Todsünden und Moderations-No-Gos

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Moderator

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Gerade wieder bei einem öffentlich-rechtlichen Sender gehört:
Eine wirre Anmoderation für einen Beitrag, keine Abmoderation, statt dessen eine lieblos gefahrene Blende, und das Bett unter dem Beitrag stand noch etwa drei Takte weiter.
Immer öfter werde ich Zeuge dieser Todsünden, die sich auch in aprupten Moderationen zeigen. Bin ich der einzige, dem das auffällt?
 
AW: Todsünden im Radio

Mitnichten! Ein notwendiger aber nicht hinreichender Thread...

Hier meine Top-3-Liste der Todsünden:

Platz 1: "Orange crush" von REM 20 Minuten angeteast, und dann über die 00/00/00er Ramp gequatscht (bei einem Alternative Rock Sender in Portugal)

Platz 2: "Verdamp lang her" von Bap vor der Schlüsselzeile des Liedes ausgeblendet (das Lied hat Wolfgang Niedecken für seinen toten Vater geschrieben) (WDR Top-100, ich glaube 2002)

Platz 3: Zwei Beiträge zum Thema "hochintelligente Kinder" in einer Sendung. Dabei aber die Anmoderationen zu den grundverschiedenen Ansätzen vertauscht - und nicht gemerkt (Ruhrwelle Bochum, 1992)
 
AW: Todsünden im Radio

Moderator schrieb:
Bin ich der einzige, dem das auffällt?
Nein. Aber wir, das liest man auch in diesem Forum immer wieder, zählen nicht, weil wir Radio anders hören als Otto Normalhörer, bei dem sich sowas angeblich "versendet" oder dem es egal ist.

Ich glaube allerdings weder das eine noch das andere. :rolleyes:
 
AW: Todsünden im Radio

Makeitso: Absolute Zustimmung! Wir "Macher" werden viel zu oft unterschätzt. Auch mir graut es jedes Mal, wenn die Musik bis zum bitteren Ende ausläuft und dann ein Mod. ohne jedes Taktgefühl einfach "draufquatscht" und gleich mit dem Thema loslegt. Mir fallen auch immer wieder Interviews auf, bei denen elementare Fehler gemacht werden, und ich frage mich, ob den PDs das wirklich so egal ist? Alle schreien immer, wenn die MA rauskommt und man mal wieder verloren hat, ist aber nicht bereit, auch mal vor seiner eigenen Haustür zu kehren.
So viele Programme könnten richtig gut sein, wenn sie ihr Handwerkszeug beherrschen würden. Und ich rede hier nicht von Klitschen, sondern von ÖR-Programmen.
 
AW: Todsünden im Radio

Mir fällt die verquaste, weltfremde Sprache bei den Öffentlich-Rechtlichen immer mehr auf: da versuchen Endvierziger nochmal dem Rest der Welt klar zu machen, wie jung und gleichzeitig gebildet sie doch sind. Das geht natürlich schief. Abschreckendste Beispiel ist wohl Wolfgang Heim - ein an sich guter Journalist, den nur keiner der Kollegen kritisch gegenhört - von SWR1-Leute. Eine Kostprobe: "Wir haben´s jetzt acht vor halb elf, jetzt kommen zwei Musiken, dann der Verkehr, und dann schauen wir uns Ihr Leben mal genauer an..."
 
AW: Todsünden im Radio

da versuchen Endvierziger nochmal dem Rest der Welt klar zu machen, wie jung und gleichzeitig gebildet sie doch sind

Naja, mein "Haussender" NDR2 hat da andere Moderatoren im Angebot...junge Leute, die leider nichts von ihrer Bildung sehen lassen. Man kann Studenlang Radiohören, und die Einzige Konjunktion, die man hört, ist ein <<und>>" Wenn man Glück hat, kommt noch sehr selten mal ein <<aber>> dazwischen, sonst ist die Sprache sehr simpel. Volksverblödung via Radio würde ich sagen, wenn ich böse sein wollte!
 
AW: Todsünden im Radio

guter thread.
ich darf mich mal gerade zum thema handwerkliche fehler aus dem nachbar-thread zitieren:

"...nichts anderes macht auf seine weise bpsw. auch arnd zeigler von bremen vier, indem er seine stimme nach oben hin vergaloppieren lässt und findet sich vermutlich ganz cool dabei.
(er ist leider nicht der einzige bei bremen vier. auch marcus rudolph und jens-uwe krause heben ihre stimmen am ende des satzes immer an. anscheinend taugt der sprechtrainer von rb nichts.)"
 
