Verzweifelt gesucht: Die radiohörenden Jugendlichen

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Ja, der Begriff der Gleichzeitigkeit trifft es ganz gut: Ich glaube, das Programm von SWF3 war für uns damals in diesem Sinne gleichzeitig, weil es eine ganze Zeit geprägt hatte, weil es die Stimmung gesetzt hatte, die Themen, die Bands, die Musikstile. Das war eben nicht nur Hiphop, das war sehr viel mehr, bis hin zum Fastnachtsfestival und zur Elmi-Show (also der frühe Elmi, natürlich). Wir haben das gemeinsam in einer bestimmten Zeitspanne erlebt, und dieses Gefühl ist heute immer noch re-aktivierbar.

Das wurde aufgegeben. Und mit Streaming oder Podcasts kann man es nicht herstellen. „Damals, als wir die ‚Lage der Nation‘ hörten…“ – kaum vorstellbar. ;)

Ich meine doch, dass da etwas verlorengeht, was für Gemeinsamkeit gesorgt hatte und dass in diesem Sinne die Zentrifugalkräfte in der Gesellschaft – nicht gestärkt, aber eben auch nicht geschwächt werden. Und dass in diesem Sinne ein Auseinanderfallen die Folge ist.
 
Wieso höre ich aus etlichen Funkhäusern und Radiostationen landauf, landab das Gleiche: "Die Stimmung in der Redaktion ist schlecht", "Ich mache doch nicht mehr, als ich muss, es dankt mir ohnehin niemand und die Bezahlung ist obendrein schlecht", "Ich könnte ja ganz anders und mehr, aber ich darf ja nicht" oder "Es gibt ja außer meinem Job beim Radio noch ein anderes Leben"? Der Sparzwang und die Gleichgültigkeit der Betreiber gegenüber dem Erfolg des eigenen Radio-"Produkts" killt dessen Überlebenschance. Wie sollen da junge Hörer vom wirklichen Live-Radio eingefangen werden, die es längst als "Tool" abgeschrieben haben, das spannend sein könnte?
 
Wie sollen da junge Hörer vom wirklichen Live-Radio eingefangen werden, die es längst als "Tool" abgeschrieben haben, das spannend sein könnte?

Weil's tot ist.

Bei meinem Heimatsender ist gerade ein News-Angebot gestartet, das über Sprachassistenten läuft. Und es wird begeistert angenommen!

Machen wir uns nichts vor: Radio hat seine Halbwertzeit längst überschritten. Jugendliche wird man dafür nicht mehr gewinnen können. Aber für andere Formate, die mit Radio nicht mehr viel zu tun haben, aber von Radiomachern produziert werden.
 
Bei diesem Thema erinnere ich mich schmerzlich an die geniale und in ihrem Konzept einzigartige Kindersendung "Kakadu" Nicht nur meine neun und elf Jahre alten Söhne haben den täglichen "Kakadu" auf DLF-Kultur geliebt.
Über die Köpfe der Hörer hinweg wurde wieder einmal eine hochwertige Sendung abgesetzt. Mein Ärger über die Streichung von "2254" ist noch nicht gänzlich verraucht. Nun stößt man den Hörern von morgen vor den Kopf, weil eine tägliche Kindersendung einen "Stolperstein im Programmablauf" (Dradio Programmdirektor Andreas Weber) darstellt. Ein "Stolperstein" also ... Mehr Arroganz und Verachtung gegenüber seinen jüngsten Hörern geht wohl kaum.
Gefüllt wurde die Lücke übrigens mit noch mehr "Tonart", einer billig zu produzierende Musiksendung.
 
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Wieso höre ich aus etlichen Funkhäusern und Radiostationen landauf, landab das Gleiche: "Die Stimmung in der Redaktion ist schlecht", "Ich mache doch nicht mehr, als ich muss, es dankt mir ohnehin niemand und die Bezahlung ist obendrein schlecht", "Ich könnte ja ganz anders und mehr, aber ich darf ja nicht" oder "Es gibt ja außer meinem Job beim Radio noch ein anderes Leben"? Der Sparzwang und die Gleichgültigkeit der Betreiber gegenüber dem Erfolg des eigenen Radio-"Produkts" killt dessen Überlebenschance. Wie sollen da junge Hörer vom wirklichen Live-Radio eingefangen werden, die es längst als "Tool" abgeschrieben haben, das spannend sein könnte?
Hört sich irgendwie so an wie bei uns in der Arbeit nur arbeite ich nicht beim Radio. :wow:
 
90 Prozent der Leute sind unzufrieden mit ihrem Job, deshalb boomen ja die ganzen freien Berufsberater auf YouTube so. Manche von ihnen sind auch schon im Radio interviewt worden oder haben eigene Rubriken dort. Einfach mal nach Martin Wehrle, Uta Glaubitz usw. googlen.
 
Ach Du liebe Zeit...wie kann man mit etwas unglücklich sein, mit dem man einen nicht unerheblichen Teil seiner Zeit verbringt.
 
Die 90 Prozent, von denen @RadioHead schreibt, sind auch nicht unglücklich mit ihrem Job, sondern unglücklich mit ihren Chefs, ihren Rahmenbedingungen, ihren Gestaltungsmöglichkeiten. Bei kommerziellen Sendern ist diese Unzufriedenheit ganz gravierend, insbesondere, weil es auch eine Hilflosigkeit ist: Man hat keine Chance, daran etwas zu ändern, solange Berater, Betriebswirte, Juristen und Verlegersöhnchen dort das Kommando führen.
 
Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Nur herrscht offensichtlich in den Chefetagen allerorts eine immense Angst vor Hörerschwund als auch Angst aus Unwissenheit etwas falsch zu machen. Daher blüht auch die Beraterbranche so sehr. Da kann man dann schön den schwarzen Peter auf Dritte schieben und sich, wenn es schief geht, dahinter verstecken.
Auch dem viel zitierten Sparzwang stehe ich skeptisch gegenüber, solange den Beratern das Geld für immer weitere Standardisierung (Abschaffung der o.g. Stolpersteine) hinterhergeworfen wird.
Ich will besser nicht wissen, wieviele Jahre es dauert, bis die gewünschten (Spar-)Effekte dann eintreten. Den Frust in den Radioredaktionen kann ich, auch wenn ich nicht beim Radio arbeite, bestens nachvollziehen.
Apropos Sparen : Warum nicht gleich z.B. die ganzen ARD-AC-Wellen (NDR1, WDR4, Bayern1, hr1 ...) auch im Tagesprogramm auf eine bundesweit sendende Welle zusammenschmelzen, so wie in der ARD-Hitnacht, unterbrochen durch ein paar Regionalfenster. Fertig ist die Laube ....
Vom Musikprogramm wird's ohnehin kaum einer merken. Ist ja eh jeden Tag dasselbe Gedudel.
 
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