TU Braunschweig arbeitet an Regionalisierung innerhalb eines DAB+-Multiplexes

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Der Radiotor

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Bald können unterschiedliche Programme regionalisiert in einem Mux ausgestrahlt werden. Möglichkeit B ist die neue:

Herausforderung-Lokalisierung-von-DAB%5EM-Programmen.jpg


Mehr lesen dazu:

https://radio-wird-digital.eu/nlm-und-tu-braunschweig-testen-regionalisierung-bei-dab/

https://www.teltarif.de/dab-plus-test-betrieb-radio-nlm/news/70383.html
 
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Und nun erkläre bitte mal jemand, wie sich die Schäden durch unterschiedliche Datenströme und damit unterschiedlichen Modulator-Output innerhalb eines Gleichwellennetzes (!) verhindern oder minimieren lassen. Und zwar nicht nur beim regionalisierten Service, sondern bei allen Services innerhalb des Muxes. Da dürfte bei den anderen Programmanbietern arg große Freude aufkommen. Oder gibt es die Wunderlösung, die trotz unterschiedlicher Datenströme identischen Modulator-Output gewährleistet? Ich vermute: nein.

Was soll also dieser Pfusch? Der ist ja noch übler als der Pfusch, während Regionalisierungen mit Diktiergeräte-Bitraten zu senden (Variante A).
 
"Der Ansatz der NLM und TU Baunschweig ist dabei folgender: Für die Ausstrahlung lokaler/regionaler Schwerpunkte wird nur das Signal auf den jeweiligen Sendeturm geschickt, welches für die betreffende Region zuständig ist, also das Hannover Programm auf den Hannoveraner Sendemast, das Braunschweiger auf die Antenne in Braunschweig usw…"

2 Jahre Forschung. Respekt.

"Probleme bereiten noch sogenannte Überschneidungsgebiete, also die Randbezirke, in denen zwei Varianten empfangen werden können. Hier kommt es offenbar aktuell noch zu einem teilweisen Abbruch des Empfanges bei den Geräten"

Ach

"Die NLM zeigte sich allerdings zuversichtlich auch dies gelöst zu bekommen."

Aha

""verlaufen die Tests aktuell sehr zufriedenstellend.""

Ahja
 
Da werden wieder Gebührengelder...äh...Hauhaltsabgaben verschleudert von einer Anstalt, die eher ahnungslos ist und von einer TU gerne genommen wird, die eigentlich marktfern ist und munter technisch drauflos forscht. Ich finde auch, dass 2 Jahre vollen Respekt verdienten. Zuversicht finde ich auch immer gut. Und wenn man dann noch diese dummen Abbrüche gelöst bekommt, dann hat sich das ja gelöst. Mein Güte, das darf doch alles nicht wahr sein...
 
Und nun erkläre bitte mal jemand, wie sich die Schäden durch unterschiedliche Datenströme und damit unterschiedlichen Modulator-Output innerhalb eines Gleichwellennetzes (!) verhindern oder minimieren lassen.

Es geht eher darum, eine Technik, die für die Geschäftsmodelle des Privatradios Scheiße ist, wenigstens in diesem Punkt etwas freundlicher zu gestalten. Radio 21 Niedersachsen lokalisiert alle (!!!) seine 23 UKW-Frequenzen mit Jingles und Werbung. Nun erkläre mir bitte mal, wie man DAS in DAB abbilden kann? Etwa indem man 23 Streams aufschaltet? Da bräuchte man alleine in Niedersachsen 5 Multiplexe nur für Radio 21. Wenn sich die für das Geschäft der Privatradios nötige Regionalisierung nicht ohne erhebliche Reichweiteneinbußen in DAB abbilden lässt, dann sollte man sich von dieser Technologie verabschieden. Je länger es Debatten um DAB gibt, desto mehr stellt man fest, wie gut UKW eigentlich ist, vor allem für die Geschäftsmodelle des deutschen Privatradios. Es gibt einfach nichts besseres. Eigentlich wäre es Selbstmord, UKW abzuschalten, so wie die Norweger es tun.

Ich habe nichts (mehr) gegen DAB, der Hörfunk muß auch Entwicklungspotential haben, und über eine Erweiterung des UKW Bandes nach unten wie in Südamerika geplant denkt man ja in Europa nicht nach, denn hier muß ja alles wunderbar verdigitalisiert sein. Aber DAB hat Grenzen. Daher bitte DAB weiter fördern, aber UKW nicht abschalten. So können Privatradios, deren Geschäftsmodell ausschließlich auf UKW darstellbar ist, weiter existieren.
 
