Trennung von Radio und TV in rechtlich eigenständige Einheiten

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Radio Pumuckl

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Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie man vielleicht den Hörfunk stärken könnte, nämlich indem man ARD und ZDF zusammenlegt und den ör Hörfunk komplett rauslöst und eigenständig macht. Ein Intendant, der Radio und TV gemeinsam vertritt, wird doch, wenn es draufankommt und ernst wird, immer das vermeintlich bedeutsamere Medium (TV) bevorzugen. Dagegen traue ich einem Radiochef, der idealerweise auch eine Radiovergangenheit hat, zu, "sein" Medium besser zu pushen, und er wird mit reinen Musikabspielstationen wie NDR 2 und Co. vermutlich nicht zufrieden sein. Was meint Ihr, könnte an der Idee was dransein?
 
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Die kommt viele Jahre zu spät. In der zeit vor dem Internet hätte das vielleicht noch Sinn gemacht.
Heute überwiegen die finanziellen Synergieeffekte durch gemeinsame Verwaltung, Korrespondenten, crossmediale Produktion etc.
 
Lieber iro! Also die Radio-Leute in den Anstalten, die ich kenne, Moderatoren, Verwaltungsleute etc. arbeiten definitiv nicht für das Fernsehen. Klar tauschen sich die ARD-Radios untereinander aus, beispielsweise bei Hörspielen, aber das können sie ja gerne auch weiterhin tun. Und was Einsparungen durch Synergieeffekte allgemein angeht: Wir wissen doch, daß alle ör Radios inkl. DLR nur 2,64€ im Monat kosten, da dürften ein par Center mehr oder weniger sowas von egal sein.
 
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Die Pensionen (außer beim DLR) sind aber in dem Betrag wohl nicht enthalten...
Du erwähnst die Leute IN den Anstalten. Aber was ist mit den Leuten draußen? Die arbeiten doch längst crossmedial und liefern für Radio, TV, VT und Internet.
Arbeit genug um Verwaltungsangestellte nach Radio und TV getrennt einzusetzen, wird es sicherlich geben.
Bei Moderatoren kommt es dann wohl eher auf den einzelnen an, ob Radio, TV oder Rampensau. Nicht jeder will ins TV, aber auch nicht jeder will unbedingt ins Radio.

Ich finde, Radio Bremen ist ein gutes Beispiel dafür, daß man beides nicht mehr trennen kann und auch nicht mehr trennen sollte.
 
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Sollen sie weiter crossmedial arbeiten. Mir geht es um die obersten Entscheider (Intendanten). Die müssten als Führungskraft einer rechtlich eigenständigen Radioanstalt im Hörfunk mehr als ein Zubrot sehen und zudem selber radioaffin sein. Erinnere Dich daran, mit welchem eisernen Besen eine weibliche Managerin den WDR zerlegt hat, gegen allen intern vorhandenen Sachverstand. Und wer hatte die Personalie verbrochen? Mehr sag ich nicht. Einzige Genugtuung ist, dass die Quoten trotzdem, teils sogar drastisch (1Live), eingebrochen sind.
 
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Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie man vielleicht den Hörfunk stärken könnte, nämlich indem man ARD und ZDF zusammenlegt und den ör Hörfunk komplett rauslöst und eigenständig macht.
Nette Idee, nur nicht durchführbar, denn es gibt nicht "die" ARD. Die ARD ist eine Arbeitsgemeinschaft aus den vom Grundsatz her völlig eigenständigen ÖR-Sendern des jeweiligen Bundeslandes bzw. der jeweiligen Bundesländer. Schon alleine deshalb dürfte eine Zusammenlegung von ARD und ZDF ein ziemlich schwieriges Unterfangen werden, auch wenn es zugegebenermassen beispielsweise in Bezug auf die Dritten durchaus sinnvoll wäre. Gleiches gilt auch für die jeweiligen Rundfunkprogramme.
 
nette idee, der man im vorfeld aber noch ein paar punkte mehr vorausschicken oder folgen lassen müsste.
fangen wir mal damit an, dass es im gesetz faktisch keine trennung zwischen fernsehen und radio gibt. es wird fast nirgends differenziert. nahezu überall wird der einheitliche begriff "rundfunk" oder "rundfunkanstalt" gebräuchlich verwendet.
womit wir beim wohl noch ernster zu nehmenderen problem wären, dass das gesetzt in nahezu allen wesentlichen punkten noch nicht einmal zwischen öffentlich rechtlichen anstalten und privaten anstalten (wirtschaftsunternehmen) differenziert.
an diesen punkten anzusetzen würde die basis für deine idee schaffen und wohl auch in greifbare nähe rücken.
 
Mir fallen spontan zwei Beispiele ein, wo das tatsächlich passiert ist: in Frankreich wurde 1975 die Einheitsrundfunkgesellschaft ORTF in selbstständige Anstalten aufgespalten, und in Schweden würde das Fernsehen 1979 aus der Radiogesellschaft herausgelöst. In den kommunistischen Ländern waren Radio und Fernsehen in der Regel von Anfang an organisatorisch getrennt, auch in der DDR, und etwa in Polen und in Tschechien sind sie das bis heute. Wenn man so will, ist es ja auch in Deutschland so: es gibt das Deutschlandradio für den Hörfunk und das ZDF fürs Fernsehen. Nur gibt es halt noch zusätzlich die regionalen Anstalten der ARD.

Ja, ich denke, dass eine eigenständige Struktur für das Radio tatsächlich verhindert, dass der Hörfunk vom Fernsehen untergebuttert wird. Ob es sinnvoll wäre, die ARD-Anstalten aufzuspalten? Ich denke nicht. Eher würde ich mir wünschen, dass das Deutschlandradio, das bislang weniger als 5 Euro von den 210 Beitragseuro pro Jahr erhält, seinen Etat deutlich aufgestockt bekommt, sagen wir mal um 3 Euro pro Jahr, das entspricht in etwa dem Betrag, den ARD&ZDF in einem Monat mal eben so verbrennen werden, um alleine sie Rechtekosten zu bezahlen, um zwei Wochen lang nachts die olympischen Doping-Mann und Korruptionswettbewerbe übertragen zu können. Den Betrag könnte man ja analog ARD&ZDF als Gebührenverschwendung wieder abziehen, so wie man es damals bei der Kika-Affäre gemacht hat.
 
Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie man vielleicht den Hörfunk stärken könnte, nämlich indem man ARD und ZDF zusammenlegt und den ör Hörfunk komplett rauslöst und eigenständig macht.

Ich kann mir so eine Aktion nur vorstellen, wenn das ÖR System dabei insgesamt kleiner wird - weniger Programme, geringere Gebühr. Mit ganz viel Optimismus und Phantasie kommen durch diese Renovierung "stärkere", bessere Programme mit mehr Relevanz heraus. In der heutigen Realität halte ich das - obwohl wünschenswert - aber für unwahrscheinlich und daher gefährlich.

Monokulturen mißtraue ich. Da finde ich den Wettbewerb von ARD und ZDF, von den 2,2 Deutschlandfunken und den ARD Radios gar nicht so schlecht. Auch die ProgrammErgebnisse der Konkurrenz von SWF und SDR, oder SFB, RIAS und DT64 fand ich damals nicht so schlecht.
 
Gordischer Knoten
Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie man vielleicht den Hörfunk stärken könnte, ...
Wenn ICH die Axt anlegen dürfte, würde ich das Grundgesetz ändern und das quasi in Stein gemeißelte Axiom: "Rundfunk ist Ländersache!" kippen. Die Väter des Grundgesetzes hatten nach WW2 die technische Entwicklung bis in die heutige Medienwelt mit TV und Internet nicht 'auf dem Schirm'. Das System muss modernisiert werden.

Die Idee TV und Hörfunk zu entkoppeln halte ich für sinnvoll: TV privat finanziert; ÖR-Hörfunk mit Programmauftrag "Grundversorgung" aus Steuern, und nicht aus der ungerechten Zwangs-Haushaltsabgabe finanzieren. Frei empfangbar terrestrisch via DAB, UKW abschalten. ÖR-Hörfunk ohne kommerzielle Werbung!
Ein ÖR-TV-Sender mit regionalen Fenstern als Ersatz für die heutigen Dritten frei empfangbar via DVB-T.
International, Europa-weites Satellitenfernsehen und per Internet mit Spartensendern für Sport, Spielfilme etc. konsequent verschlüsseln: Wer DAS schauen will, soll mit Abo-Gebühren die Senderechte mit refinanzieren.
 
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Wenn ICH die Axt anlegen dürfte, würde ich das Grundgesetz ändern und das quasi in Stein gemeißelte Axiom: "Rundfunk ist Ländersache!" kippen. Die Väter des Grundgesetzes hatten nach WW2 die technische Entwicklung bis in die heutige Medienwelt mit TV und Internet nicht 'auf dem Schirm'.

Das mag sein, dass sie das Internet nicht auf ihren Braun'schen Röhrenfernsehschirmen gehabt haben. Darum geht es auch nicht. Was sie sehr wohl gesehen haben, und woran sich bis heute nichts geändert hat, ist die Tendenz der herrschenden Regierungen, ihren Einfluss auf die Medien parteipolitisch auszunutzen. Und das geht in zentralstaatlichen Systemen sehr viel leichter als in föderalen.
 
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Dekadenz im deutschen ÖR oder „Rundfunk“ als politisch und zu Propagandazwecken missbrauchtes Massenmedium

@freiwild: Rückblickend haben die Väter des GG den Missbrauchsgefahren des „Rundfunks“ gut vorgebeugt. Das föderale System ist lobenswert. Es gab aber auch Fehlentwicklungen. Kritisch zu hinterfragen ist, dass statt der angedachten ‚Staatsferne‘ des Rundfunks, mit einer ‚Grundversorgung‘ für die Bürger, die Landesrundfunkanstalten und die Kontrollgremien doch politisch gegängelt werden.

Das Bessere ist der Feind des Guten!“

Mal nach vorn gedacht ist das ÖR-Rundfunk-System reformbedürftig:

Wenn flächendeckend WLAN verfügbar ist, ist die technische ‚Grundversorgung‘ via Internet gesichert. - DAS gilt, soweit das berühmte ‚Internet‘ nicht so wie z. B. in Staaten wie Nordkorea oder China gefiltert wird.

HIER in Deutschland anno 2017 erkenne ich nicht, dass „Rundfunk!“ so direkt gefiltert wird.

ABER: ‚Irgendwie‘ ist es ‚krank‘: Intendanten mit 400.000 €-Jahresgehältern, … und egoistisch focossiert im Sparkrampf für ihre Luxuspensionen fahren sie eine Doppelstrategie:

# "Sparen!" - Programmqualität senken!

# Erhöhung der Haushaltsabgaben durchdrücken!

Fazit: „Krank!“
 
Mir graut auch davor, auf der Radioebene ARD-Anstalten zusammenzulegen. Man stelle sich nur mal vor, es würden (wird ja häufig gefordert), Radio Bremen und NDR zusammengelegt. Ob es danach noch ein Programm wie Bremen Zwei gäbe, das in seiner Art bundesweit einzigartig ist?

Ich finde, der Gesetzgeber müsste endlich beginnen, den Versorgungsauftrag einzufordern und/oder wenn nötig zu präzisieren. Wichtig wäre es festzuhalten, dass dieser Auftrag vollumfänglich für alle Programme gilt. Damit wären die ganzen Dudelprogramme gesetzeswidrig und die Verantwortlichen müssten sofort handeln und für Abhilfe sorgen. Ich würde denen eine Übergangsfrist von einem halben Jahr geben und danach, bei Mißachtung, (vorrübergehend) abschalten. Dann raucht für ein halbes Jahr allen Beteiligten der Kopf, und danach treten hoffentlich die so dringend benötigten programmlichen Verbesserungen ein.
 
Monokulturen mißtraue ich. Da finde ich den Wettbewerb von ARD und ZDF, von den 2,2 Deutschlandfunken und den ARD Radios gar nicht so schlecht. Auch die ProgrammErgebnisse der Konkurrenz von SWF und SDR, oder SFB, RIAS und DT64 fand ich damals nicht so schlecht.

Falls DAB+ doch UKW als hauptsächlichen Radioverbreitungsweg ablösen sollte, fände ich folgendes gut:

Die im Endausbau maximal in den DAB Frequenzbereich passende Programmanzahl sollte im Verhältnis 50 : 50 zwischen Kommerziellen und Öffentlichen aufgeteilt werden (Duales Rundfunksystem).

Wenn ich mal von einer flächendeckend technisch möglichen maximalen Anzahl von 60 bis 100 Programmen ausgehe, sollten also 30 bis 50 Programme öffentlich-rechtlich sein. Diese ö-r Programmanzahl gibt es ja bereits, beispielsweise per Satellit, Kabel und Internet. Ähnlich wie bei den 3. Fernsehprogrammen sollten also auch "ortsfremde" öffentliche-rechtliche Programme auf DAB+ verbreitet werden - wie jetzt schon in Berlin.

Das könnte dem Hörer gefallen, aber auch insgesamt das öffentlich-rechtliche Programm beflügeln, wg. Konkurrenz in allen Programmbereichen.
 
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Mir graut auch davor, auf der Radioebene ARD-Anstalten zusammenzulegen. ...
Hörfunk von ARD-Anstalten + Deutschlandradio eindampfen … oder weiter Vielfalt in Einfalt?

http://www.ard.de/home/die-ard/organisation/mitglieder-der-ard/Mitglieder_der_ARD/323262/index.html

http://www.deutschlandradio.de/

@Radio Pumuckl: Der Faden zur Diskussion "Wie Hörfunk stärken?" ist ein Stich ins Wespennest! - Einig: „So, wie es ist, kann es nicht bleiben!“

Deine Idee ist: „TV und Hörfunk trennen!“ - Alternativ schlage ich vor:

ZDF bleibt deutschlandweiter TV-Sender, übernimmt für deutschlandweiten Hörfunk DRadio. Unter ZDF-Intendanz leitet ein Hörfunkdirektor den bundesweiten Hörfunk Deutschlandradio mit Wellen Deutschlandfunk, Kultur und Nova.

ARD-Fernsehen wird eingedampft auf die Dritten-TV. Für Hörfunk aus jedem Landesfunkhaus eine Regionalhörfunkwelle.

PS
Kollateralschäden, wenn 'kleine' Landessender wie aus Bremen oder Saarland abgewickelt werden. Ich kenne z. B. den RB nicht gut. Den Scheinriesen NDR halte ich aber ähnlich für 'verzichtbar'. Bei einer großen ARD-Strukturreform gehören alle Landesanstalten auf den Prüfstand und müssen ihre Kompetenz, ihr Können beweisen. Bei NDR bezweifele ich: "Kann NDR noch Radio?" - Die HH-NDR-Zentralintendanz hat sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht, hat in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten, die Peilung verloren.

PPS
Hörfunk "Deutsche Welle" könnte als 4. Welle direkt unter ZDF-Intendanz zu DRadio angegliedert werden.
 
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@ndrgast
Wer, welches Verfahren, soll denn Schiedsrichter spielen? Bei NDR Daumen runter -> abwickeln und RB übernimmt für den Norden, oder wie? Und wer sagt, dass RB nach 10 Jahren, allein auf weiter Flur, nicht genau so fad wird wie der NDR jetzt schon ist? Es gilt Strukturen zu schaffen, die dauerhaft Qualität liefern. Wettbewerb, und evtl. Tradition würden mir da einfallen. Sonst noch jemand Ideeen?

Auch Radio Bremen ist da ein Beispiel, RB fühlt öffentlich-rechtliche Konkurrenz durch den NDR. Für den NDR ist RB aber kein merklich fühlbarer Wettbewerber.
 
Eines Tages wird sich das Thema von selbst erledigen, nämlich dann, wenn das heutige System unbezahlbar geworden ist, beziehungsweise die Menschen - weil sie Sinn und Nutzen dieses Systems schon lange nicht mehr erkennen und auch nicht akzeptieren - soviel politischen Druck erzeugen, dass das Monstrum ÖR zerlegt werden muss oder sich selbst um die Ohren fliegt.
Ist irgendwie ähnlich wie bei einer Sonne - und wie es ein User auf "gutefrage.de" beschrieben hat: Die Sonne dehnt sich jeden Tag ein "Nanostückchen" aus. Irgendwann ist sie so ausgedehnt, dass sie die umliegenden Planeten einfach schluckt. Auf der Oberfläche der Sonne finden permanent Fusionen statt, daher ist sie so heiß. Jedoch gehen Forscher auch davon aus, dass die Sonne irgendwann einfach ausgebrannt ist. Danach fällt alles Leben auf der Erde zusammen, haben wir bis dahin keine Lösung für dieses Problem.
 
Ich finde, der Gesetzgeber müsste endlich beginnen, den Versorgungsauftrag einzufordern und/oder wenn nötig zu präzisieren. Wichtig wäre es festzuhalten, dass dieser Auftrag vollumfänglich für alle Programme gilt. Damit wären die ganzen Dudelprogramme gesetzeswidrig und die Verantwortlichen müssten sofort handeln und für Abhilfe sorgen. Ich würde denen eine Übergangsfrist von einem halben Jahr geben und danach, bei Mißachtung, (vorrübergehend) abschalten. Dann raucht für ein halbes Jahr allen Beteiligten der Kopf, und danach treten hoffentlich die so dringend benötigten programmlichen Verbesserungen ein.

Und eben da stelle ich mir die Frage, wo man da ansetzen will ohne eine viel zu gut geschmierte Maschine zum Rucken oder Stillstand zu bringen. Aus gegebenem Anlass beschäftige ich mich seit ein paar Jahren intensiv z.B. mit der sozialversichungsrechtlichen Situation für Medien und deren Mitarbeiter. Alleine diese Ecke ist voller Anachronismen und je nach Berufsgruppe innerhalb der Branche grotesk bis bizarr paradox. So oft der sozialversicherungsrechtliche Abgrenzungskatalog überarbeitet wurde, so oft hat man es auch vermieden in seiner Anwendung zwischen Öffis und Kommerziellen zu unterscheiden. Nicht nur das, auch die dort verwendeten Argumente und Ansichten sind teilweise weit weg von jeglicher Realität.
Wenn das auf einem vergleichsweise übersichtlichen Feld schon nicht funktioniert (man möchte manchmal meinen, dass es vorsätzlich gar nicht funktionieren soll), wie soll denn dann bitte eine so tiefgreifende Anderung im grossen Ganzen erfolgen? Dem ginge ja schon fast zwingend voraus, dass man eine aktuelle und zeitgemässe Definition für ein paar Fragen findet:

Was ist Rundfunk 2018 überhaupt?
Wie sieht er inhaltlich aus?
Wie geht wird er technisch abgewickelt?
Welche Berufsgruppen gibt es inzwischen, welche nicht mehr und wie sieht die Tätigkeit dahinter aus?
Wozu noch Landesmedienanstalten, wenn alles mehr und mehr über kurz oder lang auf Bundesebene zusammen geführt wird?

All das würde einer zu befürwortenden Trennung zwangsläufig vorausgehen. Und aus dem Stand kann ich schon sagen, wer das ganz anders sehen wird, welche Beurfsstände dagegen sein werden, welche Experten zu welchen Erkenntnissen kommen und welche Arbeitsgruppen und Gremien ihnen beipflichten werden. Und im Falle einer Trennung von TV und Radio würden noch mehr Unliebsamkeiten auf ganz anderen Ebenen auf diese Gruppen zu kommen.
 
Wie man sich über Strukturen, die in den 1990ern vielleicht überlegenswert gewesen wäre heute Gedanken macht, das hat schon etwas. Lineare TV und Radio
so wie wir es heute noch kennen ist ein Auslaufmodell. Die Zukunft liegt im streamen.

Sorry, wer Gedankenmodelle entwickelt, der sollte sich schon darüber im klaren sein, das ö/r Rundfunk eine höchst politische und gesellschaftliche Veranstaltung
ist. Da haben Parteien, Verbände, NGOs, Gewerkschaften und Kirchen ihre ganz eigenen Interessen und setzen sie auch durch. Wer Medienanstalten von innen
kennt, weiß über was ich rede.

Sorry, wer meint das RB alles besser als der NDR macht, der ist auch schräge drauf. RB ist hochgradig defizitär und hängt am Finanztropf der ARD. Es ist ja auch
eine Schnappsidee für so ein kleines Bundesland eine eigene ARD Anstalt mit allen Strukturen zu haben. Bezahlen dürfen es die Beitragszahler in großen Flächenländern.
Die Bremer Landespolitik wollte schon mal RB beim NDR unterbringen. Der NDR hat dankend abgelehnt, da gibt es nämlich viel zu viele Altlasten (Alstersversorgung etc.),
denn es wurden notwendige Strukturänderungen erst viel zu spät eingeleitet.

In meinen Augen, genauso gut können wir darüber diskutieren, ob es nicht am Heiligen Abend immer schneien sollte.
 
genauso gut können wir darüber diskutieren, ob es nicht am Heiligen Abend immer schneien sollte.

Die Welt ist schlecht - einverstanden. Aber beim öffentlichen Audio und BewegtbildAngebot bin ich doch ein Quentchen optimistischer - öffentlich-rechtliche Angebote sind auch als Stream denkbar, ja sogar sinnvoll. Darüber sollten wir diskutieren und den Willen der Politik beeinflussen.


Sorry, wer meint das RB alles besser als der NDR macht, der ist auch schräge drauf. RB ist hochgradig defizitär und hängt am Finanztropf der ARD. Es ist ja auch
eine Schnappsidee für so ein kleines Bundesland eine eigene ARD Anstalt mit allen Strukturen zu haben. Bezahlen dürfen es die Beitragszahler in großen Flächenländern.

Das bestreite ich nicht. "Alles" habe ich auch nicht gemeint, ich meinte die Qualität der Radioprogramme ist bei RB unterm Strich besser, im Vergleich zu denen des NDR.
 
Interessanter Ansatz, aber es gibt mehrere Gründe, die dagegen sprechen.

Die Mediennutzung fragmentiert zunehmend. Ähnlich wie in nahezu allen Bereichen werden, technologisch gefördert (=Streamingangebote), individualisierte Angebote stärker nachgefragt. Big Data wird in den kommenden Jahren dafür sorgen, auf Grund meines sonstigen Nutzungsverhaltens (Historie, Alter, Aufenthaltsort, Tätigkeiten u.s.w.) mir passende Angebote zu meinem aktuellen Bedarf anzubieten.

Ich glaube nicht, dass es das Aus für lineare Angebote bedeuten wird, sondern auch künftig derartige Angebote geben wird. Nur eben mit kontinuierlich sinkender Nutzung. Dass es sie weiter geben wird, dafür sprechen zwei Gründe: 1. Die "Kohortentheorie" die besagt, dass einzelne Altersgruppen ihrem Nutzungsverhalten treu bleiben, nur halt altern und irgendwann bedingt durch natürliche Selektion eine schwindende Masse darstellen und gleichzeitig nur wenig "Nachwuchs" die Mediennutzung annehmmen. Beste Beispiele: Zeitungsabonnenten von lokalen Tageszeitungen in Ballungsräumen liegen bei rund 60 Jahren, vor 15 Jahren war man noch gut 10 Jahre "jünger". Und es gibt Nutzungssituationen, in denen ich einfach ein lineares Produkt nutzen möchte. Dies gilt insbesondere für das "kollektive Erleben", also Events (Konzerte, Sportveranstaltungen, besondere Ereignisse etc.) aber auch in Situationen, in denen ein Rezipient mit der Außenwelt "verbunden" sein möchte (um z.B. auf dem Laufenden zu bleiben bei Ereignissen). Aber: Die Nutzung nimmt ab.

Was gegen den Vorschlag auch spricht, ist, dass wir in einer konvergenteren Welt leben. Das heißt, ich möchte je nach Nutzungssituation nicht nur Audio, sondern auch Text mit und ohne Bild(er) oder Bewegtbild konsumieren. Das führt aber im Umkehrschluss genau zu der entgegengesetzten Entwicklung. Redaktionen müssen viel multimedialer aufgestellt sein, um dieser Anforderung gerecht zu werden. Und da sind wir bei der eigentlichen Diskussion: Die Öffis müssten sich, um überhaupt fortbestehen zu können und eine Daseinsberechtigung in Anspruch nehmen zu können, eine eierlegende Wollmilchsau aus presseähnlichem Digitalangebot mit angeschlossenem Streamingangebot à la Netflix und Pandora werden. Personalisierte Angebote wären eigentlich das, was ARD, ZDF und DR angehen müssten, um sich in eine digitale Zukunft zu "retten". Und da stellen sich gesellschaftspolitische Fragen: Wollen wir das als Bürger eigentlich bezahlen? Und welche Funktion haben dann noch Tageszeitungsverlage? Oder finazieren wir über Abgaben künftig auch den gehobenen Lebensstandard von geborenen Verlegern in der x-ten Generation? Wohl kaum, da schon jetzt in der Gesellschaft die Bereitschaft bzgl. höherer Haushaltsabgaben arg beschränkt ist und bei einem Großteil die Hemmschwelle stark gesunken ist.

Deshalb sehe ich für die Öffis nur eine Chance in einer knallharten Konsolidierung, die man von innen heraus vorantreiben müsste. Das heißt wie an anderer Stelle schon beschrieben deutliche Reduktion der Anstaltsanzahl, Reduktion von linearen Programmen, Abschaffung von Mehrfachstrukturen, Konzentration auf den eigentlichen Auftrag (Programm!) und stärkere Fokussierung auf Digitalangebote.

Das Festhalten am Status Quo und Kosmetik sowie alte Rituale (wie das Festhalten an der Hörfunkwerbung von Onkel Tom und dann mal eine Kunstsammlung verscherbeln) hilft da kaum. Sondern klare Zieldefinition, wo der ör-Rundfunk in 10 Jahren in der digitalen Welt stehen will und daraufhin Anpassung der Strukturen und Angebote unter Berücksichtigung gesellschaftspolitscher Rahmenbedingungen (die ja z.T. von der KEF vorgegeben wird).

Ehrlich gesagt, das sehe ich zur Zeit nicht wenn ich mir die Statements der Funktionäre des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anschaue, die a) zu einem großen Teil nur die Jahre bis zur Rente runterzählen und b) nur den Status Quo wahren wollen. Kleiner Blick zur BBC, dort hat man es schon zweimal vorgemacht... Aber gut, also unterhalten wir uns doch besser über Schnee zu Weihnachten...
 
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