Freudig erwartet dann die Schiene ab 16 Uhr mit Thomas Schmidt. Und die hat´s für mich auch nicht gebracht. Ja, Schmidt ist einer der Besten, die es noch "on Air" gibt, aber die in die Länge gezogene Infoschiene hat mir "Aktuell" jetzt auch nicht ersetzt und Schmidt sehe ich stärker, wenn er sich und die Musik mehr in den Mittelpunkt stellen kann.
Dazu kommt der doch eher überschaubare Informationsgehalt dieser Programmstrecke. Manche Stunden enthalten nur zwei längere Wortbeiträge, von verdichtetem Zeitfunk ist da nicht mehr viel übrig. Und die Anordnung der Themen trägt auch nicht gerade dazu bei, dass die Zuhörergemeinde eine hinreichende Möglichkeit zur Gewichtung und Anordnung an die Hand bekommt. Da steht etwa der Bericht über die Sperrung der Rheintalbahnstrecke neben dem Politikverständnis des Musikers Clueso, der launige Beitrag über die Essgewohnheiten der deutschen Nationalmannschaft während der Damenfußball-EM neben dem ernsteren Interview über die neuste Personalrochade im Weißen Haus. Und sollte irgendeine Folge des kleinen Erziehungsratgebers geschickt auf die Tageskarte passen, dann wird die auch noch fix ins Programm genommen.
Und genau diese "Eintopfstrategie" erkenne ich quasi in allen reformierten Sendungen. Etwas Zeitgeschehen, ein paar Musikwünsche, abgeschmeckt mit leichter Unterhaltung verschiedenster Herkunft, und dann einmal kräftig durchgerührt...
Das alles mit tageszeitabhängigen Schwerpunkten - zum Feierabend mehr Informatives, abends und nachts die Musik etwas spezieller, im Grunde aber stets dasselbe Von-allem-etwas-Konstrukt. Unter der Woche weicht bei SWR1 BW allein die Schiene von 10 bis 13 Uhr mit "Leute" und "Aktuell um 12" dieses Konzept maßgeblich auf. Und solche sanften Brüche wünsche ich mir auch im sonstigen Programm zurück.
Die Musik ist seit dem 1. Juli etwas abwechslungsreicher geworden, das ist auch meine Empfindung. Um die weggefallenen sendungsbezogenen Einschaltimpulse aber dadurch wettzumachen, müsste sich die Musikredaktion - gerade tagsüber - noch mehr trauen, um mich als Hörer dauerhaft zu behalten.
Frei gewordene Ressourcen in der Aktuell-Redaktion nutzt SWR1 nun übrigens dazu, dem Podcast des "Thema heute", das im Radioprogramm ja über die Strecke zwischen 16 und 20 Uhr verteilt wird, eine eigene Moderation zu schenken. Eigentlich schreit das doch danach, diesem Podcast irgendwo noch eine Zweitverwertung im linearen Radio zu vermachen, wenn er schon so aufwendig produziert wird. (Das müsste dann auch gar nicht auf SWR1 stattfinden, die anderen Radioprogramme des SWR - mit Ausnahme von SWR2 - leiden ja auch nicht an "Überwortung".)
Was furchtbar stört und nicht mehr passt, ist diese Rechtssendung dienstags kurz nach 22 Uhr. Die ist völlig deplatziert bei SWR1. Diese reine Wortsendung passt gut zu SWR2, aber nicht zu SWR1. Hoffentlich wird diese bald verlegt!
Und genau dies hielte ich für den verkehrten Weg. Ich pflichte Dir insoweit bei, als der "Radioreport Recht" im reformierten Abendprogramm wirkt wie die einzelne Bratwurst auf dem Salatbuffet, beide passen nicht so ganz zusammen.
Aber deshalb noch bei SWR2 reinquätschen? Schließlich muss das Zweite schon die komplette E-Musik abdecken, dazu bestimmte Teile der U-Musik, die für SWR1, 3, 4, DASDING doch wieder zu E zu sein scheinen. Und das SWR2-Auffangbecken für allerlei woanders geschasste Wortsendungen ist auch schon randvoll. Genau diesem Trend sähe ich gerne ein Ende bereitet.
SWR1 könnte sein (Abend-)Programm ruhig mal wieder mit mehr Themensendungen anreichern - im Wort- wie im Musikbereich. Leider wird dies so schnell nicht geschehen.
Beim Thema Wort hab ich meine neue Heimat längst beim DLF gefunden, der bei uns (Raum Mannheim) inzwischen auch gut über UKW kommt.
Dito - da bin ich ganz bei Dir. Der DLF ist eine wohltuende Oase, die für vieles dessen entschädigt, was die Vollprogramme, welche diesen Titel einst noch vollumfänglich verdient hatten, zum Behufe der Durchhörbarkeit und ständigen Formatkompatibilität entsorgt haben.
Was mir auf SWR 1 auch gewaltig auf den Zwickel geht sind diese blöden Hörerbefragungen. "Unser Reporter hat dazu die Menschen in Tübingen befragt" Der hätte lieber nen anständigen Beitrag machen sollen.
Kommt für mich drauf an, wer "umfragt". Es gibt schon Leute, die gerade dieses Metier sehr gut beherrschen - zuallererst fällt mir Stefan Schlegel (Freiburg) ein. (Der wurde ja auch nicht umsonst für die "Weisheit der Straße" in "Schmidts Samstag" auserwählt.