AW: Todsünden im Radio

Besonders beliebt bei vielen Radiomoderatoren ist auch: "Ich würde sagen,....."
Sag's doch einfach!
 
AW: Todsünden im Radio

Moderator schrieb:
Gerade wieder bei einem öffentlich-rechtlichen Sender gehört:
Eine wirre Anmoderation für einen Beitrag, keine Abmoderation, statt dessen eine lieblos gefahrene Blende, und das Bett unter dem Beitrag stand noch etwa drei Takte weiter.
Immer öfter werde ich Zeuge dieser Todsünden, die sich auch in aprupten Moderationen zeigen. Bin ich der einzige, dem das auffällt?

Meines Wissens nach braucht ein guter Beitrag keine Abmoderation, sie sollte sogar vermieden werden. Blieben Fragen offen, war der Beitrag schlecht. Maximum ist die Nennung des Sprechers/Redakteurs, wenn nicht schon vorher geschehen. Die schlechte Blende zeugt ja dann von Faulheit (oder Automation), wenn nichtmal das Ende vorgehört wird.
 
AW: Todsünden im Radio

Radiocat schrieb:
Hört Euch Antenne 1 zu Stuttgart an, da ist das ganze "Programm" eine einzige Panne!

Zustimmung! :)

Aber auch am Montag im SWR1-Kopfhörer eine Todsünde: Der Moderator verkündet die Gewinner eines Gewinnspiels, dessen Frage sich um den ersten Hit von Annett Louisan drehte. Die Mod verlief etwa so:

"Es war natürlich 'Das Spiel' und den spiel ich auch gleich, vorher aber die Gewinner: Horst Schmidt, aus Stuttgart, Detlef Müller aus [...]! Und jetzt ein Mann, der Hits wie Cocaine geschrieben hat, ein echter Gitarrenvirtuose, hier ist J.J. Cale!"

Dann lief etwa 10-15 Sekunden J.J. Cale und dann brach der Moderator ab, quatsche, wie blöd er doch sei und dass er uns ja "Das Spiel" versprochen habe... AAARGH!

(Nach "Das Spiel" kam übrigens - ihr werdet's nicht erraten - J.J. Cale :rolleyes: )
 
AW: Todsünden im Radio

Coldplay: Das ist keine Sünde, sondern klingt nach einer Panne. Panne ist natürlich auch eine Totsünde. Aber ich wollte das mal der Vollständigkeit gesagt haben.

Und nein! Abmoderationen müssen/ sollten nicht immer vermieden werden. Zum Beispiel dann, wenn man zum gerade gehörten Thema noch eine Servicemeldung hinterher schieben will, wie: Wer das Buch kaufen will, seit heute gibt's das im Buchhandel, erschienen im xy-Verlag und kostet 19,90
 
AW: Todsünden im Radio

Redaktionelle Beiträge mit musikalischen O-Tönen oder Auschnitten und drunterliegendem Musikbett.

Fällt mir immer wieder bei hr3 auf. Mag sein, dass das einzige Hit-Dudler ist, den ich kenne, der noch sowas wie redaktionelle Beiträge bringt. Trotzdem ist es in der Form einfach nur nervend und für mich Grund zum Abschalten.
 
AW: Todsünden im Radio

Sachsenradio2 schrieb:
Und nein! Abmoderationen müssen/ sollten nicht immer vermieden werden. Zum Beispiel dann, wenn man zum gerade gehörten Thema noch eine Servicemeldung hinterher schieben will, wie: Wer das Buch kaufen will, seit heute gibt's das im Buchhandel, erschienen im xy-Verlag und kostet 19,90
Ich würde es vom Beitrag abhängig machen, ob eine Abmoderation Sinn macht oder nicht.
 
AW: Todsünden im Radio

Eine der größten Sünden ist es Beiträge abzufahren, die nicht den aktuellen Stand der Dinge wiedergeben. Ein ganz negatives Beispiel dafür auf WDR 2 vor einigen Wochen im Morgenmagazin: Da kündigte Helmut Rehmsen einen Beitrag an, in dem sich mehrere schottische Städte um die Tatsache stritten, Herkunftsort des Chefingenieurs Montgomery Scott vom Raumschiff Enterprise zu sein. Der Beitrag war durchaus gut bis sehr gut gemacht (viele O-Töne, lustige Einspieler mit TV-Tönen aus der Serie), aber: Weder in Anmod, Beitrag oder Abmod (ja, auch die gab es) wurde die Tatsache erwähnt dass der Schauspieler James Doohan kurz zuvor das Zeitliche gesegnet hat. Der Beitrag war vielleicht wegen des Sommerlochs auf Halde produziert - nur dann muss ich den aktuellen Stand als Moderator irgendwie einbringen...
 
