Studiotechnik in den 70ern

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Studiotechnik in den 70ern

Hallo allerseits,

jetzt habe ich mal eine Frage zur Studiotechnik, zu der ja auch die (Neben-) Uhren zählen.
Etwa Mitte der 70er muss der hr vorübergehend (evtl. in einer Umbauphase?) in einigen Studios (auch Nachrichten) Klappziffern-Uhren installiert haben. Das Umklappen der Ziffern war sehr deutlich zu jeder Minute zu hören.
Welches Uhren-Modell war das?

Danke für Hinweise
HGM
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Keine Antwort auf Herrn Meyers Frage, aber eine nette Zentraluhrenanekdote: Zur Einführung der Sommerzeit 1980 wurden am Dornbusch neue (?) Uhren mit nunmehr springendem Minutenzeiger eingführt. Der Minutenzeiger stand also z.B. um 16:59:58 h immer noch auf der Minute 59 statt fast schon auf der Minute 00. Trotz lautstarker Aufkleber in Leuchtfarbe ("Achtung springende Minute!") war es fürs Personal eine so enorme Umstellung, daß es für eine gewisse Zeit immer wieder zu den unterschiedlichsten Pannen kam - es kam sogar vor, daß ganze Sendungen eine Minute zu spät anfingen! :D

Gruß TSD
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

MungoHH schrieb:
Thema Rauschunterdrückung:

Ich habe mal was von Telcom C4 gehört (?): Ein Kompandersystem von Telefunken, das in vier Frequenzbereichen arbeitete. Bei den ÖR war es lange im Gebrauch und gilt unter gestandenen Tonings immer noch als die beste Rauschunterdrückung aller Zeiten - für analoge Bandaufzeichnung. Die Teile sollen nur höllisch teuer und voluminös gewesen sein.

Da Telcom-C4-En- und DeCoder meist als 19-Zoll-Einheiten ohne Bandmaschine verkauft wurden, konnte man die Rauschunterdrückung für vielerlei Anwendungen nutzen: So auch für Funkübertragungen auf analogen Ü-Strecken.

Ich glaube Du meinst das Teil das bei der rechten STUDER A807 Bandmaschine unten eingebaut ist, oder?

studer-A807-02-Wagen.jpg


So hat es STUDER im Prospekt von 1986 angeboten...
Die A807 ist übrigens ein wirklich schönes Gerät das auch echt super klingt. Habe selber eine hier im Wohnzimmer stehen. :)
Ich kann mich daran erinnern das es die Maschinen früher u.a. bei Radio Hamburg, Antenne Bayern und den MDR Stationen gab. Welche Sender haben heute eigentlich noch die A807 im Studio stehen?

MfG
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Im ÖR eher weniger, da die 807 die verkehrte Schichtlage hat. Allerdings gibt's beim Fernsehen im SWR-Landesfunkhaus Mainz noch ein paar. Oder waren das 810er??
gruebel_2.gif


Gruß TSD
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Tondose schrieb:
Im ÖR eher weniger, da die 807 die verkehrte Schichtlage hat.

Stimmt, ich habe auch hauptsächlich von Telefunkens gehört (zum Schluss fast nur noch M15 und M15-A. Für Timecode-Senkel im Synchronbereich nahm man die T-Audio von Kudelski.
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Tondose schrieb:
Im ÖR eher weniger, da die 807 die verkehrte Schichtlage hat.
Sie hat die richtige Schichtlage. :p

