Umfrage zum Interesse der Berliner Radiohörer an deutschsprachiger Popmusik

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Forts.:

"Wir sind alle über 40" von Brunner und Brunner trifft den Nerv einer ganzen Generation und ist schon deshalb eine Marke. "Tanz mit mir" ist eine ganz anständig produzierte Nummer für den Tanztee und alle, die's gemütlich mögen.

Die ehemalige schwedische Band "Vikinger" fand übrigens in der deutschen Gruppe "Tanzpalais" einen sehr ähnlich gelagerten Nachahmer.
 
Ja mei, wenn's danach ginge... Andy Borg ist ein vielgebuchter Konzertkaiser und obige Single fügt sich in seine neueren Werke bestens ein.
 
Übrigens, bevor ihr Musikgurus, die ihr alle das ultimative Gehör und damit den wegweisenden Geschmack habt, euch hier noch weiter bis auf die Unterhose offenbart - nur ein kleiner, fragender Hinweis:
Habt ihr vielleicht auch die private Nachricht des Threaderöffners/der Threaderöffnerin erhalten, in der dieser/diese anfragt, ob alle von euch hier geposteten Ansichten in einem geplanten Projekt (Buch?) sinngemäß veröffentlicht werden dürfen?
Das Wissen um diesen geplanten Verwendungszweck könnte vielleicht bei dem einen oder anderen zu etwas mehr Zurückhaltung führen.
 
Es ist ein Unterschied, ob man sich mit seinen Ansichten in einschlägigen Foren exhibitioniert, oder ob man - möglicherweise bis auf die Echtperson zurückverfolgbar - in massenmediale Weiterverwertung gerät. Spätestens dann bereut man manchmal Äußerungen, die man nicht mehr in die Flasche zurückstopfen kann.
 
Zum deutschen Schlager, dessen Vermarktung und Akzeptanz etwas später mehr.
@Mannis Fan: Ich habe mein Ok erteilt, weil ich auch in echt zu den Analysen stehe und weiss, dass sie der Wahrheit entsprechen.
Ob ich diese gut finde oder nicht, diese vertrete oder nicht ist wieder ein anderes Thema.

Bis gleich.
 
Wir reden hier über den allgemeinen Geschmack. Von Hörern. Von Konsumenten. Von Konzertbesuchern. Wir reden nicht vom individuellen Geschmack von Radiomachern und deren Sanitätsagenturen.

Und mit diesem Zitat von count down steige ich mal ein, um auf einer Ebene dieser Verschwörungstheorie entgegenzutreten. Und rico, ich habe hier so oft logisch aufgebaut etwas erklärt. Wenn Du das aus Deiner Voreingenommenheit nicht als logisch erkannt hast, dann tust Du mir wirklich leid. Und seinen Bekanntenkreis zu fragen, ist das Dümmste, was man machen kann. Ein repräsentatives Ergebnis kommt dabei nicht heraus. Das muss man auf viel breitere Beine stellen.
Und wenn ich Dich beim Thema Paloma frage, warum dort wohl Silbermond oder Unheilig nicht stattfinden, kommt von Dir ein wenig taugliches "Ich hätte nichts dagegen". Das habe ich nicht gefragt. Die Unverträglichkeit war der Punkt, auf den ich hinaus wollte.
Wie ein Stück Seife, Du windest Dich um Wahrheiten herum.

Und zum Thema britischer/deutscher Muskgeschmack darf ich Dir sagen, daß es in GB auch so etwas wie "Schlager" gibt. das bezeichnet man dort als "cheesy" und Barry Manilow und Brotherhood of Man entsprechen diesem Klischee.

Und jetzt zu diesem unhaltbaren Vorwurf eines Amateurs, dass die Agenturen Schlagersender "am ausgestreckten Arm verhungern lassen".

Vorab: Viele Zitate, die ich jetzt bringe, sind Zitate- von anderen Personen! Ob ich mit diesen übereinstimme, bleibt offen und ich nehme dazu keine Stellung.

Nachdem das Thema hier so hochkocht, habe ich mit einigen Leuten gesprochen und nachgefragt und hinterfragt.

a) Werbefunkkombis und Werbeagenturen sind Wirtschaftsunternehmen. Sie haben per se gar nichts dagegen, auch einen Schlagersender zu vermarkten, schliesslich verdienen sie an den Provisionen und AE-Rabatten. Dafür müssen sie aber erst einmal selbst Kunden und Klientel akquirieren.
Mal eben kurz von den bestehenden Etats etwas umleiten funktioniert nicht, der Werbekunde will Rechenschaft haben, bei welchem Sender mit welchem Zielpublikum, welcher Altersschicht und welcher Einschaltquote sein Zaster verbraten wird....

b) Es wurde mir von einem führenden Mann aus einer dieser Agenturen so geschildert:
Wir drehen da nichts dran. Und wir haben uns mehrmals redlich bemüht und sind auf unseren Anlaufkosten sitzen geblieben. Wir haben so oft gehört, dass bei einem Publikum, das bei Silbereisen verzückt auf den Bänken hockt, kein Geschäft zu machen ist. Was sollen wir denen verkaufen? Einen neuen Mercedes, ein neues Handy, einen Mars-Riegel, Gummibärchen? Das Goldene Blatt lesen die alle, dafür bekommen wir keinen Etat

Der Mann sagte mir, dass er und seine Mitarbeiter wegen des negativen Images von Schlagerfreunden bei potentiellen Werbekunden voll aufgelaufen sind. Firmenbosse und Entscheider sind überwiegend auch keine Schlagerfans. Diese gelten als etwas einfältig gestrickt, mit wenig Bildung und meist auch wenig Einkommen. Und werden irgendwie mitleidig belächelt: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Dies haben damals auch die stationseigenen angestellten "Werbeberater", wie es vornehm heisst, bei RPR2 im lokalen und regionalen Bereich erfahren. Den Sender kannten fast alle, aber von ein paar Handwerksbetrieben, deren Chef nichts gegen Schlager hat oder gar Fan ist, kann man nicht leben.

Man kann nichts mit der Brechstange erreichen. Weder eine Korrektur dieses Images noch durch eine Quote, deutschen Schlager überall künstlich eine Existenzberechtigung akustisch einzuräumen.

Dazu kommen dann die Testergebnisse. Wenn bei einem 30jährigen ein Andy Borg immer noch einen sagenhaft gute Wert von 25% Prozent erreicht, dann sind aber mindestens 65% strikt dagegen und 10% haben keine Meinung. Wenn Du Dir in dieser Altersgruppe etwas anderes einredest, dann meinetwegen. Deine Meinung und Dein Glaube ist die eines Amateurs und interessiert letztendlich nicht. Sie hat nur nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Bei einer solchen Ausgangslage kann man vielleicht nachvollziehen, dass Agenturen an dieser Zielgruppe wenig Interesse haben.
Wir können uns nicht dauernd umsonst die Füsse wundlaufen und in der Gegend herumtelefonieren und blind akquirieren

Wenn man das weiss, kann man vielleicht nachvollziehen, warum Consultants eine Reduzierung zu hoher Deutschanteile empfehlen und von einer Geldvernichtungsmaschine wie einem privaten Schlagerradio abraten.
Abraten müssen, wenn sie verantwortlich ihren Job erfüllen wollen!

Ich hoffe, dass alle anderen Forenmitglieder diesen Ausführungen die wirkliche Ursache für die Situation des deutschen Schlagers entnehmen können. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit einer Verschwörung zu tun!

ricochet schrieb:
Wenn einem die Argumente ausgehen muss man eben austeilen.
Als Bemerkung zu meiner Wortwahlverwarnung.