AW: Todsünden im Radio

Aber liebes Sachsenradio2, nachdem der Titel schon gelaufen ist, hätte man ihn ja wenigstens zu Ende spielen können und anschließend eine Mod à la "So, das war J.J. Cale und jetzt - wie versprochen - Annett Louisan" starten... Aber nicht den Titel nach 20 Sek. einfach abwürgen... tststs... ;)
 
AW: Todsünden im Radio

Gern genommene Todsünde: Bei Livesendungen oder Schaltungen, z.B. von Stadtfesten, auf die Beschreibung des dortigen Geschehens zu verzichten, weil der Reporter es ja sieht und vergißt, daß dem Hörer dies nicht vergönnt ist. Da wird dann auch gern mal ein paar Sekunden geschwiegen... :D
 
AW: Todsünden im Radio

Meine Intention zu diesem Thread geht auf Dinge zurück, die Arsenio geschildert hat. Wenn (hauptsächlich) Moderatoren ganz offensichtlich ihr Handwerk (!) nicht beherrschen.

Ich höre es immer öfter (besonders bei hr 1), daß:
- schiefe Blenden gefahren werden
- ständig von "ich" die Rede ist ("Ich sprech gleich...")
- Moderationen kreuz und quer durch Themen springen
- in einem Mod-Break mehrere Topics auftreten (z.B. Musikmod und Gewinnspiel)

Es scheint mir da an elementaren Grundlagen zu mangeln, und ich frage mich manchmal wirklich, wie man ein solches Programm machen, und es vor allem (als PD) auch erlauben kann.
 
AW: Todsünden im Radio

Sofern noch Beiträge, oder was man dafür hält, gesendet werden: Ungern aber oft gehörte Todsünde ist das inhaltliche Vorwegnehmen beim Antexten eines O-Tons, "damit's wirklich klar wird".
 
AW: Todsünden im Radio

Die Aufzählung der vielen Todsünden (ich unterschreibe alles, was dazu in diesem Thread gesagt wird), und die Klage darüber, wie häufig sie begangen werden, lassen befürchten, dass der Rundfunk in Deutschland sich bald in sein eigenes Grab gesendet haben wird.
Nur muss man aufpassen: Hier werden Todsünden aus der Sicht der "Macher" diskutiert. Fragt mal nach Todsünden aus der Sicht der Hörer. Da werden Blenden, Ramps und holprige Mods vielleicht nicht an vorderster Stelle auftauchen, dafür aber nervige Gewinnspiele, Claims und Teaser, auch wenn sie technisch noch so perfekt gemacht und eingesetzt werden.
 
AW: Todsünden im Radio

Eine der schlimmsten Totsünden ist es, wenn man 2min. vor den Nachrichten noch einen 4min. Titel startet und ihn dann wieder abwirkt. Passiert bei den ÖR's immer wieder.
 
AW: Todsünden im Radio

...oder sich dazu berufen fühlt, Songs wie "The Boxer" grundsätzlich 30 Sekunden vor Ende zu übersprechen... :wall:
 
AW: Todsünden im Radio

Todsünde "mangelnde Authentizität". Besonders oft bei den "gute-Laune-Machern".....
Da das akustische (und somit emotionale) Medium Radio immer mehr transportiert als das, WAS die Sprecher/Mods sagen, ist es ganz böse, wenn man merkt, daß sie ihre Sprüchlein nur gut auswendig gelernt haben.
Künstlichkeit, die nur rational aufgesagt daherkommt im festgelegten Sprechstil.

Dazu zum Kapitel: "merkt ja keiner" oder "versendet sich" - klar, bewußt kriegen das viele Hörer nicht mit, aber es entsteht ein atmosphärischer Gesamteindruck, der unterschwellig bei jedem ankommt - und wirkt. Das gilt natürlich auch für mangelende Musikalität beim Fahren, doppelte Musikbetten oder andere handwerkliche Auas.... ;)
 
AW: Todsünden im Radio

Oh ja, ich liebe es, wenn sich die beiden unvermeidlichen Kontrahenden der Morningshow - gaaanz spontan - eine totaaal witzige Situation zusammenstümpern.... Macht man sehr gerne beim hr.
 
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