Thema: Hinz-Triller bei Verkehrsmeldungen

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Spannend. Mein Hinz rein akustisch würde also Endgeräte schalten, wenn ich ihn über entsprechende Service-Wellen senden würde. Habe selbt erlebt, dass Musiktitel, die ein "ähnliches" Tonsignal beininhalten, den Verkehrsfunk eingeschaltet haben und im Sender wieder von Hand "ausgepiept" werden musste. Wer weiß mehr?
 
Soweit ich weiß, über ARI. Radios, die diesen Detektor noch haben, würden auslösen (Audioquelle aus - Radio ein, Pegelanhebung). Da dieser Vorgang meines Wissens akustisch ausgelöst wird, würde dies auch bei Abspielen des Trillers von der HD oder einer anderen Quelle passieren. ARI detektiert aber nicht nur den Ton selbst, sondern auch seine Länge und entscheidet darüber, ob es ein- oder ausschalten soll. Wenn Du dann nicht den Hinz-Aus nicht hinterherspielst, schaltet das Gerät nicht wieder zurück. Darüber haben sich früher die Autofahrer geärgert, wenn der Reglerschubser vergessen hat, das ARI-Aus-Knöpfchen zu drücken, was nach meiner Erinnerung ziemlich oft vorgekommen ist.

Sender, die heute noch den Hinz-Triller benutzen, drücken natürlich keine Knöpfchen mehr. Er liegt meist mit auf Intro und Outro des Verkehrsblocks, die in der Playlist integriert sind. So kann das Auslösen nicht mehr vergessen werden.
 
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Ich spiele den Hinz-Aus hinterher. Von HD oder einer anderen Quelle. (s. Anhang)
Gibt es Radios, die diesen Dedektor nicht mehr haben und dann nicht mehr schalten würden? Selbst wenn es ein TP-Programm ist?
 

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Eieiei, mal wieder gefährliches Halbwissen hier.

Also. Rein technisch gesehen ist es erstmal so, daß sowohl der Ton als auch die En- und Decoder dafür einen ziemlich großen Toleranzspielraum aufweisen. Es gibt Grenzwerte, aber die habe ich nicht im Kopf. Müßte ich nachschlagen.

Wenn man es sauber macht, wird der Ton HINTER sämtlicher Prozessierung, also WEIT HINTER der Pultsumme in die Sendesumme eingeschleift, so daß er unverfälscht ist. Würdest du den Ton also genau so ausspielen wie dein restliches Material im Pre-Processing (Musik, Jingles, Mirkos, das ganze Zeug), würde der Ton durch das Soundprocessing (Optimod et al.) verzerrt und verfälscht werden und würde nicht mehr dem Pflichtenheft von anno Tobak entsprechen.

Der Ton selbst macht eigentlich (!) gar nichts. Mit dem Ton wird im Sender (nicht die Anstalt, sondern der eigentliche Sender, an dem die Sendeantenne angeschlossen ist) eine unhörbare Oberwelle auf die Summe aufmoduliert, die zu den Radioempfängern geschickt wird. Es gibt den Start- und Endton (beide haben eine unterschiedliche Länge, auch hierfür gibt's Vorschriften und Toleranzen). Zwischen Start- und Endton läuft diese unhörbare Oberwelle, und DIE ist es, die seinerzeit das Autoradio aktiv geschaltet hat - nicht der Ton. Man kann das beispielsweise auch dann feststellen, wenn man die Verkehrsfunkfunktion im Autoradio aktiviert und dann den Sendersuchlauf bemüht. Bleibt der bei einem Programm stehen, das gerade Verkehrsmeldungen bringt, schaltet das Radio sofort hoch, obwohl es den Anfangston gar nicht "gehört" hat.

Es ist eben nicht das Radio, das den Ton "hört", sondern der Sender. Für den, und nur für den, ist dieser Ton gedacht, weil es ein analoges Signal ist und man sich somit digitale Steuerleitungen vom Funkhaus zum Sender erspart hat.

