Studiotechnik in den 70ern

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hej,

die Steckverbinder waren keine Klinkenstecker, sondern Pfostensteckleisten, die auf Stiften mit Gabelzungen kontaktiert haben. Ausserdem waren im Kopfträger auch noch die Regler für die Einmesspegel der HF Vormagnetisierung. Somit konnten die Kopfunterschiede auf die Hauptelektronik im Gerät angepasst werden. Das Uher Record de Luxe war das Spitzengerät in der Reihe und sah fast genauso aus.

Uher verstand sich damals zur direkten Konkurenz zur A77 von Revox, war aber natürlich im Konzept dazu, doch Welten entfernt.
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hallo JKOS,

danke für die Erklärung des Tonkopfträgers. Ich vergass die Pegler für die Vormagnetisierung.

Das Spitzenmodell, ebenfalls mit auswechselbarem Tonkopfträger, von Uher damals war allerdings die Royal De Luxe ( 18 cm Spulen ), guckst Du unten, Preis 1970 etwa DM 1.200,-

Die Uher Report, Preis damals um DM 800,-, war aus der Serie der Reportermaschinen. Es gab anfänglich 2-Spur und 4-Spur Versionen, allesamt HiFi-Norm, 13 cm Spulen, 4,75 - 38 cm/sec.

-
 

Anhänge

  • UHER Royal De Luxe .jpg
    UHER Royal De Luxe .jpg
    68,9 KB · Aufrufe: 35
  • Uher Report 4200.jpg
    Uher Report 4200.jpg
    80,7 KB · Aufrufe: 28
AW: Studiotechnik in den 70ern

Natürlich Royal de Luxe, Du hast natürlich recht.

Von den Reportgeräten gab es auch noch viel mehr Varianten, z. B. mit einem zusätzlichen Kopf für einen Synchronisationston, zur Verbindung mit Filmaufnahmen. Hier hat man versucht, der Nagra Konkurenz zu machen. Die Reportgeräte sind auch heute noch viel im Einsatz.

Was ist eigentlich aus dem Stammwerk geworden, nachdem der Laden zugemacht hat? Ich hab mal gehört, dass verschiedene Geräte von jemand anderem weiter gebaut wurden.
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Der Niedergang von Uher war wohl auch nach dem Verkauf an die Fa. Assmann, ca. 1978, nicht mehr aufzuhalten.
Im Internet ist über den weiteren Verlauf von Uher nichts Wesentliches mehr zu finden.

Die Uher Reports wurden, obwohl leicht im Gewicht, von den Rundfunkanstalten verschmäht.
Man setzte eher auf die sehr hochpreisige Nagra.
Auch die Royal-Serie fand bei den Rundfunkanstalten und professionellen Tonmeistern/Tonstudios keinen Anklang.
Nunja, die Bandführung der Royal, mittels "Bandzug Komparator", liess halt doch zu wünschen übrig (ein Problem das die Revox A 77 übrigens auch hatte). Oftmals "hüpfte" das Band beim Einschalten der Wiedergabe/Aufnahme-Funktion über den Tonkopf, und es kam zu sehr unangenehmen Aussetzern.

Tonband Amateure und Semi-Profis hatten sich da selbst etwas basteln müssen um dieses Problem zu beheben, siehe die Pics unten.
Für die Profis natürlich ein "no go".

Die Bandführung war bei der ASC 400 Serie, Nachfolger und Weiterentwicklung der Braun TG 1000, wesentlich besser umgesetzt, aber auch ASC konnte sich im analogen, professionellen Bereich nicht durchsetzen.

Die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten setzten in den damaligen Jahren dann doch auf Telefunken M 10 und M 15, die wenigen Privaten, also die Piratensender, auf Revox.
Dies ist hier im Thread ja oft in Bildern dokumentiert, und ich habe es auch zur damaligen Zeit selbst so erlebt.

Gruß vom

Flyingdoctor

-
 

Anhänge

  • Komparator Diversifikation I.jpg
    Komparator Diversifikation I.jpg
    271,2 KB · Aufrufe: 53
  • Komparator Diversifikation II.jpg
    Komparator Diversifikation II.jpg
    17,5 KB · Aufrufe: 52
  • Komparator Diversifikation III.jpg
    Komparator Diversifikation III.jpg
    136,3 KB · Aufrufe: 49
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hallo JKOS,

ein Zusatzgerät zur Synchronisation des Tons mit dem Diaprojektor oder dem 8 mm Filmprojektor gab es auch schon für die AEG und/oder Telefunken Magnetophone in den frühen sechziger Jahren.
Leider habe ich kein Pic gefunden.

Gruss vom

Flyingdoctor

-
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Apropos Nagra... ein schönes Photo von der Nagra 3 unten.

Und dann noch Pics von der Nagra T Audio.
Wenn ich das richtig interpretiere, sind da auf jeder Seite 2 Spulenträger ! Die äusseren wohl für 26 cm Spulen. Ferner eingebaute Schere zum Schnitt... oder täusche ich mich da...

Wer hat mehr Infos zu diesem, für damalige Verhältnisse, sensationellen Teil Nagra T Audio ?

-
 

Anhänge

  • Nagra 3.jpg
    Nagra 3.jpg
    8,6 KB · Aufrufe: 74
  • Nagra T Audio 1.jpg
    Nagra T Audio 1.jpg
    16,6 KB · Aufrufe: 69
  • Nagra T Audio 2.jpg
    Nagra T Audio 2.jpg
    18,8 KB · Aufrufe: 69
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hallo,

Die Steuerung von DIA Projektoren war eine einfache Sache. Hier wurde durch aufspielen von Steuertönen auf dem Trennrasen zwischen den Spuren die Weiter- bzw Rückschaltung des nächsten Dias im Projektor gesteuert.
Bei Filmaufnahmen wurde beim Filmen ein Pilotton aufgezeichnet, mit dem man die Lippensynchronität des Tones zu den Bildern hergestellt hat. Das war sehr viel komplexer als bei den Diaprojektoren. Was genau da passierte kann ich aber nicht mehr sagen.

Leider sind die NAGRA Bilder etwas klein aber Du scheinst recht zu haben mit der Anname der 4 Spulenaufnamen. Die haben schon tolle Maschinchen gebaut. Anfänglich wurden die glaube ich mit einem Federaufzugsmotor angetrieben. Ähnlich zum Gramophon.

JKOS
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hi,

Federaufzug, nee die Nagras waren entweder mit Batterien oder später mit Akkus bestückt.

In der Medizin hatten wir in den frühen siebziger Jahren Transport-Perfusoren ( also tragbare Spritzenpumpen, z.B. zum Einsatz auf dem Weg vom OP zur Intensivstation oder während Verlegungen von KH zu KH mit dem Rettungswagen ), die tatsächlich mit Federaufzug betrieben wurden. Ich habe solche Teile auf meinen Auslandsrückholungen von Patienten per Flugzeug noch in den frühen achtziger Jahren benutzt...

Bleiben wir noch ein wenig bei Nagra.
Da gab es die SN Serie.
Abmessungen 14 x 10 cm ! 9,5 cm/sec, HiFi Stereo, 1/8 Zoll Band ( = Casettenrecorder ).
Angetrieben von 2 x 1,5 Volt Batterien. Schneller Vor- und Rücklauf musste über den Hebel zwischen den Spulen über ein Overdrive-Getriebe von Hand betrieben werden.
Sensationell

-
 

Anhänge

  • Nagra SN Serie.jpg
    Nagra SN Serie.jpg
    39,3 KB · Aufrufe: 45
AW: Studiotechnik in den 70ern

Auch die Royal-Serie fand bei den Rundfunkanstalten und professionellen Tonmeistern/Tonstudios keinen Anklang.

Wir hatten eine Uher Royal in einem Abstellraum stehen, für den Fall daß jemand mit "Amateurbändern" (Viertelspur) ankommt.
Die mußte man sich dann holen und über den "Exotenanschluß" anschließen.
Möglicherweise existiert die sogar noch.

Die Uher Report hat immer brauchbare Ergebnisse abgeliefert. Bei uns war standardmäßig das MD 21 dabei. Unverwüstlich, und dank der guten Aussteuerungsautomatik ein Sorglospaket.
Leider sind die meisten Redakteure körperlicher Anstrengung abhold, und so wurden sie in den 80ern von den Sony WM-D6 verdrängt. Das ist heute auch schon ein Dinosaurier.
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

... Die Uher Report hat immer brauchbare Ergebnisse abgeliefert.
...dank der guten Aussteuerungsautomatik ein Sorglospaket.
Das waren dann aber die späteren Modelle. Mein 4200 (ca. 1969) hatte keine Automatik.
Das hatte auch noch kein "blackstyle", sondern nur grauen Hammerschlaglack und blankes Alu.
Nach einer Grundüberholung Anfang der '70er lief das noch so bis Ende der '80er.

Es grüßt RainerK
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Im Internet ist über den weiteren Verlauf von Uher nichts Wesentliches mehr zu finden.

Schaut doch mal hier rein:
http://www.uher-erinnerungen.de/

Die Seite wird von dem ehemaligen Produktionsleiter Anselm Rapp betrieben, den man auch heute noch sporadisch, dafür aber live hier
http://mb.abovenet.de/forum2/index.php
treffen kann.

Dazu noch eine Menge anderer Verrückter, die trotz heimischer Digitalisierung immer noch einige Wickler zuhause in Betrieb halten.

Eine kleine, aber rührige Szene.

Jens
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hallo Pillermännchen,

vielen Dank für diesen Kommentar mit super links, die dann zu sehr coolen Fotos führen.

Ich war allerdings immer ein Revox Fan... bis auf die Uher Report, die hab' ich geliebt !

Danke für den Beitrag

Flyingdoc

-
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Die ersten Nagras wurden tatsächlich mit Federwerksmotor angetrieben (Nagra I und Nagra II, nachzulesen in der Firmengeschichte auf der Nagra-Homepage: http://www.nagraaudio.com/pro/index.php, danach auf "Information"). Erst die Nagra III hatte einen Servo-Motor.

Ausschließlich mit Federwerksmotor wurden die verschiedenen Maihak-Modelle betrieben, die bis Ende der 1960iger Jahre in den Rundfunkanstalten eingesetzt wurden (Maihak MMK 3, 4, 5, 6 und 7. (Artikel dazu unter http://www.funkstunde.com/de/technik/maihak.html)

Uher hatte tatsächlich Pech mit seinen Profi-Maschinen 1000 Pilot, 1200 Synchro und 4100 V (allesamt Vollspur-Mono mit 19 cm/s). Wahrscheinlich lag die Aversion der Rundfunkanstalten auch an der großen äußerlichen Ähnlichkeit zu den Amateur-Modellen. Immerhin hat Uher die 1200 Synchro aber noch bis in die 1990iger Jahre gebaut.
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Tatsächlich.

"The NAGRA II is quite sophisticated, driven by a grammophone spring from language laboratory equipment..."

Danke für den Hinweis

-
 

Anhänge

  • Nagra-II.jpg
    Nagra-II.jpg
    11,4 KB · Aufrufe: 27
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hi tongenerator,

vielen Dank an die Erinnerung an Maihak, hatte ich total verpennt...

Gruss aus Frankfurt vom

Flyingdoctor
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hier noch einmal ganz demonstrativ der von tongenerator vorgeschlagene link zu Maihak.
Dort findet ihr alles Wissenswerte über die Entwicklung von Tonaufzeichnungsgeräten dieser Firma.


http://www.funkstunde.com/de/technik/maihak.html

Als Vorgeschmack ein paar bebilderte Beispiele.
Wunderschön zu sehen : Die Handkurbel beim MMK 1 !
-
 

Anhänge

  • Maihak MMK 1 180acd9ab.jpg
    Maihak MMK 1 180acd9ab.jpg
    105,1 KB · Aufrufe: 32
  • maihak-mmk4.jpg
    maihak-mmk4.jpg
    78,9 KB · Aufrufe: 27
  • Maihak MMK 6 465e7764cc.jpg
    Maihak MMK 6 465e7764cc.jpg
    156,5 KB · Aufrufe: 28
AW: Studiotechnik in den 70ern

Auch interessant die Schichtlage des Tonbandes beim MMK 1, deutsche Schichtlage... selbst noch die Telefunken M 10, Baujahre etwa 1965 - 1973, hatte ihre Tonköpfe auf deutsche Schichtlage ausgerichtet. Man fürchtete den bekannten Echo-Effekt
Erst bei der Telefunken M 15, die Mitte der siebziger ausgeliefert wurde, ist man dann auf die internationale Schichtlage umgestiegen.
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hab übrigens gerade eine M15 mit deutscher Schichtlage für 3990 Euronen in einem Berliner Schaufenster stehen gesehen. Was soll man als Privatmensch aber mit Bandgeschwindigkeiten 19 und 38?
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Nee, da ist mal keine "0" zuviel !

Bei Euro 399,- hätte der JKOS sie glatt gekauft, lol.

Die Teile kosteten damals so um die zwanzigtausend Mark, als tapedeck, versteht sich.

Meine Kumpels mit den semiprofessionellen Studios konnten sich das nicht leisten.
In den Rundfunkanstalten standen die M 10 und M 15, wie auch die EMT's, in allen Verrsionen überall rum, auch in diversen Redaktionen.
Es liess sich ja auch kinderleicht mit denen arbeiten. Da merkte man beim Produzieren von Jingles gar nicht wie die Stunden verrannen.
Und über ihre Qualitäten wie Gleichlauf, Übersprechdämpfung, saubere Bandführung etc. müssen wir ja wohl kein einziges Wort verlieren.

-
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben