UKW - Wie war es damals?

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dnS

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Moin,

ich bin viel zu jung. Damals war ich höchstens ein feuchter Gedanke meiner Mutter. Von daher mal die Frage an alle, die sich noch daran erinnern können:

Wie war es damals? Welche Sender gab es zuerst? Wie wurde die MW durch UKW ersetzt? Auf einmal oder langsam? Gab es Werbematerial für den neuen Frequenzbereich? Welche Sender gab es zuerst? Was wurde aus den MW-Sendern, die von jungen Menschen gehört wurden? (Freiheitssender, Radio Luxemburg, Veronica ...)

Gibt es heute im Netz noch Material oder vielleicht sogar MP3s dazu?
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Beim Hessischen Rundfunk gab es Anfang der 50er eine Werbefigur namens "UK-Willy" - ein etwas mopsiger Schauspieler (Heinz Erhardt ähnlich), der den UKW-Empfang im Hessenland populär machen sollte (erste UKW-Sendungen erfolgten im Programm hr2).
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Hallo, Grüß Gott Onkel Otto!

Sollten wir häufiger unverfängliche Fachfragen aus der Radiohistorie stellen, um wieder mehr von Dir zu lesen?

Zum Thema:
Hier im Süden lag der SDR vorne:
Der SDR strahlte bis 1950 nur ein Hörfunkprogramm aus (später als Südfunk 1 bzw. SDR 1 bezeichnet). Dann nahm das zweite Hörfunkprogramm (Südfunk 2 bzw. SDR 2) über UKW seinen Sendebetrieb auf. Am 1. November 1964 folgte ebenfalls über UKW zunächst als „Gastarbeiterprogramm“ das dritte Hörfunkprogramm
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Hallöchen,

zu UKW ansich:

Überlegungen und Vorversuche zur Einführung eines UKW-Rundfunks gab es in Deutschland bereits in den 1920er-Jahren. Das Reichspost-Zentralamt strahlte ab 1930 versuchsweise UKW-Sendungen im Frequenzbereich um 40 MHz aus.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Gedanke des UKW-Rundfunks einen kräftigen Auftrieb infolge der äußerst unbefriedigenden MW-Versorgung, die durch den Kopenhagener Wellenplan entstanden war.

Bei der Entwicklung der UKW-Sender mußte man zunächst noch ausländische Senderöhren verwenden, aber bald liefen in der deutschen Industrie eigenene Röhrenfertigungen an. Der frühe Beginn des UKW-Rundfunks in der Bundesrepublik ermöglichte es der deutschen Rundfunkindustrie, sehr bald international eine führende Stellung von UKW-Sendern und -Empfängern zu erringen.

Besonders gefördert wurde das Interesse am UKW-Empfang dadurch, daß die Rundfunkanstalten zusätzliche Programme über die UKW-Sender ausstrahlten - als erste Anstalt der NWDR Köln (damals waren NDR und WDR noch zusammen) am 30. April 1950.
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Interessant war es früher schon und ich kann mich noch gut daran erinnern.
Hier im östlichen Niedersachsen (Raum Helmstedt) sah es in den 70ern wie folgt aus:
UKW:
NDR/WDR 1 (zuerst noch auf der 89,9 vom Harz dann auf der 98,0 - bis 30.6.79 mono, ab 1.7.79 stereo
NDR 2 (92,1 vom Harz)
NDR 3 (zuerst auf 98,0 vom Harz, dann auf der 89,9)
NDR 4 (damals noch kein Vollprogramm sondern Gastarbeiterwelle auf der 99,5 vom Harz - Ausstrahlung in mono)
BFBS (93,0 vom Drachenberg, seit wann in stereo weiß ich nicht mehr
Der DLF wurde nur in mono ausgestrahlt.
Mit Dach-UKW-Antenne konnte man noch hr1, hr2 und hr3 empfangen.
Das war es schon an Weststendern. Dazu kamen noch die DDR-Sender:
Radio DDR 1 (Stereo auf 88,95 mhz)
Radio DDR 2 (Stereo auf 94,60 mhz)
Stimme der DDR (mono auf 97,4 mhz) und der
Ostberliner Rundfunk (mono auf 91,55 mhz - irgendwann später in stereo).
War das Wetter gut (Überreichweiten) gingen auch die Berliner Sender (SFB 1 auf 88,75 mhz und SFB 2 auf 92,4 mhz sowie RIAS 2 auf 94,3 mhz.
Im TV-Bereich war es ganz mager (und trotzdem fast besser als heute):
ARD regional NDR (Torfhaus Kanal 10)
ZDF (Torfhaus Kanal 23)
NDR-RB-SFB III (Torfhaus Kanal 53)
DDR-Fernsehen 1 (Brocken Kanal 6)
DDR-Fernsehen 2 (Brocken Kanal 34).
Anfangs waren die Programme aus der DDR nur schwarz-weiß; mit Adapter wurden auch diese bunt.
Es war auch nicht den ganzen Tag Programm. Auf der ARD und dem 1. DDR-Programm gab es ein Vormittagsprogramm mit anschließender Sendepause; die anderen Sender begannen erst am Nachmittag bzw. am Abend die Sendefolge.
So war das damals...
 
AW: UKW - Wie war es damals?

@ ndr_2de:
Das ist ja wirklich eine magere Auswahl an Programmen gewesen. Da wo ich her komme, 50° 54′ N, 10° 33′ O, konnten folgende Programme empfangen werden:

Hörrundfunk:
Radio DDR 1
Radio DDR 2, Sender Weimar
Radio DDR 2, Magdeburg (weiß nicht mehr, ob das Sender oder nur Studio war)
Radio DDR 2, Sender Leipzig (nur mit Radio, Bj. 1. Hälfte 50er und Dachantenne)
Deutschlandsender (ab Anfang 70er Stimme der DDR)
Berliner Rundfunk
NWDR 1 (Niedersachsen)
NDR 2
NDR 3
WDR 2 (nur mit obigem Radio und Dachantenne)
HR 1
HR 2
HR 3
Bayern 1
Bayern 2
Bayern 3

Fernsehrundfunk:
DDR 1
DDR 2
ARD (Regionalisiert NDR, HR; BR mit extra Antenne vertikal im Band I, machte übrigens durchaus Sinn, weil zwischen 18 und 20 Uhr wirklich grundverschiedene Programme, Serien bzw. Unterhaltung, liefen)
ZDF
NDR, RB und SFB mit ihrem dritten Programm (so hieß das damals)
HR 3. Programm
BR 3. Programm (mit extra Antenne vom Kreuzberg)
Russenfernsehen auf Kanal 12 (wie hieß das eigentlich richtig?)
Wesentlich später gab es dann noch RTL und SAT 1 aus Kassel)
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Musik, Nachrichten, gebaute Beiträge und mehr in Mono und Stereo.
Vom Band oder Schallplatte kam der Sound her.
Das war "damals" so auf UKW. Was möchtest Du genau wissen "dnS".
Für mich persönlich war der glaubwürdige "Inhalt" sehr wichtig.
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Wie nahmen die Leute das neue UKW zunächst an? Ist es wie heute DAB, oder war es ein sofortiger Siegeszug? Lief es Anfang auch schleppend? Wie war das Erlebnis, als ihr/man zum ersten Mal UKW hörte? War es damals schon deutlich besser als MW? Konnte man damals MW besser empfangen als heute und war die Qualität eine andere? Was für Sender waren es, die sendeten? Was war die Zielgruppe? Waren das damals schon 24h-Sender?

Ich habe im Internet mal nach dem Herrn "UK Willy" gesucht, leider nichts gefunden. Das "UK" lässt die Suche ganz schön ins Irre laufen.

Vielleicht hat jemand ja auch noch eine alte Radiozeitschrift, wo er mal einen Artikel aus der Zeit mit einem UKW-Artikel einscannen und hier reinstellen kann.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie fasziniert mich die alte Geschichte des Radios. Nicht nur UKW im Speziellen, auch die alten Reichssender, Funkstunden oder ähnliches von ganz früher. Habe schon viel gegoogelt. Aber richtige (Ton-)Dokumente findet man kaum.
 
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BFBS (93,0 vom Drachenberg, seit wann in stereo weiß ich nicht mehr

BFBS dürfte 1994 mit den Stereosendungen begonnen haben, warum man so lange gewartet hat war mir immer ein Rätsel.

Damals wurde der FM-Frequenzbereich bis 104.0 MHz freigegeben, später wurde er bis auf 108.0 MHz ausgebaut. Genaue Jahreszahlen wissen nur die Spezis
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Damals wurde der FM-Frequenzbereich bis 104.0 MHz freigegeben...
Das war ungefähr 20 Jahre nach der "Markteinführung". - Wir hatten ein Gerät aus Schönebeck und eins aus Niedersedlitz, wobei der UKW-Empfang (beide Mono) bei letzterem besser war [das Elbia brauchte auch für Ortssender eine "Hochantenne", bei dem Teil aus Niedersedlitz reichte eine Zimmerantenne für Ortssender (Hoher Meißner und Inselsberg) - übrigens mit Bananensteckern], das erstere aber durch ein besseres KW-Teil glänzte. Beiden war aber gemein, dass sie einen vorzüglichen "satten" Klang hatten. Wem es geschuldet war, dem Sender oder dem Empfänger, wage ich nicht zu entscheiden - ich vermute einmal, das lag auch mit an den Geräten, denn mein Billig-Reciver von RFT (der so periswert gar nicht war) aus den 70ern produziert auch heute noch einen besseren Klang, als ein vorhandenes Gerät von Schneider aus den 90ern.
Ach, und mit Einschalten und Radiohören war nichts, denn das Vorglühen dauerte seine Zeit.
 
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Hallo dnS, ich habe mal eine Sendertabelle auf den 50ern hochgeladen. Da kannst Du sehen, welche Sender damals in Betrieb waren. Solche Sendertabellen lagen damals den Radios bei.
Sendertabelle1.jpg
Sendertabelle2.jpg
Sendertabelle3.jpg
 
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Der "Sender Freies Berlin" führte auf UKW als erster in Deutschland die Stereo-Ausstrahlung ein. Jahr ? Höre ich nochmal nach in der Doku über deutsche Rundfunkgeschichte.
Es ist Wochenende, Freunde des gepflegten Radioprogramms. Weekend, Radio aus oder sich wieder die Pest an den Hals ärgern ? Der Devil gehört zu den Frühleuten. Hat schon 3 Kaffe und 2 Stück Brot mit Spiegeleier weg und schaut ins Internet ob er was neues findet über alte und neue Helden. Schönes Wochenende, so Kiste jetzt aus.
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Der "Sender Freies Berlin" führte auf UKW als "erster" Testsendungen in Stereo aus, so war das mal vor langer Zeit laut Info-Internet.
Das dort oben ist so nicht richtig Freunde. DAB .Here we go.
 
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@ dns:
Aus persönlicher Erfahrung erinnere ich mich noch an die späten 60er Jahre. Damals war UKW schon etabliert: Es gab klobige Röhrenradios und Musiktruhen mit bis zu 4 Kurzwellentasten, M, L und UKW. Die Geräte hatten ca. eine Minute Anlaufzeit. Ein grüner Balken zeigte die Feldstärke bei Empfang aus: Der grüne Balken entwickelte sich vom linken und rechten Rand zur Mitte hin. War der Balken ohne Unterbrechung, war auch die Feldstärke optimal. Obwohl auf den Stereoempfang hingewiesen wurde, waren oft nur Mono-Breitbandlautsprecher verbaut. Diese zeichneten sich durch einen satten und im Prinzip wohlklingenden Sound aus.
Gleichzeitig gab es auch schon Autoradios mit M,L,UKW Taste, zum Teil auch mechanische Stationstasten und erste Transistorradios, damals noch Kofferradios genannt, in der Regel nur mono.
Damals war auch Radio überwiegend Erwachsenenangelegenheit. Die Kinder hörten einfach mit und die Programme waren ein Mix aus Infos, Nachrichten und Musik, bis auf den Schulfunk nicht viel altersspezifisches und aus heutiger Sicht auch nichts spektakuläres. Viel beachtete Krimireihen (Paul Temple) gab es abends. Fernsehen war noch nicht so etabliert, kam flächendeckend in schwarz-weiss als Röhrenempfänger und selbstverständlich in mono erst in den siebzigern (obwohl es schon Farbfernsehen gab).
Damals wurde auch parallel zu UKW viel Mittelwelle gehört, z.B. war RTL sehr beliebt.
Die waren auch die ersten mit Jugendprogrammen am Abend, während morgens hausfrauenorientiert gesendet wurde.
Erst Mitte der siebziger Jahre kamen Transistorstereogeräte und Radiorekorder in Mode und verdrängten die Mittelwelle in ein Schattendasein. Auch im deutschen Rundfunk gab es Jugendsendungen, wie Diskothek im WDR oder Schlagerrallye, die fleißig auf Compakt-Cassette mitgeschnitten und in der Schule eifrigst diskutiert wurden.
Eine Vinyl-Single kostete damals 6 DM, eine LP etwa 20 DM und war nur selten erschwinglich.
Übrigens: In den 60ern und 70ern waren die Radioskalen voll bedruckt mit Sendernamen zusätzlich zu den Frequenzen, so dass man sie bei der Kurzwellensuche besser finden konnte: Da standen dann so verrückte Namen wie Hörby oder Beromünster. Also auch ein Anreiz so die Welt zu entdecken.
 
AW: UKW - Wie war es damals?

Obwohl auf den Stereoempfang hingewiesen wurde, waren oft nur Mono-Breitbandlautsprecher verbaut. Diese zeichneten sich durch einen satten und im Prinzip wohlklingenden Sound aus. Gleichzeitig gab es auch schon Autoradios mit M,L,UKW Taste, zum Teil auch mechanische Stationstasten und erste Transistorradios, damals noch Kofferradios genannt, in der Regel nur mono.

Außerdem wurden Singles bis in die späten 60er, je nach Label sogar bis in die 70er hinein, nur in Monofassung veröffentlicht. Auch die für den Alltagsbetrieb sendereigen hergestellten Bandumschnitte waren oft nicht stereo, da nicht alle Studios und Umschnittplätze für Stereobetrieb ausgerüstet waren.

Eine Vinyl-Single kostete damals 6 DM, eine LP etwa 20 DM und war nur selten erschwinglich.

Kosteten Vinyl-Singles nicht in den 60ern noch 4,50 DM, später dann 5.- und zuletzt 6,50 DM?
 
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Kosteten Vinyl-Singles nicht in den 60ern noch 4,50 DM, später dann 5.- und zuletzt 6,50 DM?

Meine erste Single war "America" von Trini Lopez. Ich kaufte die Vinyl in Rotenburg an der Wümme für zwei Mark fünfzig. Das müsste ungefähr im Jahre 1964 gewesen sein, also im letzten Jahrtausend. Das Geld dafür hatte ich mir gespart, indem ich als Balljunge auf einem Tennisplatz 10 Pfennig in der Stunde verdiente.
Aber dann ging es musikmäßig, nachdem ich Blut geleckt hatte, nur noch ab. "You really got me" von The Kinks, "Satisfaction" von den Stones....

Die Singles kosteten bis Ende der 60er überwiegend um die fünf Mark, bei LPs war man von 9,95 (holländische Billigpressung) bis 17,95 (Originalpressung z.B. von Decca) dabei.

2Stain
 
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Nein, eine Single kostete (im EVP) 4,60 M und eine LP 16,10 M (wenn es "Kultur" war nur 12,10 M). - Die Teile, wo vier Titel drauf waren, kosteten 8,10 M.
 
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@ammerländer
Rotenburg an der Wümme = BRD zu damaligen Zeiten. 2,50 DM habe ich bezahlt. Die B-Seite von "America" war "Yo te amo Maria".

Was bedeutet das Kürzel "EVP"?

Die Teile mit 4 Titeln waren die EPs, auch damals schon Raritäten. Die Rolling Stones haben in Deutschland mal sowas rausgebracht, ich glaube, das war eine Auskoppelung aus einer LP mit "Tell me", bin aber nicht ganz sicher.

Ergänzung:
Ich war damals dort in den Ferien. Mein Onkel Fritz aus Ostpreußen sagte Jahre später mal zu mir:
" Jungchen, was willste denn mit Sterero, dem Schiet? Das ist kein Schreibfehler, Sterero, das sagte er.

Aber zur Kernfrage zurück - UKW wie war das damals.
Es war für mich eine Hör-Revolution.
 
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@ 2Stein:
Mein Beitrag bezog sich eigentlich auf #21. Ich war nur zu langsam, weil ich erst wegen des Preises auf die Cover schauen musste.

EVP = Endverbraucherpreis (typischer DDR-Ausdruck, heißt: Den Preis musste man zwischen Saßnitz und Sonneberg für ein Produkt im Laden zahlen.)

Meine erste Platte war AMIGA 450749 (1970):
A: Gilbert Becaud mit Olympia-Orchester Ltg. Jean-Michel Defaye - Natalie
B: Gilbert Becaud mit Orchester Raymond Brtnard - Et maintenant
natürlich in Mono und eine Übernahme von Pathé Marconi.

Nachsatz:
Die Teile mit vier Titeln hießen in der Zone "Quartett".
 
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