Die Reaktionen sind unsouverän. Sie bestätigen lediglich die Kritiker.
Ja und nein. Oberflächlich betrachtet bestärken sie die Kritiker, ja. Genauer hingeschaut tun sie genau das aber nicht, denn Buhrow hat indirekt leider Recht. Der Landtag in Sachsen-Anhalt hat nach wie vor keinerlei verständliche Begründung für sein Handeln geliefert. Und das ist letztlich der alles entscheidende Knackpunkt. Da dieses Parlament sich nicht erklärt, wieso weshalb und warum es nicht nur nicht abgestimmt, sondern die Abstimmung einfach von der Tagesordnung genommen hat, läßt es dem Gericht quasi gar keine andere Wahl als die Erhöhung von rechts wegen durchzudrücken. Das ist der eigentlich traurige Aspekt an der ganzen Geschichte. Hinzu kommen diese ziemlich skurillen Äußerungen des MPs zu den ÖR inklusive an den Haaren herbeigezogenen DDR-Vergleichen. Rein taktisch völlig unklug und der eigentlich notwendigen Sache, einer dringend nötigen Reform der ÖR, alles andere als dienlich. Der ganze Rest ist Kettenrasseln a la Buhrow, bei dem man sich allerdings zugegebenermaßen inzwischen auch des öfteren fragt, wie der eigentlich Intendant der größten ARD-Anstalt werden konnte.
Es ist ja auch niemandem zu vermitteln warum Bremen und Saarbrücken immer noch eigene Sender mit überbordender Bürokratie betreiben müssen, während ungleich größere Länder wie Niedersachsen oder Baden-Württemberg in die Strukturen einer länderübergreifenden Anstalt eingewoben sind.
Nennt sich Demokratie. Solange die Mehrheit der Bremer oder der Saarländer für den Erhalt ihres Programms ist, dann ist das halt so. Wie genau willst du das ändern? Und was BaWü angeht, müssen wir von den einst zahlreichen Protesten gegen die Fusion von SDR und SWF zum SWR nicht weiter reden. Haben wollte das Konstrukt anfangs niemand.
Der Punkt ist doch der, Kritiker des ÖR gab es immer. Die sind aber ähnlich wie die Querdenker-Heinis nur laut und keine Mehrheit. Wenn muss man die Leute mitnehmen, wie man so schön sagt. Klar wäre eine vollständige Integration des SR im SWR oder von RB im NDR sinnvoll. Das muss man aber zu allererst denen schmackhaft machen, die es direkt betrifft, sprich den Saarländern bzw. den Bremern. Viel Spaß beim Bersuch denen ein Identifikationsmedium wegzunehmen, was über Jahrzehnte gewachsen ist.
Im TV-Bereich wäre es im Grunde ganz einfach - klare Strukturen in den Programmen. ZDF Info wird im ZDF-Hauptprogramm integriert. Dort kommt ohnehin nichts, was irgendwie weiter erwähnenswert wäre. ZDF Neo wird um Inhalte des ehemaligen Theaterkanals und mit Retro-Ware aus dem ZDF-Archiv erweitert.
Bei der ARD wirds etwas rigoroser. Entweder besinnen sich die Dritten auf ihre eigentliche Aufgabe der überwiegend regionalen Programmgestaltung oder sie werden zu einem Programm verschmolzen, welches nur noch stundenweise auseinander geschaltet wird. Phoenix und tagesschau24 fusionieren zu einem Kanal. One wird parallel zu Neo zu einem Kultur- und Retrokanal der ARD oder abgeschafft. In seiner jetzigen Form bietet One jedenfalls keinerlei Mehrwert. Alpha bleibt als Bildungskanal erhalten.
Im Rundfunkbereich könnte man einen bundesweiten Kultur-/Klassikkanal etablieren, welcher bei Bedarf auseinander geschaltet werden kann. Ansonsten ein "Gemischtwarenkanal" inkl. Schlager, ein mehr oder weniger junges Format und eins mit etwas gehobenerem Anspruch a la Radio1 vom rbb. Dazu ein bundesweites Inforadio, welches ebenfalls bei Bedarf auseinander geschaltet werden kann und aus die Maus. Der ganze Rest weg. Kein Mensch weiß zum Beispiel warum Jump vom mdr unzählige Webchannels betreibt und einige andere ARD-Sender ebenfalls. Das hat nichts mehr mit Grundversorgung zu tun. Verschlankung im Sinne von mehr Effizienz des gesamten Verwaltungsapparates der ARD-Sender, allen voran beim bräsigen WDR. Noch effizientere Nutzung des Korrospondentennetzes auch innerhalb Deutschlands und bei diversen Ereignissen könnte man ausserdem mal hinterfragen, warum da ARD und ZDF jeweils eigene Teams hinschicken, sprich engere Zusammenarbeit zwischen beiden ÖRs erzwingen, statt sich inhaltlich im Programm zu bekriegen. Einsparpotential gäbe es jedenfalls noch einiges, auch ohne dass die ohnehin schon ausgedünnten Programme inhaltlich noch weiter leiden müßten.