Ernsthaft: Mit ihrer Schicht nach außen steht die ARD-West m.W. gegen so ziemlich den kompletten Rest der Welt, einschließlich MDR und ex-ORB, die erst garnicht damit angefangen, sondern die Monster von wengerskij magnitofon (wie war das: fällt die Mechlabor die Treppe runter, ist die Treppe kaputt :D ) eben z.B. durch diese Studer-Maschinen ersetzt haben. Oder bin ich da falsch gewickelt?
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Gutes Stichwort...
die Fotos stammen aus dem Havariestudio des (damals) ORB-Radiohauses zu Potsdam-Babelsberg. Aufgenommen im Dezember 2002. Nett, wie sich die schöne alte Analogtechnik harmonisch mit dem digitalen Mandozzi-Pult verträgt. ;)
Ich war lange nicht mehr in diesem Studio und kann deshalb nichtmal sagen, ob die Maschinen heute noch dort stehen. Oben bei Radio EINS steht aber glaube ich eine in der Vorproduktion. Oder irre ich mich jetzt da? Manchmal glaubt man ja Dinge zu sehen, die gar nicht da sind, weil man so achtlos mit seiner Umwelt umgeht.

Sputnik hatte Anfangs im "Digitalstudio" *ROFL* am Waisenhausring in Halle auch 2 solche Maschinen im Sendestudio stehen. Da lagen regelmäßig noch die Beiträge für Rasch Hour und andere Sendungen drauf. Kam dann mal ein Schicht-außen-Band, wurde vor und hinter den Köpfen halt gedreht. Weil die Leute nicht so weit laufen wollten, zogen sie die Maschinen immer vor in Richtung Pult, bis die Kabel hinten fast rausgerissen sind (waren im Fußboden verlegt).
 

Anhänge

  • rbb_tape1.jpg
    rbb_tape1.jpg
    89,2 KB · Aufrufe: 226
  • rbb_tape2.jpg
    rbb_tape2.jpg
    94,3 KB · Aufrufe: 239
AW: Studiotechnik in den 70ern

Fahren wir nun fort mit unserem Streifzug durch die Studiotechnik vergangener Jahre.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der studiotechnischen Ausrüstung der offshore Sender und ist sowohl eine hommage, als auch ein Dankeschön an all die vielen Pioniere des private radio in Europa.

Vorab sei gesagt, dass diese historischen Bilder von Piratensender-Freaks stammen, die diese pics ins Internet gestellt haben.
Copyright hier:

http://www.offshore-radio.de/slides/


Hier nun einige ausgewählten Photos von den Studios auf den Sendeschiffen der Piratensender Radio Northsea Int., Radio Veronica, Radio Caroline...

Das ist eines der Studios von Radio Northsea International auf dem Sendeschiff Mebo II, etwa um 1972
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4145&stc=1&d=1150447210
Main studio-RNI.jpg

Hier ein weiteres Studio RNI auf der Mebo II. Die beiden Diskjockeys sind die Brüder Hartwig, die Sonntags die Sendung "Northsea goes DX" auf Kurzwelle moderierten.
Interessant im Hintergrund das Pendel, das die Rollbewegungen des Schiffes anzeigt
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4146&stc=1&d=1150447527
Northsea goes DX-Brüder Hartwig.jpg

Noch ein Bild von einem RNI-Studio, 1970. Der Diskjockey ist Mark Wesley, der nach der Schliessung der Piratensender, Holland hatte die Versorgung der Sendeschiffe von Land unter Strafe gestellt (das sog. "Seesendergesetz"), zu Radio Luxembourg ging
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4150&stc=1&d=1150448481
RNI-Mark Wesley-1970.jpg

Und das ist sie, die Mebo II, in der Nordsee ca. 3 nm offshore vor Scheveningen.
Dieses Photo habe ich selbst aufgenommen. Ich war im Juli 1973 mit einem Versorgungsboot draussen.
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4147&stc=1&d=1150447786
Mebo II.jpg

Hörprobe ? Also hier ein Jingle
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4154&stc=1&d=1150449989
RNI - Radio Northsea-RNI.mp3

Hier ein Photo eines Studios von Radio Veronica auf dem Sendeschiff MV Norderney.
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4148&stc=1&d=1150448065
Studio Norderney.jpg

Das Sendeschiff von Radio Veronica MV Norderney, ebenfalls aussserhalb der 3-Meilenzone und somit in internationalen Gewässern vor Scheveningen, in Sichtweite der Mebo II
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4149&stc=1&d=1150448212
MV Norderney.jpg

