Testwochen "on air" - machbar??

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Muehli

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Ich bin ja hier in diesem Kreis eher ein "Radio-Greenhorn", beschäftige mich aber seit Jahrzehnten intensiv mit Radio. Vor allem mit B3 und SDR 3 (gott hab es seelig) und habe mit der Seite www.b3-history.de, die hier ja auch nicht unbekannt ist, dem alten Bayern3 ein Denkmal gesetzt.
Nun bin ich mir schon lange nicht mehr sicher, ob ich mit meiner Sehnsucht nach einem Radio mit Qualität ein verklärter Träumer oder anspruchsvoller Realist bin. In aktiven Diskussionen, bis in die PD-Spitzen, wurde mir mit meinem Wunschdenken ja durchaus recht gegeben, nur durchsetztbar wäre ein modernes Radio mit Anspruch dann halt doch nicht....

Leider traut man sich eben nicht, den Gegenbeweis anzutreten. ALs Geschäftsmann verstehe ich aber durchaus was von Angebot-Nachfrage und der Tatsache, das man sich vielleicht nicht immer durch einen bestehende Trend alles bestimmen lassen muss, sondern durchaus steuern kann.

So bin ich nach wie vor - bleiben wir am mir naheliegenden Beispiel B3 - der Meinung, das man auch im "Mainstream-Zeitalter" mit Qualitätsangeboten bestehen könnte (das soll hier aber nicht Diskussionsgrundlage sein) Ich denke dabei an das Kürzen der zu langen Moderatoren-/Sendungsstrecken, an das Einfügen einer hochkarätigen, moderierten Musik-Schiene zwischen den üblichen Dudel-Blabla-Sendungen und an ein journalistisches Infotainment mit halbstündigen Infos und Magazinsendungen ohne Boulevard (so wie bei SWR 1 BW).

So, nun endlich zum Kern meiner Aussage: Haltet Ihr es für möglich, z.B. so ein Programm-Schema, konkurierend zum bisherigen, und zu einem jüngeren und weniger auf Info ausgerichteten Programm im Rahmen eines B 3 - Sommerspecial in diesen drei Formen jeweils 3 Wochen auszustrahlen, also das übliche Schema zu kippen, dieses zwei Konzepte jeweils 3 Wochen durchzusenden und per Ted über das Empfinden der Hörer abzustimmen. Diese Abstimmung sollte jeweils in der letzten Woche des Testprogramms laufen, um einen kleinen Umgewöhnungs-Querschnitt zu erreichen.

Beispiel: 1.-22.August Modernes Inforadio


23.8-11.9 Jugendlicheres Programm-Schema




Umfragen sind zwar immer schwierig, aber es wäre vielleicht doch ein Denkanstoß und B3 würde nicht viel vergeben, man könnte ohne Problem zum "alten Hut" zurückkehren, oder aber mit Mut eine Reform planen.

Es gab mal eine TED-Abstimmung Mitte der 80er. Gottschalk wollte dem Boetzkes beweisen, das Niki, Iglesias und Gitte nicht den Geschmack der Mehrheit treffen. Das Ergebnis war sensationell rockig und progessiv, anschließend war das B3-Programm schlagerfrei und anspruchsvoll! Aber auch das ist lange her.....

Also, Radioprofis, ich würde mich über eine nette Diskussionsrunde freuen....

Bernd Mühlstraßer
 
AW: Testwochen "on air" - machbar??

die frage lautet, a) ob es moeglich sei die B3-Behoerde dazu zu bewegen etwas anders zu machen als sonst? die frage lautet, b) ob Du der B3-Behoerde zeigen kannst, dass es nicht selber faehig zur aenderung ist, dass da erst jemand von aussen kommen muss? und die frage lautet auch, c) ob Du die Hierarchie im Sender dazu bewegen kannst fuer einige wochen in "ganz weit weg" urlaub zu machen"?

ad a) nein
ad b) nein
ad c) nein
 
AW: Testwochen "on air" - machbar??

Stimmt, Du BIST ein Greenhorn. ;) Einen Sender wie B3 mal eben für zwei Wochen komplett umzuformatieren - eher wird Hitradio Antenne 1 aufhören, schwachsinnige Promo-Aktionen zu bringen.

