Thierse will mehr deutsche Musik

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Thierse will mehr deutsche Musik

Von Ingolf Bossenz

Die ewige Wiederkehr des Gleichen, einst von Nietzsche verkündet, hat auch etwas Beruhigendes, Halt Gebendes. So das jetzt von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse erneuerte Verlangen an die Rundfunksender dieses Landes, endlich mehr deutsche Musik zu spielen. Wie seine Vor-Forderer (Wer war eigentlich der/die Letzte?) brachte er die Quote ins Spiel. Ohne Quote läuft nichts. Weder Filme im Fernsehen noch Milch in der EU. Neu ist immerhin, dass Thierse auch den Zwang zu einer solchen in Erwägung zog. Mit Verweis auf Frankreich, wo 40 Prozent der im Rundfunk gespielten Titel französischsprachig sein müssten. Das Beispiel Frankreich zeige, »dass die Quotierung hilft«, so Thierse. Er hätte natürlich auch an die durchaus erfolgreiche Praxis der DDR erinnern können, in ihren Sendern das Liedgut des Klassenfeindes auf maximal 40 Prozent zu begrenzen. Aber das macht ein ordentlicher Ost-SPD-Politiker nicht. Dabei sind die Parallelen nicht zu übersehen. Wetterte Ulbricht gegen die schädlichen Einflüsse der »westlichen Unkultur«, empört sich Thierse über »die Allmacht des amerikanischen Kulturimperialismus«, der »die kleinen Pflänzchen der Kultur in Deutschland und Europa« bedroht. Es gibt Momente, da ist man doch froh, dass es eine Einschaltquote gibt.
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

so alt die debatte auch ist, mit dem "kulturimperialismus" hat er schon recht. aber der gesellschaftliche niedergang wird auch vom deutschen liedgut nicht gestoppt werden ;)
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Thierse! THIERSE!! OSSI BÄR!!! Schon wieder!!!!
Der soll sich rasieren und nach hause gehen!
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

;) Kann ich dem Rösselmann nur zustimmen, bevor man ein Statement für das deutsche Volk ab gibt ,erst mal orientieren wo das Volk ist. Die Typen in Berlin vertreten real doch nur ca. 3% der Bevölkerung?Oder seid ihr alle in einer der Parteien des Bundestages?
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Thierses Statement möchte ich ausdrücklich zustimmen.

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Viele Menschen würden eher sterben, als denken. Und in der Tat, sie tuen es.
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Durch mehr deutsche Musik wird die Gesellschaft auch nicht besser.
Und zu Politikern:

Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen.
Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger.
Und Volksvertreter ? :D
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Schön, daß die angeblichen Journalisten hier im Forum so gar nicht dazu neigen, Plattitüden nachzuplappern...
 
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Alle Politiker sind Schwätzer, die nichts tun, dafür viel zu viel Geld bekommen, das sie dann noch in die eigene Tasche wirtschaften, und keine Ahnung vom Leben des "kleinen Mannes" haben. Die Aufgabe von uns Journalisten ist, das transparent zu machen. Auch hier im Forum. :rolleyes: db
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

db
ich muss dir leider rechtgeben. alle politiker im sinne von "die mehrheit" sind so. das erkennst du auch daran, dass die meisten gar nicht merken, wie unfähig sie sind. würden sie über diese einsichtsfähigkeit verfügen, würden leute wie stolpe zurücktreten.
aber wie du schon sagtest, es geht um das füllen der eigenen tasche.
 
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Nicht mal die Smilies tun noch ihren Job. Der Forengott hätte beim Relaunch eben doch einen Extra-Ironie-Button einführen sollen. Dumm gelaufen... db
 
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@Tom2000
Mal davon abgesehen das ich Stolpe eher zum Seniorenminister berufen hätte als überhaupt zu irgend etwas stellt sich mir auf dein Posting hin die Frage, warum er etwas ausbaden soll, was er nicht eingerührt hat ? Warum stellt eigentlich keiner die Unfähigkeit von Tol Collect an den Pranger ? Die sind in dem Fall ja wohl die wahren Schuldigen !? Im übrigen hat das Mautdesaster ja wohl eine andere Regierung angefangen und kein Minister namens Stolpe ...

... und nun zurück zum Radio :)
 
politik, mukke, radio

Du siehst das alles zu differenziert, Radiokult. Dass Ricke inzwischen den Bereich bei der Telekom selbst übernommen und den veantwortlichen T-Systems-Manager entlassen hat, ist völlig langweilig und kann so gar nicht boulevardesk ausgeschlachtet werden, weil das Cliché "teurer, unfähiger, realitätsferner Sonntagsredner" damit nicht bedient werden kann. Damit kannst du keine News aufmachen, keine Titelseite gestalten und ein massenwirksamer Doofenclaim wird auch nicht daraus. Ergo: radiountauglich.
Genauso wie die Diskussion um deutschsprachige Musikanteile im Radio. Das notwendige Niveau, dass diese kulturpolitisch sehr interessante Diskussion verdient hätte, bekommst Du hier nicht, allein schon deshalb nicht, weil es am nötigen Wissen um den Gesprächsgegenstand "deutschsprachige Musik" hapert. Allerdings kein Wunder, wenn Selektoren und rein marktforschungsorientierte Musikredakteure sich um die Musik kümmern (was keine Kritik an eben diesen M-Redakteuren sein soll). db
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Mich persönlich würde ja mal die Wunsch-Playlist des, mir immer ziemlich verwirrt erscheinenden, Herrn Thierse interessieren :rolleyes:

Mehr deutsche Musik im deutschen Radio ist eine Forderung, die ich gerne mal etwas genauer definiert hätte. WAS versteht er unter deutscher Musik?
Sabrina Setlur? Heulboje und Psalmsänger Xavier Naidoo? Die Kastelruther Spatzen (ach nee, die kommen ja aus Tirol)? Die Wildecker Herzbuben? Marianne und Michael? Herbert Grönemeyer? Westernhagen? Scooter? Marianne Rosenberg? :confused:

Den Radiomarkt in Deutschland mit anderen Ländern zu vergleichen, ist das Gleiche, wie die altbekannte Gleichung zwischen Äpfeln und Birnen.

Die Grundvorraussetzungen sind, gerade was die Musik betrifft, völlig verschieden. In Spanien z.B. läuft deswegen mehr spanische Musik, weil Musik in der Muttersprache dort generell viel erfolgreicher ist als bei uns und ausserdem noch eine gewisse "Kulturbedeutung" hat (Falmenco etc.).

Bei uns gibt es doch bereits genug Schlager- und Volksmusikformate. Diese Sender haben sich doch auf das Klientel spezialisiert.

Hier in Nürnberg kann ich z.B. wählen, was ich hören will:

Radio F: Schlager und Evergreens
Radio Melodie: Volksmusik und volkstümliche Musik bis zum Abwinken
Hitradio N1: Charts, Dancfloor RNB etc.

usw.

Also wo liegt das Problem?
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Also wo liegt das Problem?
Hier:
In München verwies Bayerns Medienminister Erwin Huber (CSU) auf das Jahrbuch 2003 der Musikwirtschaft, wonach deutschsprachige Neuheiten in den deutschen öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen nur einen Anteil von 1,2 Prozent haben, bei den privaten sogar nur 0,6 Prozent.

Nachzulesen im Thread Aktionstag "Es geht auch deutsch"
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

@db
Wenn man es von der Seite betrachtet hast du natürlich erstmal Recht.
Aber ist es nicht gerade diese Undifferenziertheit, egal ob bei Musik oder eben beim Thema Maut, die auch das Radio (womit wir wieder beim Thema wären) zu etwas furchtbar langweiligem macht ? Ich brauche kein Radio das 100 Titel in Rotation spielt und nur die Schlagzeilen der BILD abliest (ist ja hier auch schon diskutiert worden), und dann nur versucht, die Geschichte noch skuriler darzustellen ... und das machen wir alle im übertragenen Sinne so lange, bis wir irgendwann selbst anfangen, den Unfug zu glauben, den wir alle mitunter bewußt oder unbewußt verbreiten ...
Radio kann aber unendlich vielfältig sein ! Wann gibt es endlich mal wieder Sendungen, die es schaffen Hörer zu fesseln und die sich tatsächlich und nicht nur oberflächlich mit der Hörerschaft beschäftigen ?
Gerade beim Thema Musik frage ich manchmal, ob die Musikredakteure bestimmter Sender diesen Schrott eigentlich auch privat hören, den sie den ziemlich oft darunter leidenden Mod's im Studio zum spielen aufzwingen ...
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

wonach deutschsprachige Neuheiten in den deutschen öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen nur einen Anteil von 1,2 Prozent haben, bei den privaten sogar nur 0,6 Prozent

Liebe Radiokritiker und Verfechter der deutschen Musik,

zitieren von Pressemeldungen ist immer ne leichte Sache und Ihr macht es Euch damit oft ziemlich einfach. Die Oberflächlichkeit, die den Radiosendern immer vorgeworfen wird, praktiziern die Kritiker des Systems noch viel extremer. Fragt doch mal nach dem "Warum" und ergründet die Ursachen. Stellt Euch doch mal vor, Ihr seid Musikredakteur bei einem deutschen Radiosender und bekommt täglich die, in dem Statement von Herrn Huber angesprochenen, "deutschsprachigen Neuheiten" auf den Tisch. Was glaubt Ihr wohl, wieviele dieser CDs im Mülleimer landen? Ich spreche nicht von der neuen Grönemeyer oder Westernhagen, sondern von Songs wie "Der lustige Fritz mit Ich hab dich so lieb mein Schatz" etc. Kann es nicht sein, dass die deutschsprachigen Neuheiten, die in den Hörfunkprogrammen laufen, nur deshalb so einen geringen Anteil haben, weil der Rest schlichtweg Mist und somit für den Hörer nicht zumutbar ist?

Kritik ist gut und ich bin auch dafür, dass man sich kritisch zu Themen äussert, aber bitte erst, wenn man sich mal genau damit auseinandergesetzt hat und somit weiss, wovon man redet bzw. schreibt.

Gruß

Markus
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Ja, Markus,

aber wenn der lustige Fritz sein "Ich hab dich so lieb mein Schatz" in englischer Sprache verfasst, dann landet seine Platte nicht im Papierkorb, sondern in der Playlist. Das ist zumindest mein häufiger Eindruck als Hörer. Aber OK, wenn es sich um solche Songs handelt, kann ich die Sender verstehen. Würden sie Fritz' Produktion spielen, wären sie innerhalb kürzester Zeit als Schlagerwelle verschrien und hätten keine Chance mehr bei jungen Hörern.

Rätselhafter finde ich eher, warum es zahlreiche Bands wie die Sterne, Element of Crime, Tocotronic oder Tomte nie ins Massenradio geschafft haben. Haben die immer "schlecht getestet"? Warum sind die nicht zumutbar?
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Ich schließ mich mal der Frage von stereo an. Würde mich auch mal brennend interessieren !
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Ich schließe mich Pallek, Radiokult und stereo an und bedaure bezogen auf mein obiges Statement ("Du siehst das zu differenziert...") erneut das fehlen eines Ironie-Buttons. Den ich hier jetzt nicht bräuchte. db
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Hier eine Meldung die Hoffnung bringt, nur im Radio will es sich nicht durchsetzen, nähmlich der Trend zu mehr deutschen Künstlern.

Der Umsatz der Branche zu Endverbraucherpreisen
lag 2003 bei 1,648 Milliarden Euro und verlor im Vergleich zum Vorjahr 19,8 Prozent (2002: 2,054 Milliarden). Der Absatz von Tonträgern sank von 223,9 auf 183,2 Millionen Stück (*-18,2 Prozent). Deutsche Künstler waren 2003 so erfolgreich wie nie zuvor. Ihr Anteil an den Album-Charts stieg auf 29,5 Prozent (2002: 26,5 Prozent), an den Single-Charts sogar auf 54,7 Prozent (2002: 42,7 Prozent). Dies beweise die enorme Nachfrage nach Musik aus Deutschland und entlarve zugleich das Vorurteil, sie sei nicht mehr so attraktiv wie früher. Im Gegenteil hat die Musiknutzung ein extrem hohes Niveau - es wird nur seltener dafür bezahlt.


Hier noch einige Meldungen die der Musikindustrie weniger Freude bereiten.
Zum fünften Mal hat die GfK im Auftrag der deutschen Phonoverbände 10 000 Personen eines repräsentativen Panels befragt. Die Ergebnisse sind in einer Studie zum Musikkopieren in Deutschland zusammengefasst, die unter www.ifpi.de komplett eingesehen werden kann. Sie hatte u. a. folgende Ergebnisse:



Im vergangenen Jahr haben 21,4 Millionen Personen insgesamt 325 Millionen CD-Rohlinge mit Musik bespielt (Vorjahr: 259 Millionen, +26 Prozent).


Jede Person brannte im Durchschnitt 15 Rohlinge mit Musik (Vorjahr: 12, + 25 Prozent).


12,7 Millionen Personen (+59,5 %) brannten Musik auf CD-Rohlinge auch für nicht in ihrem Haushalt lebende Personen.


602 Millionen Songs wurden in Deutschland aus illegalen Quellen im Internet heruntergeladen. Die Anzahl stagnierte damit trotz des gestiegenen Unrechtsbewusstseins auf sehr hohem Niveau (2002: 622 Millionen). Neuerscheinungen wurden besonders häufig heruntergeladen.


Die Zahl der Downloader wuchs weiter von 6,4 Millionen auf 7,3 Millionen(+14 Prozent). 98,3 Prozent davon luden keine kostenpflichtigen Angebote herunter.
Quelle www.musikmarkt.de
 
AW: Thierse will mehr deutsche Musik

Alles richtig, Pallek, Radiokult und stereo. Bin d'accord mit euch als jemand, der durchaus vertraut ist mit den deutschsprachigen Neuerscheinungen - seit Jahren übrigens. Spannend ist tatsächlich immer wieder die Frage nach dem "Warum" der deutschsprachige Anteil an vielen Programmen so gering ist.
Jedenfalls ist er das nicht, weil es NUR neuen deutschen Schrott gibt, es gibt allenfalls zu wenig Gutes. Würde der Anteil deutschsprachiger Neuerscheinungen in den Programmen steigen, würde auch die Industrie mehr Deutschsprachiges veröffentlichen, ich bin ganz sicher.
Bleibt die Frage, warum der Anteil an Deutschem tatsächlich so gering ist. Und da prasselt die ganze Antwort-Palette der Bedenkenträger herein: bei deutschen Texten muss man zuhören, deutsche Texte müssen per se niveauvoller sein als deren englisch ohrflutschige Konkurrenz, deutsche Texte rücken die Songs immer gefährlich in die imagemäßig miserabel besetzte Schlagerecke (Hilfe! Ist Catterfeld schon Schlager?), deutsche Texte polarisieren, das stört die Durchhörbarkeit, all die Argumente kennen wir. Sie drücken auf den Anteil.
Machen wir uns davon frei, bei Deutschsprachigem alles über den berühmten Kamm zu scheren. Volkstümliche Musik, Schlager, Deutschpop, Deutschrock, deutscher HipHop und deutschsprachige Dancemusic haben ihre Berechtigung und - wenn WIR wollen - auch ihren Platz.
Wenn.
 
Quoten

Radiostart schrieb:
Wie seine Vor-Forderer (Wer war eigentlich der/die Letzte?)
Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die auch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Einführung einer Kulturquote für die Hauptnachrichtensendungen fordert.
 
In Anlehnung an das Posting von Markus

Ich denke, diese Diskussion findet auf zwei Ebenen statt. Reden wir über deutsche Musik oder über gute Musik? Letzteres ist subjektiv und ich denke, dass es abseits der Charts auch eine Menge englische Musik gibt, die hier als "gut" betitelt würde. Gleichwohl mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Musik sofort als schlecht abgestempelt wird, sobald sie ein gewisses Massenpublikum erreicht. Man nehme z.B. "Wir sind Helden", deren Kritiker ihnen den Erfolg im "Dudelfunk" ziemlich übel nehmen. Andererseits fallen mir eine Menge grottiger Stücke ein, die in den Himmel gehoben werden, weil es exklusiv ist, etwas zu hören, das sonst niemand hört. Mit einer qualitativen Bewertung hat das jedenfalls nichts zu tun.
Letztlich bleibt also die Frage, welchen Ansprüchen Musik genügen muss. Und das definiert nun einmal jeder für sich selber. Und wenn es eben einer Masse an Menschen reicht, dass es aus dem Radio dudelt und etwas von der Arbeit ablenkt, dann ist das eben die Grundlage für ein Massenprogramm. Soviel zum Warum.
Ob man das nun ab- oder umerziehen muss, bleibt dahin gestellt. In Kenntniss gewisser "alternativer" Musikstile, tippe ich ohnehin darauf, dass viele Vertreter der "Nicht-Radio-Musik" gar nicht soooo scharf darauf sind, ins kommerzielle Blickfeld der Masse zu rücken. Und wer das will, muss halt den gängigen Massengeschmack bedienen.
 
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