SZ und deren Online-Leser watschen Bauern 3 ab

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XXLFunk

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Gestern in der SZ-Beilage und heute online:

Seit Beginn des Jahres steht das Programm unter diesem Jubiläumsmotto; den »Soundtrack deines Lebens« bilden die besten Songs seit 1971, dem Gründungsjahr des Senders...»Jetzt hören Sie ein ganz besonderes Schmankerl von 1986«, sagt Marcus Fahn, einer der Moderatoren. Im Hintergrund erklingt das Synthesizer-Intro von Touch Me , gesungen von dem blonden Pin-up-Girl Samantha Fox. »Ja, ich hatte damals ein Samantha-Fox-Poster in meinem Zimmer«, verkündet er. »Und ich habe heimlich auf meinem C 64-Computer Samantha-Fox-Strip-Poker gespielt.« Große Begeisterung bei den beiden anderen Moderatoren: »Hast du sie auch berührt damals?«, ruft Fleischi, der Niederbayer, und Claudia Conrath sagt: »Ach, 1986, da hab ich grad Abi gemacht.«

Es ist ein typischer Bayern-3-Moment an diesem Mittwochmorgen: Der alte Popsong, der »Kult-Achtziger«, wie eine ständig wiederkehrende Wortschöpfung des Senders verheißt, löst die Erinnerung an Jugend und Schulzeit aus. Eine Stunde zuvor haben die Moderatoren zum AC/DC-Klassiker You Shook Me All Night Long über Dia-Abende im Freundeskreis debattiert; um halb neun wird Claudia nach einem Hit von 1974 sagen: »Denken Sie doch mal nach, was Sie in dem Jahr gemacht haben, also ich hab lesen und schreiben gelernt.« Bayern 3 ist eine kollektive Erinnerungsmaschine...

Die Moderatoren...stellen ihre Musikauswahl regelmäßig in Beziehung zur Witterung draußen: »Was Handfest-Rockiges, das passt ja gut zum Schnee«, sagt Roman Roell um viertel vor zwölf, bevor er Lenny Kravitz spielt...Im Bayern-3-Kosmos erscheint es als zentraler Faktor für das Wohlbefinden, ob die Sonne scheint oder nicht, ob es draußen warm ist oder kalt. Heute, an einem Januarmorgen, trüben Schnee und Kälte die Laune der Hörer. An einem überraschend warmen Frühlings- oder Herbsttag ist es bei Bayern 3 bekanntlich genau umgekehrt, dann wird jedes dritte Lied in Verbindung mit dem Glücksgefühl des unverhofften Sommers gebracht...

Um 8:10 Uhr kommt zum dritten Mal heute Morgen der Frühaufdreher Showshredder zum Einsatz, ein Apparat, »der alle Sorgen entsorgt«, wie Fleischi sagt...Ein Hörer aus Kötzting im Bayerischen Wald möchte jetzt »seinen Stress« schreddern...Am Radio zwischen fünf und neun, in der Sendezeit der Frühaufdreher, darf er die Rachegelüste und Ressentiments ausleben, die er in der Realität des Nine-to-five-Jobs wieder unterdrücken wird. Überhaupt bildet die straffe Arbeitswoche - von Montag bis Freitag, frühmorgens bis nachmittags - den seltsam eng gesteckten Rahmen des Programms. Jedes andere Lebensmodell, ob Selbstständigkeit, Elternzeit oder auch Arbeitslosigkeit, kommt in der Welt von Bayern 3 nicht vor. Und die Moderatoren lassen keinen Zweifel daran, dass es eine entfremdete, von den Hörern zutiefst verachtete Arbeit ist, die verrichtet werden muss, während das Radio läuft. Sie selbst feiern ihre eigene Medienkarriere auf der Bayern-3-Homepage als pure Selbstverwirklichung, als die Erfüllung eines seit Schulzeiten gehegten Lebenstraums...

Zu den beliebtesten Elementen der Moderation gehört...die Psychologie der Wochentage. Wer an einem Freitag Bayern 3 hört, wird jede Viertelstunde mit dem Hinweis bedacht, dass dieser oder jene Song »den Start ins Wochenende versüßen« solle und dass die Fron der Werktage »nun endlich vorüber« sei. An jedem Montag zieht sich wiederum das Lamento durchs Programm, wie hassenswert dieser Wochentag doch sei, und der einschlägige Hit der Boomtown Rats darf auf keinen Fall fehlen. Heute, an einem neutralen Mittwoch, könnte es den Moderatoren vielleicht schwerer fallen, einen Bezug zwischen Wochentag und Arbeitsmotivation herzustellen. Claudia von den Frühaufdrehern schafft es dennoch, ständig Sätze zu sagen wie: »Wir feiern Bergfest heute, es ist schon wieder Mittwoch.« Die Botschaft ist unmissverständlich: »Nur noch zwei Tage«, sollen diese Sätze verheißen, »dann haben wir es geschafft.«

Für die Sphäre der Arbeit, neben dem Wetter das zweite durchgängige Bayern-3-Thema, gilt das Gleiche wie für den ewigen Ärger über Kälte oder Regen: Sie ist eine äußere Instanz, die das Leben der Hörer bestimmt, der man sich unterzuordnen hat. Und das ist auch das eminent Politische des scheinbar so unpolitischen Senders Bayern 3. Unablässig werden die Hörer darüber belehrt, dass schicksalhafte Autoritäten über ihr Dasein entscheiden: das Wetter, der Stau, der Vorgesetzte, die große weite Welt.

