Susanne Wagner - Die Musterhörerin von DLF Kultur

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Also zum ÖPNV: Ja, da müsste was passieren. Gerade in der Leiharbeit kann ich in der Erfahrung sagen, dass du in viele Bereiche nur sehr unkomfortabel kommst. Ich sehe es z.b. Nicht ein, mit dem Bus zu fahren, wenn ich eine Stunde fahre, aber mir dem Auto höchstens 20 Minuten brauche und ich schon so um 5 oder früher aufstehen muss. Viele Bereiche sind von uns aus arbeitszeittechnisch gar nicht mit Bus, Bahn oder Zug erreichbar, obwohl wir zentral wohnen, aber dann wird man halt auch mal auf Käffer geschickt, die 50 km weg sind.

Jetzt habe ich den Luxus einer Festeinstellung in der Nähe und fahre 10 Min mit dem Zug, habe einen Bahnhof direkt vor der Tür und wenn der Zug Verspätung hat, gehe ich 3 m weiter zur Straßenbahnhaltestelle und fahre mit der Straßenbahn, was etwas länger dauert, aber ich komme an und das macht nichts, weil ich Gleitzeit habe, aber das war eben nicht immer so. Und wenn du dann ne Stunde früher fahren musst, weil zwischendrin halt kein Zug fährt und du sonst zu spät kommst, oder noch ne Dreiviertel Stunde Fußweg hast, ist das Alles Mist, zumal ich auf der kleinen Strecke, die ich jetzt fahre schon fast jeden zweiten Morgen Verspätungen und Ausfälle habe (ÖPNV ist recht zuverlässig aber DB ist ne Katastrophe).

Mein Sohn wohnt in einem Kuhdorf, der ist jetzt 9, wenn ich den da mit dem Bus abhole, bin ich 1 1/4 Stunden unterwegs, mit dem Auto ist es keine viertel Stunde, wenn ich ihn also abholen und wir dann auch wieder zu uns begleite sind das 2 1/2 Stunden, von denen ich 2 sinnvoll mit ihm nutzen kann, wenn ich mit dem Auto fahre.

Allerdings nutze ich den ÖPNV mittlerweile wo ich nur kann, weil ich ja eh die Monatskarte habe und das in der Stadt viel angenehmer ist als mit dem Auto zu fahren. Die teuren Parkplätze, die Parkplatzsuche, die roten Ampeln, gerade samstags war das immer eine Tortur. Außer zum Einkaufen fahre ich unter der Woche sogut wie gar kein Auto mehr.

Solang es da keine Alternativen gibt, kann ich gut verstehen, wenn Jemand sagt, er sei auf sein Auto angewiesen.

So und jetzt genug OT...
 
So ein Zufall, ich kenne tatsächlich einen Architekten und ausgemachten Fan von Deutschlandradio Kultur.
Aber ich bin mir sicher, würden die Hörer nur noch ein Google WLAN-Radio benutzen, der Sender würde seine Hörer sehr viel genauer kennenlernen.
 
An: Deutschlandfunk Kultur, Hans-Rosental-Pla…

Ach nein, hab ja grad gelernt, die persönliche Ansprache ist gefordert. Also:

An: Frau Marie Sagenschneider, Kufsteiner Straße 69, 10850 Berlin 62

Liebe Frau Sagenschneider,
dies ist ein Abschiedsbrief. Nein, keine Sorge, ich tue mir nichts an. Ich verabschiede mich bloß von der Belegung der Programmspeichertaste Nr. 4 meines Radios. Genau dort war, wegen der vier Buchstaben R-I-A-S, seit über 25 Jahren DeutschlandRadio Berlin, nunmehr Deutschlandfunk Kultur, vorzufinden. Gedrückt wurde diese Taste zunehmend weniger. Denn nach und nach wurde Ihr Programm immer eintöniger. Seit einigen Jahren bereits verzichte ich darauf, tagsüber zufällig hineinzuschalten. Denn ich weiß, es läuft genau diese eine CD mit seichtem Pop, Gitarre plus Stimme eines Anfang-Zwanziger-Menschen, die immer bei Ihnen läuft. Etwas Klassik hör ich gern, Balkan-Pop kann ich notfalls überhören und über einen Schlager als Stilbruch im „Kulturprogramm“ mich amüsieren. Nur diese eine CD, die Sie immer spielen, die ertrag ich nicht mehr. So hat die Taste Nr. 4 öfters schon etwas Staub angesetzt. Benutzt wurde sie zuletzt eigentlich nur noch nachts, oder wenn ich aus einem Radioprogrammheft wußte, daß diese eine Ihre CD grad nicht läuft, sondern ein Hörspiel oder ein Feature oder eine Jazz-Sendung.
Heute erfuhr ich, daß Sie Ihr Programm in Zukunft nur für Susanne Wagner senden. Nun, ich bin natürlich nicht Susanne Wagner. Ich hab zwar im Groben manches mit Frau Wagner gemein, nur mein Interesse und meine Erwartungen ans Radio sind so ganz andere. Ich brauche, ich möchte kein Programm, das versucht, sich Frau Wagner in all ihrer gehobenen Mittelmäßigkeit anzutragen. Bitte, Frau Sagenschneider, halten Sie mich jetzt nicht für arrogant! Natürlich bin auch ich bloß mittelmäßig. Doch deshalb wünsche ich mir ja ein erstklassiges Programm, aus dem ich ein bißchen lernen und an dem ich nach und nach ein wenig wachsen kann. Doch Sie haben sich entschieden, künftig Frau Wagners Beschränktheit zu verfestigen, um diese Dame keinesfalls zu irritieren. Das ist nichts für mich, und treffenderweise bin ich dann ja auch gar nicht mehr gemeint.
Da ersetzte ich Frau Wagners persönliches DLF-Kultur-Programm auf meinem Radio-Speicherplatz Nr. 4 besser durch etwas anderes. Mit einem verrauschten SWR 2 vielleicht. Natürlich werde ich es mir nicht nehmen lassen, gelegentlich des Nachts mein Radio per Hand auf Ihre Frequenz zu justieren, um die eine oder andere Sendung bei Ihnen zu verfolgen. Denn dann schläft Ihre Frau Wagner gewiß, und die Programmmacher im RIAS-Funkhaus haben hoffentlich den Freiraum, sich solange an die Vielzahl anderer Radiobesitzer zu richten.
Ich wünsche Ihnen in Ihrem ganz persönlichen Verhältnis zu Frau Wagner viel Glück und verbleibe mit freundlichen Grüßen fern.
Naja, du hättest mal mehr den Sender in den letzten Jahren hören sollen. Auch tagsüber gibt es Jazz, Klassik, Weltmusik, Singer-Songwriter etc.

Ich gebe aber zu,inhaltlich bot das Programm mal mehr.
 
So ein Zufall, ich kenne tatsächlich einen Architekten und ausgemachten Fan von Deutschlandradio Kultur.

Ein männlicher Architekt? Dann wird es aber in Zukunft schwierig mit der zielgruppengenauen Ansprache. Hoffentlich kommt er wenigstens aus dem Osten und mag keine Klassik.

Aber mal ernsthaft: In dem Artikel des Tagesspiegels, der im Eingangsposting verlinkt ist, ist die Rede von einer Programmreform zum 01. Juli. Kennt schon jemand Details dieser Reform? Wird womöglich dann die bereits angekündigte Streichung des Kakadu vollzogen? Susi Wagner mag nämlich bestimmt kein Kinderprogramm und ist damit ganz auf Linie des Programmdirektors. Wer weiß, in welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen...
 
@Beyme

Den Hörer da abholen wo er steht. Das klingt aber ziemlich nach Kirchentag, oder erst mal ein Predigt hören und dann eine warme Suppe bekommen.

Das ist natürlich eine ziemliche Binse und nichts spektakuläres. Die Basics des Radiomachens. Darum ist ja auch die Aufregung über dieses Stylebook mit der Musterhörerin so unangemessen.

Natürlich hat jedes Medium seine Zielgruppe und die muss sich wiederfinden. Die Logik, nach dem ein Theaterstück besonders erfolgreich ist wenn Zuschauer massenweise das Theater verlassen, habe ich mit meiner beschränkten chinesischen Bildung noch nie verstanden.
Dann wäre ja auch ein Restaurant mit schlechten Essen gut oder eine Kneipe mit schalen und lauwarmen Bier, super...

Den Zusammenhang verstehe ich nicht, denn was Du hier beschreibst...

Wir leben in einer Zeit, in der der Journalismus enorme und leider auch selbstverschuldete Glaubwürdigkeitsprobleme hat. Gleichzeitig zerbröseln die Fundamente der Finanzierung von Medienangeboten. Das ist das Problem und da komme ich mit kosmetischen Mafo-Optimierungen nicht weiter. Ich sage es einmal simpel, Sender, Titel oder Medien, die nicht ihre Qualität und Glaubwürdigkeit verbessern bekommen arge Probleme.

...ist zwar ein größtenteils zutreffender Befund. Aber es hat auch niemand behauptet, dass dieses Stylebook dafür gedacht ist, die von Dir beschriebenen Probleme zu lösen. Das Stylebook mit der Musterhörerin sind die Räder des Autos. Ob der Motor stottert, die Inneneinrichtung verkommen ist und ob es mit Aschenbecher-Leeren getan ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
 
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@Beyme

Ich habe nichts gegen Stylebooks, sie gehören zum professionellen Standard. Einige sind auf den Punkt, andere nicht... Nur in meinem Augen haben Stylebooks eine überwiegend taktische Funktion. Die Probleme sind aber heute überweigend strategischer und grundsätzlicher Art. Da hilft ein Stylebook kaum. Mein Eindruck ist eher, die Öffis bauen sich mehr und mehr ein Paralleluniversum auf und denken, sie können aufgrund ihrer stabilen und üppigen Einnahmen einen Sonderweg gehen. Das wird nicht funktionieren
 
Die Probleme sind aber heute überweigend strategischer und grundsätzlicher Art. Da hilft ein Stylebook kaum.

Also nochmal: Obwohl es große grundsätzliche strategische Probleme gibt, kann sich doch DLF Kultur trotzdem ein neues Stylebook geben. Es ist möglich, an mehreren Aufgaben gleichzeitig zu arbeiten. Das Stylebook ersetzt die Suche nach Lösungen für die strategischen Probleme nicht, das behauptet doch von denen niemand, wird hier aber fortlaufend reininterpretiert, um sich darüber aufregen zu können.
 
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Ich gebe @freiwild völlig Recht: Es ist in zielgruppenaffinen Bereichen absolut üblich, die Zielgruppen nicht nur zu erfassen sondern zu visualisieren, damit Mitarbeiter eine Vorstellung davon haben, in welche Richtung sie überhaupt arbeiten sollen. Jeder kennt doch den zauberhaften Moment, wenn der neue Volontär im 40+-Programm erstmals den Vorschlag bringt, eine Capital Bra-Homestory zu machen... Auch langjährige Mitarbeiter (manchmal gerade die) sind nicht davor gefeit, mit abstrusen Ideen von ihrer Hörerschaft komplett an dieser vorbeizusenden (was nicht heißt, dass man Hörer nicht mit interessanten, neuen Dingen überraschen sollte).
Das Problem ist bei öffentlich-rechtlichen Sendern aber die Umsetzung. Gerade auch in der ARD trifft man auf viele Mitarbeiter, die niemals außerhalb dieser Branche gearbeitet haben. Während das Arbeiten mit Zielgruppendefinitionen in vielen Branchen zum Alltag gehört, verstehen die Mitarbeiter oft nicht, was sie nun mit der Zielhörerin anfangen sollen. Mir ist es dann bei ÖRs schon begegnet, dass Redakteure sagen: "na, diese Dieselgeschichte ist für unsere Hörer nicht so interessant, die fahren ja einen Beziner" (kein Witz!) oder: "über Kindergärten müssen wir eigentlich nicht berichten, die Kinder unserer Hörer sind ja schon in der Schule" (auch kein Witz!).
Während eine Zielgruppenvisualisierung einen Pfeil darstellen soll, der in eine Richtung weist, macht die gleichermaßen marketingunerfahrene wie folgsame öffentlich-rechtliche Redakteurszunft (teilweise wahrscheinlich auch mal wieder aus stillem Protest) daraus eine Bibel und man versucht gegenseitig in der Redaktionskonferenz zu zeigen, wie toll man sie gelernt hat.
Manchmal denke ich, dass das vielleicht ein generelles Branchenproblem ist: ähnlich wie Lehrer, die beruflich nur Schule und Uni kennen, kennen Radiomacher oft nicht viel über ihre Branche hinaus: es ist teilweise wirklich erschreckend, wie wir deshalb in manchen Bereichen hinter dem herhinken, was in der Wirtschaft jede Putzkraft weiß.
 
Ein Grund für solche Studien liegt wohl daran, das es immer mehr solche Jobs gibt und diese Leute beschäftigt werden müssen. Als nächstes wird man sich vielleicht mit deutschen Pensionären beschäftigen, die Funktionskleidung und einen bunten Kindergarten-Rucksack von Jack Wolfskin tragen, bevorzugt in Jugendherbergen übernachten und Internetradio hören.
 
Mich würde der Musterhörer des Deutschlandfunk-Hauptprogramms interessieren: Vielleicht ist er ja wie ich (wenn er ein Mann ist)...
 
"Jetzt bilden wir mal Personas" ist gerade angesagter Hype bei allen Beratern in allen Branchen. Wird in ein paar Jahrern auch wieder vorüber sein.

Was Susanne Wagner betrifft:
Nach dem Mauerfall „geht sie ins Sehnsuchtsland Italien“, danach studiert sie in Freiburg Architektur und lernt 1995 Niko aus Dubrovnik kennen. Sie bekommen 1997 eine Tochter, trennen sich 2000. Wechsel nach Frankfurt am Main, Susanne Wagner geht mit Matti aus Helsinki eine Verbindung ein, ein zweites Kind wird geboren. Heute hat sie eine Firma für nachhaltige Architektur, sie kämpft gegen steigende Mieten in Sachsenhausen, unterstützt ein Mädchen-Schulprojekt in Simbabwe.

... so scheint sie eine am Alltag eher gescheiterte Hedonistin zu sein, die in diesem Leben auf jeden Fall ein paar größere Probleme hat als das DLF-Programm, das ihr vorgesetzt wird ...
 
Komisch, wie sehr Leute, die den "Tagesspiegel" sonst höchstens zu Hygienezwecken missbraucht haben,
sich nun auf zwei seiner Artikel stürzen. Ich zitiere mal Deutschlandradio Kultur dazu:

KULTURPRESSESCHAU | Beitrag vom 10.03.2019 schrieb:
„Stilistik-Handbuch“ fürs Radio
Nachdem der TAGESSPIEGEL vor wenigen Wochen den Skandal um das „Framing-Manual“ der ARD entdeckt hat, wird jetzt in einem Artikel über das „Stilistik-Handbuch“ des Deutschlandfunk Kultur gesprochen, den sie gerade hören.
Der TAGESSPIEGEL hat erkannt:
„Im Deutschlandfunk Kultur in Berlin darf auch weiterhin selber gedacht werden, nur im Moment, wenn die Mikrofone offen sind, muss das Programm im beschriebenen Sinne durchhörbar sein.“
Und er kommt zu dem Schluss: „Worin sich ‚Manual‘ und ‚Handbuch‘ gleichen: Sie lesen sich wie Misstrauenserklärungen der Leitungsebenen an die Profis in Kommunikation und Programm.“
Was wiederum eine erstaunliche Überlegung ist, die im Kern unterstellt, dass die Leitungsebenen im Deutschlandfunk Kultur keine Profis sind – weder in Kommunikation noch im Programm.
 
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@Mannis Fan

Tja, die gute Susanne hat eben im Leben Pech gehabt, denn wäre sie 10 Jahre früher geboren worden, dann hätte sie sich in DDR zu einer "allseits entwickelten Sozialistischen Persönlichkeit" entwickeln können.

Außerdem, ist es nun wirklich allgemeiner Wissensstand, dass der Kapitalismus sein Glücksversprechen nur für die kleine Minderheit der Besitzenden einlöst. Kultur, soziale Beziehungen, selbst Sex und Gefühle macht der Kapitalismus zur handelbaren Ware auf dem Jahrmarkt der egoistischen Eitelkeiten und lebt vom vorgaukeln einer schillernden Talmi-Welt um das Bewusstsein zu betäuben.

Insofern ist das Scheitern von Susanne den Klassenverhältnissen in der BRD geschuldet. Wahres Glück kann sie nur gewinnen, wenn sie als erstes einen klaren Klassenstandpunkt entwickelt und sich für fortschrittliche Entwicklung der Gesellschaft einsetzt. :cool:
 
In meiner Firma wurde jahrelang geprädigt,
dass jeder Mensch anders sei und auf keinen Fall jeder gleich angesprochen werden kann.

Mir fällt schon seit langem auf, dass auch FFH einen Musterhörer hat: Dieser sitzt den ganzen Tag entspannt herum. Entspannt beim Frühstück, entspannt im Büro oder Werkstatt (nur hier). Entspannt nach Feierabend auf der Couch, und ab 22:00ebenfalls entspannt auf der Couch. Faule Socker, der FFHörer!
Achtet mal darauf. Nur zum Eisschlecken und Grillen bei Sonne und mind. 25 Grad („Endlich Sommer“) steht er mal auf und geht raus, aber ganz entspannt. Nach den News muss ich noch vor dem ersten Titel umschalten. Ich kann das Emotions-Sprech einfach nicht ertragen. Seit einiger Zeit macht man das selbst bei Planet vermehrt. Passt noch weniger, imo.
 
Och, die jungen Leute sind doch heute alle sehr "gechillt", von daher passt das bei Planet schon, falls man es wirklich so (<-) sagt.

Wie der typische FFH-Hörer und die typische FFH-Hörerin aussehen, kann man sich derzeit hessenweit auf diversen Plakaten angucken ("Genau mein Musikmix" oder so). Ich bin da zum Glück nicht Zielgruppe...

Chilliges Wochenende euch allen!
 
Was Susanne Wagner betrifft:

... so scheint sie eine am Alltag eher gescheiterte Hedonistin zu sein, die in diesem Leben auf jeden Fall ein paar größere Probleme hat als das DLF-Programm, das ihr vorgesetzt wird ...
Meiner Meinung nach, sehr treffend formuliert. Ich wollte auch schon solch ein Szenario entwerfen und durchspielen. Sie ist definitiv nicht die auf eine Person heruntergebrochene "Zielgruppe" von DLF-Kultur.

Wenn es für den DLF dumm kommt, ist Susanne in ein paar Jahren, noch bevor der DLF bei ihr am Küchentisch vorstellig wird, um ihr das "Du" abzuringen, längst mit Kind und Kegel bei Matti in Helsinki und damit praktisch außer Reichweite. (Man kann es Susanne nur wünschen.)

Was dann, DLF?
 
Ich fürchte, das mit Matti wird nicht ewig halten. Die nächste Beziehung - möglicherweise mit einem weiteren Kind - wird aus Gründen der Selbstverwirklichung unabwendbar sein. Es läuft auf jemanden hinaus, den Susanne bei ihrem Engagement für das Schulprojekt in Simbabwe kennenlernt.
 
"Jetzt bilden wir mal Personas" ist gerade angesagter Hype bei allen Beratern in allen Branchen. Wird in ein paar Jahrern auch wieder vorüber sein.

Was Susanne Wagner betrifft:

... so scheint sie eine am Alltag eher gescheiterte Hedonistin zu sein, die in diesem Leben auf jeden Fall ein paar größere Probleme hat als das DLF-Programm, das ihr vorgesetzt wird ...

Welcher Sender bedient eigentlich die größer werdende Zielgruppe der Burn-outers? Ich fürchte, dass Frau W. bald einer neue Zielgruppe angehört.
 
Hoffentlich hat man inzwischen auch bei Deutschlandradio Kultur verstanden, dass dieses Schubladendenken mehr peinlich als vorteilhaft ist.
 
Programme, die ihren Inhalt auf eine einzige Person projezieren, sind beschränkt.

Ich frage mich, ob das frz. Programm FIP auch so ein Stylebook hat, vermutlich nicht. Die Musik ist so breit gefächert, das sie nicht auf eine einzige Person projeziert werden kann. Und so muss Radio sein.

Bei Stationen, die ihre Rotation auf eine Person projezieren, kann es keine Überraschungen mehr geben. Es wird hierdurch zum Formatradio.
 
Ja und nein. Tatsächlich gegen vieje Radiokonzepte davon aus, dass ihr Hörer eine immergleiche Audiosuppe aus dem Radio schwappen hören möchte, und es Aufgabe des Programms sei, hierfür nur die richtige Würze zu finden. Diese Annahme ist weitverbreitet, auch hier im Forum, und die entsteht nicht erst dadurch, dass die abstrakte Zielgruppe zu einer konkreten fiktiven Person verdichtet wird. Umgekehrt kann man an einer solchen Person, wie im Fall "Susanne Wagner" aber auch deutlich machen, dass "die Zielgruppe" ganz vielfältige Interessen hat und gerade KEIN gleichförmigen Programm möchte, sondern überrascht und herausgefordert werden möchte. Ein großes Problem ist aber, wie auch schon @666 ausgeführt hat, dass solche individualisierten Zielgruppen dazu führen können, die Zielgruppe zu eng zu denken; dass "Zielgruppe" nicht aus- sondern einschließt, dass die einzelnen Hörer trotzdem einen sehr unterschiedlichen Hintergrund haben.
 
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