Ein ähnliches Funktionsprinzip haben wir bei den DTMF-Tönen im Telefon. Auch das sind nichts weiter als analoge und künstlich erzeugte Töne, die in der Natur nicht vorkommen, und die eine Gegenstelle "hört" und entschlüsseln kann und daraufhin etwas bestimmtes tut.

Wären in den Funkmasten noch altmodische Sender verbaut, die auf diesen Hinz-Triller reagieren und dein Soundprocessing die Pultsumme nicht komplett zermatscht und der Hinz damit noch innerhalb des Toleranzbereichs liegt, könnte es also durchaus sein, daß du damit das TA-Flag auslöst. Das hängt allerdings von den Komponenten weit jenseits des Sendestudios ab, deshalb läßt sich das so pauschal nicht vorhersagen.

Ah, eine Ergänzung noch: Mit der Einführung von RDS 1988 oder 89 wurden mehrere Bits an die Sender und von dort an die Endgeräte übertragen (v. a. das bekannte PI, also der Sendername). Seitdem ist TA nur noch ein primitives Bit (TA ist entweder 0 oder 1, also deaktiv oder eben aktiv). Dadurch wurde der Piepston überflüssig, weil der Sender sowieso permanent mit irgendwelchen Daten befeuert wird. Der Sender muß also seit RDS kein analoges Steuersignal mehr "hören", um die Oberwelle zu schalten - es genügt ein digitales Signal, das ebenso unhörbar ist wie alle anderen Daten auch. In der Praxis sind aber bis weit in die 00er hinein viele Radiosender noch beim althergebrachten Piepser geblieben, weil er eben einen Wiedererkennungswert und eine Signalwirkung hat.

Ist das Funktionsprinzip einigermaßen klar geworden?
 
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Absolut! Vielen Dank für Deine Mühe für eine begreifbare, ausführliche, technische Erklärung eines Sachverhalts, den ich bisher so klar noch nicht gehört habe. Super!
 
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Hallo @Moderator,

darf ich den Gedanken ein wenig weiterspinnen und auf eine Erhellung Deinerseits rechnen? Das wäre großartig.

Vergessen wir mal den Einsatz dieses antiquarisch analogen Hinz-Trillers gänzlich, sondern sind gedanklich bei dem digitalen Signal, das die Oberwelle schaltet. In Jingles verpackt und unhörbar wie alle anderen Daten auch. Speziell im Nachtverbund der ARD interessiert mich nun Folgendes: Zu den Verkehrsmeldungen wird nun unhörbar das digitale Signal "abgefeuert" und alle Sender (also nicht die Anstalt) - zumindest die eigenen im Sendegebiet - erkennen das Signal und es läuft die unhörbare Oberwelle, die die Autoradios schalten lässt. Jetzt wird aber das Programm des gebenden Senders (also der Anstalt) von anderen Anstalten übernommen. Diese sind bei der ARD über das HYBNET vernetzt und beziehen das Programm vom ARD-Stern in Frankfurt, an den es der gebender Sender anliefert. Was passiert nun mit den Daten des gebenden Senders? Das Autoradio im Sendebereich z.B. des HR zeigt auf dem Display die hr-Welle an, obwohl das Programm, sagen wir, vom NDR geliefert wird. Da müssen ja dann andere digitale Signale im Spiel sein? Und das beim NDR abgefeuerte digitale Verkehrssignal geht dann über den Stern hindurch auf alle Antennen des HR? Wenn ja, sind denn komplett alle ARD-UKW-Sender (die am Mast) inzwischen so ausgerüstet, dass sie das digitale Verkehrs-Signal erkennen und die Oberwelle aussenden? Wenn nein, wie wird das Problem gelöst?

Die nächste Kiste Bier ist bei mir. ;)
 
Echtes Argument gegen den Triller ist, wenn die Verkehrsnachrichten wirklich rein in die Musik an/ab-gepiepst werden. ...

