Unmusik

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Gelb

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Ich bin kein Musikwissenschaftler, weiß aber von musikalischen Disharmonien und Moll-Akkorden. Es gibt nicht viele mainstreamtaugliche Musiktitel, die solche Dissonanzen beinhalten, aber mir fallen da zwei ein:

Eurythmics - It's alright, Baby's coming back
(besonders die Stelle, an der sie singt: "...coming bäääääck", grauenhafte Disharmonie!)
Britney Spears - Toxic (die verzerrten Streicher am Anfang und in den Refrains)

Fallen Euch noch mehr solcher Titel ein?
Ist vielleicht sogar jemand mit musikpsychologischer Ausbildung unter uns, der uns erklären kann, ob ich mir dieses "Mir rollen sich die Zehennägel hoch"-Phänomen nur einbilde, oder ob musikalische Disharmonien und/oder Moll-Akkorde tatsächlich eine negative Auswirkung auf das Gesamtbefinden haben?
Im zweiten Schritt bin ich dafür, eine Schwarze Liste solcher Titel zu erstellen.
 
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Genau solche Stellen wie die von Gelb angeführten sind es doch, die einen potentiellen Dudelsong ein wenig interessanter erscheinen lassen. (Gerade das Eurythmics - Beispiel paßt hier hervorragend, wie ich finde.)

Aktuelleres Beispiel: "The Veronicas mit "Forever", hier besteht das Strophen - Gitarrenriff aus einem Tritonus, der dieses Liedchen -für mich jedenfalls- dann doch halbwegs erträglich machte. Nun ja - anfänglich jedenfalls ...
 
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Der Begriff "Harmonie" (vs. Disharmonie) ist in der Musikwissenschaft ein Terminus, den Dir vermutlich ein entsprechender Musikwissenschaftler erklären kann.
 
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Mir rollen sich die Zehennägel immer hoch, wenn ich die Mannheimer Heulsuse (Naidoo) im Radio höre. Deshalb ist RPR1 auch tabu für mich. Aber ok, Thema verfehlt.:D
 
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Ist vielleicht sogar jemand mit musikpsychologischer Ausbildung unter uns, der uns erklären kann, ob ich mir dieses "Mir rollen sich die Zehennägel hoch"-Phänomen nur einbilde, oder ob musikalische Disharmonien und/oder Moll-Akkorde tatsächlich eine negative Auswirkung auf das Gesamtbefinden haben?
Im zweiten Schritt bin ich dafür, eine Schwarze Liste solcher Titel zu erstellen.

Die "Dissonanzen" sind musikalisch an sich nicht "falsch".

Es ist das gleiche Prinzip wie bei einem guten Teasing oder auch bei Sex: Spannung erzeugen, aufbauen und dann einige Zeit später lustvoll auflösen. Daraus resultiert im besten Fall das Gefühl der Befriedigung. Und hoffentlich gute Unterhaltung :D

Jeder hat ein individuelles Empfinden von Missklang. Für manchen sind zum Beispiel Dreiklänge in Moll an sich schon zu spannungsreich. Was vielleicht den Erfolg der äußerst spannungsarm schwingenden volkstümlichen Musik erklärt. Das Empfinden hängt von der einzelnen Persönlichkeit und auch von der Tagesbefindlichkeit ab.

Wie so oft: für den einen ein Genuß, für den anderen Graus.
Völlig normal ;)

Umschalten fände ich eine tolerantere Lösung als "schwarze Liste". Das Konzept mit der "entarteten Kunst" hatte mal ja schon mal versucht.
 
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Jeder hat ein individuelles Empfinden von Missklang.
Und das ist zudem meistens durch kulturelle Einflüsse geprägt. So dürften zum Beispiel die Dissonanzen (so es denn welche sind, bin kein Musiker) der Streicher bei "Toxic" im arabischen Kulturraum als sehr harmonisch empfunden werden.
 
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Für mich macht das Musik auch erst richtig interessant. Es gibt ja Musiker wie Trent Reznor von den Nine Inch Nails, die dann extra noch auf einem leicht verstimmten Piano rumklimpern, damit sich die Moll-Akkorde so richtig gruslig anhören. Der eine wird da das kalte Grausen kriegen, ich finde das erst so richtig schön...
 
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Der Verzicht auf Dissonanzen ist IMHO so, als würde man beim kochen die Gewürze verbieten. Der eine mags halt scharf, der andere mag keinen Kümmel. Ganz ohne wird es halt schnell fad.
Das Problem mit den Mollakkorden kann ich gar nicht nachvollziehen, die sind doch aus der abendländischen Musik überhaupt nicht wegzudenken.
 
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Dissonanzen entstehen auf zwei Wegen:

Entweder der Akkord selbst entspricht nicht dem, was der Hörer als angenehm empfindet. Reine Dur- oder Mollklänge gehören nicht dazu, sofern die kulturelle Prägung bei uns funktioniert hat. Ein Sext-Akkord, in dem die Sext die Quint ersetzt, ist da schon etwas anderes, verminderte Sekunden haben auch gelegentlich das Zeug zur Gänsehaut, während die verminderte None als eher unproblematisch durchgeht, zumal, wenn sie durch die verminderte Septime angereichert wurde.