Weisst Du, ich habe langsam wirklich -Entschuldigung!- die Schnxxxx gestrichen voll. Ich habe zig logisch aufgebaute Argumente geliefert. Das ausgerechnet DU diesen Satz nachlieferst, zeigt mir, dass Du nichts begriffen hast und nicht bereit bist, auch nur eine Deiner zahllosen Fehlspekulationen mal zuzugeben.
Du bist der Fachmann, ja?
Unglaublich
 
@ Mannis Fan:
Eindeutig JA, denn ein Amateur (lies: Hörer) kann nicht entscheiden, was "gute" oder "schlechte" Musik ist. - Dazu bedarf es mindestens, wenn nicht gar einem Hochschulabschluss, so doch eine langjährige Tätigkeit in der Branche. Gesunder Menschenverstand ist das Falscheste, um eine derartige Unterscheidung zu treffen. Auch ist der Mensch ein Rudeltier, und wie in jedem Rudel bedarf es einen oder eine, der/die sagt, wo es lang zu gehen hat.
 
Eindeutig JA, denn ein Amateur (lies: Hörer) kann nicht entscheiden, was "gute" oder "schlechte" Musik ist.

Diese Aussage ist sowohl falsch als auch richtig. Bei kommerziellen Stationen entscheidet ausschließlich der Hörer bzw. der am Telefon befragte Laie darüber, welche Musik im Radio wie oft gespielt wird. Dies ist m.E. der Hauptgrund, warum Radiomusik so langweilig daherkommt. Ein Profi würde ja gerne, darf aber nicht. Bloß keine Experimente. Was ich nicht kenne, bewerte ich schlecht. So ist es halt, euer Zielpublikum!

Alle Hörer sind Amateure! Müssen deswegen "Profis" über ihren Musikgeschmack entscheiden?

Das war bis in die 80er Jahre der Fall. Das konnte gutgehen (SWF 3) oder ziemlich in die Hose (WDR 1 oder 2).
 
Was ich nicht kenne, bewerte ich schlecht.
Nur, wie soll der geneigte Hörer denn etwas kennenlernen, wenn er es denn nur in einem Sekundenausschnitt zu hören bekommt? Behutsames(!) Einpflegen von relativ Unbekanntem wäre eventuell hilfreich.
Außerdem stellt sich die Frage, ob eine Telefonbefragung überhaupt das Maß der Dinge sein kann und darf. Oftmals wird doch dann zu einer Zeit angerufen, wenn der Hörer gerade keine Zeit hat; in wenigen Minuten ist so eine Umfrage meines Erachtens nicht abgetan. - Gibt es da eigentlich "Freifelder" oder sind diese, wie bei anderen Umfragen, nicht vorgesehen?

Dass ein Sender mit seiner Hotrotation den Nerv der Zielgruppe trifft, wage ich zu bezweifeln. Da ich kein Auto besitze, komme ich nicht umhin, mich chauffieren zu lassen. Dort läuft ja nun meist Radio. Meine Erfahrung lehrt, dass sobald ein Titel läuft, auf den Suchlauf getippt wird, bis ein anderer Sender mit für den Fahrer annehmbarer Musik gefunden ist. Da sich die Rotationen nur unwesentlich unterscheiden, kann es sein, dass nach wenigen Minuten genau dieser Titel auch dort läuft. Bevor der Interpret seinen Mund überhaupt öffnet, gibt es wieder einen Suchlauf zum nächsten Sender. Hörerbindung sieht anders aus!
 
Genauso wird es ja z.b. beim vielgescholtenen Radio NRW gemacht. Titel, die neu sind, werden sogar umständlich mit Jingle angekündigt "Neu, ganz neu", um Otto Normalhörer auch ja nicht zu verschrecken. Dann wird die Nummer ein paar mal gespielt. Ganz ohne Research! Dann wird die Nummer im Research abgefragt. Und fällt durch.

Dann versuche ich subtil, unbekanntere Nummern einzuschmuggeln, indem ich musikalische Hörerwünsche erfülle. Ganz raffiniert! Und was passiert? Jeder, der schon mal beruflich damit zu tun hatte, kann dir die Antwort geben. Diese Dumpfbacken wünschen sich exakt das, was sowieso dreimal am Tag läuft. Und dann fängst du so ganz langsam an, dein Publikum zu hassen. Das ist dann der Moment, wo man den Absprung finden sollte. Alle anderen bleiben bei der Stange und grinsen sich gutgelaunt durchs Programm. Mit den größten Kulthits der 80er und dem besten von heute.
 