Aber hat er nicht gerade dann eine Berechtigung, wenn eben die Musik für einen dringenden Verkehrshinweis unterbrochen wird, indem er neben seiner technischen Funktion auch die Aufmerksamkeit der am Verkehrsfunk interessierten Hörerschaft aktiviert? Denn dass Musik vorzeitig mal unerwartet ausgeblendet wird, ist ja nicht gerade etwas Ungewöhnliches.

Habe selbt erlebt, dass Musiktitel, die ein "ähnliches" Tonsignal beininhalten, den Verkehrsfunk eingeschaltet haben und im Sender wieder von Hand "ausgepiept" werden musste.

Ganz richtig, passiert z.B. gerne bei diesem Song von R.E.M.
Und hier dazu noch eine Erklärung von Roger Handt.

Sender, die heute noch den Hinz-Triller benutzen, drücken natürlich keine Knöpfchen mehr. Er liegt meist mit auf Intro und Outro des Verkehrsblocks, die in der Playlist integriert sind.

Nicht so im SWR: Dort wird das TA-Signal samt hörbarem Hinztriller immer noch durch separaten Tastendruck im Studio geschaltet (Ausnahmen im Mainzer Funkhaus). Dies geschieht übrigens auch dann durch den Moderator selbst, wenn die restliche Sendung aus der Regie von einem Techniker gefahren wird.
 
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Sender, die heute noch den Hinz-Triller benutzen, drücken natürlich keine Knöpfchen mehr. Er liegt meist mit auf Intro und Outro des Verkehrsblocks, die in der Playlist integriert sind. So kann das Auslösen nicht mehr vergessen werden.

Und genau so soll es NICHT sein. Der Hinz wird dadurch nämlich mit durchs Post-Processing gejagt und verzerrt. Laut Pflichtenheft soll der Hinztriller auch allein stehen und nicht durch Musik oder andere Elemente unterlegt werden. Bis weit in die 90er hinein war es beim damaligen SWF üblich, daß er Hinztriller sogar die Pultsumme stummgeschaltet hat und für die Dauer des Signals allein zu hören war. Das war sehr korrekt, ist inzwischen etwas aufgeweicht, aber streng genommen richtig so. Die saubere Lösung ist die von Festnetzfreak angesprochene: Der Hinz wird hinter Pultsumme und Processing auf die Sendesumme gedrückt und steht im Idealfall für sich allein.

@ count down:
Mit genau dieser Frage hatte ich gerechnet! Allerdings setzt an dieser Stelle auch bei mir das Halbwissen ein. Deshalb muß ich auf dein gutes Bier wohl verzichten, obwohl das durchaus ein verlockendes Angebot ist.
Bis vor einigen Jahren wurde nach meiner Beobachtung in der Popnacht gepiepst. Das war beispielsweise dann der Fall, wenn die Popnacht von hr3 selbst kam. Nachts haben sie gepiepst, tagsüber in ihrem eigenen Programm aber schon nicht mehr. Dort funktionierte das Prinzip also immer noch rein analog, was auch nicht das schlechteste ist, weil es technisch sehr einfach und primitiv ist. Dem Sender einer nehmenden Anstalt (beispielsweise dem SR) war und ist es komplett egal, ob der ARI-Pieps vom "eigenen" Programm oder von einem anderen kam, das ihm die Popnacht spendiert hat (z. B. SWR3). Die gebende Anstalt kann mit dem ARI-Pieps also auch die Sender der nehmenden Anstalten auslösen, sofern die Sender der nehmenden Anstalten auf diesen Ton reagieren.

Ob das immer noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe schon lange nachts keine Popwellen mehr gehört, in denen es Verkehrsfunk gibt. Bevor ich nun auch irgendwelche Mutmaßungen anstelle oder mein Halbwissen verbreite, möchte ich dir deshalb raten, dich direkt beim ARD-Stern zu erkundigen. Es wird dort Techniker geben, die das HYBNET und den Sternpunkt in- und auswendig kennen und sicherlich auch diese Fragen beantworten können. Die Antwort würde mich übrigens auch sehr interessieren. Ich habe eine Vermutung, wie das technisch gelöst wird, aber ich mag mich täuschen. Die Fachleute wissen das besser als ich. Deshalb bitte dort erkundigen.
 
