Studie zur Radiozukunft NRW: Selten so einen Unsinn gelesen!

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Bei Studien gilt ja immer: Glaube keiner, die du nicht selbst gefälscht hast. Jetzt gibt es wieder einmal eine solche, zur Zukunft des Radiomarktes NRW:

https://www.medienanstalt-nrw.de/fi...-Gutachten_Zukunft-des-Hoerfunks-NRW-2028.pdf

Größter Witz ist der prognostizierte Rückgang von UKW von heute 88 auf 33% Marktanteil in 10 Jahren. Ohne Markteingriff übrigens. Wie kommt der gute Herr Goldhammer zu einem solchen Unfug? In den vergangenen 5 Jahren hat UKW nur marginal Marktanteile verloren, recht passable Streaming-Zahlen kamen nur zustande, weil man bereits als Streamer galt, wenn man kurz im Urlaub mal seinen Heimatsender übers Internet gehört hat und die Tatsache, dass man die Musikstreamer wie Spotify und Co., obwohl eigentlich Konkurrenten des klassischen Radios, hier mit ins Boot geholt hat.

Jetzt prognostiziert Goldmedia, dass dieses Streaming bis 2028 UKW verdrängen wird. Dabei bedient sich Herr G. aber eines fiesen Tricks: Man nimmt Spotify, Podcasts, gestreamte Hörbücher & Co. mit in die Aufstellung. Da hätte er der Fairness halber doch auch Vinyl-Schallplatten und Bücher bei UKW mit aufzählen müssen, oder??? Und selbst wenn man das alles zusammen auswertet, sehe ich in den kommenden 10 Jahren bei UKW maximal einen Reichweitenverlust von 10%. Und den auch nur, weil ältere Hörer wegsterben und die junge, webaffinere Generation nachrückt.

Auch bei DAB kann man streiten. Dass es Wachstum (auf geringstem Niveau übrigens) gibt, zeigt sich seit ein paar Jahren. Aber ein Anstieg des Marktanteils auf 20% halte ich für utopisch. Dafür ist UKW viel zu beliebt und Radios viel zu unkaputtbar. Teilweise läuft bei Friseur, Baustelle und Pizzabude ja noch das alte 70er-Jahre-Transistorradio. Neukäufe nur wegen der paar mehr Sender auf DAB gibt es kaum, keiner wirft ein funktionierendes Radio weg. Und wer sagt, daß es in 10 Jahren nicht technisch wieder etwas besseres gibt. DAB alt hat ja auch keine 10 Jahre gehalten.

Nein, ich glaube die Studie soll zwei Dinge bewirken. Goldmedia als immer schon web-freundliches Unternehmen (Ersteller des Webradio Monitors) möchte ihr Lieblingskind Internetstreaming ins Rampenlicht rücken. Und gleichzeitig sollen die Locals politisch dazu gedrängt werden auch auf DAB zu senden. Man kann nun schauen, wie die Konsequenzen daraus sind. Daß NRW mehr Vielfalt verdient, steht außer Frage. Aber die leisten doch heute schon das Internet und teils DAB. Niemand ist heute mehr auf Radio Köln, Radio MK und Co. angewiesen!

Das einzig realistische in der Studie ist der prognostizierte Einbruch der Werbeeinnahmen. Im Endeffekt wird damit aber auch das Medium Radio ganz in Frage gestellt, und das auch wieder bezogen auf die hohen Streaming-Prognosen, die - ich wiederhole mich - nur deswegen so hoch ausgefallen sind, weil sie nicht nur lineares Radiostreaming berücksichtigen.
 
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keiner wirft ein funktionierendes Radio weg.
Das nicht, aber vielleicht stellt er es einfach in die Ecke und schaltet es nie wieder ein... Ich habe gerade ein altes Kantinenradio übernommen im Tausch gegen ein für den Rauchercontainer gedachtes DAB+-Radio, da DAB+ an der Stelle einfach nicht spielt. In der Kantine lief dann noch einige Wochen der gewohnte hiesige UKW-Dudler. Seit 2 Wochen allerdings läuft das Ding nur noch auf DAB+ (mit einem UKW-Regionaldudler, der jedoch vor Ort nur per DAB+ empfangbar ist). Und beschallt 160 Kantinengäste...
Grund für den Wechsel war nicht die Technik, Rauschfreiheit o.ä., sondern das "bessere" Programm. Und genau auf diese Weise wird sich ein Hörer nach dem anderen von UKW-Programmen verabschieden, sobald er etwas besseres findet...