Der zweite Weg zur Dissonanz führt über Akkordbewegungen, wenn die Akkorde in der Abfolge "nicht zueinander passen". Wer quintenzirkelgemäß G - C - D und die dazugehörigen Moll-Parallelen verwendet (e - a - h), der wird sich schwer tun, Dissonanzen zu erzeugen. Wer in einen solchen Akkordkomplex den an sich nicht dazugehörigen Akkord B oder Eb einfügt, der findet sich dagegen eher bei Gelbs Bewertung. Aber hier gilt: Wer's kann, kommt ums Fußnägelrollen herum. Oder die Prägung ist eben so, dass es einfach nicht passt.
 
AW: Unmusik

Unmusik:confused::confused::confused:??? Was will der Autor denn damit sagen: Störende Töne, falsch gespielt, hört sich grausam an?

In der reinen Harmonielehre gibt es feste Verhältniszahlen der Akkorde in ihrer Frequenz zueinander. Stimmt das Verhältnis, spricht man von Harmonie.
Eine Folge mathematisch korrekt berechneter Klangfolgen ist aber noch kein schönes Lied. Bestes Beispiel ist die 12-Ton Musik von Schönberg.
Dann gibt es auch Akkorde die von Ihrem internen Spannungsverhältnis leben wie der Tritonus (Diabolus in Musica) der in zwei unterschiedliche Akkorde aufgelöst werden kann. Wobei ein Tritonus schon in der Romantik in fast jedem musikalischen Werk zu finden war und nicht mehr als disharmonisch, noch nicht einmal als besonders frech empfunden wird.
Ein Beispiel neuerer Zeit ist Sgt. Pepper von den Beatles, was nur so mit Geräuschen, Klangfarben und Disharmonien wimmelt, die sich mal schon und dann mal wieder nicht auflösen. Unmusik:confused:. Vieles ändert sich auch im Zeitverlauf: Was Bach komponierte war Mozart viel zu langweilig, was Hitler noch als "Negermusik" (Musik oberhalb des Tons C''') verbot, gilt heute als ganz normal, die revolutionäre Beatmusik der 60er Jahre gilt heute als eher bieder.

Wieviel Harmonie und Disharmonie ein gutes Stück braucht, hängt von so vielen Faktoren ab, dass man es für den in der Harmonielehre unbewanderten Hörer wirklich so ausdrücken kann: Es ist reine Geschmackssache!!
 
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verminderte Sekunden - verminderte None - verminderte Septime ...
Prinzipiell richtig, aber nicht ganz - bei Intervallen spricht man korrekterweise von groß, klein, übermäßig, vermindert - also, die von Dir angesprochene "verminderte Septime" ist eine große Sexte, und die klingt recht angenehm (sofern man nicht ein Zeitreisender aus dem Mittelalter ist).
Sekunden, Nonen sind klein oder groß.
Und was, bitteschön, ist ein "Sextakkord, bei dem die Quinte durch die Sexte ersetzt wird"? Sextakkord bezeichnet doch die Lage (Terz unten), wenn man die Quinte durch die Sexte ersetzt, ergibt sich entweder ein übermäßiger Dreiklang (zwei geschichtete große Terzen), oder ein Moll-Quartsextakkord.
Das musste von Prof. mus.wiss. Nähkästchen mal klar gestellt werden...

Und noch ein Nachtrag zu "Baby's coming back" - bei "back" singt sie eine astreine Blue Note, also etwas zwischen großer Durterz und kleiner Mollterz. Jazzsänger, vor allem Bluessänger können das genau treffen, in der Popmusik ist es selten und fällt daher besonders auf. Im lupenreinen Blues gehört das dazu. (Manche sagen auch - weiße Europäer können es eh nicht...)
 
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ich hätte heute morgen schon am liebsten dazugeschrieben, dass mir der titel 'unmusik' überhaupt sehr sauer aufstösst. das aber nur am rande.
und in dem zusammenhang würde mich die schwarze liste an unseligste zeiten erinnern,

gibt zu bedenken:
-esta
 
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Unmusik ist für mich das, was hier im Thread 'Dudelhits' zu finden ist...
Wenn jemand 'unharmonisches' hören will, der sollte sich einmal Werke
von Arnold Schönberg (insb. das Violinkonzert anhören)

Von den Popsongs finde ich 'wicked game' von Chris Isaak nervig, weil sich das so anhört als ob er während des Songs ständig seine Klampfe nachstimmt.

Ach ja, Molltonarten u Akkorde finde ich musikalisch interessanter. Ich bin mir sicher, das sogar Jack Penaten diese verwendet.
 
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Du hast ja so recht, Hochantenne - dieser Chris Isaak - Song! Furchtbar, diese Gitarre! (Übrigens eine Slide - Gitarre, da kann das ordnungsliebende teutonische Gehör erst recht keine Harmonie zuordnen, wenn der durchgeknallte Chris so völlig wirr zwischen Tritonus und Quinte hin und her hüpft! Verbieten, diese Negermusik!


(Kann man CDs eigentlich verbrennen?)

Auch ja, ich finde Molltonarten und Akkorde übrigens auch interessanter. Vor allem die mittelhohen. Und die nicht ganz so lauten.
 
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