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Ich danke auch an dieser Stelle für die ausführlichen Erklärungen. :thumbsup:
Eine Frage bleibt aber noch, zumindest mir.
Damals hatte ich ein Autoradio, ich glaube von Grundig, welches bei Sendern mit TA das Display (RDS) gelb erschienen liess. Bei anderen war es grün. Also muss ja dauerhaft ein Signal gesendet worden sein, oder habe ich etwas überlesen?
Auch mag ich mich erinnern, dass im Display damals automatisch "TRAFFIC" als RDS-PS erschien. War aber wohl vom Hersteller abhängig, denke ich mal.

Grüße in die Runde.
 
Das kenne ich von Blaupunkt-Radios, besonders von den älteren Modellen "Düsseldorf", "Coburg" und "Bremen" mit der Bezeichnung SQR 49. Das war noch zu Zeiten vor RDS, also vor 1989. Die zeigten ja nur die Frequenz des Senders an, den man eingestellt hatte. Nach meiner Erinnerung wurden Sender, die Verkehrsfunk hatten, rot angezeigt. Sender, die keinen Verkehrsfunk hatten, grün. Ich bin im Rhein-Main-Gebiet groß geworden und erinnere mich daran, daß mein Onkel etwa 1986/87 ein solches Radio in seinem Auto hatte. Die 89,3 von hr3 wurde immer rot dargestellt, die 96,7 von hr2 in grün.

Das dürfte wohl etwa dem entsprechen, was du in bezug auf die Grundig-Radios meinst.

Woher weiß nun aber das Autoradio, ob ein Sender überhaupt Verkehrsmeldungen ausstrahlt? Woher weiß das Radio, ob es die Frequenz in rot, grün, gelb oder sonstwas anzeigen soll?

Auch dafür gab es zu ARI-Zeiten analoge Oberwellen. Sender, die von sich behaupteten, Verkehrsmeldungen zu senden (und das auch taten, weil die Vorschriften damals sehr streng waren), strahlten ab Sendeturm eine ebenfalls unhörbare Oberwelle von 57 kHz mit aus. Sender ohne Verkehrsfunk (Kulturprogramme) taten das nicht. Vereinfacht gesagt: Ein Programm, das Verkehrsfunk ausgestrahlt hat, hat also permanent einen unhörbaren Piepton mit gesendet. 57 kHz kann kein Mensch mehr hören, glücklichweise auch kein Hund. Bei denen ist bei etwa 50 kHz Schluß. Das Autoradio wiederum konnte diesen Ton sehr wohl "hören" und "wußte" dann, daß es sich um einen Verkehrsfunksender handelte. Im ARI-System hieß das SK für "Senderkennung". Das RDS-Pendant dazu heißt TP für "Traffic programme".

Diese 57 kHz lassen sich in verschiedenen Arten und Weisen verzerren (modulieren), was wiederum als unhörbares Steuersignal für irgendetwas genutzt werden kann, z. B. für die Bereichskennung. Aber die dürfte an dieser Stelle zu weit führen, es sei denn, ihr wollt es GANZ genau wissen.

Bei einer Verkehrsdurchsage wurde im ARI-System dieser 57 kHz-Pilotton eine zusätzliche Amplitudenmodulation von 125 kHz erzeugt - die sog. "Durchsagenkennung", ausgelöst durch den Hinztriller. Im RDS wäre das dann das TA-Flag ("Traffic announcement") - rein digital und nichts weiter als ein Bit.