Aber den Gedanken, eine Programmreform quasi am lebenden Objekt zu testen, finde ich, sagen wir mal interessant. Mehr aber auch nicht. Gesetzt dem Fall, dass sich die Wellenleitung zu so einem Experiment hinreißen ließe, würde man Dir nciht auch noch die TED-Schaltung bezahlen.

Fazit daher: Geht nicht.

Adios! Chefkoch
 
AW: Testwochen "on air" - machbar??

Nur um nicht als zu blauäugig gebrandmarkt zu werden. Ich habe keinerlei Hoffnung, das B3 den Mut haben wird, so etwas zu probieren. Mich würde aber Eure Meinung interessieren, ob dies aus Eurer Sicht, auch für andere Programme, ein gangbarer Weg wäre. Ein Programm-Schema zu kippen, etwas vollig anderes zu machen, gibt/gab es ja auch aus ganz anderen Gründen, man denke nur an die Aktionen von SDR 3. Auch so etwas, kann einem Programm tiefschürfenden Erkentnisse vermitteln.
 
AW: Testwochen "on air" - machbar??

niemand wird den mut dazu haben, darum ist es kein gangbarer weg. auch die evaluation mittels ted ist schwierig, denn die schnellere reaktion ist wegschalten und kein ted-anruf.

schon alleine sonderaktionen wie z.b. letztens auf radio fritz "die hundert besten aerzte-songs" sind umstritten, weil sie das gewohnte durcheinanderbringen.
 
AW: Testwochen "on air" - machbar??

Eins darf man bei alle dem nicht vergessen: Die Pop-Sender von heute begreifen sich als "Marken" - ob man das fein findet oder nicht, das ist Fakt. Und eine Marke, die über Jahre aufgebaut worden ist, "knickt" man mal nicht einfach eben so um.
Bitte schlagt mich für folgende angenommene Beispiele:

- Aldi ist plötzlich für drei Wochen ein Hochpreis-Premium-Kauf- und Erlebniscenter, eine Woche später aber wieder der Aldi, den wir alle kennen und lieben.

- Die regionalen Verkehrsbetriebe bauen für eine Woche fette Klimaanlagen in ihre Busse und Bahnen ein, dafür kostet die Fahrt einen Euro mehr, die restlichen drei gibt's die Busse und Preise wie immer.

- Und (um auch Äpfel mit Birnen zu vergleichen :cool: ): der Gemüsehändler um die Ecke bringt Äpfel mit Birnengeschmack auf den Markt; aber natürlich nur für zwei Wochen. Die anderen zwei Wochen gibt's wieder nur "normale" Äpfel.

Hauptmerkmal eines erfolgreichen Massensenders ist nun mal: er bringt zuverlässig eine bestimmte Musikfarbe, seine Grundanmutung (Moderation, Ansprache) erkennt man allerspätestens nach einer Viertelstunde. Dazu gibt's immer wieder kleine "Überraschungen" für Stammhörer, die das Gesamtbild der Station im Kopf der Hörer aber nicht völlig über den Haufen werfen. Behutsame Reformen am Programm sind natürlich nicht ausgeschlossen. Genauso wie komplette Relaunches - aber hier lautet das Motto: Wenn, dann richtig, und nicht halbe-halbe.
 
AW: Testwochen "on air" - machbar??

Eins wäre noch zu bedenken, lieber Muehli: Mitte der 80er (ich erinnere mich sogar noch an gespielte Musikschnipsel, verbunden mit der Frage, ob man nun gerne dieses oder jenes in Zukunft hören wolle, war da nicht sogar Cliff Richard dabei?) hatte Bayern 3 keine ernstzunnehmende Konkurrenz und wer mit ner Servicewelle durch den Tag wollte, hatte kaum eine andere Wahl. Heute hat man im Lager der Dutzendware-Sender die Wahl, und solche Experimente werden mit großer Wahrscheinlichkeit mehrheitlich durch Wegschalten bestraft. Da nützt es dann auch nichts, wenn ein paar Freaks (zu denen ich mich durchaus zeitweise zähle) Freudentänze aufführen würden. Radio ist heute fast nichts mehr außer ein heiß umkämpfter Markt, da wird so gut es geht verhindert, daß Umschaltimpulse entstehen. Warum wohl kauft man für teures Geld Berater, anstelle selbst am Programm herumzuschustern?

Christian
 
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