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nun ja, dann hat sich halt das Geschäftsmodell überholt. Im Osten haben wir eine komplette De-Industrialisierung hinter uns, da ist -mit Verlaub- der Abbau von ein paar hundert Jobs im Dudelfunkbereich keine große Katastrophe. Es gibt keinen einzigen Grund, künstlich an der Verlängerung eines veralteten Geschäftsmodelles festzuhalten.
 
Radio 21 Niedersachsen lokalisiert alle (!!!) seine 23 UKW-Frequenzen mit Jingles und Werbung. Nun erkläre mir bitte mal, wie man DAS in DAB abbilden kann? Etwa indem man 23 Streams aufschaltet? Da bräuchte man alleine in Niedersachsen 5 Multiplexe nur für Radio 21. Wenn sich die für das Geschäft der Privatradios nötige Regionalisierung nicht ohne erhebliche Reichweiteneinbußen in DAB abbilden lässt, dann sollte man sich von dieser Technologie verabschieden.
Ich verstehe gar nicht, woher die Ansicht kommt, man müsse bei DAB+ immer zwingend alles in ein überregionales SFN packen. Natürlich kann man ganz problemlos in 23 Städten 23 unterschiedliche Ensembles mit jeweiles begrenzter Reichweite aufschalten und entsprechend in jedem dieser Ensembles eine andere Regionalvariante verbreiten. Einziges Problem: um diese Multiplexe voll zu bekommen, bräuchte Radio 21 noch ein paar Mitstreiter. Und man verbraucht dafür natürlich ein bißchen mehr Kapazität und verliert die Vorteile, die SFNs haben. Aber machbar wäre es.

Nebenbei bemerkt: ffn oder Antenne könnten eine zu Radio 21 vergleichbare Regionalisierung selbst auf UKW gar nicht in diesem Ausmaß betreiben.
Radio 21 kann das ja nur, weil sie historisch bedingt die Resterampe mit einer Vielzahl leistungsschwacher UKW-Frequenzen abbekommen haben. Hätten die anstatt dieses Funzelnetzwerkes, das in jeder größeren Stadt eine eigene Frequenz notwendig macht, ein zu ffn/Antenne vergleichbares Netz bekommen, also mit leistungsstarken weitreichenden Grundnetzsendern, würde das heute ganz anders aussehen. So hat man halt aus der Not eine Tugend gemacht.

Da frage ich mich dann schon, bei allem Lamentieren über vermeintliche Einschränkungen von DAB+: wo sind denn die Beschwerden von ffn/Antenne, dass sie z.B. Stade und Buxtehude auf UKW nicht getrennt mit Werbespots bespielen können?
 
Da frage ich mich dann schon, bei allem Lamentieren über vermeintliche Einschränkungen von DAB+: wo sind denn die Beschwerden von ffn/Antenne, dass sie z.B. Stade und Buxtehude auf UKW nicht getrennt mit Werbespots bespielen können?
Die beschweren sich doch nicht darüber, daß ihnen das Landesmediengesetz seit Januar 2011 erlaubt, unterschiedliche Werbespots für z.B. den Großraum Cuxhaven, Oldenburg oder Ostfriesland auszuspielen. Auch für Werbegebiete dieses (regionalen) Zuschnitts gibt es schließlich einen Bedarf. Und Radio 21 bedient eben dann, nebst den lokalen Privatsendern, die lokalen Werbegebiete und die örtlichen Kunden, die sich einen mehrfach teureren regionalen Werbespot nicht leisten können.
Mal davon abgesehen, hat das doch bis Ende 2010 auch funktioniert, als Radio 21 ebenfalls nur landesweite Werbespots ausstrahlen durfte.
Und Radio 21 bräuchte doch wirklich 23 einzelne Streams und nicht einen Hauptstream mit 23 Regionalisierungen. Schließlich klappt das ja jetzt schon nicht mit den UKW-Frequenzen, die ja alle nur mehr oder weniger synchron laufen, durchaus aber schonmal untereinander bis zu 30s Zeitversatz haben können (besonders schön, wenn per RDS zwischen zwei Frequenzen hin und her geschaltet wird).
 
Es geht doch um die Verfolgung eines ganz anderen Ziels. Das Thema Regionalisierung bei DAB+ wird in Niedersachsen besonders von Antenne angeführt, einer Mehrheitsbeteiligung von RTL Radio. Dort wird im Chefzimmer DAB+ kategorisch abgelehnt. Ziel ist doch immer gewesen, das Thema mit Argumenten nicht kategorisch totzuschlagen, sondern immer wieder Argumente für Ehrenrunden zu finden in der Hoffnung, dass es sich am Ende doch totläuft, ohne dass man als Sender den schwarzen Peter in der Hand hält. Also besteht das Spiel doch darin, dass ein Vorschlag kommt, den man umständlich in Frage stellt und die andere Seite dazu bringt, nochmals nachzulegen u.s.w.. Und schwuppdiwupp ist wieder ein Geschäftsjahr ohne Zusatzkosten und ohne zusätzliche Wettbewerber gewonnen. (Teil-)Ziel erreicht! ffn hat sich nach meiner Wahrnehmung hier immer etwas zurückgehalten, in der Sache lag man aber wohl nicht weit von Antenne entfernt.

Um DAB+ zu verhindern, wurde es nicht abgelehnt, sondern das Argument der fehlenden Regionalisierung immer wieder vorgetragen, denn Antenne generiert nun einmal mit regionalen Erlösen einen nicht unerheblichen Anteil seiner Erlöse dort. Zudem gibt es Auflagen der Regionalisierung der Lizenz. So lieferte ausgerechnet der Lizenzgeber den Veranstaltern ein gewichtiges Argument gegen DAB+. Bei den Anstalten handelt es sich ja nicht um Behörden, sondern um eifrige, lösungsorientierte öffentlich-rechtliche Körperschaften. Die NLM bemühte sich also eifrig, eine technische Lösung zu finden, was im Gleichwellennetz im ersten Versuch (vor 2-3 Jahren?) kläglich scheiterte. Aber eine Landesmedienanstalt wäre keine Anstalt, wenn sie denn nicht einen neuen Anlauf unternehmen würde. Hat sie nun offensichtlich unter Einbindung einer technischen Institution, natürlich mit Sitz in Niedersachsen, nun gemacht.

Ich würde mal eine Wette abschließen, dass in den nächsten Wochen die Veranstalter die von der NLM schon selbst erkannten technischen Mängel anführen werden, dass die Lösung nicht ausreicht. Dann geht es in die nächste Runde. So einfach ist das Spiel...
 
Ja, wahrscheinlich ist das Projekt tatsächlich Beschäftigungstherapie um DAB+ zu verzögern.
Technisch denkbar wäre es sicherlich, einzelne Services nur in Teilen des SFN auszustrahlen und im Rest jeweils Nullbytes zu senden. Die Kapazitäten könnten dann aber in anderen Region kaum anders wiederverwendet werden, so dass der Kosten-Vorteil gegenüber der landesweiten Ausstrahlung von 23 Regionalversionen minimal wäre. Die Nachteile sind aber überdeutlich, z.B. dass der Ostfriese, der grad in Hannover ist eben unter keinen Umständen seine heimatliche Version wählen könnte und dass es im eigentlichen Zielgebiet der jeweiligen Regionalversion zu Ausfällen kommen wird, weil grad ein Sender einer benachbarten Region stärker ankommt und dominiert.
Funktionsfähige Alternativen wären:
4-5 Regionalensembles mit großzügiger Überschneidung der Versorgungsgebiete wie neuerdings in Bayern sollten eigentlich reichen
oder
wenn Radio 21 den lückenhaften Funzelteppich lieb gewonnen hat, kann man ja in allen 23 Gebieten SmaleScale-Lösungen etablieren und sich ein Teil von der NLM für NKLs subventionieren lassen sowie verbleibenden Kapazitäten jeweils im Bundle zwei bis drei weitere Interessenten weiter verkaufen (Interessenten sollten zu finden sein, sobalb die Gerätedurchdringung auch in Autos signifikant geworden ist).
 
Ich muss mich mal selbst zitieren:
Oder gibt es die Wunderlösung, die trotz unterschiedlicher Datenströme identischen Modulator-Output gewährleistet? Ich vermute: nein.
Inzwischen habe ich mich an der Quelle des ganzen, also an der TU Braunschweig, kundig gemacht. Mit genau dieser Frage: crasht die Regionalisierung eines Services alle Services im Mux?

Die Antwort in meiner "untechnischen" Kurzfassung: eigentlich ja, aber.

Die bei DAB verwendete differentielle Modulation baut innerhalb gewisser Zeitbereiche immer auf dem auf, was unmittelbar davor gesendet wurde. Ab und an (genauer: zu Beginn jedes sogenannten "Transmission Frame", dieser ist im heute ausschließlich verwendeten Transmission Mode I immer 96 ms lang) erfolgt mit einem Nullsymbol (während dieser Zeit wird kein Signal übertragen) eine Grobsynchronisation, danach kommt ein Phasenreferenzsymbol, das die präzise Synchronisation bewerkstelligt. Die Empfänger wissen dann, jetzt geht es mit den Nutzdaten los. Es folgen noch 3 weitere OFDM-Symbole, die Hilfscharakter haben: der "Fast Information Channel". Er beinhaltet Informationen über das Ensemble. Dann kommen die echten Nutzdaten. Dafür stehen innerhalb des insgesamt 77 OFDM-Symbole umfassenden Transmission Frame noch 77 - Nullsymbol - Phasenreferenzsymbol - 3 FIC-Symbole = 72 OFDM-Symbole zur Verfügung. Dann ist dieses Transmission Frame abgeschlossen und es folgt das Nullsymbol vom nächsten Transmission Frame.

Innerhalb der 72 nun verbliebenen Symbole des "Main Service Channel" stecken die Audiodaten und Zusatzdaten (Slideshow etc) nebst ihrem Fehlerschutz. Diese 72 OFDM-Symbole sind in 4 Gruppen zu je 18 OFDM-Symbole unterteilt. Diese Gruppen nennt man CIF (Common Interleaved Frame). In den CIF stecken letztlich die Capacity Units (CU) als kleinste "Häppchen", die man Services zuweisen kann.

Wenn ich nun einfach der Regionalisierung wegen einen Service auf jedem Senderstandort gegen einen anderen austausche (regionalisierte Werbung etc), sind natürlich die CU dieses Services für die Zeit der Regionalisierung in allen Datenströmen unterschiedlich. Da es die differentielle Modulation gibt, baut das, was danach kommt (wenn die CU der nicht regionalisierten Services mit der Aussendung dran sind), auf dem vorherigen Output auf und ist damit auch auf jedem Senderstandort unterschiedlich. Damit crasht das Gleichwellennetz komplett, es wäre, als würde man von jedem Senderstandort völlig unabhängiges Programm versenden.

Um das zu vermeiden, greift man in den Datenstrom auf CU-Ebene ein: nachdem die Daten des regionalisierten Services verarbeitet wurden und nun eigentlich die Daten des ersten in Abarbeitungsreihenfolge nachfolgenden nicht regionalisierten Services dran wären, setzt man ein zusätzliches Phasenreferenzsymbol ein. Das führt zu einer Art "Reset", danach starten alle Modulatoren auf allen Senderstandorten wieder einheitlich und senden die modulierten Daten der nicht regionalisierten Services. Bis im nächsten Durchlauf wieder die Daten des regionalisierten Services drankommen, haben wir kurzzeitig ein echtes Gleichwellennetz. Dann passt es wieder nicht (soll ja auch nicht, der regionalisierte Service wird mit dem nächsten Datenhäppchen vom jeweiligen Modulator rausgefeuert), danach kommt wieder das zusätzliche Phasenreferenzsymbol, das erzwingt den Neustart und das Spiel geht von vorne los. Dieses Vorgehen soll kompatibel mit den Empfängern sein.

Wenn man mehrere regionalisierte Services innerhalb des Muxes hat, platziert man die eleganterweise von der Abfolge ihrer Aussendung her hintereinander. Dann kann man sich die Phasenreferenzsymbole nach jedem einzelnen regionalisierten Service sparen - außer nach dem letztem, vor den nicht regionalisierten Services. Vorteil: ein Phasenreferenzsymbol frisst immer ein komplettes OFDM-Symbol (1/18 der Gesamtdatenmenge), somit kann man ein wenig Platz im Mux sparen, wenn man nur einmal nach allen regionalisierten Services neue Synchronisation erzwingt. Nachteil offenbar (meine Vermutung, muss ich noch abklären): auch wenn die regionalisierten Services gerade nicht regionalisiert sind außer einem von ihnen und dieser nicht der letzte in der Reihe ist, fallen die Sendegebiete der später übertragenen, momentan nicht regionalisierten, aber prinzipiell zur Regionalisierung vorgesehenen Services in Inseln auseinander, da erst nach dem letzten dieser Services das Phasenreferenzsymbol kommt. Da scheint es also einiges an Konfigurationsmöglichkeiten zu geben. Auch die CU-Zuweisung ist tricky, um nicht sinnlos Platz zu vergeuden. Man muss offenbar mit einem vollen OFDM-Symbol abschließen, bevor man das zusätzliche Phasenreferenzsymbol ranhängen kann.

Die im vergangenen Sommer auf dem IEEE-Symposium in Cagliari vorgestellten theoretischen Betrachtungen dazu (ist also kein Geheimnis, ist publiziert) zeigen dann auch, dass die dauerhaft nicht regionalisierten Services sich im Empfang wie innerhalb eines ganz normalen Gleichwellennetzes verhalten, während die regionalisierten Services mit zunehmender Signalstörung beim Empfang (Überlappungsgebiet der Signale zweier Senderstandorte) immer wackliger werden. Was anderes war ja auch nicht zu erwarten.

Wie sich das ganze in der Praxis bewähren wird, dürfte irgendwann in diesem Theater hier zu berichten sein. Dann wird es wohl auch um Fragen gehen wie diese, wie viele regionalisierte Services (und mit welcher Bitrate / wie vielen CU) man hintereinander rausfeuern kann mit abschließendem gemeinsamem Phasenreferenzsymbol, ohne dass die Empfänger den Lock verlieren und kein Gleichwellennetz mehr erkennen (ist zumindest eine Frage, die ich habe).

Bis hierhin mein Fazit: da habe ich vorschnell geurteilt. Man kann offenbar doch auf Datenstrom-Ebene noch ein einer Stelle rettend eingreifen. Könnte interessant werden, so es keine Kompatibilitätsprobleme mit Empfangsgeräten geben sollte.
 
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Nach weiteren Recherchen noch einige Nachträge bzw. Korrekturen:

Es ist wohl so, dass sich gezeigt hat, dass sich die Empfangbarkeit der regionalisierten Services verschlechtert, wenn man nicht nach jedem regionalisierten Service ein Phasenreferenzsymbol sendet, um die Sender wieder synchron zu bekommen. Ebenfalls geht wohl mit steigender CU-Zahl je regionalisiertem Service (= mit längerer zeitlicher Unterschiedlichkeit der einzelnen "Funkwellen-Outputs" der Senderstandorte, bevor wieder ein Gleichwellennetz existiert für die kurze Zeit bis zum nächsten regionalisierten Service, dessen Daten gesendet werden) die Empfangsstabilität zurück. Man betrachtet wohl 48 CU als Optimum für die regionalisierten Services zur Zeit der Regionalisierung. 48 CU sind in EEP 3-A (typischer mittlerer Fehlerschutz) 64 kbps brutto, also ca. 58 kbps nach Reed-Solomon-Fehlerkorrektur und dann z.B. 56 kbps Audio netto + 2 kbps Zusatzdaten (Slideshow). Also absolut mager. Geht man im Fehlerschutz noch konservativer ran (EEP 2-A), blieben statt 64 kbps brutto bei 48 CUsogar nur 48 kbps brutto. Da wären wir dann wiklich bei "Diktiergerätequalität".

Was man nun eventuell machen könnte: das regionalisierte Programm hat zu Zeiten der Regionalisierung 48 CU mit 64 kbps brutto und sendet nur eine sparsame Slideshow (z.B. nur TIF mit Senderlogo und Regionalisierungsnennung), damit sind noch etwa 56 kbps Audio möglich. Nach den Datenhäppchen dieses Services kommt das zugehörige Phasenreferenzsymbol. Das frisst ebenfalls 48 CU, also ein komplettes OFDM-Symbol. In Summe hat der Service also 96 CU. In den Zeiten außerhalb der Regionalisierung läuft dieser Service von allen Senderstandorten identisch, es braucht das Phasenreferenzsymbol nicht mehr. Dann könnte man dynamisch umkonfigurieren und dem Service statt 48 CU + Phasenreferenzsymbol die vollen 96 CU geben. Das wären satte 128 kbps brutto in EEP 3-A. Um nicht auch noch den Codec von HE-AAC auf LC-AAC ändern zu müssen, wäre hier dann satte Slideshow-Bitrate (meinetwegen 16 kbps) möglich und man hätte noch anständige netto-Audiobitrate von ca. 100 kbps übrig. Da käme dann auch recht anständige Qualität raus.

Problem: das dynamische Umkonfigurieren eines Muxes sorgt für gewisses "Knirschen" bei den Empfängern. Kurzzeitiges Muting sollte immer auftreten, zu prüfen wäre, ob sich manche Kisten gleich komplett aufhängen.

-> auf die Feldversuche dazu und die Resultate bin ich wirklich gespannt.
 
Interessant. Praktikabel wäre dann vielleicht 5 Minuten pro Stunde zu regionalisieren und da kompakt regionale Infos plus Werbung hinein zu packen und da dann auch nur mono zu senden, ein paar Sekunden vor dem Umschalten ne kompakte Ansage mit Schaltpause wie zu Dampfradio-Zeiten... Wäre vielleicht eher was für den DLF, damit der seine nervigen Verkehrsinfos kürzen kann (die außerhalb von NRW niemanden interessieren). Aber ob sowas für Sender wie Radio 21 akzeptabel wäre?
 
Die Privaten sehnen sich doch viel mehr nach einzeln adressierbaren Empfängern und exakt und zeitlich präzise auswertbaren "Einschaltzahlen". Und das bietet nur IP. Dahin wird der Zug fahren, da drauf warten auch die großen Privaten, die sich am DAB-Zirkus nicht beteiligen. Das Thema ist letztlich wohl nur technisch interessant. Wie DAB wohl generell.
 
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Das es dahin aber nicht laufen wird sollte dir schon klar sein. Sonst würde man das in Braunschweig garnicht erst entwickeln. Rein zum Spass wird das nicht gemacht
 
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Das hat wohl einerseits politische Gründe (die Medienpolitik will vorn dran bleiben) und andererseits nimmt man Drittmittel (ich vermute es zumindest) in der Forschung gerne. Das weiß ich noch aus meinen Zeiten in einer Hirnwichserfarm. Drittmittel ernährten die meisten Doktoranden und erlaubten die meisten Themen für Diplomanden in der angewandten Forschung. Die Theoretiker waren hingegen die unangefochtenen Meister im Fachgebiet "Lebenskunst und Stipendienbeschaffung". Die bekamen keine Gelder aus der Industrie, weil die an relativistischen Effekten und speziellen Spezialfällen in der Quantenphysik nur sehr selten interessiert sind (was sich auch langsam ändern könnte, seitdem Schlagworte wie "Quantencomputer" mehr als nur Schlagworte sind).
 
Die Privaten sehnen sich doch viel mehr nach einzeln adressierbaren Empfängern und exakt und zeitlich präzise auswertbaren "Einschaltzahlen". Und das bietet nur IP. Dahin wird der Zug fahren, da drauf warten auch die großen Privaten, die sich am DAB-Zirkus nicht beteiligen.
Die Bestrebungen in diese Richtung sehe ich sehr wohl auch. Aber noch hab ich die Hoffnung nicht aufgegeben, daran noch etwas mit Hilfe der Medienpolitischen Rahmenbedingungen zu drehen. Weil die Interessen der ö.-re. gehen in die entgegengesetzte Richtung. Und das mit der Adressierbarkeit ist IMHO auch nur Hirnwichse von VPRT & Co. Denn wenn die nur auf IP setzen, sind die bald völlig irrelevannt bzw. werden erkennen, dass sie defakto garnicht gehört werden, da eben die MA-Lotterie nicht mehr anwendbar ist. Dieser Radioplayer kann da auch nichts retten. Lediglich Sachen wie StreamOn sind da kreuzgefährlich. Weil bei IP-only sind Spotify & Co. schon längst da.
Insofern täten eben auch die großen Kommerz-Ketten gut daran, Broadcatsplattformen, wie DAB+ mit zu tragen. Für IP sind da hybrid trotzdem noch ein paar Schmankerl drin, wenn ein Radio genutzt wird, das DAB+ und Internet kann. Nur, dass da eben übers Internet nur ein Bruchteil der Datenmenge notwendig ist.
 
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