Also.
Damit also die alten ARI-Radios wußten, ob ein Sender überhaupt Verkehrsmeldungen bringt oder nicht, mußten die Sender, die das taten, zusammen mit ihrem Programmaterial einen zusätzlichen Ton aussenden, den wir Menschen und Tiere zwar nicht hören und verstehen konnten, wohl aber die Radios. Deshalb haben diese Radios bei aktiviertem ARI und Sendersuchlauf auch nur die Sender gefunden, die diese SK ausgestrahlt haben.
 
Dazu mal das komplette Signalspektrum anschauen, mit dem ein UKW-Sender moduliert wird:

477px-UKW-Rundfunk-Basisband.svg.png


(https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:UKW-Rundfunk-Basisband.svg, JaynfM, CC by-sa3.0)

Da haben wir das Mono-Audiosignal von 30 Hz bis 15 kHz, das auch von allen Monoempfängern kompatibel verwertet wird. Dann den Stereo-Pilotton (ein Sinus) mit 19 kHz, den nur Stereoradios brauchen. Die verdoppeln ihn und können dadurch den unterdrückten Hilfsträger bei 2 x 19 = 38 kHz rekonstruieren und damit die Kanalunterschiede (links minus rechts), die auf 38 kHz-Träger amplitudenmoduliert sind, demodulieren, also in den Bereich 30 Hz - 15 kHz transformieren. Dann wird matriziert: Mono + Seitensignal = (L+R) + (L-R) = 2 x L und Mono - Seitensignal = (L+R) - (L-R) = 2 x R. Damit hat man sie Stereokanäle zurück.

Auf dem dreifachen des Pilottons (3 x 19 = 57 kHz) saß früher die ARI-Senderkennung (SK). Sie war auch moduliert, das ergab bei Auswertung durch den Empfänger die Bereichskennung (BK), das waren die Buchstaben A bis F (?) auf den Schildern an der Autobahn. Eine weitere Modulation des Signals um 57 kHz war die Durchsagekennung (DK), die während eines laufenden Verkehrsservices aktiv war und die bekannten Reaktionen der Autoradios auslöste (Kassette ausblenden, Radio einblenden, Radio lauter machen etc.).

Das Vorhandensein einer Bereichskennung ohne Durchsage genügte also schon zum Anzeigen eines Verkehrsfunkprogramms nebst Bereichsangabe. Die Durchsagekennung schaltete dann den Service durch. Die DK wurde vielerorts durch den Hinztriller geschaltet, hätte aber auch durch ein x-beliebiges anderes Signal vom Studio aus gesteuert werden können, je nachdem, wozu die Infrastruktur in der Lage war. Der Hinztriller war halt schön robust und ohne weitere Änderungen an den Übertragungsstrecken zu verwenden. Anfangs sendete man den Hinz "trocken", also ohne Musik etc. ganz allein. Funktionierte. Später tastete man gern ein Kerbfilter in das sonstige Audiosignal ein, zog also den Frequenzbereich des Hinztriller stark nach unten während der Triller lief. Zu erkennen am kurzzeitig topfigen Sound. Damit stand der Hinz wieder weitgehend allein im Spektrum. Funktionierte. Irgendwann ließ man auch das noch weg und knallte den Hinz einfach auf die Summe - lief auch.