Dabei bedient sich Herr G. aber eines fiesen Tricks: Man nimmt Spotify, Podcasts, gestreamte Hörbücher & Co. mit in die Aufstellung.
Nicht ganz koscher, aber durchaus legitim, da man eben nur ein paar Ohren hat und Audioinhalte wie Podcasts ebenso Deine begrenzte Hörzeit in Anspruch nehmen auf Kosten des Radios (ob nun DAB oder UKW). Zumal viele Podcasts vorab Radioinhalte waren, spotify ebenfalls radioartige Inhalte anbietet und ob nun Hörbuch oder Hörspiel im Radio ist für mich beim (zeitsouveränen) Hören auch egal.

Das Radio an sich wird von vielen Seiten in die Zange genommen.
 
Was soll die Aufregung? Ist doch ein Mittel zum Zweck gewesen. Das Ergebnis im Detail völlig egal. Ob UKW, DAB+ oder Streaming um 1%, 2%, 10%, 20% oder ganz daneben liegt, ist doch völlig egal. Botschaft an die Provinzfunker sollte sein, es ändert sich etwas im Nutzungsverhalten. Signifikant. Entweder man geht Veränderungen mit oder man wird halt verändert. Die Welt dreht sich nicht um Radio Gedöns in der ostwestfälischen Walachei oder Antenne Dingsbums am versteppten Niederrhein, sondern diese sollten sich eher um die Welt drehen - sofern überhaupt noch ein Bedarf an einem 30 Jahre alten medienpolitischen Unfall besteht. Dass die Publikationen und Studien aus dem Hause Goldhammer mal etwas mehr oder weniger daneben liegen, ist nun auch bestens bekannt. Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich einmal die Lektüre "Rundfunk online" aus dem Jahre 1999. Einen guten Wein dazu und man hat einen sehr vergnüglichen Abend ;).
 
Größter Witz ist der prognostizierte Rückgang von UKW von heute 88 auf 33% Marktanteil in 10 Jahren. Ohne Markteingriff übrigens. Wie kommt der gute Herr Goldhammer zu einem solchen Unfug? In den vergangenen 5 Jahren hat UKW nur marginal Marktanteile verloren

Das glaube ich allerdings auch. Ob die Prozentzahlen jetzt so stimmen... geschenkt. Sicher ist aber, UKW wird massiv Hörer verlieren. Spätestens wenn es echte Flatrates gibt 5 G kommt und LTE weiter ausgebaut wird und/oder der BM 2 doch noch auf Sendung geht und in allen Bundesländern weitere prviate oder erste private DAB Muxe auf Sendung gehen, dann wird die Luft für die Ultra-Knister-Welle aber mal ganz eng. Dafür brauch ich auch keine Studie, da muss man nur 1 & 1 zusammenzählen.
 
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Goldammer und seine Prognosen, wer denen Vertrauen schenkt und danach Investitionsentscheidungen trifft, bitte gern. Aber bitte auch nicht wundern, wenn's nicht klappt. Ich erinnere einmal an seine Pay-Radio-Studie, nach nem kurzen Hype war alles vorbei und einige Sender haben das mit massiven Reichweitenverlusten bezahlt. Das Jahr drauf waren dann die RMS-Schecks nicht mehr so fett und eine Sparrunde war angesagt.

Marktanteilsberechnungen sind immer lustig. Ist nämlich ganz einfach die Frage, wie ich einen Markt definiere und dann stimmt es am Ende nicht nur mit dem Nachbarn sondern auch mit dem (gewünschten) Ergebnis.

Das Nordkorea des Radios wird so oder so Veränderungen erleben und irgendwann heißt es dann: Der Westen ist einsam.

Während man in NRW blödsinnige Studien für viel Geld ordert, bastelt die BLM via Antenne Bayern an einem starken Player. Aber diese absolut hirnrissige und weltweit einzigartige NRW-Struktur ist ja das Non-Plus-Ultra der Radiowelt, also alternativlos besser. Komisch nur, kein Land der Welt macht das nach und kein NRW-Radio ist stilbildend.

Bessere Programme auf DAB+?
Theoretisch ja - antwortet Radio ERIWAN doch praktisch leben wir in Deutschland.
 
... 30 Jahre alten medienpolitischen Unfall...
Aber diese absolut hirnrissige und weltweit einzigartige NRW-Struktur ist ja das Non-Plus-Ultra der Radiowelt, also alternativlos besser.
Dabei sind doch die Konstrukteure so stolz auf ihr Werk, dass sie es um jeden Preis erhalten wollen. Noch heute höre ich Politiker von einem Erfolgsmodell sprechen. Wie man's sieht. Der Trabbi war in der DDR auch ein Erfolgsmodell.

Überhaupt war die Atmosphäre gestern bei der LfM irgendwie surreal. Als ich all die Herrschaften der VGen (Dr. Fu Man Chu würde sie vielleicht "Gleise" nennen) erblickt hatte, habe ich erst mal geguckt, wo der Defi hängt.
 
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Zum wievielten mal eigentlich noch?
Diese Struktur ist NICHT einzigartig. In einem anderen NRW Thread hatte ich das schonmal gesagt. Sie wird anderswo in Europa und Deutschland ebenso praktiziert wie in NRW.
Doch, sie ist einzigartig. Auf ein Zentralprogramm plus lokale Aussendungen zu bestimmten Zeiten hat NRW natürlich kein Patent, sowas gibt es an vielen Orten und auch hierzulande wird das immer mehr werden - ganz einfach, weil es billiger ist. Aber diese Struktur mit einer Aufteilung in Veranstaltergemeinschaft und Betriebsgesellschaft ist wirklich einmalig.
 
Während man in NRW blödsinnige Studien für viel Geld ordert, bastelt die BLM via Antenne Bayern an einem starken Player.

In der Tat entwickeln die vier großen Gesellschafter von ABY (Burda, Tageszeitungspool, Oschmann, Augsburger Allgemeine) an einer Expansionsstrategie. Die Zeiten des alleinigen Wachstums sind vorbei. Stattdessen platziert man nunmehr Rockantenne als nationales, aber regional vermarktbares Produkt, aus. Und, wenn man einen Markteintritt sieht wie in Hamburg, gibt man auch Anteile ab. Teile und herrsche. Ansonsten wächst man über DAB+ via BaWü und Hessen und Berlin Richtung Rest der Republik. Und auch ego.FM könnte als Zweitprodukt eine nationale Marke werden. In Bayern konsolidiert man so den Markt. Studio Gong dürfte der nächste Happen sein. den man in ABY/SpotCom integrieren könnte.

Der Zug ist für die NRW-Verleger abgefahren. So gut wie keine Beteiligungen außerhalb von NRW und in NRW diesen kummulierten Kleinscheiß, der viel Geld kostet aber auf Grund der Kleinteiligkeit keine wirkliche Zukunft hat, sondern nur so lange lebt, wie die Politik ihr Händchen drüberhält. Klar, man erlöst - siehe Goldhammer - 107 Mio Euro. Das ist schon eine Menge. Die Verleger dürften auch reichlich Rendite erwirtschaften - offen und verdeckt über versteckte Umlagen. Am Ende ist und bleibt es aber ineffizient und teuer.

Die NRWler müssten, um die Endlichkeit des Lokalfunks abzuwenden, endlich einmal unternehmerisch (was in Bezug auf Tageszeitungsverleger schon fast ein Widerspruch in sich ist) tätig werden:

- Gesellschaftsrechtliche Fusion des ganzen kleinteiligen Geschäfts und Auflösung der ganzen dezentralen Strukturen; vor Ort nur noch lokale Redaktionen regionale und lokale Vermarktung, der Rest zentral (Technik, Dispositionen, nationale Vermarktung, Digitales, Verwaltung, Geschäftsführungen etc.)
- Reduktion der Anzahl der Lokalsender auf ein erträgliches Maß von ca. 20 bis 25 Stationen, die dann größere Einzugsbereiche haben
- Aufbau echter (Digital)marken, die man auch außerhalb NRWs einsetzen kann
- Abschaffung des irren Modells mit den Feierabendintendanten
- Sicherung der Meinungsvielfalt durch Ausschreibung der Lizenzen und Reduktion der Verlagsanteile (als Alternative zu dem Vereinsmeiereimodell)
- Reduktion der Verlegeranteile auch aus kartellrechtlichen Gründen

Aber, wie gesagt, der Zug dürfte hierfür schon längst abgefahren sein. Dazu kommt, dass man es wollen müsste. Dann nimmt man die nächsten drei bis fünf Jahre halt noch die Kohle mit und macht dann den Deckel drauf. Wie bei den meisten Verlagsgesellschaftern dann auch.
 
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@Wanderdüne
Tja, instabiler Sandhaufen stimmt, dem ist wenig hinzuzufügen, außer hätte hätte Fahrradkette und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das kommt raus wenn Gremien Politik machen.

Aus gutem Grund gibt es heute kein Quelle, Neckermann, Grundig, Wienerwald etc. mehr. Ihr gemeinsamer Nenner, sie waren alle mal erfolgreich und haben dann nicht mehr auf einen sich verändernden Markt reagieren können. In NRW ist es einfach die irre, nur Monopole schützende, Struktur. So konnte sich nicht einmal im Ansatz ein "Player" bilden. Es hat schon seinen Grund warum Bayern das wirtschaftlich erfolgreichste Land mit der CSU ist und eigentlich fast überall wo die SPD regiert, vieles stagniert oder man in Rankings selbst auf Politikhauptfeldern immer die rote Laterne hat.

Aber sehe es doch einmal positiv, so wurden die NRW*innen lange lange Zeit vor den Auswüchsen des phösen Privatfunks bewahrt und gerieten nicht in den Stress aus vielen verschiedenen Formaten und Sendern ihren Lieblingssender zu suchen.
 
Diese Studien, Erhebungen, Gutachten oder wie die ganze Speicherplatz- und Papierverschwendungen heißen, diesen vornehmlich einem Zweck: Geld in die Kassen ihrer Erheber zu spülen. Geld, dass dann anderswo wieder fehlt, um was zu MACHEN. Im schlimmsten Fall sind es noch UNSERE Gelder, also Steuergelder, die für so einen Schmuh draufgehen...NRW Politikmedienfilz...da magst net hinsehen...der Bajuware würde jetzt auf die Oide Wiesn gehen und sagen: Schwoam mas obe. Denn der hat, ganz Villariba, gerade schon auf K56 am Wendelstein mit 100kW die nächste Stufe der Digitalisierung gezündet, während sie in Villabajo an der Düssel noch ihre Nase in die Gutachten hängen, bis sie drüber einschlafen...
 
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und eigentlich fast überall wo die SPD regiert, vieles stagniert oder man in Rankings selbst auf Politikhauptfeldern immer die rote Laterne hat.
Und sie lernt nicht draus. Gestern kam die SPD-Fraktion in ihrem Workshop zur "Zukunft der Lokalradios" zu dem Schluss, dass es den Lokalradios nicht zuzumuten sei, die Kosten für die technische Umrüstung auf DAB+ allein zu tragen. Deshalb hat sie von der Landesregierung Fördermittel für die Lokalradios zum rechnischen Einstieg gefordert. Frei nach dem Motto "Den nordrhein-westfälischen Lokalfunk in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf".
 
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Das was die Sozis halt können: Probleme mit Geld zuschmeißen und sie damit noch größer machen. Da pimpern sie ihre alten ideologischen Feinde, die Verlage, mit Geld, was diese sich schon seit Jahrzehnten in die Tasche stecken dank des sozialdemokratischen NRW-Protektionismus. Und wundert sich dann, dass ihre Wahlergebnisse abschmieren und eine AfD plötzlich in der Gunst der (Protest-)Wähler steigt. Dämlicher geht's nicht mehr...
 
Aus gutem Grund gibt es heute kein Quelle, Neckermann, Grundig, Wienerwald etc. mehr.
Habe vor einiger Zeit mal ein Feature über Kodak gesehen. Wenn man dort das Wort "Fotografie" durch "Rundfunk" und den Namen "Kodak" durch "Lokalfunk" ersetzt, hat man dieselbe Geschichte. Nur das Ende fehlt noch.

Was man aber auch sehen muss: Auch die Lokalradiobetreiber möchten ebenfalls lieber nur in die Städte und Ballungszentren. Es ist die Politik, die sie in Fläche drängt. Jetzt auch bei DAB+. Weil sie auch Privatfunk für einen Grundversorgungsbestandteil hält. Haben wir dafür nicht den öffentlich-rechtlichen Rundfunk? So leid es mir für die Menschen in schwachbesiedelten Gegenden tut: Wer in einen Dorf mit 5000 Einwohnern lebt, der kann nicht erwarten, dass er drei Tankstellen in seinem Ort hat. Diese Aussage rückt mich natürlich in die Nähe eines Marktradikalisten. Mitleid habe ich mit den Lokalfunkbetreibern aber trotzdem nicht. Dafür haben unsere Volksvertreter sie (in unserem Namen) mit dem Monopol entschädigt.
 
Das Ende naht. DuMont hat seinen Hörfunkbereich faktisch bereits aufgelöst. Das nichtredaktionelle Geschäft, was den Verlagen obliegt, wurde komplett in den Verlag integriert. Die ehemalige Servicegesellschaft HSG gibt es eigentlich nur noch auf dem Papier. Die Westfunk, einstige Servicegesellschaft der WAZ, heute Funke, existiert nur noch formal. Die Vermarktung haben die Anzeigenverkäufer übernommen. Der Rest ist eine Frage der Zeit. Ippen in Hamm hat seine Hörfunkaktivitäten auch bereits weitgehend in den Verlagsstrukturen integriert. Im Prinzip haben die Verleger in NRW erkannt, dass das Geschäft für sie endlich ist und solange es noch funktioniert, soll es von den Verlagsstrukturen mit übernommen werden. Die RP wird sich das Spielchen sicherlich nicht lange anschauen und nachziehen.
 
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Wir haben kein Quelle und kein Neckermann mehr, dafür Zalando, Amazon und Co.
Wir haben kein Grundig und Dual mehr, dafür aber Spotify, Apple etc.
Wir haben kein Wienderwald mehr, dafür Kentucky Fried Chicken oder Subway, Mc Donalds etc.

Das heißt: Das Bedürfnis und den Markt gibt es bei all diesen Branchen weiterhin, aber die Anbieter sind völlig andere.
Auf den Lokalfunk bezogen: Das Bedürfnis nach Lokalradio wird bleiben und es wird dort auch erfolgreiche Anbieter geben. Aber nicht diejenigen mit den alten und ausgelutschten Rezepten, sondern neue, die das Bedürfnis richtig analysieren und mit mutigen neuen Konzepten befriedigen.
 
Das Bedürfnis nach Lokalradio wird bleiben und es wird dort auch erfolgreiche Anbieter geben. Aber nicht diejenigen mit den alten und ausgelutschten Rezepten, sondern neue, die das Bedürfnis richtig analysieren und mit mutigen neuen Konzepten befriedigen.

In der Tat. Am Ende wird es entweder über Networks oder über die zwei oder drei großen Player laufen, die am Ende den deutschen Hörfunkmarkt bestimmen werden.

ABY hat sich bereits aufgemacht. Regiocast, die heute schon mit den relevanten Gesellschaftern NWZ, die wiederum mit FOM verbandelt sind, und Medien Union hat schon eine starke Einheit. Stichwort Crossplan. Wenn dann noch die Fusion von RPR, bigFM und Regenbogen abgeschlossen ist (wann wird das eigentlich verkündet), hat sich der Markt schon sehr gelichtet. RTL und NRJ werden da wohl kaum eine Rolle spielen. Bleibt die Frage, ob sich noch ein dritter Player herauskristallisiert - z.B. durch Übernahmen/Konsolidierungen auf Gesellschafterebene. Wer es vielleicht gemerkt hat, ein NRW Verlag bei keinem der derzeit starken Player dabei. Strategisch dumm gelaufen, da man sich auf den eigenen Markt NRW beschränkt hat und auf das eigene "Erfolgsmodell". Da sind westfälische oder ostwestfälische Kleinverleger mit Beteiligungen an ein bis fünf oder sechs Lokaldudlern schlicht überflüssig. Aber die verstehen wahrscheinlich nicht einmal, was gerade im Audiomarkt passiert und überblicken gerade einmal ihr provinzielles Anzeigengebiet. Insofern werden die nächsten zwei bis drei Jahre richtig spannend im Nordkorea des Hörfunks.
 
...Das heißt: Das Bedürfnis und den Markt gibt es bei all diesen Branchen weiterhin, aber die Anbieter sind völlig andere.
Auf den Lokalfunk bezogen: Das Bedürfnis nach Lokalradio wird bleiben und es wird dort auch erfolgreiche Anbieter geben. Aber nicht diejenigen mit den alten und ausgelutschten Rezepten, sondern neue, die das Bedürfnis richtig analysieren und mit mutigen neuen Konzepten befriedigen.

Im Prinzip ja, allerdings es stellt sich grundsätzlich die Frage nach einem relevanten Markt. Das wie in NRW über Kreisgrenzen zu regeln funktioniert nicht. Weiterhin haben sich durchs Web, Facebook & Co. die Regeln geändert. Ein Werbekunde kann regional eigentlich überregionale/nationale Webanbebote belegen und ganz zielgruppengenau Kunden erreichen. Damit hat jedes lokale Medium seine Alleinstellung im Werbemarkt verloren.

So ist es richtig, für gut gemachtes Lokalradio gibt es einen Hörermarkt, aber die Refinanzierung wird auch vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Einzelhandel immer schwieriger.
 
So ist es richtig, für gut gemachtes Lokalradio gibt es einen Hörermarkt, aber die Refinanzierung wird auch vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Einzelhandel immer schwieriger.

Sehr gut analysiert.

Denn "Heimat" und die eigene "Region" ist zwar nur noch eine blässliche, nichtssagende Erinnerung an irgendwelche Dorf-, Stadt- und Kreisgrenzen, aber die Verbundenheit der dort lebenden Menschen ist üblicherweise sehr hoch. Sie kaufen global, sie agieren global, aber in stillen Stunden wünschen sie sich ihre alte Heimat zurück.

Übrigens ein auch in Sozialen Medien wie Facebook sehr überraschendes Phänomen. Menschen kleben wie Pattex an ihren Kindheits- und Jugenderinnerungen.
 
Die regionale und lokale Vermarktung funktioniert nach wie vor im Radio noch sehr gut. Dies hängt auch damit zusammen, dass Targeting in lokalen Märkten zu aufwendig und nicht immer effizient ist. Gießkanne ist da immer noch günstiger. Zudem verstehen die kleineren und mittlelgroßen Kunden die Funktionsweise noch nicht. Zudem darf man langjährige Kundenbindungen nicht unterschätzen. Die Vermarktungsergebnisse bei Lokalsendern und Regionalsendern sind in den meisten Sendern in Deutschland stabil und sogar in den letzten Jahren noch z.T. gestiegen.

Allerdings zeichnen sich Veränderungen an. Die Filialisten nehmen zu und damit fließen die Budgets oft über die Zentrale und dann meist über Mediaagenturen. So hat sich der Auto- und Möbelmarkt weitgehend bereinigt mit entsprechenden Folgen. Gilt aber auch für den Einzelhandel. Auch die Fusionen (z.B. Karstadt und Kaufhof, die meist noch in den Großstädten lokale Budgets hatten) führen am Ende zum Wegfall von Budget bzw. -anteilen.

Findet beim Mittelstand der Generationswechsel in den nächsten Jahren statt, wird auch lokal und regional stärker auf digitale Werbeträger gesetzt. Die fitten Anbieter buchen schon heute über nationale Restplatzvermarkter lokale in die Digitalangebote ein und gehen nicht mehr über den Verlag oder Radiosender. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Momentan durch die nach wie vor noch guten lokalen Erlöse überdeckt, aber der Rückgang wird kommen.

Und damit wird eine Refinanzierung für Lokalsender immer schwieriger. Das läuft dann tatsächlich nur noch mittels Skalierung der Kosten (also Networks, Konsolidierung der Branche). Digitale Erlöse können die Sender knicken. Der digitale Zug ist ja schon längst abgefahren. In lokalen Märkten spielen die armseligen Reichweiten von Lokalsendern im Verhältnis zu den Print-Onlineangeboten kaum eine Rolle. Von lokalisierten Reichweiten der großen Anbieter einmal ganz abgesehen. Auch im Online-Audiobereich macht sich mittlerweile bei den Sendern Ernüchterung breit...
 
Immerhin plant die zuständige Medienanstalt in DAB-Sibirien jetzt einen landesweites DAB+ Sendernetz, mit maximal 15 Programmen, das sich in bis zu 9 Regionen auseinander schalten ließe
Ja, die dann, wenn es nach den Plänen des VLR geht, besonders in Ballungszentren wie Ruhrgebiet und Rheinschiene mit den Lokalradios ruckzuck voll sind. Bitrate und Fehlerkorrektur hoch, schon ist für andere kein Platz mehr da. Dann noch wie ebenfalls gefordert keine Ballungsraummuxe für kleine neue Anbieter, und es ist nichts weiter passiert, als dass die derzeitige UKW-Landschaft in NRW einfach auf DAB+ gespiegelt wurde. Aber immerhin...
 
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