Und überhaupt: Viele haben doch gar keine Lust an einer solchen Befragung teilzunehmen und schmeißen den Hörer schon genervt auf die Gabel, weil viele ggf. schon genervt von anderen Telefonbefragungen sind. Die Leute im Call Center sind um ihren Job nun auch nicht gerade zu beneiden.
Hinzu kommt auch, dass immer weniger Leute einen Festanschluss besitzen, oder ob ihr Name überhaupt im Telefonbuch steht.
 
Ich würde mir auch lieber eine andere Art der Befragung wünschen. Allerdings bezweifel ich, dass es da zu signifikant anderen Ergebnissen kommen wird.
Ich befürchte, dass Deutsche in ihrem musikalischen Horizont eben eher einfach gestrickt sind. Kein Vergleich zu beispielsweise Großbritannien oder auch Benelux.

Sicherlich gäbe es auch hierzulande eine ganze Reihe von Menschen, die eine größere Bandbreite von Musik im Radio bevorzugen würden, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass wir einfach viel zuwenige sind. Zur Ernüchterung: In D gibt es rund 80 Millionen potentielle Radiohörer. Wieviele davon sind in diesem Forum angemeldet und jammern herum? Eben.

edit: bei Bremen 1 mag es funktionieren, dort dürfte der Altersschnitt etwas höher liegen und von 18:00 bis 20:00 Uhr hört auch eine andere Klientel zu als tagsüber.
 
Dieser Blödsinn von der Schlagerverweigerung der Werbetreibenden stinkt doch zum Himmel! Laser 558 kann unter dem Siegel der Verschwiegenheit alles mögliche behaupten, er kann von Researches, Umfragen oder brancheninternen Erkenntnissen fabulieren und wird nie in die Verlegenheit geraten, den Beweis dafür antreten zu müssen. Eine transparente Umfrage oder einen Research, bei den 18-Jähre kein ungleich höheres Stimmgewicht haben als 35-Jährige, wird er hier nicht zitieren oder einstellen können, weil es ihn nicht gibt. Dann noch dieser unerhörte Seitenhieb auf die Schlagerhörer, die angeblich allesamt ungebildet und stumpfsinnig sein sollen; das grenzt schon an Kulturfaschismus und ist an Unverschämtheit nicht mehr zu überbieten.

Es ist völlig falsch, dass Unternehmen oder Markenproduzenten die Agenturen nötigen, ihre Werbespots in lauwarmen Popdudlern unterzubringen. Die Agenturen handeln weitgehend eigenmächtig, erzählen ihren Schützlingen bestenfalls, dass die Oldiewellen die große Mehrheit der Älteren und noch eine stattliche Anzahl an Jüngeren erreichen und damit die größtmögliche Reichweite herstellen. Oldiewellen, für die befreundete Consultants die Playlist ausgearbeitet haben, versteht sich. Die Seniorenwerbung wandert hingegen in die bunten Blätter und natürlich in die zahlreichen Publikationen der Tagespresse, die im Gegensatz zum gebeutelten Kommerzradio wirtschaftlich noch sehr solide dasteht.

In größeren Städten gibt es unzählige substanzlose Popdudler, die allesamt rechnerischen Mehrheiten hinterherlaufen, aber in den MA-Umfragen nur mit ein paar Prozentpünktchen abgespeist werden, weil sie fast genauso klingen (müssen!) wie der privilegierte Print-Landesdudler, die nicht ganz zufällig den Löwenanteil abräumen. Wo immer eine Schlagerwelle gegen einen Oldiedudler antreten muss liegt der Oldiesender um Lichtjahre hinter der deutschen Musikstation, aber dieser Umstand wird geflissentlich ausgeblendet. Schließlich wollen die Consultants auch morgen noch ihre intransparenten, researchgestützen Playlists an den Mann bringen und in die Sender hineinregieren. Den Segen der Agenturen haben sie jedenfalls.