Ein landbased Studio von Radio Veronica in Hilversum. Hier wurden die Sendungen produziert und anschliessend aufs Schiff gebracht.
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4152&stc=1&d=1150449278
landbased Hilversum Veronica.jpg

Eines der Hauptstudios von Radio Caroline auf dem Sendeschiff MV Mi Amigo. Gut zu erkennen die Jingle-Machine
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4151&stc=1&d=1150448707
Caroline onboard.jpg

Dieses Photo zeigt ein Studio von Radio Mi Amigo. Mi Amigo sendete nach Schliessung der Sender in der Nordsee landbased von Playa de Aro in Spanien.
Gut zu erkennen, li. die Revox A 77. Interessant auch, die Filzauflagen auf den Plattentellern. Während der Motor lief konnte man den Filz mit dem Finger fixieren. Beim Loslassen hatte man auch einen "Schnellstart"
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=4155&stc=1&d=1150450305
Radio Mi Amigo Playa de Aro 2.jpg

Das wars für heute.
Freue mich immer über eure Beiträge
 

Anhänge

  • Main studio-RNI.jpg
    Main studio-RNI.jpg
    118,8 KB · Aufrufe: 192
  • Northsea goes DX-Brüder Hartwig.jpg
    Northsea goes DX-Brüder Hartwig.jpg
    146,8 KB · Aufrufe: 182
  • Mebo II.jpg
    Mebo II.jpg
    40,2 KB · Aufrufe: 129
  • Studio Norderney.jpg
    Studio Norderney.jpg
    155,6 KB · Aufrufe: 167
  • MV Norderney.jpg
    MV Norderney.jpg
    68,1 KB · Aufrufe: 109
  • RNI-Mark Wesley-1970.jpg
    RNI-Mark Wesley-1970.jpg
    80,5 KB · Aufrufe: 181
  • Caroline onboard.jpg
    Caroline onboard.jpg
    86,7 KB · Aufrufe: 194
  • landbased Hilversum Veronica.jpg
    landbased Hilversum Veronica.jpg
    119,8 KB · Aufrufe: 159
  • RNI - Radio Northsea-RNI.mp3
    451,1 KB · Aufrufe: 65
  • Radio Mi Amigo Playa de Aro 2.jpg
    Radio Mi Amigo Playa de Aro 2.jpg
    119,9 KB · Aufrufe: 195
AW: Studiotechnik in den 70ern

Das sind coole Fotos. Gut zu erkennen auf dem 7. Foto das silberne Technics Tapedeck wo man das Tape schräg hinten einlegen musste. Das Teil hatte ich auch mal. Sehr lange her. :)
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Nachdem oben nach den Rauschminderern gefragt war: Was Studer hier abbildet, ist allerdings ein Paar der DOLBY-[A]-Einschübe 361, die mit Dolbys Cat.22-Karten bei den ÖR-Anstalten zwar in der Produktion, nicht aber im Sendebetrieb eingesetzt wurden. Für diese (oder die 360-Schwester-) Einschübe gab es zwar auch TelcomC4-Karten, die in der hier abgebildeten Kombination aber nicht eingebaut sind.

Der Amerikaner Ray Dolby aus Portland,Oregon dachte nämlich -wie in seiner nordwestküstlichen Heimat üblich- nicht gerade, sondern vorausschauend ein wenig um die Ecke und richtete die Systemkennlinien seines, den technischen Stand der 1960er Jahre repräsentierenden Kompandersystems gebogen ein. Das bietet zwar eine sehr schöne Maskierung der Kompandertätigkeit (wenn alles funktioniert) bei Bandmaterial 'normaler Chargengleichheit', setzt aber einen erheblichen Abgleichaufwand (Frequenzgang UND Pegel) bei im Grunde jedem einzelnen Band voraus, der für den hochwertigen Sendebetrieb germanischen Zuschnitts ("was schief gehen kann, geht auch schief") nicht in Frage kommen konnte. Nachdem dabei für den Geräuschspannungsabstand im Bestfall (und mit Dolbys Messverfahren...) mühsam 15 dB heraussprangen, war das Interesse des hiesigen Rundfunks begrenzt.

Man lag aber den Telefunken-Mannen in den Ohren, ein Verfahren mit (dB-)linearen Kennlinien zu konzipieren, das dann von Jürgen Wermuth 1975 auch in Gestalt des TelcomC4-Kompandersystems vorgestellt wurde. Mit einer einwandfrei eingemessenen Bandmaschine war Telcom-C4 unabhängig von Bezugspegeln und ohne weitere Einstellungen jederzeit betriebsfähig und holte infolge seines linearen Kompressionsfaktors von 1:1,5 über alle -wie bei Dolby-vier Kompanderbänder etwa 30 dB mehr Geräuschspannungsabstand aus dem Magnetofon heraus. Aufgrund der psychoakustisch festliegenden Parameter der Ein- und Ausschwingzeiten für die Kompanderbänder optimierte man deren Eckfrequenzen, was trotz der geraden Kennlinien die Maskierung der Arbeitsgeräusche des Kompanders gegenüber Dolby A erheblich verbesserte und Dolby zum mehrfachen 'Nachziehen' veranlasste.

Nachdem aber der Geräuschspannungsabstand des UKW-Rundfunks (ab 1970 ist die flächendeckende, stereofone Versorgung langsam halbwegs Standard in D) eigentlich schon mit dem "Magnetofon nach Braunmühl und Weber" im Wesentlichen (und bereits länger...) ausgereizt war, nahm der Rundfunk bei Telcom-Einsatz ab den 1980ern die Aussteuerung der Bänder von den bei der Stereoeinführung favorisierten 514 wieder auf 320 nWb/m zurück, was nun auch in Klirrfaktor und Differenztondämpfung UKW-Verfahren und magnetische Schallspeicherung auf ein Niveau stellte (0,2 % bei VA), das die Anbieter der Konsumelektronik in gewissen Zugzwang brachte. Und in der Tat lief ja das Marktangebot für hochwertige Empfänger (vgl. den A76 von Revox, der bis heute mithält!) und Antennenanlagen gegen Ende der 1970er zu einer beachtlichen Dichte auf.

Es tat sich 'was in den 1970ern. Übrigens auch bei der ach so oft gescholtenen Bunzpost, die in dieser Zeit dem Vernehmen nach auch ein digitales Nf-Netz (32 kHz/14/16 Bit) einrichtete und damit weltweit eine Zielfahne setzte.

Und wenn wir schon bei die Kuriositäten (???) sind: Die Idee der Dynamiksteigerung des Magnetbandverfahrens durch einen Kompander war damals 'eigentlich' auch schon in die Jahre gekommen, denn 1944 hatte der nachmalige Tonkopfhersteller Bruno Woelke im Patent DE 877203 'sowas' eingereicht....

Hans-Joachim
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Danke, Phonomax. Es ist immer wieder ein Genuß, Deine Beiträge zu lesen!

Gruß TSD
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Mir brennt zur Studiotechnik der 70er Jahre noch etwas auf den Nägeln, was vielleicht bei der Initialzündung dieses Threads gar nicht erwogen worden war: Auch die papierenen Wissenschaften nämlich lieferten damals einen nicht unwesentlichen Beitrag zur technischen Vorbereitung des Digitalzeitalters.

Fassten die 1960er Jahre mit großer Akribie die Erkenntnisse des ersten fünfzig Jahre des Jahrhunderts (im Grunde seit Walter Webers Einführung in die angewandte Akustik, Leipzig 1936) zu einem auch aus heutiger Warte zutreffenden Bild zusammen (z. B. Feldtkeller-Zwicker, Das Ohr als Nachrichtenempfänger, Stuttgart 1966), so treten Ende der 1960er und vor allem in den 1970ern Jens Blauert, ab Mitte der 1970er auch Günther Theile auf den Plan und organisieren eigenes Material und solches ihrer Lehrer zu einer Theorie der Stereofonie. Diese bestand zwar in der Praxis längst, doch fehlte eine wissenschaftlich konsistente Grundlage des "Warum-denn-eigentlich-?" noch immer. Bis heute sind daher Blauerts Arbeiten

Untersuchungen zum Richtungshören, (Dissertation) Aachen 1969,
Räumliches Hören, Stuttgart 1974 (mit Nachschriften)

überaus nützlich zu lesen, --- und so wenig überholt wie die oben genannte Arbeit Braunmühls und Webers von 1935/36 (, die aus der Feder Walter Webers stammte).

Theile hat sich ja sehr bald den Grundfunktionen der tonmeisterlichen Aufnahmepraxis verschrieben, wohl wissend, dass er Physiker und kein Tonmeister war/ist. Dabei erklärte er nicht unwesentliche Sachverhalte der tonmeisterlichen Praxis erstmals durch seine Dissertation (vgl. Assoziationsmodell anstelle der Summenlokalisation) und seither unermüdlich bei Tonmeistertagungen diverse Probleme durch eine schier endlose Reihe in teilweise regelrecht spannenden Vorträgen und Publikationen.
Aus den international diskutierten Einsichten entstanden Mikrofontypen (Kardioid-Ebenen-Mikrofon, Kugelfläche), vorschläge zu Beschallung (vgl. die Delta-Stereofonie der DDR-Tontechnik!!) und Geräteentwicklung (verzögerte Stütztechnik), was nicht zuletzt die relativ rasche Reaktion auf die Qualitätsrügen gegenüber der digitalen Technik ermöglichte und schließlich auch die Mikrofonentwickler auf Trab hielt. Dies wirkte dann auf die Entwicklung der Softwaren für die Raumsimulatoren (bespielsweise durch David Griesinger) ein: Alles im Gefolge der Weichenstellungen der 1970er...

Zu Theile kann man im Netz allerlei lesen (manches aus der Frühzeit, vieles aus den letzten Jahren):

http://www.hauptmikrofon.de/theile.htm

Ich empfehle unter den Forenprämissen:

Seitliche Lokalisation TMT1996.pdf
Multichannel natural music recording based on psychoacoustic principles, Update October 2001

Eine der frühen Arbeiten ("Weshalb ist der Kammfilter-Effekt bei Summenlokalisation nicht hörbar?", TMT 1978) fehlt leider, wäre aber über den entsprechenden Tagungsberichtsband 1978 oder die VDT-CD zugänglich.
Ersatzweise kann man sich seiner Dissertation widmen, was aber Sitzfleisch voraussetzt.

Nicht jeder Tonmeister war mit Theiles oder auch Blauerts Vorschlägen glücklich, weil sie eben einem wissenschaftlichen Blick entstammten; dennoch wirken die Ideen in der Praxis bis heute fort, auch und gerade im Surroundbereich, der die Binauralität neuerlich über eine zentrale tonmeisterliche Frage in die Diskussion holte:
"Welche Phänomene der Binauralität nützt man unter welchen Bedingungen für die Lautsprecherstereofonie, welche nicht."
Insofern sitzen die späten 1960er, vor allem aber die kunstkopfversessenen 1970er mit der Gegenwart wieder im selben Boot.

Die 1970er lernten auf jeden Fall eines: Mit dem Kompatiblilitätsgebot von Rundfunk und schwarzer Platte war kein stereofoner Blumenpott zu gewinnen, weshalb der Rundfunk mit zunehmender stereofoner Flächenversorgung davon auch ab etwa 1975 abzurücken begann. Bei der Platte brauchte man dieses "erste Gebot der Plattenfertigung" hingegen einstweilen noch, aber: Auch die Plattenleute versuchten, eine wenigstens im Rahmen der Möglichkeiten realisierbare Neuorientierung, was der im Hause EMI, Köln entstandene Tiefenschriftlimiter nach Rothe & Schmidt (Offenlegungsschrift DE 1772343 von 1971) auch gerätepraktisch belegt. Er sollte ja auch 'weniger monokompatibles' Material in die Rille holen, ohne dass die Abtaster hörbar aufschrien, für das Ohr aber ein Gewinn in der Suggestion räumlicher Tiefe entstand. (Theile erklärt das 'Warum'.)

Der digitale Speicher war noch kein Allgemeingut, die Voraussetzungen seitens der Peripherie wurden aber vorbereitet, denn die digitale Technik blubberte in den späteren 1970ern nun langsam an die Oberfläche; vergessen wir auch das nicht. Das Zeitalter der OpAmps war ja bereits 10 Jahre im Gange.

Nun ja....

Hans-Joachim
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

@ PhonoMax

Dein Beitrag macht richtig Lust, alles andere erstmal wegzuwerfen und sich dem Studium dieser Arbeiten zu widmen. Leider muß ich - vom gleichen Berufsstand wie der Herr Theile, aber tontechnisch nur amateurhaft bewandert und auf anderem Gebiet beruflich aktiv - dann doch derzeit ganz andere Fachartikel lesen und schreiben. ;)

Auf jeden Fall herzlichen Dank für diese Informationen!
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Ähm, die frühen Telefunken-Telcom-c4-Einheiten waren natürlich keineswegs
mir selbst schrieb:
Anfangs zwar in 4 HE untergebracht
- welch ein Quatsch, wie man in beigepacktem Bild sieht! Man sieht auch (am oberen Einschub nämlich), daß das ganze Telefunken-Zeugs später unter der Marke ANT vertrieben wurde.


Gruß TSD
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Nun ja, so daneben war deine Anmerkung ja nicht, denn zwei Höheneinheiten waren es beim von dir abgebildeten ES4 ja auch. Gerade bei Dolby dauerte es eine gewisse Zeit vom respektabel großen 301 (so hieß es doch wohl, war ja noch vor meiner Zeit...) bis zum 360/361 und dann vor allem bis zu den großen Anlagen für timecodegekoppelte 2"-Magnetofone...

Interessant ist letztlich, wie in den 1960ern und 1970ern die elektronischen Lösungen die traditionell feinwerktechnischen zu überrunden beginnen, was ja eine der unabdingbaren Voraussetzungen für eine funktionierende digitale Speichertechnik wurde.---

Die Literatur erwähnte ich eigentlich auch nur deshalb (und bitte stellvertretend für viele andere, interessanteste Publiktionen), weil die 1970er auch hier einen Paradigmenwechsel herbeiführten:

Diskutiert die Thienhaus-Ära bevorzugt über das, was sie beherrscht, verlagern die 1970er und dann vor allem die 1980er Zielprojekte in nun erreichbares Neuland hinein, das von Stund an die 'Studiodiskussionen' beflügelt. Ob das immer vorteilhaft war, bleibe dahingestellt, getan hat sich seither aber einiges und letztlich auch für mich niemals Erwartetes.

Und eben das lässt sich sehr schön an den -umfangsmäßig dramatisch anschwellenden- Berichten der Tonmeistertagungen nachzeichnen. Insbesondere belegen diese Ausflüsse einer intensiven fachlichen Diskussion, welche Themen wann wie und in welcher Intensität behandelt wurden, derer sich ein High-Endie unserer Tage oft genug meint, erstmals anzunehmen.
Studiotechnik hat immer Produktion und Reproduktion gleichermaßen im Auge zu behalten, einen sinnvollen Kompromiss über die gesamte Kette zu auszubreiten, wobei sich darin von 1941 bis 1965, 1965-1980, 1983 ff die Kompromisse interessant verschieben, auch wenn es natürlich Leitkonstanten gibt, die nur zeitweise etwas außer Gebrauch gerieten.

