Die beiden umfangreichsten UKW-Angebote, die ich noch kenne (Hamburg und Halle) sind Großanlagen, aber halt beide regionale Unternehmen (in Halle nutzt die S+K sogar für den Internet-Teil ihres Kabelnetzes die Dienste der PYUR).
In München hat die M-Net wohl anlässlich der UKW-Abschaltung vor knapp einem Jahr verlauten lassen, es gäbe dafür keinen technischen Grund in ihren Netzen, aber es gäbe halt die gesetzliche Regelung in Bayern.
PYUR und Vodafone, beide auch in Sachsen und Bayern aktiv (in beiden Ländern Abschalte-Pflicht) bieten bundesweit in allen Netzen so weit wie möglich identisches Angebot - sie verlangen ja auch regional die gleichen Regelpreise. Damit ist UKW schon generell rausgeflogen zugunsten eines einheitlichen Angebotes. Es wird ihnen allerdings auch recht sein, einen zusätzlichen Dienst mit entsprechender Hardware loszuwerden und alles via DVB-C zu realisieren.
Wobei UKW logistisch kein Drama war. Die Vodafone hatte um 2015 herum auf zentrale UKW-Aufbereitung umgestellt und zentral IP-Gruppen in die Regionen geschickt, wo
Astro U125 die Umwandlung zu UKW übernahmen. Dieses kleine Ding (3 Stück nebeneinander plus Netzteil passen in eine 19"-Gestellbreite) setzt 40 (vierzig!) UKW-Programme aus IP um. Ca.
150 solcher Umsetzer wurden an die Kabel Deutschland geliefert. Die sind jetzt schon wieder rausgeflogen. Wohin eigentlich?
Die Regionalradios in DVB-C umzusetzen war somit natürlich recht einfach: das lag eh alles schon als IP an und musste nur in DVB-C-Muxe eingebaut werden. Da hier 192 kbps genutzt werden, liegt nahe, dass UKW seit 2015 auch nur noch 192 kbps Layer II in der Zuführung war. Da liefern dezentrale autarke Netze dann doch schon auf UKW mehr, wenn sie direkt aus den 320 kbps der ARD umsetzen oder terrestrisches UKW ohne zusätzliche Datenreduktion in Kabel-UKW umwandeln.
Bei der PYUR sieht es so aus, als wollen sie den Frequenzbereich tatsächlich nutzen, um den Internet-Updstream zu beschleunigen. Zumindest hier in Berlin haben sie Downstream erst ab 258 MHz (Kanalmitte nicht normkonform 262 MHz) belegt. Da ist Transponder 65 (Sky) drauf. Darunter ist nichts mehr außer ein, zwei Telemetrie-Signalen. Man könnte damit nach Umbau des Koax-"Restes" der Netze (also ab den Opto-Koax-Umsetzern) sofort deutlich breiteren Upstream fahren als bisher (nur bis 65 MHz).
Bei der Vodafone wird aber munter trotz UKW-Abschaltung der untere Sonderkanalbereich wieder im Downstream belegt. Es geht bereits ab 110 MHz (Kanalmitte 114 MHz) los mit einem Video-on-Demand-Kanal:
https://helpdesk.kdgforum.de/sendb/belegung-11.html . Da ist also nichts mit erweitertem Upstream geplant. Da hat man sich nur UKW mit medienpolitischer Hilfe entledigt. Das Angebot war aber sowohl hier in Berlin (ca. 30 terr. Programme!) als auch Hamburg (53 Programme beim Wettbewerber Wilhelm-Tel) sehr schäbig mit ca. je 25 Programmen. In Hamburg waren die letzten Jahre nichtmal mehr die Programme von Radio Bremen dabei.
Auch an TV-Einspeisung in DVB-C wird soweit mir bekannt nicht viel verdient. Die Kleinen nehmen ja gar nichts, Einspeisegebühren kennen die nicht, sie zahlen brav an VG Media, GEMA, RTL-Gruppe, VFF und bekommen vielleicht ein kleinwenig von Sky, wofür sie aber auch etlichen Aufand gerade mit den Sky-Transpondern haben. Dafür leiten sie bei allen Programmen die originale Sat-Qualität 1:1 durch. Haupteinnahmequelle bei Großnetzen dürfte in der Tat IP sein, vor allem die formale Bereitstellung von schnellen Internet-Tarifen, die die Kunden oft gar nicht ausreizen.
Dafür sind manche "Kleinen" in Sachsen aus der Not heraus (UKW-Abschaltung, teils für Klein-Netze verschoben auf 2020-2021, nachdem die Medienpolitik dann doch gemerkt hat, dass das einzige, was sie mit einem Verbot erreichen, das Verschwinden der sächsischen Lokal- und Privatradios aus dem Kabel ist, da sich Klein-Netze eine Umsetzertechnik UKW -> DVB-C finanziell nicht leisten können) dazu übergegangen, terrestrische DAB-Pakete ins Kabel zu nehmen. Auch das bringt trotz der gigantischen Bandbreitenverschwendung zuweilen noch zwei, drei Pakete mehr, als im Kundenbereich "auf dem Fensterbrett" ginge - an der Kopfstelle mit "richtiger" Antenne geht halt bissl mehr. In Thüringen ebenso: oben zitierte Anlage in Gera Untermhaus bietet so neben MDR Thüringen 8B und Bundesmux 5C auch Oberfranken 10B, Sachsen-Anhalt 11C und Bayern 11D. Technisch Unsinn, audioqualitativ meist Unsinn (da selbst UKW besser klingt), aber doch ein paar zusätzliche Angebote für die, deren Stereoanlage das sowieso kann.