Tour de France im Radio

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Zitat:
Und der Vorschlag von Angermann wäre ungefähr genauso sinnvoll wie die Idee, dass alle Fahrer einen Anti-Doping-Button tragen.

Diese Logik verstehe ich grad nicht.

Weil auch das mal wieder kein konsequentes Zeichen gewesen wäre. Was soll das, einen Tag aussteigen und dann weitermachen? Was hätte eine solche Maßnahme denn mehr als Symbolcharakter?

Aber klar, die können auch für einen Tag aussteigen, dann singen Lance Armstrong und Alex Winokurow noch zusammen eine Benefizsingle mit dem Titel "Free like a Bird", jeder Fahrer trägt einen Anti-Doping-Aufkleber und die Räder werden frisch gewaschen, damit die sich selbst einreden können, sie würden ja massiv gegen Doping kämpfen.

Sorry, aber den Leuten ist echt nicht mehr anders zu helfen. Ich hab´s an früherer Stelle bereits gesagt: Dem Radsport ist meiner Meinung nach nur noch zu helfen, indem er komplett vor die Wand fährt. Sollen die TV-Sender aussteigen, die Sponsoren abspringen, dann gibt es VIELLEICHT eine Chance, dass auch die Beteiligten, die im System stecken, begreifen, dass es einen echten Neuanfang geben muss, damit dieser Sport in einem langen Prozess etwas Glaubwürdigkeit zurückholt, von der mittlerweile nullkommanull übrig ist.
 
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Nur, um das für mich mal klar zu kriegen: Schreiben hier Journalisten oder ist hier gerade Stammtisch!?
So viel undifferenziertes, pauschales Gewäsch würde ich am Stammtisch durchgehen lassen, wenn so aber Journalisten denken, wird mir um unsere Zunft Angst und Bange.
Häme ist zwar durchaus angebracht, ich fürchte nur, mehr als Häme ist es bei vielen auch nicht. Und das, weil die bösen Radfahrer grundlos dopen...
 
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Um mal einen Begriff aus einer anderen Sportart zu bemühen: Das war ein Eigentor, liebes Sachsenradio2, wie es dir in so manchem anderen Thread auch bereits unterlaufen ist.
Ich habe deine Ausführungen lange mitgelesen und bin doch sehr erstaunt wie undifferenziert du den Ausstieg siehst.
Sinkewitz wurde bei den Trainings zur Vorbereitung auf die Tour de France erwischt. Wer bereits in der Vorbereitung auf das eigentliche Ereignis zu Leistungssteigernden mitteln greift möchte die Veranstaltung selbst schon mit unlauteren Mitteln für sich entscheiden. Soviel ist Fakt.
Weiter kann man nur noch darüber spekulieren ob er diese Mittel auch während des Rennens angewendet hätte und dort eventuell aufgefallen wäre oder nicht. Der Grundgedanke des Betrügenwollens ist hier der Entscheidende der zählt.
Die Sache schon mal von der Seite betrachtet? Allerdings scheint ja nur ein Doping während der Veranstaltung echter Betrug für dich zu sein, ich bedaure dich für so eine (mal wieder) engstirnige Sichtweise.
 
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Das Thema des Fadens heißt ja "Tour de France im Radio" - nur mal so, zur Erinnerung.
Und da gibt es nach den letzten spektakulären Tagen für mich die Feststellung, dass die meisten Sender die Ereignisse als Steilvorlage für Comicals und hämische, spöttische, und in der Regel auch stets moralisierend-besserwisserische Moderationen nehmen.
Ganz selten wird bei der Tourberichterstattung ernsthaft die Rolle der Medien thematisiert.
Wenn es immer heißt, den Saustall (Radsport) müsse man endlich ausmisten, dann zeigen die Finger auf Fahrer, Funktionäre, Teams und Sponsoren. Mal ganz hypothetisch gefragt: Wie würde es eigentlich weitergehen, wenn sämtliche Medien (Radio, Fernsehen, Zeitung, Zeitschriften) sich einigen würden, weder in Wort noch in Bild von Radsportereignissen zu berichten, an denen auch nur ein Profi mitfährt, der jemals in seiner Karriere beim Doping erwischt wurde?