Letzte Woche, am 10. Juni, jährte sich ja die öffentliche Vorstellung des Hf-Magnetofons zum 65. Male, insofern komme ich auch mal auf dieses Thema der Geschichte..... Die Stereofonie der RRG-Stereos, diejenige von Mercury-Living-Presence oder die des Deccatrees rührt ja aus einer Zeit, die ein wenig vor Surround anzusiedeln ist. All das dümpelt ja auch durch die 1970er, an deren Ende (1977) erstmals großflächig durch die ARD die Kunde (aktiv an meine Ohren) kam, dass hochwertige stereofone Aufzeichnung auf Magnetband beileibe kein Kind der 1960er war.

Zum 10. Juni 1941:

http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic.php?threadid=4923

und zu einigen offenen Fragen (letztes Posting):

http://www.razyboard.com/system/thread-esjaehrtsichwas-rundfunkmuseum-1285621-3253521.html


Gerade die als Weichenstellungszeit anzusprechenden 1970er Jahre liegen ja in der Mitte jenes Zeitraumes des 'klassischen', 'modernen' UKW-Rundfunks, dessen Ende -in vielerlei Hinsicht- wir wohl miterleben (werden).

Hans-Joachim
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Huhu Christopher, guck mal:

Ein Stereo-Studio-Kohleflachbahn-Pegelsteller W390 von TAB. Weißte, was der mal gekostet hat? Über zweitausend Mark (das sind > 1.000 €)!! Ja, einer! Und dreimal darfste raten, was sowas heute bei ebay kostet...
frech.gif



w390ga6.jpg


Gruß TSD (der mit seiner Digicam immer noch nicht umgehen kann)
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

(Puh, harter Tag heute auf Main-Arena. Übrigens die Langweiler von hr3-Animateuren sind nicht zu überbieten, naja vielleicht noch von 9live !)

Jo, Tondose, so kennen und lieben wir das aus den siebziger Jahren.

Unter Amateuren hatten wir allerdings noch Mono-Flachbahnregler. Immer das 5-polige Diodenkabel aufsplitten und löten ! :wow:

Bin imer noch auf der Suche nach alten Photos von unseren "homemade" Mischpulten...

-
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Zu den Pausenzeichen habe ich eine Frage: Weiß jemand, wie das Zeichen vom hr erzeugt wurde? Es hört sich sehr nach einer dieser Orgeln an, die in der DDR zur elektronischen Klangerzeugung verwendet wurden.

Vielen Dank!
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

Und hier eine zauberhafte Neumann-Tonregieanlage der Serie 400. Die Pegelsteller (W 444 ST) entsprechen dem oben gezeigten W 390 von TAB (kompatibler Typ).

Gruß TSD
 
AW: Studiotechnik in den 70ern

divy schrieb:
Zu den Pausenzeichen habe ich eine Frage: Weiß jemand, wie das Zeichen vom hr erzeugt wurde? Es hört sich sehr nach einer dieser Orgeln an, die in der DDR zur elektronischen Klangerzeugung verwendet wurden.

Das hr-Pausenzeichen war eine Komposition von Hermann Heiss (*29.12.1897, +1966), die 1954 im hoch aufgerüsteten Studio für Elektronische Musik des damaligen NWDR realisiert und dann dem hr übergeben wurde.
Da bis zur Abschaffung des Pausenzeichens 1988 durch Programmdirektor Peter Kliemann (möge ihm dafür ein Hühnerauge am Ohrläppchen wachsen) das Pausenzeichen immer über einen Sonderschalter an den Studiopulten (PZ-Geber) abgerufen wurde, gehe ich - als technischer Laie - davon aus, dass es immer "ad hoc" elektronisch generiert wurde. Dazu wird Tondose aber gewiss mehr sagen können.
Auch unser alter Nachrichtengong, der 1988 von Kliemann abgeschafft wurde (möge ihm...), wurde pro Klöppelschlag von einem Mords-Trumm von Gerät im Schaltraum generiert (Aber dazu haben Weisere in diesem Forum schon publiziert)
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben