@Franzose,
kurz noch dies zu Bertram: Ich fand ihn auch klasse, bis ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, ihn kennenzulernen. Hinter den Kulissen war er wirklich ein - sorry - arroganter Arsch. Und ich kann leider auch das Argument "Augenlicht" nicht gelten lassen. Hätte ich in der DDR gelebt und hätte mich ein Stasi-Spitzel verpfiffen und wäre ich dann in den Knast gewandert, dann wäre es mir egal gewesen, ob der mich aus Selbstdarstellungsgründen oder für sein Augenlicht verpfiffen hätte.
OK, Zurück zum thema "DDR-Hörfunk": Ich bin in den 70er Jahren groß geworden, und zwar in Norddeutschland. Der NDR hatte damals drei Programme. Im ersten liefen - gemeinsam mit dem WDR - Schlager und Operettenmusik, auf NDR 2 gab es ein ähnliches Programm und mittags am Abend Jugendsendungen. Die waren aber damals am Geschmack so ungeheuer vorbei, dass es schon unglaublich war. Ich kann mich noch erinnern, dass ende der 70er Jahre ab 13.30 Uhr auf NDR 2 "Musik für junge Leute - nach der Schule" lief. Die Sendung hieß wirklich so. Da gab es Jazz und Funk mit Michael Naura oder Peter Urban, und da gab es alle 14 Tage ein "Rock n Roll Museum" mit einem Herrn mit einem Gebiss. Gleich danach lief dann "Glückwünsche und Musik", wo Hörern über 60 zum Geburtstag gratuliert wurde und dann die entsprechende Musik dazulief usw. Wollte man nachmittags gute Musik hören, dann blieb einem nichts anderes als BFBS oder der Berliner Rundfunk, wo zunächst "Duett" und dann "DT64" lief. Die Kumpels guckten einen etwas komisch an, na und?
Meine ersten Erinnerungen an den DDR-Rundfunk - das war 1970. Ein Fernsehprogramm gabs da auch noch, und da lief am Abend Pitti Platsch und am Samstag Professor Flimmrich. Jeden Morgen um halb neun auf Radio DDR 1 "Radio DDR gratuliert". Interesierte mich nicht weiter, aber die Sprecherin, ich glaube, sie hieß mit Vornamen Ingeborg, hatte eine sehr angenehme, tiefe, rauchige Stimme. Und ich lernte "Volkssolidarität" sagen. Und dann das Butzemannhaus, eine geniale Kindersendung, die nach heutigem Stand mit einfachsten Mitteln produziert war. Immer die gleichen Sprecher, und die machten ihre Sache wirklich gut. Damit man die Arbeiter- und Bauernkinder aus der gesamten Republik ansprechen konnte, gab es da Geschichten mit Käpt'n Brise und Bauer Lindemmann, eine freundliche Kindergärtnerin mit Pseudonym Marianne war auch da, die immer mit einem Teddybär zusammen moderierte, Und dann gab es noch das Hörspiel mit dem "kleinen Pfennig" - wenn ich jetzt drüber nachdenke, schon kultig.
Und dann gabs den "Soldatensender". Die sendeten dreimmal täglich auf der Mittelwelle, von 6-8, 12-14 und 18-20 Uhr, glaube ich. Ich fand das super: Da gab es zwei Stunden lang flotte Sprüche, Grüße und die aktuellen Hits. Moderiert haben immer ein Mann und eine Frau. Viele Westler dachten damals, dass es sich dabei um einen Sender für Bundeswehrsoldaten handelte. Die Grüße waren auch entsprechend. Da grüßte halt Günter, der mit seinem Trupppenteil gerade in der Lüneburger Heide stationiert war, seine Maus Marion in Wolfsburg mit der aktuellen Single von Gary Glitter. Dann kam das Lied. Den wahren Sinn des "Soldatensenders" bekam ich erst viel später mit, da war der schon lange abgeschaltet (also nach 1973). Zum einen wollte man vor allem junge Hörer mit sanfter Anti-West-Propaganda ködern, zum anderen nutzte man den Sender für Codes. Durch den Sender haben wichtige Stellen in der DDR zum Beispiel über Verladung und Fracht von Fahrzeugteilen erfahren, noch bevor die Verladung überhaupt angefangen hatte. Der Vollständigkeit halber: Die Programme kamen aus einem Studio in Berlin, aber nicht aus der Naleppastraße, der Sender stand bei Magdeburg.
Co