Studie: Was halten Hörer von versteckter PR und Live-Fakes im Radio?

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@Unterstützer:[/URL] Für was sind denn Landesmedienanstalten deiner Meinung nach da?.

Du hast Recht. Eigentlich sind die Landesmedienanstalten für die Kontrolle zuständig. Doch Verstöße gegen journalistische Sorgfaltsplichten oder auch Schleichwerbungsbestimmungen im Hörfunk ahnden die LMA bislang nur selten. Und das obwohl sie selbst schlimme Mängel in der Radiolandschaft attestieren.

Was PR-Beiträge im Radio angeht, spricht die LMA NRW zum Beispiel in einer eigenen Studie von einem „Infiltrationsprozess der Public Relations in den Kernbestand journalistischer Kommunikationsinhalte“ (S.143). Dennoch wird höchst selten ein Verstoß geahndet. Und nur ganz wenige der LMA machen die Fälle bekannt. Fast alle halten ihre Rügen unter Verschluss.

Das scheint mir MIT ein Grund, warum selbst Medienstudenten wenig Problembewusstsein haben, wenn es ums Radio geht. Der Hörfunk ist in der öffentlichen Wahrnehmung ein sauberes Medium. Noch dazu schwer fassbar, weil Audio-Mitschnitte schwer zu haben und selten zu bekommen sind. Anders als missglückte Artikel oder auch unsaubere Fernsehbeiträge. Die werden inzwischen massenhaft online verbreitet und beweisen: Mediennutzer wollen keine Live-Bilder von Jogi Löw, die keine sind, und es nervt sie, wenn Gottschalk so tut als ob.

Doch während das TV Druck bekommt und Besserung gelobt, wird über die täglichen Fakes im Radio kaum berichet und der Hörfunk selbst drückt sich vor einem klaren Bekenntnis. Im Gegenteil: Weil man so schön unbeobachtet ist, machen sich immer mehr fragwürdige Methoden breit. Quer durch die Radio-Landschaft. Das schadet dem Medium insgesamt.

Und deshalb bleibe ich dabei: Ein Radiorat könnte helfen. Als Kontrollinstanz für ALLE Radiosender. Als gemeinsame Beschwerde-Instanz und als Selbstverpflichtung für alle Radiosender. So wie der Presserat für die "Wahrung des Ansehens der deutschen Presse eintritt", könnte ein Radiorat für das Ansehen des Hörfunks ein- und schwarzen Schafen entgegen treten. Aber noch scheint die Mehrheit der Radiomacher daran kein Interesse zu haben.
 

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Ein PR-Beitrag muss nicht per se schlecht oder unjournalistisch sein. Manchmal kommt aus PR-Abteilungen handwerklich mehr Qualität als aus Praktikantenbefüllten Redaktionen.
 
Was für ein Quatsch. Vielleicht handwerklich ganz okay, aber selbst das ist meist sehr unnatürlich und schlecht gemacht. Aber journalistisch?! Wie denn? Es ist doch per definitonem einseitig, wenn es von einer Seite bezahlt wird!
 
Aus meiner Sicht sind die Inhalte der Sendungen wichtig (auch der Nachrichten), ob live oder vorproduziert ist egal da ich keinen Unterschied höre.
Radio soll mich gut unterhalten, ja und auch überraschen. Wenn die Musikauswahl gelungen ist, die Verpackung stimmt und die Moderation passt ist es egal ob aufgezeichnet oder live aus dem Studio.

Bei Außenübertragungen von Veranstaltungen geht es nur "Live".

Wie die Radiosender ihr Programm im Studio vorbereiten und senden interressiert doch nur uns Freaks hier im Forum und da sind die Meinungen auch unterschiedlich.
 
@Lennart
Das ist ein unqualifiziertes Pauschalurteil. Vielleicht müsste man erst einmal klären, was Du und andere unter PR verstehen. Jedenfalls sind die oft mit erfahrenen Journalisten besetzten Abteilungen Unternehmenskommunikation oder PR/Öffentlichkeitsarbeit bei Untern ehmen, Verbänden, Institutionen und Organisationen alles keine Heinis, die mit plumpen Marketingtexten (vielleicht liegt da die Verwechslung) auf die Medien losgehen, sondern ganz oft einfach nur seriös über bestimmte Themen und Ereignisse informieren.
Dein Problem ist vielleicht, dass Du sofort unlautere Absichten und manipulatives Formulieren unterstellst. Ich will zwar nicht ausschließen, dass es immer noch Stümper gibt, die so agieren, aber das sind in der Regel auch keine journalistischen Profis sondern angelernte Marketingfuzzis, die auch in seriösen Redaktionen kaum auf Resonanz stoßen werden.
Nur ein Beispiel: Auch der ADAC macht zum Beispiel PR (Public Relations), wenn er zum Auftakt einer Ferienreisezeit über erwartete Reisewellen, unterschiedliche Maut-, Gebühren- und Strafkataloge in Ferienreiseländern oder über den Zustand von Brücken, Fähren und Autobahnraststätten berichtet. Ist das Mist? Unnatürlich und schlecht gemacht? Einseitig? Nicht journalistisch?
Das nimmt jede Tageszeitung und nahezu jeder Sender mit Handkuss!
 
Okay, natürlich meine ich damit keine Pressesprecher, die durchaus oft gute Arbeit leisten. Ich meine PR-Beiträge der üblichen Verdächtigen... audioetage, getaudio, Schlenker, ... Sowas ist für mich absolut verwerflich. Es zu benutzen als Sender sowieso, es zu produzieren mit dem Ziel der Schleichwerbung aber auch.
 
Denn eigentlich ist die Begeisterung für echte "Live"-Events doch wieder auf dem Vormarsch, scheint mir. Nicht nur im ARD/ZDF-Morgenmagazin, wo es so viele Live-Schalten gibt wie noch nie. Auch in der Musik, um in Deinem Beispiel zu bleiben. Dass z.B. Casting-Shows so viele Zuschauer begeistern, hat meines Erachtens genau damit zu tun. Dort wird endlich wieder live gesungen, oft auch musiziert und gerade dadurch wird's spannend. Es ist dieses Erlebnis von "hier und jetzt", das sich durch nicht überbieten lässt und das man sich als Gipfel der Authentizität eben erhalten sollte.
Noch einer, der - wie man im Schwabenland so keck sagen würde - mit dem Klammerbeutel gepudert wurde?

Vor einiger Zeit kam wr ein Artikel im Umlauf, soweit ich mich erinnere von DWDL, der genau beschrieb wie eine Castingshow bei RTL abläuft.
"Aufwärmphase" mit Anheizer und Lernprogramm um zu applaudieren" war der erste Punkt;
für die Pause zwischendurch wurde ein Glas Wasser versprochen.
Es beschwerten sich wohl auch immer wieder einige Personen aus dem Publikum, als die Aufzeichnung begann, dass sie nichts sehen konnten, außerdem über die extreme Hitze in den höheren Reihen. Dies wurde, wenn nicht direkt ignoriert, durch Kommentare der Jury abgestraft.

Es gab noch weitere Punkte, die darin vor kamen. Leider habe ich den Artikel nicht mehr genau im Kopf und weiß nicht von wann, bzw. wem er stammte. Sobald ich ihn wieder finde, reiche ich ihn aber nach.
 
Ich kann dir genau sagen wie das abläuft. Ich war in der Aufzeichnung des Supertalents (die Aufzeichnung nach Michelles Unfall!) und bin froh, dass ich das mal (zum Glück kostenlos) erleben durfte.

Zuerst kommt also der (wirklich sehr witzige und gute) Anheizer. Dann schaut mal Daniel Hartwig rein und erzählt ein bisschen.
Dann kommt der Knaller. Uns wird erklärt, dass wir das Ende der Show mit einer Entscheidung zuerst aufnehmen und erst DANACH die eigentlich Show. Es wird also erst ein Duell zwischen zwei Bewerbern aufgezeichnet und entschieden wer eine Runde weiterkommt. Danach wenden wir uns dem Rest der Kandidaten zu. Das war schon die erste seltsame Sache. Danach verlässt die Jury wieder das Studio und die Show beginnt am Anfang. Dazu wird man vom Aufheizer natürlich umfassend über die Reaktionen die man zu zeigen hat geschult.
Im Laufe der Sendung wird immer klarer, dass viele der angeblichen Bewerber wohl Schauspieler sind, so aufgesetzt und künstlich wirkt alles. Nach dem Schnitt sieht das plötzlich ganz anders aus.
Dann wird uns eine Flasche Wasser versprochen, weil es unerträglich heiß im ganzen Studio ist und wir dürfen uns auf das sensationelle Privileg freuen zum ersten mal beim Außendreh dabei zu sein. Dazwischen immer wieder Aufheizer (der wirklich lustig ist) und ein bisschen von Nina Moghaddam (bitte habt Nachsicht...keine Ahnung wie man die alle schreibt!) erhascht und dann haben wir den Außendreh aus Mangel an Interesse verlassen.

Das Fazit des Abends: Die wahren Supertalente sind die im Schnitt!
 
@Sascha_G

Nur um mit der Mär aufzuräumen, das seien die alleinigen Verwerflichkeiten der zynisch agierenden privaten Sender: Genau so läuft es auch ab, wenn die ARD ihren Musikantenstadl oder hierzulande der SWR seine diversen Publikumssendungen (Pfännle, etc.) aufzeichnet. Ein dressiertes und zum Stillhalten bzw. auf Kommando zu klatschen vergattertes einheimisches Staffagenpublikum und drumherum ein Fake-Feuerwerk aus der untersten Laientheaterschublade.
 
Man möchte es nicht wahr haben aber spätestens wenn man selbst einmal erlebt hat wie das funktioniert glaubt man gar nichts mehr!
 
Noch einer, der - wie man im Schwabenland so keck sagen würde - mit dem Klammerbeutel gepudert wurde?

Vor einiger Zeit kam wr ein Artikel im Umlauf, soweit ich mich erinnere von DWDL, der genau beschrieb wie eine Castingshow bei RTL abläuft.
"Aufwärmphase" mit Anheizer und Lernprogramm um zu applaudieren" war der erste Punkt;
für die Pause zwischendurch wurde ein Glas Wasser versprochen.
Es beschwerten sich wohl auch immer wieder einige Personen aus dem Publikum, als die Aufzeichnung begann, dass sie nichts sehen konnten, außerdem über die extreme Hitze in den höheren Reihen. Dies wurde, wenn nicht direkt ignoriert, durch Kommentare der Jury abgestraft.

Es gab noch weitere Punkte, die darin vor kamen. Leider habe ich den Artikel nicht mehr genau im Kopf und weiß nicht von wann, bzw. wem er stammte. Sobald ich ihn wieder finde, reiche ich ihn aber nach.

Den Beitrag hat Niggemeier geschrieben.

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/ganz-unten-zu-besuch-bei-der-rtl-erfolgsshow-dassupertalent/
 
Fuer jemanden, der seit 1983 keinen Fernseher mehr besitzt, kommt einem das geschilderte Theater vor, wie eine Dystopie von Wolfgang Menge und Loriot.
 
Ich habe hier schon einige Zeit mitgelesen, jetzt möchte ich aber – bevor ich platze – doch meinen Senf dazugeben: Früher als aktiver Radiomacher habe ich mich genauso ernst genommen, wir ihr.
Mein Beruf hat mir Spaß gemacht und ich fühlte mich wichtig. Wenn ich hier viele Argumente lese, dann sind die leider „von gestern“. Natürlich (???) war Radio früher authentisch, live und besser. Von „gut ausgebildeten Journalisten“ gemacht.
Aber das war….
Heute haben wir Formatradio, Automation und private Billigfunker.
Aber…. Interessiert es wirklich die durchschnittliche Hörerschaft, ob News jetzt aufgezeichnet sind oder nicht???
Warum haben die Marktführer in Deutschland die besten Hits von gestern heute und morgen mit automatisierten Sendungsstrecken? Die sind doch nicht Marktführer weil sie so ein schlechtes Programm machen?
Wer entscheidet denn, was gutes oder schlechtes Programm ist. Gott sei Dank nicht diejenigen, die in den 80er Jahren zu „richtigen Journalisten“ ausgebildet wurden (und heute wegrationalisiert werden).
Es entscheidet immer noch der Hörer. Und der schaltet eben lieber ein „schlecht gemachtes Formatradio“ ein, als die sooooo hochgelobten journalistisch gut gemachten Programme, die sich nur noch die gebührenfinanzierten ÖR leisten können, weil ihnen egal sein kann, wie wenig Hörer sie haben.
Ich kann in meinem heutigen Beruf fast rund um die Uhr Radio hören. Dabei schalte ich durchschnittlich 3 Sender pro Tag ein. Die News sind in gewissen Zeiträumen wirklich immer dieselben. Und mir als jetzt „nur noch“-Hörer ist es völlig egal, ob die News so formuliert ist, oder anders herum. Die Kern-Nachricht verändert sich in gewissen Zeiträumen sowieso nicht. Deshalb kann ich nichts Schlimmes daran finden, wenn Nachrichten 10 Minuten vor der vollen Stunde aufgezeichnet werden. Solange sie sich in den 10 Minuten nicht überholt haben. Da mag es sicherlich Negativbeispiele geben, aber die bewegen sich wohl im Anteil im nicht messbaren Bereich.
Es tut mir leid. Radio lebt von Menschen, die sich wichtig nehmen. Aber nehmt Euch nicht zu wichtig!
Ja, früher war alles besser!
 
Ich bin selbst "Medienstudent" gewesen. Das Hauptproblem, das mir bei der ganzen Sache erscheint, ist, dass sich die meisten Studenten heutzutage gar nicht mehr richtig mit klassischen Medien oder der Art, wie Nachrichten zustande kommen sollten, beschäftigen.

Wo wir schon mal beim Thema versteckte PR sind: Mir ist vor kurzem aufgefallen, dass alle von der TOP Radiovermarktung repräsentierten Sender seit kurzem "Dauerwerbesendungen" oder auch PR-Beiträge in den Randzeit-Werbeblöcken ausstrahlen... Bei Kiss FM kam heute Abend ein ca. zweiminütiger Beitrag zum Thema "Nachhaltigkeit bei Air Berlin". Auch bei Sunshine Live habe ich ähnliche Beiträge gehört, die alle als Werbung gekennzeichnet wurden.
 
@Benjamin
Du bringst es auf den Punkt: Radio hat mit Journalismus heute überhaupt nichts mehr zu tun. Konsequenterweise sollten die Sender deshalb die Nachrichten völlig weglassen!
 
@ Mannis Fan: Ich habe provoziert und Du spinnst den Faden weiter.
Trotzdem: Soweit würde ich nicht gehen. Als Radiohörer will ich schon auch informiert werden. Nur habe ich hier nicht diesen Qualitätsanspruch, dass dieselbe Meldung jedes Mal umgeschrieben werden muss, wenn kein neuer Aspekt dazu kommt. Dreimal durchnudeln und gut. Aber den hohen Anspruch, den manche von Euch hier stellen, den wollen die meisten Hörer nicht. Siehe die Ergebnisse aller Reichweitenerhöhungen, dass durch die Bank die journalistischam flachsten Aufgestellten Formatradios vorne sind. Aber auf News verzichten die natürlich trotzdem nicht.
 
Es geht doch hier nicht um die Qualität von Nachrichten im Sinne von: wie oft sind die umgeschrieben? Es geht um die bewußte und absichtliche Täuschung von Hörern über das Zustandekommen von O-Tönen, Interviews, Live-Situationen. Ich tue so als ob. Übrigens: auch den Ö-r ist es nicht egal, wieviel Hörer sie haben. Das ist ja gerade das Problem unserer Zeit. Und noch was: kann ich etwas vermissen, daß ich gar nicht kenne? Was passiert, wenn man das Niveau immer weiter nach unten anpaßt? Wem nützt das?
 
musicology schrieb:
Und noch was: kann ich etwas vermissen, daß ich gar nicht kenne?

Das ist die Schlüsselfrage. Darum gibt es in diesem Forum ja auch so viel Unverständnis für Forderungen, die sich auf ein idealtypisches Radio beziehen, das es heute in ganz Deutschland nicht gibt.
Statt sich mit diesem Idealtyp uns Möglichkeiten seiner Realisierung auseinanderzusetzen lautet das Argument stets: Gibt es nicht, ist deshalb den Erfolgsbeweis schuldig geblieben, kann also nur was für spinnende Träumer oder träumende Spinner sein.
 
Das ist das Problem, wenn man Erfolg nur in quantitativen Kriterien (gemessene Hörerzahl) denkt. Ein solcher "Idealtyp" wird niemals von einer Mehrheit der Bevölkerung gehört werden (das sagt auch schon viel über den Zustand der Gesellschaft aus), und deshalb wird er nicht angeboten. Obwohl genau ein solches nicht-mehrheitsfähiges/finanziell rentables Programm die einzige(!) Daseinsberechtigung eines öffentlich finanzierten Rundfunksystems ist. Aber wir schweifen ab.

Ehrliches Radio ohne Täuschung müßte eigentlich das Maß aller Rundfunkveranstalter sein. Dazu müßten aber alle Verantwortlichen dieses ehrliche Prinzip erst einmal im Alltag leben. Denn auch hier ist mehr Schein als Sein die Regel - klar, daß man das dann auch im Programm umsetzt.
 
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