Interessanter Ansatz, aber es gibt mehrere Gründe, die dagegen sprechen.
Die Mediennutzung fragmentiert zunehmend. Ähnlich wie in nahezu allen Bereichen werden, technologisch gefördert (=Streamingangebote), individualisierte Angebote stärker nachgefragt. Big Data wird in den kommenden Jahren dafür sorgen, auf Grund meines sonstigen Nutzungsverhaltens (Historie, Alter, Aufenthaltsort, Tätigkeiten u.s.w.) mir passende Angebote zu meinem aktuellen Bedarf anzubieten.
Ich glaube nicht, dass es das Aus für lineare Angebote bedeuten wird, sondern auch künftig derartige Angebote geben wird. Nur eben mit kontinuierlich sinkender Nutzung. Dass es sie weiter geben wird, dafür sprechen zwei Gründe: 1. Die "Kohortentheorie" die besagt, dass einzelne Altersgruppen ihrem Nutzungsverhalten treu bleiben, nur halt altern und irgendwann bedingt durch natürliche Selektion eine schwindende Masse darstellen und gleichzeitig nur wenig "Nachwuchs" die Mediennutzung annehmmen. Beste Beispiele: Zeitungsabonnenten von lokalen Tageszeitungen in Ballungsräumen liegen bei rund 60 Jahren, vor 15 Jahren war man noch gut 10 Jahre "jünger". Und es gibt Nutzungssituationen, in denen ich einfach ein lineares Produkt nutzen möchte. Dies gilt insbesondere für das "kollektive Erleben", also Events (Konzerte, Sportveranstaltungen, besondere Ereignisse etc.) aber auch in Situationen, in denen ein Rezipient mit der Außenwelt "verbunden" sein möchte (um z.B. auf dem Laufenden zu bleiben bei Ereignissen). Aber: Die Nutzung nimmt ab.
Was gegen den Vorschlag auch spricht, ist, dass wir in einer konvergenteren Welt leben. Das heißt, ich möchte je nach Nutzungssituation nicht nur Audio, sondern auch Text mit und ohne Bild(er) oder Bewegtbild konsumieren. Das führt aber im Umkehrschluss genau zu der entgegengesetzten Entwicklung. Redaktionen müssen viel multimedialer aufgestellt sein, um dieser Anforderung gerecht zu werden. Und da sind wir bei der eigentlichen Diskussion: Die Öffis müssten sich, um überhaupt fortbestehen zu können und eine Daseinsberechtigung in Anspruch nehmen zu können, eine eierlegende Wollmilchsau aus presseähnlichem Digitalangebot mit angeschlossenem Streamingangebot à la Netflix und Pandora werden. Personalisierte Angebote wären eigentlich das, was ARD, ZDF und DR angehen müssten, um sich in eine digitale Zukunft zu "retten". Und da stellen sich gesellschaftspolitische Fragen: Wollen wir das als Bürger eigentlich bezahlen? Und welche Funktion haben dann noch Tageszeitungsverlage? Oder finazieren wir über Abgaben künftig auch den gehobenen Lebensstandard von geborenen Verlegern in der x-ten Generation? Wohl kaum, da schon jetzt in der Gesellschaft die Bereitschaft bzgl. höherer Haushaltsabgaben arg beschränkt ist und bei einem Großteil die Hemmschwelle stark gesunken ist.
Deshalb sehe ich für die Öffis nur eine Chance in einer knallharten Konsolidierung, die man von innen heraus vorantreiben müsste. Das heißt wie an anderer Stelle schon beschrieben deutliche Reduktion der Anstaltsanzahl, Reduktion von linearen Programmen, Abschaffung von Mehrfachstrukturen, Konzentration auf den eigentlichen Auftrag (Programm!) und stärkere Fokussierung auf Digitalangebote.
Das Festhalten am Status Quo und Kosmetik sowie alte Rituale (wie das Festhalten an der Hörfunkwerbung von Onkel Tom und dann mal eine Kunstsammlung verscherbeln) hilft da kaum. Sondern klare Zieldefinition, wo der ör-Rundfunk in 10 Jahren in der digitalen Welt stehen will und daraufhin Anpassung der Strukturen und Angebote unter Berücksichtigung gesellschaftspolitscher Rahmenbedingungen (die ja z.T. von der KEF vorgegeben wird).
Ehrlich gesagt, das sehe ich zur Zeit nicht wenn ich mir die Statements der Funktionäre des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anschaue, die a) zu einem großen Teil nur die Jahre bis zur Rente runterzählen und b) nur den Status Quo wahren wollen. Kleiner Blick zur BBC, dort hat man es schon zweimal vorgemacht... Aber gut, also unterhalten wir uns doch besser über Schnee zu Weihnachten...