RDS brachte auf 57 kHz eine weitere Modulation mit allen RDS-Daten. Da sind der PI-Code (eindeutige Identifizierung des Programms nebst Kenntlichmachung eventueller regionaler Splittungen und allgemeiner Angaben zur Größe des Sendegebietes - lokal, landesweit, bundesweit) und das PS (Sendername für die eigentlich statische 8-stellige Anzeige) ebenso dabei wie Radiotext (max. 64 Zeichen, dynamisch wechselnd), die Uhrzeit (CT), die Musik-Sprache-Kennung (M/S), der Programmtyp (PTY), die Decoder-Information (DI, kaum je in irgendeinem Endgerät ausgewertet, könnte alles mögliche signalisieren von Dynamikbearbeitung bis Kunstkopfstereo) und die Alternativfrequenzen (AF) in der jeweiligen Region. Und eben auch die Kennungen TA und TP. TP ("Traffic Programme") signalisiert, dass hier prinzipiell Verkehrsfunk läuft. TA ("Traffic Announcement") schaltet ihn dann durch, so wie es früher die Durchsagekennung tat. Es gehen noch weitere Dinge: man kann innerhalb des RDS mittels EON (Enhanced Other Network) Verkehrsfunk auf anderen Frequenzen signalisieren und das Radio zum Umschalten veranlassen. Das macht z.B. DLF Kultur in Zusammenarbeit mit den jeweiligen regionalen ARD-Anstalten und das machen auch manche Kulturwellen, die Geisterfahrer eben nicht in die Konzertübertragung reinstanzen wollen, sondern auf die (meist vom gleichen Senderstandort mit ähnlicher Leistung abgestrahlten) eigenen Popwellen umschalten.

Die Ansteuerung all dieser Funktionen erfolgt innerhalb der RDS-Übertragung mittels eines Protokolls (UECP). Da sind TP und TA halt einfach mit drin, das braucht keinen separaten Hinztriller mehr. Wie man das Protokoll zu den Sendern bekommt, ist auch unterschiedlich, je nach Infrastruktur. Man könnte es im MPEG-Datenstrom tunneln, so man einen solchen verwendet zur Zuführung. Frühes RDS-RT (Radiotext) hat SWF 3 mittels MADAT gemacht: dazu wurden am oberen Ende des NF-Spektrums (knapp unterhalb 15 kHz) die Audiosignale weggefiltert und ein Datenprotokoll in das Audiosignal gesetzt (musste dann wohl an den Senderstandorten wieder rausgefiltert werden).

Was ein Hinz heute im Ausgangssignal aus einer Hörfunkwelle noch "anrichten" kann, muss von Fall zu Fall entlang der gesamten Signalkette geprüft werden. Ggf. steht im Schaltraum einer nehmenden Anstalt noch ein Detektor dazu, der zwischen an- und ausschaltenden Hinz der gebenden Anstalt für die angeschlossenen Sender der eigenen Anstalt einen TA generiert. Ggf. wird der Hinz in den Anstalten auch nur noch für Schaltungen bei Zuführung auf dem Havarie-Weg gebraucht. Eventuell stehen irgendwo sogar noch Hinz-Empfänger an Senderstandorten und werden regulär genutzt - dann muss man bei nächtlichen Übernahmen eigentlich gar nichts machen.

Ein Hinweis wären die Übertragungen auf Satellit, denn da ist je nach Anstalt auch TA und TP gesetzt. MDR, BR (für die UKW-Wellen), hr, NDR und SWR setzen die TA/TP-Kennungen auf Satellit, soweit mir bekannt. Würde man nur einen fremden Hinz durchleiten und an den eigenen Sendern noch mit diesem schalten, hätte man keine Signalisationsveränderung auf Satellit. Würde man aus dem Hinz in der nehmenden Anstalt TA generieren, hätte man eine sichtbare Schaltung.

Hier ein Beispiel von BR Klassik vom 6.11.2016, bei dem man sogar noch die EON-Verlinkung des Verkehrsservices auf Bayern 3 sehen kann. Die eigene Kette (0) bietet keinen Service ("no TP"), sagt aber, es wären Durchsagen on air ("TA on air"). Das geht nur, wenn die Durchsagen auf einer anderen Kette kommen, das ist der Hinweis auf EON.

-> RDS @ 00:00:37.320: -> RT (1): 'Nachrichten, Wetter'
-> RDS @ 00:00:43.200: -> RTC (+1h): 2010.11.06 13:59:56.26
-> RDS @ 00:00:43.224: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:00:43.272: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:01:07.320: -> RT (1): '+++ HDP will nach Verhaftungswelle parlamentarische Arbeit ausse'
-> RDS @ 00:01:37.368: -> RT (1): '+++ Staatsanwaltschaft ermittelt gegen VW-Aufsichtsratschef Pöts'
-> RDS @ 00:01:43.128: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:00:56.28
-> RDS @ 00:01:43.176: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:01:43.200: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:02:07.392: -> RT (1): '+++ Militär-Allianz beginnt Rückeroberung der IS-Hochburg Raka'
-> RDS @ 00:02:37.368: -> RT (1): '+++ Bedford-Strohm fordert klare Kante gegen Rechtsextremismus'
-> RDS @ 00:02:43.104: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:01:56.31
-> RDS @ 00:02:43.128: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:02:43.176: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:03:07.632: -> RT (1): '+++ Parteichefs der Großen Koalition beraten über Gauck-Nachfolg'
-> RDS @ 00:03:37.512: -> RT (1): '+++ Bei Wahlkampfauftritt von Trump in Nevada kommt es zu Zwisch'
-> RDS @ 00:03:43.128: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:02:56.32
-> RDS @ 00:03:43.152: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:03:43.176: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:04:07.488: -> RT (1): '+++ In Sachsen wird gegen Polizisten wegen Kontakten zu Reichsbü'
-> RDS @ 00:04:37.608: -> RT (1): '+++ In Memmingen und Leutershausen werden Stadtoberhäupter neu g'
-> RDS @ 00:04:43.272: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:03:56.34
-> RDS @ 00:04:43.344: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:04:43.368: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:05:07.512: -> RT (1): '+++ Leonhardiritte in vielen bayerischen Orten'
-> RDS @ 00:05:32.640: -> TP/TA (3): TP / TA on air <--- Service auf Bayern 3 wird in BR Klassik signalisiert
-> RDS @ 00:05:37.536: -> RT (1): 'Wunsch:Musik'
-> RDS @ 00:05:43.248: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:04:56.35
-> RDS @ 00:05:46.608: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:06:07.536: -> RT (1): 'Ihr Wunsch ist uns Musik'
-> RDS @ 00:06:37.536: -> RT (1): 'Mehr zu Wunsch:Musik: www.br-klassik.de/wunsch-musik'
-> RDS @ 00:06:43.176: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:05:56.37
-> RDS @ 00:06:43.224: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:07:07.536: -> RT (1): 'Wunsch:Musik im Internet: www.br-klassik.de/wunsch-musik'
-> RDS @ 00:07:37.560: -> RT (1): 'Wunsch:Musik - TED wählen: 0137-20 10 20 (14c/min)'
-> RDS @ 00:07:43.200: -> RTC (+1h): 2010.11.06 14:06:56.38
-> RDS @ 00:07:43.224: -> TP/TA (3): TP / no TA
-> RDS @ 00:07:43.272: -> TP/TA (0): no TP / TA on air
-> RDS @ 00:08:07.704: -> RT (1): 'Wunsch:Musik per Mail: wunschmusik@br-klassik.de'
-> RDS @ 00:08:37.584: -> RT (1): 'Wunsch:Musik'

In den Alternativfrequenzen müssten dann die entsprechenden PI-Codes der "zugehörigen" anderen Ketten stehen, damit das Autoradio auch weiß, wohin es schalten soll. Genau kenne ich mich da aber nicht aus.

Nun war @Moderator schneller...
 
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Vielen Dank, Radiowaves, der es wieder einmal sehr ausführlich und sehr physikalisch korrekt erklärt hat.

das ergab bei Auswertung durch den Empfänger die Bereichskennung (BK), das waren die Buchstaben A bis F (?) auf den Schildern an der Autobahn.

Korrekt. So weit wollte ich in meinem Posting nicht gehen, aber das ist richtig so. Nach meiner Beobachtung hatten aber nur wenige Radios dieses Feature, und wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, braucht man das auch nicht. Wurde ja im RDS auch nicht wieder aufgegriffen.

Nebenbei bemerkt: Ist das hier nicht eher was fürs Technik-Forum?
 
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