Und noch ein Wort zu Andy Borg und zum Gegenwartsschlager generell. Wenn sich selbsternannte Kultureliten (einschließlich laser 558 versteht sich) abschätzig über Zielgruppen auslassen und mit Scheinargumenten um sich werfen, für die es nicht den Hauch eines Beleges gibt, dann sollen sie sich doch im Gegenzug mal kritisch mit den inhaltlichen Qualitäten ihres selbstgebastelten Einheitsdudelformats auseinandersetzen. Anspruchslose Teeniemucke, billigst produzierter Techno und Synthiepop, deutsche Heulbojen, denen kein ermutigendes Wort über die Lippen kommt und eine unerträglich schlecht abgestimmte Einheits-Playlist, die selbst Hartgesottene am Radio verzweifeln lassen. Wer interessiert sich denn noch fürs Berater-Zeitungsradio? So gut wie niemand interessiert sich dafür! Hört euch doch mal um , dann wisst ihr bescheid!

Und wenn über 15% für Schlager, Rock, Volksmusik, R&B, Country oder Hip-Hop empfänglich sind, dann lohnt sich ein Spartensender auf jeden Fall. Wer das alles nicht hören will kann ja bei Hot AC und Top 40 bleiben, aber glaubt mir, die Marktanteile eurer eindimensionalen Promodudler wären angesichts echten Wettbewerbs im freien Fall. Für ein aufgefächertes, hörerfreundliches Radiobouquet brauche ich auch keine schrägen, nicht umsonst unter strengster Geheimhaltung stehenden Researches, die die allgemeine Akzeptanz von Titeln testen, die am Ende überall kreuz und quer laufen. So wenig Kompetenz findet man wirklich nur in streng abgeschotteten und oligopolistischen Märkten, die sich keiner Konkurrenz stellen müssen. Lang wird das sowieso nicht mehr gut gehen.

Bevor das Radio in die Fänge dieser unsäglichen Zentralplanung geriet gab es noch viele originelle deutschsprachige Produktionen, die die heutzutage heuchlerisch geschmähten Schlagersendern zu Selbstläufern machten (v.a. gelungene Comedy/Novelty-Songs).

Hört selbst

Reichweitenstarke, massenattraktive deutschsprachige Neuerscheinungen verhindert heute leider das teenieversessene Beraterradio

Bei kommerziellen Stationen entscheidet ausschließlich der Hörer bzw. der am Telefon befragte Laie darüber, welche Musik im Radio wie oft gespielt wird. Dies ist m.E. der Hauptgrund, warum Radiomusik so langweilig daherkommt.

Leider verhält es sich völlig anders. Das Beraterradio übernimmt unreflektiert fast jede Promo-Single aus dem amerikanischen Hot-AC-Format (außer Country-Crossovers versteht sich) und ein paar zurechtdesignte Euro-Hits, die ihnen die London-Abteilungen der Labels ins Nest legen. Und schon rollt die Research-Maschine.
 
Wenn man das weiss, kann man vielleicht nachvollziehen, warum Consultants eine Reduzierung zu hoher Deutschanteile empfehlen und von einer Geldvernichtungsmaschine wie einem privaten Schlagerradio abraten.
Abraten müssen, wenn sie verantwortlich ihren Job erfüllen wollen!
Bis vor diesem Absatz könnte ich Deinem Posting uneingeschränkt zustimmen, hier aber übersiehst Du etwas wesentliches bzw. vernebelst das Problem:
Schlagerradio != Deutschanteil. Aber genau über die Abgrenzung haben wir hier schon versucht zu diskutieren - bislang aneinander vorbei und ohne Konsens.

