Ich überlege schon, bevor ich schreibe und es gibt keine Unlogik, die Du Dir einbildest. Ich schrob daselbst: "Kultsong der Massen". Ich habe 1989 auch schon 14 Jahre gelebt und Stairway to heaven war vor der Too 1000X unter Garantie KEIN Kultsong der Massen. Dafür verwette ich den ganzen Sheba-Bestand auf Gottes Erde! In einschlägigen Kreisen (Stichwort Filterblase) womöglich schon. Interessant ist ja das Phänomen, dass er eigentlich erst nachdem er durch diese Hitparaden "Kult" wurde, auch in anderen Programmen in der Tagesrotation auftauchte, dann aber oft seines genialen Intros beraubt. Nicht zuletzt deshalb zeigt er mittlerweile deutliche Abnutzungstendenzen. Es ist auch einfach ein Song, den man nicht morgens beim Butterbrotschmieren oder in der Alltagshetze hören möchte, sondern den man bewusst mit geschlossenen Augen genießen sollte, damit er überhaupt richtig rüber kommt. Die Dynamikreduktion des Soundprocessings zerstört ihn im UKW-Radio sowieso völlig.
A propos "new-waviges Popradio", das war SDR3 nie. Im Gegenteil: Südfunk 3 oder Radio 3, wie es bis 1988 hieß, war eigentlich eher rocklastig, wie Du auch noch anhand im Netz verfügbarer alter Tagesplaylisten unschwer erkennen kannst. (sdr-3history.de). Erst die Programmreform zum Wilden Süden durch Archner und Holtmann stellte auch das Musikformat um, da wurde es dann poppiger, chartslastiger und auch über den Tag weg einheitlicher. Die Entscheidung war goldrichtig, da man so den gerade wie die Pilze aus dem Boden schießenden Privatsendern Paroli bieten konnte und diese sich anfangs ziemlich schwer taten, Fuß zu fassen. Selbst auf den Plakatwänden prangte der Wilde Süden allerorten, dazu noch originelle Kinospots...aber jetzt werden wir arg off topic.
Zurück zu SWR1: Es hat ja einige Jahre gedauert, bis das erste Programm sein von den Vorgängern noch etwas angestaubtes Image als Rentnerwelle abstreifen konnte. Mittlerweile steht man im nächsten Transferprozess: Die Hörer der Beat und Progrockäras sind mittlerweile 60+ und man steht vor der Aufgabe, die nächsten Hörergenerationen zu erschließen. Bislang ist man da im SWR noch einigermassen mutlos. SWR3 dudelt immer noch die üblichen 80er-Samplerhits von Eurythmics und Co, SWR1 traut sich bei den 80ern und 90ern nicht an die progressiveren Sachen heran und SWR4 ist nach wie vor schlagerlastig, auch wenn mittlerweile vier nicht-deutsche Soft-Oldies pro Stunde laufen. Also irgendwie entsteht da ein recht großer Gap in der Senderfamilie. Diesen Gap haben aber die anderen Anstalten auch, der BR sogar noch mehr zwischen B1 und B3.
Interessant, dass viele das ganze Jahr rund um die Uhr dasselbe hören. Ich bin eben anfälliger für Stimmungen, und damit ganz sicher nicht alleine.