Das Radioprogramm hilft ihnen dabei, die Launen der Chefs wie die der Jahreszeiten oder des Verkehrs möglichst gut zu durchstehen. Von 16 bis 19 läuft jeden Werktag Bayern-3-Extra - Ab in den Feierabend mit Axel Robert Müller. Diese Sendung überschneidet sich, wie ihr Titel schon sagt, zeitlich mit dem Arbeitsende der Hörer. Der Moderator tut sein Bestes, um diesen Zusammenhang sooft es geht in Erinnerung zu rufen.

16:15 Uhr: »Ihnen allen guten Start in den Feierabend, wenn Sie schon Schluss haben.«
16:32 Uhr, nach dem Song What Is Love: »Haddaway macht Sie fit für den Feierabend.«
17:16 Uhr, vor einem Lied der Neon Trees: »Die extra Portion Rock für Ihren Feierabend!«
17:23 Uhr: »Extra entspannt in Ihren wohlverdienten Feierabend.«
18:46 Uhr, vor Grenade von Bruno Mars: »Grade nach einem harten Arbeitstag ist das die extra Dosis Entspannung für Sie.«

Die Penetranz, mit der Axel Robert Müller das Wort »Feierabend« gebraucht, ist in der Logik des Bayern-3-Weltbildes konsequent. Denn das Ende der Arbeit ist spätestens seit den Mittagsstunden der Fluchtpunkt des gesamten Programms. Doch was nun? Welches Gegengewicht, welche Ausflüchte gibt es nach einem Tag des bloßen Funktionierens und Erduldens? Das Ehe- und Familienleben übernimmt diese Rolle nicht; dafür wird es in Bayern 3 viel zu oft als Ort der Routine und der erloschenen Leidenschaften geschildert...

Der einzige Schlupfwinkel, den Bayern 3 seinen Hörern fortwährend anbietet, ist die Nostalgie, die Erinnerung an eine Zeit, in der im Leben alles möglich schien, eine Zeit ohne Büroarbeit, ohne beengte Familienparzelle, ohne Abzahlungsraten auf Auto und Reihenhaus. Diese Sehnsucht wird natürlich von Popsongs aus der Jugendzeit ausgelöst...Im Geburtstagsjahr 2011 hat Bayern 3 den rückwärtsgewandten Musikanteil...mit großem Marketingaufwand ausgebaut. Der Sender weiß, dass Erinnerung sein wichtigstes Kapital ist. Der »Soundtrack deines Lebens«, von Bohemian Rhapsody bis Sunshine Reggae, von den Eagles bis Cyndi Lauper, ist der wehmütige Gegenentwurf zur Büroexistenz von heute...

Um 18.03 Uhr verkündet die Sprecherin zum fast dreißigsten Mal »Bayerns besten Wetterbericht«, darauf folgt wie gewohnt »der aktuellste Verkehrsservice« und anschließend der Hinweis des Moderators auf den »besten Rock«. Jetzt, am frühen Abend, werden die marktschreierischen Slogans immer müder und routinierter vorgetragen, wie eine lästige Pflicht. Auch den Superlativen geht am Ende eines Bayern-3-Tages langsam die Luft aus.

Nun die Leser:

Was sich die ÖR-Radio Sender heute so leisten (die privaten ebenfalls) ist Einheitsbrei der im Prinzip Ohrenkrebs verursacht...Innerhalb von 2 Stunden mindestens 1 bis 2 Wiederholungen von diversen Liedern. Na ja die Radio-Playlisten für Media-Control müssen halt stimmen...Moderatoren, die durch die Bank gleichgeschaltet sind...und austauschbar sind wie Ersatzteilmodule in Autos oder TV-Geräten. Gekünstelte Fröhlichkeit, dass der Schleim aus dem Lautsprecher trieft. Die Frechheit und die "Coolness" von früher ist längst dem Mainstream gewichen...Ob Bayern 3, Radio Hamburg oder RSH ( Radio Schleswig Holstein ) - auch hier an der Küste laufen die Programme nach demselben Drehbuch dieses Affentheaters...Das Schlimmste ist, dass meine Gebühren für diesen Mist aus dem Fenster geworfen werden und kein Fünkchen wirkliche Information, geschweige denn Aufklärung über aktuelle Geschehnisse über den Draht kommt...Bayern 3 ist das gebührenfinanzierte RTL II des Radios...In der Tat muss man seit vielen Jahren bundesweit flächendeckend einen eklatanten Verfall in der Qualität der Radioprogramme beobachten - Bayern 3 ist da nur ein Beispiel unter vielen...dieses unerträgliche Gelaber der "Moderatoren". Ich habe mir im Auto ein regelrechtes Zappen angewöhnt: Sobald die anfangen zu schwätzen, schalte ich schnell auf den nächsten Sender, in der Hoffnung, das dort Musik läuft und ich nicht dieses hohle Gerede ertragen muss. Das Wortprogramm ist einfach eine Beleidigung für die Intelligenz alle Hörer...Ich denke das gesamte Portfolio der gesamten von BR3 gespielten Titel würde auf einen MP3-Player der ersten Generation passen. BR3 ist nur mit Alzheimer (sorry für den Vergleich) wirklich erträglich. Ansonsten wirklich immer das gleiche Gedudel...Vom Bodensee bis zur Elbe - überall ist diese gleichgeschaltete Popwellenprostitution mit Kindersprachenslogans...Aber zum Glück gibt es noch Programme die keine Quotenkalbmassentierhaltung betreiben...Je öfter sie 'Bayern' sagen desto höher das Einkommen...Das fängt bei Bayerns bestem Wetterbericht an, geht über Bayern Drei dreifach gut bis zu Dingen die in Bayern passieren...und hört bei Bayerns schnellstem Blitzerservice noch lange nicht auf...Mal abgehen davon dass es in den achtzigern,neunzigern und heute nicht mehr als ca 80 Titel gab die es wert sind gespielt zu werden...auch wenn man dreist das Gegenteil in den Testimonials behauptet (Bayern Drei spielt die Musik welche die anderen Radiosender...nicht spielen)...

http://szmstat.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/35344/2/1
 
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Man muss Bayern 3 aber lassen dass es immer noch deutlich weniger nervtötend ist als das was Antenne Bayern zur gleichen Zeit bietet. Und das Abendprogramm nach 19 Uhr ist teilweise schon recht gut.
 
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Bayern3 ist doch gut im vergleich zu den anderen Sendern wo man hier in Oberfranken so empfangen kann!! Wüßte keinen besseren! und an Matuschke und Törkott kommt sowieso nie einer ran...
 
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Ja, das ist die verheerende Lage in Radiodeutschland. Aber was da über Bayern 3 geschrieben wurde, trifft ja praktisch auf jeden anderen Sender in Deutschland zu. Der deutsche Hörer will Moderation wie auch Musik so belanglos und ausgelutscht wie möglich, also kriegt er auch nichts anderes serviert.
 
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Der Macher möchte es und der Hörer kennt es dann leider nicht (mehr) anders und reagiert meist argwöhnisch auf dann Unbekanntes, so sagen es dann ja selbst die Macher. Was der Bauer nicht kennt fasst er nicht an, so oder so ähnlich!
 
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Nur komisch, dass ich draußen überall Leute sehe, die alle möglichen Arten von Musik konsumieren, selten allerdings die ausgelutschtesten Mainstreamtitel, die auf den meisten Sendern laufen. Fast alle Programme funken in einem AC-Format - Oldies based, Soft, Hot, oder neuerdings dieser Spagat aus 80ern und aktuellen Titeln bei Aussparung der letzten 20 Jahre.
 
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Bei Bayern 3 kann man wenigstens noch sagen tagsüber pfui, abends und nachts hui.
 
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Naja, ob die Stunde zwischen 19:00 und 20:00 Uhr für einen persönlich relevant ist, hängt vom jeweiligen Gast ab. Ich mag ja die Sendung, allerdings würde ich nur zuhören, wenn mir der Interviewte zusagt. Die Zeit zwischen 20.00 und 22.00 Uhr ist ordentlich moderiert - keine Frage. Dann dauert es nicht mehr lange, bis ich - wie die meisten Bundenbürger - ins Bett gehe. Ich hätte schon ganz gerne ein Programm, das ich öfters und auch tagsüber einschalten könnte.

So, warum schreibe ich das alles im Konjunktiv? Ganz einfach! Tatsächlich schalte ich Bayern 3 nie ein, weil deren Moderatoren sich alle so anhören, als würde sie durch ein billiges Headset sprechen.
 
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Noch 4 Themen dann hat er die 100 voll, der Leserlichkeit und Übersichtlichkeit des Forums tut er jedenfalls keinen Gefallen, obwohl seine Beiträge ja wirklich zu hochwertigeren Sorte gehören, meistens zumindest!
 
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Kann man sowas nicht von vornherein einfach in den Thread eines bestehenden Radiosenders einfügen? Inzwischen haben wir soviele Threads einfach doppelt und dreifach was einfach überflüssig ist.
 
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