Ich will damit sagen: Unter denen, die die Mittel haben, den Saustall auszumisten, sind die Medien vielleicht diejenigen mit der größten Mistgabel.
 
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@SR2,

hmm, ich bin jetzt etwas verwundert, denn eigentlich sollte ich mich von deinem Angriff nicht angesprochen fühlen, habe aber das Gefühl, dass du tatsächlich mich meinst mit "Gewäsch", "undifferenziert" und "Stammtisch".

Ehrlich gesagt könnte ich das nur als (um mal beim Thema dieses Threads zu bleiben) sofortigen Ausstieg aus der Debatte interpretieren, und zwar auf intellektueller Ebene.

Ich denke, es lässt sich relativ leicht nachlesen, dass ich zu diesem Thema auf den letzten Seiten einige sehr lange und auch differenzierte Beiträge geschrieben habe. Von daher wäre etwas mehr Contenance wünschenswert.

Abgesehen davon war der letzte Absatz meines letzten Postings überhaupt nicht hämisch gemeint, sondern spiegelt tatsächlich meine Meinung wider, dass dieser Sport (dessen Niedergang ich als eigentlicher Fan auch überhaupt nicht hämisch sondern bedauernd beobachte) einen Totalschaden a) verdient und b) auch benötigt, um ENDLICH ENDLICH ENDLICH einen glaubwürdigen Weg einzuschlagen.

Ich dreh mich jetzt aber nochmal rum und stell mir vor, dass ich nicht von dir gemeint war...
 
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Wer sich davon angesprochen fühlt - muss jeder selbst wissen.
Ich kann immer noch nicht das hier nachvollziehen:
Die Sache schon mal von der Seite betrachtet? Allerdings scheint ja nur ein Doping während der Veranstaltung echter Betrug für dich zu sein, ich bedaure dich für so eine (mal wieder) engstirnige Sichtweise.
Ist es nicht, wie kommst du darauf?! Es ist nur kein wirklicher Grund, auszusteigen, weil, wie ich schon sagte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden konnte von vornherein, dass es während der 3 Wochen irgend einen Dopingfall von der Tour oder auch Tests von davor auftauchen wird.
Warum hat die ARD nicht beispielsweise den positiv getesteten Kessler zum Anlass genommen zu sagen: Wir übertragen nicht! ? Das mit dem Fall Sinkewitz war doch nur ein willkürlicher Grund, den möglicherweise Struve aus dem Bauch heraus zum Anlass genommen hat.
Aber ich glaube, das will hier keiner verstehen. Die Kriterien, die die ARD anwandt, sind für mich nicht nachvollziehbar.
Für mich ist auch nicht nachvollziehbar, warum zumindest hier kaum einer den Ausstieg kritisch sieht und alle in das allgemeine Geheul einstimmen: Richtig so, die Medien müssen es denen jetzt zeigen.
DIE Medien, die genau das Doping in dem Maße maßgeblich provozierten, die einen 2. Platz bei einer Etappe als Niederlage verkaufen, die Medien, die einen 2. Platz nicht zu würdigen wissen. Diejenigen, die Ullrich verspotteten, weil er Armstrong nicht paroli bieten konnte und statt dessen nur Platz 2, 3 oder 4 erreichte.

Beispiel gefällig? Wäre der Doping-Sumpf grad nicht, würden die Medien titeln: Gerolsteiner fährt der Form hinterher. Gerolsteiner noch immer ohne Sieg. Bei Gerolsteiner liegen die Nerven blank. Markus Fothen hat Etappensieg verpaßt.

Und jene sagen auf einmal: Macht euren Dreck alleene!?
Wie wäre es für uns Medienschaffende mit etwas Selbstkritik?
 
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Inwiefern Selbstkritik? Sind hier Sportreporter zugange?

Natürlich kann man hinterfragen, in welcher Art und Weise der öffentlich-rechtliche Rundfunk bis jetzt mit dem kommerziellen Sport umgegangen ist; ich hoffe durchaus, daß diesbezüglich die Einschläge auch andere Sportarten erreichen. Natürlich ist zu fragen, warum sie sich überhaupt wieder mit der Tour de Farce abgegeben haben. Aber welche Rolle spielt es dabei, wie die Hierarchen begründeten, was ich für nichts weiter halte als die Korrektur dieses Fehlers?

Übrigens: Es ist ein etwas zu deutliches Zeichen dafür, ein Fan und kein neutraler Beobachter zu sein, wenn man Fahrer mit Kosenamen bezeichnet („Ulle“, „Wino“ usw.). Da möchte ich dann doch an den Friedrichs-Spruch mit der Sache und dem sich gemein machen erinnern. Und wenn die kontroverse Diskussion etwas anderes ausdrücken soll als die Absetzung der Direktübertragungen, dann wäre es hilfreich, nicht diesem Quark immer weiter zu treten.
 
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Nee es bringt nix, haste Recht. Hier dreht sich alles im Kreis. Ob ich "Ulle", "Wino" oder "Ullrich" und "Winokurow" sage, spielt nach meinem Dafürhalten keine Rolle. Ich sage auch "Rudi" und nicht "Scharping". Deshalb bin ich aber kein Fan von ihm.
Ich meine auch unterscheiden zu können, wann ich als enthusiastischer Fan spreche oder als Journalist. Und ich bin überhaupt kein Freund davon, pauschal und ohne genaueres Hinsehen in das allgemeine Geheul einzustimmen. Im Gegenteil, es macht mich eher wütend. Da es im Nachhinein keinen Unterschied macht, ob die ARD zu dem oder dem anderen Zeitpunkt ausgestiegen ist und ich eh nicht in die Entscheidungsstrukturen blicken kann, beende ich für meinen Teil die Diskussion. Es ist alles gesagt.

PS. Mit Selbskritik meine ich, die Rolle der Medien damals wie heute zu betrachten. Und "uns" als Teil der Medien. Vielleicht ist hier ja auch einer, der einmal berichtete, dass Ullrich "erneut enttäuschte" und nun die Dopingpraktiken anprangerte.
 
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Also Sachsenradio,

ich neige allmählich dazu, an dir zu verzweifeln. Du hängst dich am Sinkewitz auf als ob keiner dazu etwas Substantielles zu sagen hätte. Ich habe versucht, dir meinen Standpunkt deutlich zu machen, dass der "Fall Sinkewitz" alles andere als ein willkürlicher war. Eine Einschätzung, die sich übrigens durch viele Kommentare zieht (und zwar längst nicht nur bei den ARD). Interessant nur, dass du dich beschwerst, hier würde nicht auf deine Argumente eingegangen, um anschließend unbeirrt von außen wie auf einer Radbahn argumentativ im Kreis zu fahren und auf diesen Punkt zum Beispiel mit keinem Wort einzugehen.

Und aus der berechtigten Frage, ob die Nähe von übertragenden Sendern (ein Problem, das ja nicht nur die ARD im Radsport betrifft) zu groß war, ergibt sich mitnichten die Konsequenz, dass man eine völlig korrupte, durchkriminalisierte Sportart auf Gedeih und Verderb bis ins Letzte weiter unterstützen muss.

Du solltest nicht vergessen, dass kein Journalist Blutbeutel transportiert, Spritzen gesetzt oder Harnblasen gesäubert hat. Kurz gesagt: Hör bitte auf, den Bock zum Gärtner zu machen.

Interessanterweise berichtet übrigens die Sportbild in ihrer aktuellen Ausgabe, dass 72% der Radsportfans den Ausstieg der Öffis begrüßen (und da war Winokurow noch gar nicht publik), wie überhaupt mal wieder die BILD Nach den Ereignissen der letzten Woche einen interessanten Stimmungswechsel durchlebt. Jetzt fordern sie wieder, die Tour de "Farce" zu beenden.
 
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Nur um mal ganz kurz zu einem entfernten Radiobezug zu kommen:
Heute vor genau zehn Jahren (27.7.1997) hat Jan Ullrich die Tour gewonnen."Quäl dich, du Sau!"
Ich nehme an, dass nicht ganz so groß gefeiert wird (auch mit Beiträgen), wie bei einem normalen Tourverlauf, oder?
 
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Keek, ich hänge mich nicht auf. Auch nicht an Sinkewitz. Wie gesagt: Im Nachhinein ist es völlig Wurscht, wann die ARD ausgestiegen ist. Ausgestiegen wäre sie wohl so oder so. Ich mache auch nicht den Bock zum Gärtner und behaupte, "die Medien" persönlich hätten den Sportlern die Spritzen gesetzt. Wenn aber durch Berichterstattung unglaublicher Druck auf die Sportler ausgeübt wird, und durch den Sponsor, ist für mich Doping nicht überraschend.
Wie sah denn die Vor-Tour-Berichterstattung die ganzen Jahre aus? Über Ullrichs Gewicht wurde gerätselt, die Medien wussten, dass er falsch trainiert, Ullrich hier und da. Und da wundert ihr euch, dass er dopt, zum Beispiel um Armstrong "endlich" zu schlagen und nicht der ewige Zweite zu sein?
Es ist doch eine Frage der journalistischen Ethik, überhaupt eine Frage des Selbsverständnis des Sportjournalismus.
Mit Verlaub, mir will sich noch immer nicht erschließen, wie Sender, die in epischer Breite, distanzlos über die Tour berichteten und sich gar finanziell bei einem Team engagierten, jetzt sagen: Macht euren Dreck allein.
Ich finde, um mal vom Tour-Ausstieg der ARD weg zu kommen, der Sportjournalismus sollte seine Rolle überdenken. Und sich vielleicht auf das zweite Wort dieses Begriffes besinnen. Ich kann mir nur nicht recht vorstellen, wie zum Beispiel ein Weißbier-Waldi im Zaum gehalten werden kann.

Um es auf den Punkt zu bringen: Besonders die ARD hat bei mir an Glaubwürdigkeit bezüglich des Radsports stark verloren. Zumal sich die ARD selbst in keinerlei Selbstkritik übt. Die Vergangenheit wird zumindest öffentlich nicht erwähnt, was eigene Verfehlungen angeht. Sie hätte aber die verdammte Pflicht zu sagen: Sorry, das war auch von unserer Seite aus nicht gut gelaufen.

Interview mit dem Chef der Deutschlandtour bei Spiegel-Online:

SPIEGEL ONLINE: Sie haben also kein Verständnis für den Ausstieg?

Rapp: Es war sicherlich eine schwierige Entscheidung. Ich kann es schon verstehen, dass die ständigen Dopingmeldungen die Entscheider entmutigt haben. Ich habe die Berichterstattung aber als kritisch und aufschlussreich empfunden. Das kann man von Sat.1 so nicht behaupten.

SPIEGEL ONLINE: Der Privatsender wäre für sie also keine Alternative für die Übertragung der Deutschlandtour?

Rapp: Das Thema ist für uns nicht aktuell.

SPIEGEL ONLINE: Gucken Sie sich das Ende der Tour de France überhaupt noch an?

Rapp: Klar, der Fernseher läuft nebenbei. Ich hätte sie allerdings lieber live in der ARD gesehen.
Mir ist durchaus klar, dass er gewisse Interessen vertritt... Das nur zur Kenntnis.
 
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Also die Theorien werden ja immer geiler.

Wenn ich dich richtig verstehe sind die dopende Fahrer im Prinzip die Opfer des durch die Medien entfachten Leistungsdrucks. Also nur durch das große öffentliche Interesse und die damit verbundene Berichterstattung fühlten sich die Radfahrer animiert, ja gerade zu gezwungen, zu dopen. Worauf sie sonst natürlich NIEMALS gekommen wären.

Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen medialer Aufmerksamkeit, daran gekoppelten Sponsorengeldern und daraus resultierendem Leistungsdruck, aber das als Rechtfertigung für kriminelle Handlungen zu nehmen ist absurd, absurd, absurd.

Du verlangst quasi, dass man Doping als Folge des öffentlichen Interesses an der Sportart akzeptiert, das ist wirklich Schwachsinn.

Zumal sich die ARD selbst in keinerlei Selbstkritik übt. Die Vergangenheit wird zumindest öffentlich nicht erwähnt, was eigene Verfehlungen angeht. Sie hätte aber die verdammte Pflicht zu sagen: Sorry, das war auch von unserer Seite aus nicht gut gelaufen.

Meine berufliche Erfahrung sagt mir übrigens, dass solche Diskussionen (egal in welcher Redaktion, ob ör oder privat) geführt werden. Ich weiß nicht, ob die ARD nun um öffentliche Absolution bitten muss. Letztendlich bleibt für mich unterm Strich übrig: Da kann man kritisieren, gerne auch heftig, aber bittebittebitte nicht vergessen, dass die Verbrecher in diesem Fall auf Sätteln und nicht in Ü-Wagen saßen und auch die übertragenden Medien zum einen gehörigen Grad Opfer von inzwischen in großer Zahl überführten Betrügern und Lügnern sind.
 
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Keek, warum unterstellst du mir etwas, was ich nie gesagt und auch gemeint habe?
Wenn ich dich richtig verstehe sind die dopende Fahrer im Prinzip die Opfer des durch die Medien entfachten Leistungsdrucks. Also nur durch das große öffentliche Interesse und die damit verbundene Berichterstattung fühlten sich die Radfahrer animiert, ja gerade zu gezwungen, zu dopen. Worauf sie sonst natürlich NIEMALS gekommen wären.
Du verstehst mich falsch! Wo bitte liest du das "nur" raus?
Übrigens ist das nicht "meine" Theorie sondern es ist mit Grund, MIT Grund, dafür.
Ich verlange auch nicht, dass die ARD öffentlich um Absolution bittet. Ich bemerke aber bei keinem der Beiträge der Medien, bis auf solche Interviews von mittlerweile Außenstehenden, wie sie in der taz stehen oder wie es auch Klaus Angermann bei Eurosport gab, nur einen Anflug von Selbstkritik.
aber das als Rechtfertigung für kriminelle Handlungen zu nehmen ist absurd, absurd, absurd.
Ich nehme es überhaupt nicht als Rechtfertigung.
Ich sagte:
Und da wundert ihr euch, dass er dopt, zum Beispiel um Armstrong "endlich" zu schlagen und nicht der ewige Zweite zu sein?
Dabei geht es nicht darum zu sagen, dass die Medien die Alleinschuldigen sind. Natürlich hat niemand Ullrich gebeten, zu dopen. Mir geht es aber um die Rolle der Medien, die aktuell nicht beleuchtet werden. Sollten die Medien nicht überdenken, ob sie in der Vergangenheit Fehler gemacht haben? Sollten sie daraus nicht auch ihre eignen Schlüsse ziehen, um diese künftig zu vermeiden? Speziell der Sportjournalismus ist doch für seine relativ schlechten journalistischen Kompetenzen bekannt. Unkritisch, undistanziert, unsinnige Fragen zum Beispiel nach Ende eines Fußballspiels...

Wäre es nicht gerade auch ein guter Zeitpunkt, den Sportjournalismus an sich zu überdenken? Schwierig nur, wenn viele pensionierte Spitzensportler, teilweise ungelernt, in diese Maschinerie integriert werden. Wie könnten sich beispielsweise die Eurosport-Kommentatoren objektiv mit der Dopingproblematik auseinandersetzen, wenn mit ihnen zusammen ein ehemals Aktiver mit kommentiert?
 
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Ich kann nur wirklich nicht verstehen, wie du mit unversöhnlicher Härte einen Feldzug gegen die Medien im Allgemeinen und die ARD im Besonderen führst, gleichzeitig ständig irgendwelche Erklärungen, Entschuldigungen für die Fahrer suchst und mehrfach ja auch, wenn ich mich recht entsinne, gefordert hast, man hätte trotz der Skandale weiter übertragen müssen/sollen.

Das meine ich mit "Bock zum Gärtner" machen und mir scheint, dass du (nicht nur etwas) die Relationen aus den Augen verloren hast.

Egal wie unkritisch, undistanziert, unsinnig die Medien zum Radpsort stehen/standen. Das als Begründung, und auch nur teilweise, zu nehmen, zeigt nur die gleichen Mechanismen auf wie es sie schon lange zu geben scheint. Es ist doch scheißegal, ob Journalisten nie eine kritische Frage stellen. Natürlich ist es das nicht aus medialer und journalistischer Sicht, aber das kann doch um Himmels Willen keine Rechtfertigung für Dopen sein.

"Naja, das stand ja kein Polizist vor der Bank, also hab ich sie ausgeraubt. Und im Grunde ist daran ja die Polizei schuld, weil sie den Überfall weder verhindert noch darauf hingewiesen hat, dass sowas illegal ist" So kommen mir diese Argumente vor.

Es wird die ganze Zeit so getan als wäre es nie so weit gekommen, wenn die ARD nur den Seppelt schon früher von der Leine gelassen hätte. Es wäre vor allem nie so weit gekommen, wenn die Spinner nicht schon vor Jahrzehnten (und zwar vor millionenschweren Übertragungsrechten) angefangen hätten, sich mit jedem Scheiß vollzupumpen und dieses System über Jahrzehnte zu perfektionieren.
 
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Das als Begründung, und auch nur teilweise, zu nehmen, zeigt nur die gleichen Mechanismen auf wie es sie schon lange zu geben scheint. Es ist doch scheißegal, ob Journalisten nie eine kritische Frage stellen. Natürlich ist es das nicht aus medialer und journalistischer Sicht, aber das kann doch um Himmels Willen keine Rechtfertigung für Dopen sein.
Es ist scheiß egal, wenn Journalisten ihrer Pflicht nachkommen oder nicht?
Wer hat hier was von Rechtfertigung gesagt?
Ich erwarte insbesondere von öffentlich-rechtlichem Rundfunk guten Journalismus. Da haben die Medien im Allgemeinen und die ARD im Besonderen versagt. Niemand hat irgend ein Radteam unterstützt, obwohl Doping schon immer ein Problem im (Rad-)Sport war, außer die ARD.
Die ARD hat nicht nur Seppelt nicht früher "von der Leine" gelassen, er stand, was man so liest, kurz davor, von der ARD verstoßen zu werden. Das aber nur als Randnotiz.

Offenbar hast du wenig Kenntnis, wie Leistungssport funktioniert.
Die Tour de France und der Radsport besonders ist die moderne Form des Gladiatorenkampfes. Auch da wurde gedopt. Auch bei der antiken Olympiade. Gedopt wurde immer, um dem Volk mehr Sensationen und Belustigung zu bringen.
Sport und Zuschauer, im Besonderen vermittelt durch Medien, bedingen einander.
Nehmen wir doch den Ullrich-Hype zur Hilfe: Ullrich war ein begnadeter Radsportler in der Amateurklasse, wird Profi, fährt die Tour de France als Helfer von Riis. Riis gewinnt, wie wir inzwischen wissen, die Tour auch durch Doping, Ullrich bekommt von Riis Tipps, wie er auch so gut fahren kann.
Die Medien kommen aus dem Jubeln nicht mehr raus, die Tour hat einen Helden, der Radsport in Deutschland boomt. Ein Jahr später hat die Tour wieder einen Helden, wieder Jan Ullrich. Die Quoten schnellen in die Höhe, die Vereine können sich vor Neuanmeldungen nicht mehr rette, sogar die Deutschlandtour wird im Hype wieder belebt.
Jan Ullrich ist unter Druck, ist zum Siegen verdammt. Andere deutsche Radsportler auch. Das Team fährt für Ullrich und um ihn möglichst lange auf einer Bergetappe und auch sonst zu unterstützen, müssen die Fahrer gut fahren. Die Medien und Zuschauer jubeln weiterhin begeistert, die ARD will Teil haben am Erfolg, wird Mitsponsor des Teams.
Nun aber stinkt der Radsport. Die Medien lassen den Sport fallen wie einen stinkenden Fisch, üben sich in Kritik und überbieten sich förmlich in Enthüllungsstories, die ARD gründet gar eine "Dopingredaktion" und erwähnt mit keinem Wort, dass sie das Tabu, Fragen zum Doping nicht zu stellen, akzeptierte. Ullrich ist der geschlagene Hund und all seine Helfer gleich noch mit. Nicht genug des unkritischen Journalismus: Fahrern wie Zabel wird gar ein Honorar gezahlt, damit sie auch brav und möglichst 5 cm hinterm Zielstrich dem ARD-Publikum artig die Etappe schildern.
Gehst du bis hierher mit mir mit, keek?
Ich werte hier keinesfalls moralisch Ullrichs Fehlverhalten, schon gar nicht sein aktuelles.
Ich habe aber menschlich Verständnis dafür, dass Spitzensportler in Drucksituationen Fehler machen und versuchen, noch schneller zu fahren. Natürlich ist es absolut eklig, wenn sich Sportler selbst gesundheitlich zu Grunde richten. Ich verfolge mit Sarkasmus das, was gerade passiert.
Aber du willst doch nicht in Abrede stellen, dass möglicherweise wir alle, ob Journalisten oder Zuschauer, zum Höhepunkt des Deutschen Radsport-"Erfolges", auf einem Auge blind waren? Und die Spanier es wohl immer noch sind?
Gab es eine Schlagzeile, die sich über Ullrichs Leistungsexplosion gewundert hatte? Jeder vermutete, Armstrong war gedopt. Niemand vermutete das bei Ullrich?
Die Medien sind MIT Schuld. Und letzten Endes auch die Zuschauer.
Und natürlich die Sponsoren, die Siege sehen wollten.
Und so ist es nicht nur im Radsport.
Ich finde es absolut richtig, was jetzt in Sachen Dopingberichterstattung passiert. Aber ich finde nicht richtig, dass sich offenbar die Medien aus der Verantwortung stehlen. Ohne die Medien, ohne das live gezeigte Spektakel, wäre Doping in dem Ausmaß, wie es sich jetzt andeutet, nicht möglich gewesen.
Willst du das bestreiten?
 