Es ist ein Unterschied, ob man sich mit seinen Ansichten in einschlägigen Foren exhibitioniert, oder ob man - möglicherweise bis auf die Echtperson zurückverfolgbar - in massenmediale Weiterverwertung gerät. Spätestens dann bereut man manchmal Äußerungen, die man nicht mehr in die Flasche zurückstopfen kann.
Das muss jeder selbst entscheiden, wie weit man sich in der Öffentlichkeit aus dem Fenster hängt und Rückverfolgungen zur Echtperson ermöglicht. Einen Unterschied, ob die Äußerung hier zu lesen ist oder -thematisch zusammengefasst- in gedruckter oder elektronischer Form anderswo, macht da aber IMHO keinen Unterschied. Das Zurückverfolgen dürfte - mit DataMining aufgrund der geschriebenen Inhalte verknüpft mit eventuellem Insider-Wissen sogar hier im Forum deutlich einfacher sein, als wenn das anderswo dokumentiert/zitiert wird. Dass der Thread-Eröffner ausdrücklich um individuelle Zustimmung bittet, spricht eher für ihn. Bei Verwendung im Rahmen des Zitatrechtes mit eindeutiger Quellenangabe (dieser Faden in diesem Forum) müsste er nicht um Zustimmung ersuchen. Es sein denn, er möchte es ohne Zitatkennzeichnung verwenden aber ein späteres Gutenplag vermeiden. Letzteres wäre dumm und würde nichts nützen, da dritte, die das beurteilen, von eventueller Zustimmung nichts wissen.
 

Noch dazu wo jeder in den nichtssagenden Begriff Schlager hineininterpretieren kann was er will - Mireille Mathieu, Gunther Gabriel, Andrea Berg, Spider Murphy Gang, Klaus & Klaus, Marianne Rosenberg, Manuela, Gildo Horn, Peter Maffay oder Udo Jürgens.

Dass man öffentlich-rechtliche Schlagerwellen respektive "Seniorenwellen" aufgrund ihrer eher biederen Musikauswahl (im Gegensatz zum Hitradio sollte man sie ja mehrere Stunden ohne Herzrasen durchhalten können) und ihrer bedächtigen Ansprache nicht gerade als ideale Werbeträger für jüngere Semester ansieht verstehe ich gerade noch. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass diese Programme ihren Zweck erfüllen und unter anderen Bedingungen sogar Gewinn abwerfen würden.

Aber leider haben die externen Radioverantwotlichen deutschen Produktionen nahezu jeden Zuschnitts durch eine miese Aushungerungsstrategie jegliche Promotionsplattform entzogen und jedweden Entwicklungsspielraum genommen. Die Schlagerwellen können von der Werbung nicht leben, private Deutschsender sind mit diesen Seilschaften nicht zu machen und für besseren musikalischen Nachschub fehlt dem Deutschsektor unter den gegebenen Umständen der wirtschaftliche Spielraum. Und wenn dennoch gute Ware auf den Markt kommt (und es gibt sicher einiges) hat sie keine Chance auf Airplay, es sein denn im Seniorenradio, wo sie meist gut versteckt wird. Junger, kreativer deutschsprachiger Nachwuchs jenseits suizidgefährdeter Rosenstolzens und Silbermönder hat es wegen des unfassbaren Radioboykotts extrem schwer bekannt zu werden.

Wenn ich mir die teils extrem trashigen Pop-Charts anschaue habe ich nur wenig Neigung über die mangelhafte Qualität vieler "Schlager"-Erzeugnisse zu klagen, obwohl besonders die wirtschaftlich vitale mittlere Generation auf "anständige" Produktionen Wert legt. Doch die hat im Radio längst keine Heimat mehr, weder im Schlager-, noch im Oldie- oder gar im Dudelfunk.
 
Noch dazu wo jeder in den nichtssagenden Begriff Schlager hineininterpretieren kann was er will - Mireille Mathieu, Gunther Gabriel, Andrea Berg, Spider Murphy Gang, Klaus & Klaus, Marianne Rosenberg, Manuela, Gildo Horn, Peter Maffay oder Udo Jürgens.
Nein, die von Dir genannten würde ich größtenteils als "Schlager" gelten lassen. Und das ist etwa der Stil, der sehr verbreitet damit assoziert wird und den Nimbus hat, eher bei Senioren anzukommen. Nichtssagend ist das nicht, nur nicht so einfach mit anderen Worten zu umschreiben (wenn man meine polemische Definition nicht mag). Manches ist sicher grenzwertig, anderes abhängig von der Entwicklungsphase der Künstler. Eindeutig nicht diesem "Deutschen Schlager" zuordnen würde ich z.B. sowas aus den Abteilungen Pop oder Rock wie: Ärzte, Bap, Tote Hosen, Rosenstolz, Nena, Udo Lindenberg, Zweiraumwohnung, Juli, Ich&Ich und diversen anderen, im Mainstream weniger bekannten Deutschpop aus Hamburg oder Weilheim...
 

Nimbus... grenzwertig...

Soll das ein objektives Urteil sein? Wo sind die Belege für die weisen Erkenntnisse der Beraterbranche? Und wo finde ich im Radio die progressiven Künstler deutscher Zunge?
 
Deine Röhre geht bei mir grad nicht weil Flash kaputt.
Wo sind die Belege für die weisen Erkenntnisse der Beraterbranche?
Wozu brauchen die Götter Belege? Sie haben Recht, weil es sie gibt. Es gibt sie, weil die Schäfchen ihren Ratschlägen folgen. So what?:rolleyes:

Andererseits bemüht sich ein Vertreter dieser Zunft sich redlich, aber wohl vergeblich, Dir ein paar Dinge aus dem Nähkästchen zu erzählen.
Und wo finde ich im Radio die progressiven Künstler deutscher Zunge?
Muss man suchen. Seltenst in einer "Rotation". Hier und da in Spezialsendungen. Auf den meisten "populäreren Wellen" aber gänzlich Fehlanzeige, wenn man mal von ab und an bei rbb Radio Eins oder z.B. einer monatlichen Sendung bei Das Ding o.ä. absieht... bei den teilweise nur digital empfangbaren ARD-"Jugendwellen" noch am ehesten. Oder bei Sendern wie egoFM...
 
Ich habe jetzt mal einen privaten und einen öffentlich-rechtlichen Schlagersender herausgepickt und den Durchschnitt beim Werbefunk ingesamt herausgesucht. Ich kann schon verstehen, warum Mediaagenturen und private Rundfunkveranstalter beim Thema Schlager eher verhalten reagieren.

Radio Paloma:
Altersgruppe 14-49 Jahre: 19 %
Altersgruppe 60+: 57 %
Hochschulreife: 5 %
Grund-/Hauptschulabschluss: 73 %
HHNE > 2500 EUR: 21 %
HHNE < 1500 EUR: 35 %
PKW-Selbstfahrer: 65 %

SWR 4 BW + RP:
Altersgruppe 14-49 Jahre: 10 %
Altersgruppe 60+: 74 %
Hochschulreife: 10 %
Grund-/Hauptschulabschluss: 75 %
HHNE > 2500 EUR: 32 %
HHNE < 1500 EUR: 27 %
PKW-Selbstfahrer: 77 %

Werbefunk insgesamt:
Altersgruppe 14-49 Jahre: 55 %
Altersgruppe 60+: 24 %
Hochschulreife: 24 %
Grund-/Hauptschulabschluss: 39 %
HHNE > 2500 EUR: 51 %
HHNE < 1500 EUR: 18 %
PKW-Selbstfahrer: 80 %

"Levels" ist übrigens keine Techno-Nummer, sondern wird gemeinhin in die Kategorie "Progressive House" eingeordnet, manch einer spricht auch von Trouse (Trance + House) – wirklich durchgesetzt hat sich letzterer Begriff allerdings noch nicht. Wirklich richtig ist "Progressive House" auch nicht, denn ein ProgHouse-Label wie Bedrock oder Anjunabeats hat nur wenig mit dem zu tun, was Swedish House Mafia und Konsorten da produzieren. "Club House" würde es wohl noch am besten treffen. Jedenfalls aber nicht Techno. :D
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben