Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

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AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Zu dea: Ich kenne natürlich dieses Argument; das habe ich oft gehört von den Windmühlen. ;)

Ich würde es vielleicht nicht so sehr fordern, wenn ich nicht im englischen Radio vorgeführt bekäme, daß es eben doch geht, ohne gleich aufgesetzt oder daneben zu wirken. Die Information wird dort ganz nebenbei und fast lässig fallengelassen, bevor die „eigentliche“ Moderation beginnt. Aber diese Info scheint man zu meinen, dem Hörer schuldig zu sein, also wird sie auch gegeben.

Und bei der genannten Präsentationsform ist es auch nicht schlimm, Titel, „die eng genug rotiert werden“, ebenfalls zu benennen. Denn es könnte immer noch einen Hörer geben, dem man damit tatsächlich was Neues erzählt, wie unwahrscheinlich das auch klingen mag.
 
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Zugegeben: Es mag eine starke Abhängigkeit vom Format geben und dieses muss zwangsläufig, damit das passt, viel mehr auf Information als Dudel setzen. Wenn ich ein Programm mit entsprechend hohem Wortanteil fahre und ohnehin als Moderator zwischen jedem Titel zu hören bin - oder sagen wir besser: zwischen den Informationen ein Titel zu hören ist - dann kann ich die Titelinfo tatsächlich salopp fallen lassen. Das wird niemandem auf den Wecker gehen. Insofern also Zustimmung.

Hier geht es aber um das Dudelradio, also Formate, die ausschließlich auf Lärm setzen. Titelinformation passt da einfach nicht rein. Selbst diese Information stört, weil sie fast die einzige ist, die wirklich vernehmbar ist. Der Hörer trägt dabei ausnahmsweise keine Schuld, weil selbst dir als Moderator muss das einfach blöd vorkommen.
Aber mal ehrlich: Welcher Sender fährt heute nicht mit Sendesoftware, die den aktuell laufenden Titel sowie die History nicht auf der Homepage darstellbar macht?
 
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@hinhörer: Die Briten haben dem deutschen Radio (in diesen Dingen) auch satte zwanzig Jahre Praxis voraus. Und nicht nur dort ist es durchaus üblich, aus einem Titel in eine Thema-Anmod überzugehen
"...Coldplay mit Lost... Heute morgen haben gab es wieder Verspätungen am Frankfurter Flughafen"...
Sowas ist nicht nur in UK üblich, auch in Benelux und NL.
Und warum man in Deutschland auf die einfachen, aber wirksamen three-element-breaks inzwischen ganz verzichtet, ist mir auch unbegreiflich.

dea
Wenn ich ein Programm mit entsprechend hohem Wortanteil fahre und ohnehin als Moderator zwischen jedem Titel zu hören bin - oder sagen wir besser: zwischen den Informationen ein Titel zu hören ist - dann kann ich die Titelinfo tatsächlich salopp fallen lassen
Das war so bei hr1 bis 2004... :rolleyes:
 
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Nicht ganz OT (wie ich finde):

Interessant ist diese Kampagne von Tele 5:

Die Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist das goldene Kalb, um das die Werbewirtschaft tanzt. Das Feuer unter dem Opferaltar ist die Quote, die eine Sendung verspricht. Der Aufruf, mit diesem Götzendienst zu brechen, ist das Wahlversprechen von Tele 5".

sowie

die fünf Kernthesen, auf denen die Kampagne aufbaut, sind ausformuliert im Einzelnen: "Wachstum muss sich wieder lohnen", "Grundrecht auf Qualität", "Wir brauchen wieder wahre Werte", "Mehr Bürgernähe wagen", "Wahlfreiheit für alle"

http://www.dwdl.de/article/story_19537,00.html

ich finde dies ist auch auf den Hörfunk übertragbar, zudem wird mit solch einer Kampagne auch der "Schuldige" benannt. Oder ist dies alles nur Schall und Rauch?

lg zaph
 
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Wenn man weiß das Tele5 nur ein ganz kleiner Sender ist und das dann liest könnte man meinen Tele5 will mehr Inhalte für ältere Semester bringen. Naja, die haben ja eher ihre 3. :)

Denk eher das das hier nur Marketinggefasel ist.
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Denk eher das das hier nur Marketinggefasel ist.

Da gebe ich Dir recht, da Tele 5 wohl neue Werbekunden umwerben will und soviel ich weiß, diese Kernzielgruppe durch den RTL-Thoma (Seitenhieb?) vorangetrieben wurde. Dennoch ist dieser Aspekt der Quotenfixierung an sich nicht uninteressant...

Ich glaube es geht aber auch weniger um "ältere Semester", sondern Diffenzierungen in "Unterzielgruppen", also Ansprache z.B. an ein "gebildeteres" Publikum, die ja meist auch zahlungskräftiger sind. Was bringt einem Fernsehsender (und auch Hörfunksender), wenn er mit einer starken Quote zugespitzt gesagt überwiegend Hartz-VI-Empfänger, Hauptschulabsolventen, Hausfrauen etc anspricht (Achtung, dass soll keine Diskriminierung sein), aber Abiturenten, Studenten, Akademiker vernachlässigt?

Demensprechend klingen viele Dudelsender meiner Meinung nach eben "durchschnittlich", da man auf reine Quantität setzt.
 
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@Radiotor:
War zuletzt auf einer 0815-Geburtstagsfete bei unstudierten Leuten eingeladen. Musik kam von CD: Katy Perry, Amy Winehouse, Anastacia, Robbie Williams, James Blunt. Ich wollte es einfach nicht glauben und wahrhaben.
Das klingt sehr überheblich!
Und erkläre mir doch bitte kurz, was an Katy Perry, Amy Winehouse, Anastacia, Robbie Williams und James Blunt schlecht ist. Danke.
 
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@ Fader: Wahrscheinlich meinte er, dass die CD(s) ein Fehlkauf war, da man eigentlich nur das Radio einschalten brauch :p
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

War zuletzt auf einer 0815-Geburtstagsfete bei unstudierten Leuten eingeladen. Musik kam von CD: Katy Perry, Amy Winehouse, Anastacia, Robbie Williams, James Blunt. Ich wollte es einfach nicht glauben und wahrhaben.

Wie jetzt - war die Tatsache an sich schlimm, dass CDs aufgelegt wurden? Oder das was letztendlich aus den Boxen kam?

Als studierter Leut sag ich mal: bei ner Geburtstagsparty sollte das laufen, was die Gäste hören möchten (der Gastgeber eingeschlossen). Allerdings würde ich eine Party, bei der sich der Gastgeber einfach das Radio zur Beschallung andreht, wahrscheinlich nach einer halben Stunde verlassen, denn wenn er sich nicht mal die Mühe einer individuellen Musikauswahl macht, dann ist der Rest der Party wahrscheinlich auch nicht der Bringer.
 
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Dass Geschmack eine Sache ist, über die sich eben NICHT streiten lässt (weil es nichts bringt), sollte jedem klar sein. Offensichtlich nicht klar ist, dass dies mit IQ und Bildungsstand gerade mal gar nichts zu tu hat. Der Hang zu irgendwelchen Alternativen auf dem Sektor der diversen Geschmäcker trifft "dumme" genauso wie "schlaue", ja es soll sogar "nicht undumme" geben, die nur deshalb nicht be-studiert sind, weil sie einfach anderes im Leben vorhatten.

Ich darf doch höflichst bitten, die Schulabschlüsse in diesen Zusammenhänge gründlich außen vor zu lassen, denn Diffenrenzialrechnung, Latinum und andere Sachen, auf die man sicher stolz sein kann, heben weder zwangsläufig die eigene Lebensqualität, noch machen sie einen zu einem besonderen Menschen - auf keiner Party, nicht als Radiohörer, ja sogar nicht einmal als Macher ;)

Übrigens:
"Eine Party ist eine Zusammenkunft von Leuten, die sich nichts zu sagen haben und dies' auch ausgiebig tun."
 
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Übrigens:
"Eine Party ist eine Zusammenkunft von Leuten, die sich nichts zu sagen haben und dies' auch ausgiebig tun."

Auch wenn ich das anders kenne so erinnert es mich an folgenden Spruch:

"Lass uns über ein anderes Thema schweigen." ;)
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Bei uns in der Firma luft nur Dudelfunk. Es ist eben auch schwer 4-5 Leute die alle privat was anderes hören zufriedenzustellen.
Ich weiß nicht ob Dudelfunk nur in irgendwelchen Fabrikhallen, Baustellen oder beim Zahnarzt läuft, bzw. da seine Zielgruppe hat, ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen warum man sich so etwas freiwillig anhören sollte.
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Bei uns läuft am Arbeitsplatz inzwischen kaum noch Radio, irgendwie sind sich alle Studierten und Unstudierten einig geworden daß Radio nur schwer erträglich ist wenn man konzentriert arbeiten will und ohnehin schon Streß hat.
Zählen Studentenfeten eigentlich auch zu "Parties unter studierten Leuten"?
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Bei mir auf Arbeit läuft AntThü und ich muss sagen: Es könnte schlimmer sein.

Was am meisten stört sind die Kürzungen der Lieder, man erwartet etwas vom Lied und dann gehts plötzlich anders weiter.

Die Gewinnspiele werden nicht so penetrant erzählt wie z.B. bei SWR3, lokale Informationen gibt es, musikalisch könnte es etwas mehr Abwechslung geben, aber wie gesagt: gibt schlimmeres.

Wenns abend noch ein paar "Sonder"-Sendungen geben würde wärs schon einer der besseren Sender.
 
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Trägt die Kundschaft Mitschuld, wenn ein Bäcker schlechte Brötchen und Brote anbietet???

Zuerst würde man NEIN sagen, doch bei genauerem hinschauen tragen sie Mitschuld, wenn ihnen die "schlechten" Brötchen nicht bewußt sind oder sie sich nicht wirklich Gedanken drüber machen und sie trotzdem und immer wieder kaufen.

Dann hat der Bäcker eigentlich keinen wirklichen Grund, etwas zu ändern und er merkt nicht mal wie schlecht er wirklich sein Handwerk versteht.

Aber Geschmack ist sehr relativ, und oft schon mit Minimalstandarts in Deutschland zu befriedigen.

Aber der Bäcker hat die Hauptschuld, wenn er merkt, daß sich die Kunden für den gleichen Preis auch die schlechteren Brötchen kaufen (?)

Das ganze zeigt, daß die Schuldfrage zu klären allein noch keinen Ansatz aufzeigt, durch welchen die Inhalte im Radio wieder besser werden können.

Übrigens: Was ist der Unterschied zwischen "Minimalstandards" und "Grundversorgung"?
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

@victoria
Und warum man in Deutschland auf die einfachen, aber wirksamen three-element-breaks inzwischen ganz verzichtet, ist mir auch unbegreiflich.


Mir nicht. Fahre durch NRW und höre dir die üblichen lokalen "Helden" an. Oder auch die Moderatoren eines hier im Forum sehr beliebten Senders, wo so mancher Moderator mit äh, also äh, das muss ich euch sagen, äh, nicht weiterkommt.

Zum Bäcker .
"Trägt die Kundschaft Mitschuld, wenn ein Bäcker schlechte Brötchen und Brote anbietet??? Zuerst würde man NEIN sagen, doch bei genauerem hinschauen tragen sie Mitschuld, wenn ihnen die "schlechten" Brötchen nicht bewußt sind oder sie sich nicht wirklich Gedanken drüber machen und sie trotzdem und immer wieder kaufen."

Wenn der Bäcker in NRW leben und arbeiten würde, dann hätte der Bäckermeister das Aleinstellungsrecht (per Gesetz) für eine große Stadt. Und er würde dennoch rote Zahlen schreiben, weil seine Kunden wieder selbst Brot und Brötchen backen. Dafür gibt es fertige Backmischungen und Brötchen zum Fertigbacken. Der Bäcker schaut in die Röhre und meckert beim Gesetzgeber : "Mir geht es so schlecht, weil die Kunden selbst backen". (und meist besser). Dann gibt der "Arbeitskreis Backwah'n" (ABW) die Empfehlung raus : der Schritt in die Neuzeit, der kann nur erfolgen, wenn die Politik die neuen Backstuben finanziert, damit der Bäcker vor Ort wieder konkurrenzfähig ist.

Einige schlaue Bäcker fahren einen schlichten Sparkurs. Von Montag bis Freitag werden die Brötchen ohne Salz oder Zucker gebacken, zum Teil sind sie zu dunkel. Am Freitag stellt er ein Schild ins Schaufenster : "Das große Brötchen-Weekend". 2 Tage lang wird in der Qualität der 80er gebacken. Das zieht die Leute, endlich mal wieder in Erinnerungen schwelgen ("dat war schon ne tolle Zeit, näää ?"). Die meisten Kunden gehen weiter zum Bäcker, egal ob der selbst ab 2 Uhr morgens die Hefe ins Mehl wirft, oder ob er nur Fertigmischungen warm macht. Und nun nochmal die Frage: wer hat Schuld, dass die Brötchen nicht mehr so gut schmecken wie früher ? Antwort: niemand. Der Bäcker gehorcht dem Markt und schaut auf seinen Gewinn, der Kunde hat kaum andere Möglichkeiten.
 
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Um einmal beim Bäcker zu bleiben: Wieviele Bäcker in einer Region verwenden denn eigentlich keine vorgefertigten, von Großmühlen gelieferte Backmischungen? Auf jeden Fall werden es immer weniger. Was bleibt nun übrig, um nicht des Hungertodes zu sterben? Nur selbst backen! Und wer es nicht kann oder keine Lust hat, für den bleibt nur das Einheitsbrot/-brötchen.
Nun übertragen wir das ganz einfach auf die Rundfunklandschaft: Die Hit- und sonstigen Radios sind die Bäcker und die Berater die Großmühlen. Die Kundschaft (in diesem Falle der Hörer) muss halt, wenn er keine Lust hat, seine Unterhaltung selbst zusammenzustellen, mit dem Vorlieb nehmen, was er seviert bekommt, oder gänzlich auf (leichte) Unterhaltung verzichten.
 
AW: Tragen Hörer Mitschuld am Dudelradio?

Die Bäckermetapher von WAZmann liest sich nett, hinkt aber.
1) Es gibt mehr als einen Bäcker pro Stadt. In jeder beliebigen Stadt in NRW kann man mindestens zehn Programme empfangen, von Deutschlandfunk über BFBS bis hin zu WDR 1 bis 6 und oft mehrere Lokalsender.
2) Backen ist Grundversorgung, Radio ist Unterhaltung bzw. Berieselung, im beste Falle ein bunter Teller Info-Happen
3) In meinen Augen haben Privatradio und McDonald's eher etwas miteinander zu tun. Beide bieten qualitativ durchschnittliche Massenware, die keinen Preis gewinnt, aber viele Konsumenten anlockt.

@thegermanguy. Aber böse Menschen hören Radio
 
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