreas Martin.... Bis auf wenige Ausnahmen gibt es im Schlagermarkt keinen wirklich bedeutungsvollen Nachwuchs mehr, und die paar Jahre, bis die oben genannten Oldies in den wohlverdienten Ruhestand gehen, kannst Du an einer Hand abzählen.

Klar verkaufen Helene Fischer, Andrea Berg oder die Amigos noch relativ viele CDs, aber wenn diese Künstler von den Massenmedien ignoriert werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch hier tote Hose ist.

In Bayern findet deutscher Schlager so gut wie überhaupt nicht mehr statt, und ich würde fast wetten, daß es in 10 Jahren auch in WDR4 und SWR4 keine Schlager mehr gibt. Das ist nunmal leider der Trend, der dieses Jahr auch eindrucksvoll bei der Verleihung der goldenen Stimmgabel bestätigt wurde. Gott und die Welt hat hier Preise bekommen, Juli (oder war es Silbermond?), Tokio Hotel, Heinz-Rudolf Kunze, Roger Cicero etc.pp. Keine Amigos. Keine Helene Fischer. Lediglich um Andrea Berg und die Kastelruther Spatzen kam man dann doch nicht herum, aber im Vergleich zu früheren Jahren war der Schlager-Anteil wirklich minimal. Und wenn Heck nicht mehr am Ruder ist, gibt es im gesamten deutschen Fernsehen niemanden mehr, der sich noch aktiv für den Schlager einsetzt. Traurig, aber leider wahr.

Um nochmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen, es stimmt leider, Volksmusik- und Schlagersender sterben aus - nicht nur in Bayern, dort aber dafür umso stärker.
 
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...Die "Amigos" sind keine Ausnahmeerscheinung. Helene Fischer, Andrea Berg und andere verkaufen CDs ohne Ende. Und werden natürlich auch fleissig im Radio gespielt.
Bitte zwei Bereiche unterscheiden: 1. Airplay, 2. Verkäufe.
Die Amigos (ricochets Betrachtung stimme uneingeschränkt zu, sie sind eine Ausnahmeerscheinung) laufen im Radio, wie oben richtig erwähnt, bislang nur bei NDR1N und SWR4. Verkäufe aber massenhaft. Die benannten Interpreten Helene Fischer und Andra Berg haben dagegen wirklich gutes Airplay auf den entsprechenden Wellen. Derzeit führen Howard Carpendale, Helene Fischer, Rosanna Rocci, Kristina Bach, Roland Kaiser und die Flippers die Liste der meistgespielen Single-Neuerscheinungen auf diesen Wellen an. Die Verkäufe der entsprechenden Alben reichen von wenigen zigtausend Einheiten bis Platin bei DJ Ötzi oder Helene Fischer.
 
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@exhörer
Erst einmal: Nix da mit gesamter Besetzung. Die Besetzung besteht aus Kaiser und seiner Band. Und die spielen live und der singt live! Im restlichen sogenanten Popgedöns ist das alles andere als üblich.
Noch ein Beispiel gefällig? Schonmal versucht Karten für ein Reinhard-Mey-Konzert zu bekommen? Siehste. Regelmäßig lange vor dem Tourbeginn ausverkauft. Und der Mann spielt nicht gerade in kleinen Säälen.
Radio verschenkt hier unendlich viel, denn es vergrault immer mehr potentielle Hörer. Den Grund dafür sieht man aber lieber in I-Pod und einer veränderten Medienwelt statt in der Realität. Klar haben I-Pod & Co. ihren Anteil daran, gar keine Frage. Der ist meines Erachtens aber sehr viel kleiner als es mancher gern behauptet. Das man nun nicht jeden Schlager spielen kann und soll ist auch klar. So manches davon kann man, so wie vor 20 Jahren auch schon, heute niemanden anbieten. Um da aber eine feine und durchaus mögliche Abstimmung hinzubekommen (Stichwort: Durchhörbarkeit) bedarf es dann wieder eines pfiffigen Musikredakteurs der auch Ahnung hat oder zumindest eines Moderators der ein wenig für Musik übrig hat und nicht nur die aktuelle Top 50 auswendig kann.

Ach ja, nochwas zu den Amigos. Die Herrschaften sind deshalb (zumindest im Osten) relativ erfolgreich, weil es hier mal eine Band namens Amigos gab, die nicht unerfolgreich war. Das "böse Erwachen" kommt dann meistens erst, wenn die Herren auf der Bühne stehen und gar nicht die Amigos sind, die man eigentlich erwartet hat. Hab ich in diesem Jahr selbst miterlebt und ich konnte mir das Grinsen beim Anblick der enttäuschten Zuschauer nicht verkneifen. Das vergeht dann allerdings recht schnell, wenn sie mit ihrem Programm anfangen. Davon abgesehen sind die Amigos genau die Art von Schlager, auf die auch ich zu 100 % verzichten kann. Schnulzentrash bis es tropft. Ich hatte bisher die Hoffnung das diese eine unmusikalische, aber dennoch erfolgreiche Schnulzen-Combo namens Flippers diesem Lande reicht. Dem scheint offenbar nicht so zu sein...
 
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Schonmal versucht Karten für ein Reinhard-Mey-Konzert zu bekommen? Siehste. Regelmäßig lange vor dem Tourbeginn ausverkauft. Und der Mann spielt nicht gerade in kleinen Säälen.

Reinhard Mey würde ich jetzt nicht als Schlager einstufen. Sicherlich sind einige belanglosere Stücke vom ihm diesem Genre zuzuordnen, aber trotzdem würde ich das nicht als Schlager ansehen. Er passt eher in die Kategorie Liedermacher.
 
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Das ist richtig, Tweety. Aber auch diese Kategorie wird nur noch in den Programmen der beschriebenen Wellen gespielt und ist gefährdet. Wird nämlich dort der Deutschanteil reduziert oder die Klangfarbe verjüngt, beträfe das auch Künstler wie Mey. Darüberhinaus schneidet das textbetonte Genre bei Research ohnehin schlecht ab, so dass auch von daher Gefahr droht, dass diese Plattform verschwindet. All das, während die Tourneen von Mey lange vor Beginn ausverkauft sind, wie radiokult richtig bemerkt.
 
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Wobei man aber auch anmerken muss, dass die Musik von Mey auch nicht als Hintergrundberieselung taugt. Diese Art von Musik erfordert schon eine gewisses Mass an intensivem zuhören und Konzentration. Du hast aber Recht, dass sowas nicht volltständig aus dem Radio verschwinden darf.
 
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