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Ach Mann Junge,

du tust so als ob es das Dopingproblem erst seit dem medial entfachten Radsportboom in Deutschland gibt. DAS ist lächerlich.

Und auch wenn Medien über bestimmte Dinge hinweggesehen haben und man bestimmte Dinge kritisch hinterfragen sollte (WAS ICH HIER SCHON MEHRFACH GESCHRIEBEN HABE)

DANN IST ES TROTZDEM RICHTIG, DASS SIE AUSGESTIEGEN SIND, WEIL DAS AUSMASS, WIE ES ZULETZT ZUTAGE TRAT ÜBER JEDES LEVEL HINAUSGEGANGEN IST.

Der arme Ullrich, der dopen musste, weil ihn alle siegen sehen wollten??? Hör doch bloss mit dem Quatsch auf. Der Typ hat Millionen damit verdient, dass er betrogen und gelogen hat. Glaubst du ernsthaft, dass es überhaupt ein Fahrer innerhalb der letzten 10, 15 Jahre in die Weltspitze geschafft hat ohne zu dopen? Glaubst du das wirklich noch?

Die Medien lassen den Sport fallen wie einen stinkenden Fisch? Alles, was zutage tritt, belegt, dass in diesem "Sport" eine unfassbare kriminelle Energie vorhanden ist und du redest immer noch als müsste man die ganzen armen Kerle, die sich zu wahrscheinlich 99 Prozent seit x Jahren gegenseitig decken, belügen, betrpügen und bescheissen, auch noch bedauern?

Ich bestreite überhaupt keine Medienmechanismen und auch keine Fehler der Öffis in Sachen TdF. Deshalb werde ich aber die erste richtige Entscheidung seit Jahren diesbezüglich nicht in Frage stellen. Und nach wie vor auch nicht den Bock zum Gärtner machen.
 
AW: Tour de France im Radio

Ich glaube du willst mich nicht verstehen.
du tust so als ob es das Dopingproblem erst seit dem medial entfachten Radsportboom in Deutschland gibt. DAS ist lächerlich.
Die Tour de France und der Radsport besonders ist die moderne Form des Gladiatorenkampfes. Auch da wurde gedopt. Auch bei der antiken Olympiade. Gedopt wurde immer, um dem Volk mehr Sensationen und Belustigung zu bringen.
DANN IST ES TROTZDEM RICHTIG, DASS SIE AUSGESTIEGEN SIND, WEIL DAS AUSMASS, WIE ES ZULETZT ZUTAGE TRAT ÜBER JEDES LEVEL HINAUSGEGANGEN IST.
Die Medien sind MIT Schuld. Und letzten Endes auch die Zuschauer.
Der arme Ullrich, der dopen musste, weil ihn alle siegen sehen wollten??? Hör doch bloss mit dem Quatsch auf.
Ich werte hier keinesfalls moralisch Ullrichs Fehlverhalten, schon gar nicht sein aktuelles.
Ich habe aber menschlich Verständnis dafür, dass Spitzensportler in Drucksituationen Fehler machen und versuchen, noch schneller zu fahren. Natürlich ist es absolut eklig, wenn sich Sportler selbst gesundheitlich zu Grunde richten.
Von Mitleid ist hier überhaupt nicht die Rede.
Die Medien lassen den Sport fallen wie einen stinkenden Fisch? Alles, was zutage tritt, belegt, dass in diesem "Sport" eine unfassbare kriminelle Energie vorhanden ist und du redest immer noch als müsste man die ganzen armen Kerle, die sich zu wahrscheinlich 99 Prozent seit x Jahren gegenseitig decken, belügen, betrpügen und bescheissen, auch noch bedauern?
Es war auch nie von "Bedauern" die Rede.
Ich bestreite überhaupt keine Medienmechanismen und auch keine Fehler der Öffis in Sachen TdF. Deshalb werde ich aber die erste richtige Entscheidung seit Jahren diesbezüglich nicht in Frage stellen. Und nach wie vor auch nicht den Bock zum Gärtner machen.
Du meinst also nicht, dass die Medien, auch ohne Teamsponsoring, Teil des Systems waren?
Du meinst nicht, dass etwas Selbstkritik gut tun würde, um Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen?
 
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Okay SR2,

ich weiß nicht, wie oft ich dir die letzten beiden Fragen noch beantworten soll.

Alles, was ich sage ist, dass das Doping nicht mit dem Engagement der Medien erfunden wurde. Aber du möchtest das wohl gerne beharrlich anders sehen. Viel Spass.

Da ich von meiner Seite wirklich alles zu diesem Thema gesagt habe, kannst du meine Postings einfach nochmal durchlesen. Ansonsten wünsche ich ein schönes Wochenende.
 
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Das Medienmagazin auf B5 aktuell verstieg sich heute zu der Behauptung, SAT.1 habe mit der Übernahme der TdF-Liveberichte ein "PR-Desaster" erlebt, freilich ohne einen Beleg hierfür zu liefern.

Dann nahm man noch ein (!) Telefoninterview mit Jan Ulrich zum Anlaß, SAT.1 als "den neuen Ulrich-Sender" zu dissen - freilich ohne darauf hinzuweisen, daß "der alte Ulrich-Sender" die ARD war, der an dieser Eigenschaft sogar so viel lag, daß sie sich für teures Geld Exklusivität an Herrn U. kaufte... :mad:
 
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Das Medienmagazin auf B5 aktuell verstieg sich heute zu der Behauptung, SAT.1 habe mit der Übernahme der TdF-Liveberichte ein "PR-Desaster" erlebt, freilich ohne einen Beleg hierfür zu liefern.
Hat Sat.1 das nicht auch, zumindest was die Darstellung von Sat.1 bei ARD&ZDF angeht? :p
 
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In Zusammenhang mit den Ereignissen kurz vorher ist aber auch so schon nicht wirklich positiv über Sat.1 berichtet worden :p
 
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Aus Spiegel Online:
Doch zumindest hat im Peloton teilweise ein Umdenken begonnen, so wie bei den meisten Beteiligten der Tour. Inklusive der Medien, die sie begleiten. Selbst der Ausstieg von ARD/ZDF war hilfreich. Zwar ist es inhaltlich völlig absurd und heuchlerisch, nach Jahren peinlich intimer Zusammenarbeit genau in jenem Moment abzuschalten, in dem Dopingfälle aufgedeckt statt vertuscht werden - aber das Zeichen kam dennoch an. Tagelang wurde das Thema in den französischen Zeitungen diskutiert, Aso-Chef Patrice Clerc und Prudhomme werteten es bei ihrer Erklärung gestern als deutlichen Hinweis, dass sich etwas ändern muss. (mehr...) Die Angst vor einem dunklen Bildschirm sitzt tief.
 
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Nachdem die Tour nunmehr vorbei ist, hoffe ich doch sehr, jetzt mindestens ein Jahr lang von ausgelutschten Wortspielen sich originell wähnender Moderatoren und Kommentatoren verschont zu bleiben.

Die weitere Verwendung von "Tour de Trance" und insbesondere "Tour de Farce" gehört unter Strafe gestellt! :wall:
 
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