Volontariat im Privatfunk

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Echt? Kommt selten vor. Den Privaten ist es meistens egal, wenn es stimmt, was aus der Kiste kommt. Aber bei den Öffis heisst es sofort: "Wenn Sie für uns arbeiten, dann wollen wir Sie auf X nicht mehr hören. Wir wollen sie exclusiv!" Beispiel: Moderation privat und hin und wieder mal Reporter bei einem Öffi gehen z.B. schon nicht. Gut. Soll auch Sonderfälle geben. Die sind aber sehr selten und meist ist der 2. Radio-Brötchengeber dann im Ausland oder in einem anderen Verbreitungsgebiet.
Tja, dann war ich wohl eher ein Einzelfall. Die ö.-r. Brötchengeber lagen in anderen Verbreitungsgebieten, dennoch wollte das der Private nicht haben. Bei mir zumindest nicht, bei anderen wurde es geduldet. Man hatte hier wohl aber auch nach einem endgültigen Grund gesucht, mich mal entfernen zu können...
(Habe mich übrigens leicht verrechnet, ist doch erst 14 Jahre her.)

Also ist festzuhalten, dass die Sender überwiegend oder ausschließlich über kein journalistisch ausgebildetes Personal verfügen. Ist das konform zu den Lizenz-Auflagen der Sender sowie den jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen in den Ländern?
Welches Vertrauen hier immer in diese Aufsichtsgremien, Lizenz-Erteilerbehörden, Medienräte, Politiker und in wen auch immer kundgetan wird. Fälle, bei denen bei mangelndem Journalismus irgendjemand eingreift, sind doch relativ rar.
 
Also die Qualität des journalistischen / redaktionellen Personals eines Radiosenders interessiert die Landesmedienanstalten absolut nicht. Die Lizenz enthält nur den prozentualen Anteil, den das "Wort" im Programm haben muss. Es wird noch ein bisschen spezifiziert, was alles unter "Wort" fällt (Werbung bspw. nicht, Nachrichten, Beiträge ja, Moderationen nur bedingt, Beiträge dürfen teilweise wiederholt werden, Promos sind wie Werbung) Meist gibt es noch Angaben, wie oft am Tag das Programm regional auseinandergeschaltet werden muss und wo die regionalen Programmbestandteile herzustellen sind und das thematisch eine Region (meist ein Bundesland) mehrheitlich Thema der Berichterstattung sein muss. Das hängt aber vom Format ab. Die Lizenz schreibt das Format fest und so grundlegende Fragen wie 24 h Vollprogramm usw. Wer das "Wort" nun macht, der Hausmeister oder ein doppelt studierter Germanist mit Dr. ist schnurz. Solange es deutsche Hauptsätze sind, kannst Du on air bringen, was Du willst.
Zu Beginn meiner Radiozeit Mitte der 90er waren Radioredaktionen analog Zeitungsredaktionen aufgebaut, oft landeten auch ehemalige Zeitungsleute dort. Und so gab es die typischen Ressorts; Kultur, Wirtschaft, Sport, Ratgeber usw. Ein identisches CvD-System, morgendliche Redaktionskonferenzen JEDEN Tag und auch die journalistischen Stilmittel waren sehr ähnlich: Beiträge, Reportagen, Umfragen. Gut. Kollegengespräche und Telefoninterviews waren radiospezifisch, wurden aber nach den gleichen Regeln erstellt, nach denen ein Zeitungsjournalist vorgegangen wäre. Das war insgesamt ein teurer Spass, aber eben sehr professionell und die Personaldecke war göttlich. Wie es eigentlich sein muss.
Aber irgendwann kam man drauf, dass man auch ohne Hörerbeschwerden ein Thema aus der BILD akupfern konnte und es den Hörer offenbar garnicht so recht störte, wenn der Sportreporter kein Diplomjournalist war, sondern nur ein sportlich interessierter Studienabbrecher Medientechnik. Hauptsache, es klang gut. Und als man dann merkte, dass es im Radio akustisch keinerlei Auswirkungen hatte wenn man den CvD samt Nachrichtenticker einsparte, tja, da kam die Entwicklung massiv ins Rollen, die wir heute im Privatfunk bestaunen dürfen. Die Kaufleute kamen drauf, dass man das ja Alles garnicht braucht, die teure Redaktion, Hauptsache, man hält die Lizenzvorgaben ein.
Logisch war, dass ziemlich schnell die speziellen Dienstleister immer wichtiger wurden, die bspw. vorgefertigt Nachrichten anbieten, Beiträge oder Playlist für einen ganzen Monat zusammenstellen. Denn mit diesen Dienstleistern konnte man nochmals effizienter werden, und brauchte noch weniger Leute für einen lizenzkonformen Sendebetrieb.
 
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Genau so hab ich es Anfang der 90er erlebt beim Radio erlebt. Eine Redaktion wie bei der Zeitung. Da es das heute nicht mehr gibt, muss eine Qualitätsdebatte geführt werden. Maßstab müssen eigenrecherchierte und investigative Beiträge sein. Oder im Unterhaltungsbereich richtige On Air Personalities, die in der Lage sind, aus dem Stand heraus unterhaltsam und witzig zu sein. Wer wie Antenne Bayern oder FFH eine reichweitenstarke Kette betreibt, braucht über die damit verbundenen Kosten nicht zu lamentieren. Für das Previleg, senden zu dürfen, muss es eine der Allgemeinheit dienende Gegenleistung geben.
 
Es gibt leider nur wenige Sender, wo man merkt, dass da noch echte Leute sitzen, die wissbegierig sind und für ihren Beruf leben. Das ist einfach so!

Meine Stimme ist radiotauglich und hat das gewisse etwas (wurde mir so von einem Sprechtrainer einer TV Medienanstalt bestätigt), ich bin sicherlich nicht auf den Mund gefallen...

... habe diverse Artikel in Zeitungen (unter anderem die SHZ) veröffentlichen können...

... betreibe einen Twitter Account (über meinen Alltag, Kochen, Musik, Fußball) mit mittlerer 4 stelliger Followerzahl...

... und habe Erfahrung in einem Selbstfahrerstudio.

Ich war 3 Jahre auf der Suche nach einem Volontariat beim Radio und wurde sowohl bei den ÖR als auch Privaten zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und durfte mir anhören, wie interessant ich bin und dass man es bitte bei einem Praktikum zeigen solle.

Das ist generell auch kein Problem für mich - würde ein derartiges Praktikum eine oder maximal 2 Wochen gehen (ich müsste diese 2 Wochen finanziell überbrücken und könnte nicht meiner regulären Arbeit nachgehen). Meines Erachten nach reichen 2 Wochen um zu merken, ob jemand zum Team passt und was er kann.

Ein Sender bot mir sogar ein 2-wöchiges Praktikum an, allerdings betrug die Wartezeit ein halbes Jahr, da man ja alle 2 Wochen verschiedene Praktikanten hätte. Ein kluges System des Senders.

Für mich ist das Fazit: egal ob ÖR oder Privatfunk: ausgenutzt wird man überall und echte Radioliebhaber mit Begeisterung für das Medium und den Tatendrang, etwas bewegen zu wollen, sind für ein billiges Volo überqualifiziert!

Mittlerweile habe ich meinen Radiotraum aufgegeben, ich bin ja immerhin schon knapp 32 und damit zu alt. FÜR ALLES IN DER MEDIENBRANCHE!
 
Bist Du natürlich nicht. Ich kenne nur wenige Anfänger, die schon die nötige Reife stimmlich wie intellektuell besitzen, um eine On Air Personality zu sein, aber ganz viele mittelalte und ältere Hasen, die wie ein guter Wein bestens ausgereift sind. Das Problem ist: In den 80ern gab es noch aufwenig produzierte öffentlich-rechtliche Radioprogramme wie SWF3, da hätten die heutigen Schmalspurprogramme der Kommerziellen keine Chance gehabt - zu krass wäre der qualitative Unterschied gewesen, erkennbar sowohl für die Aufsicht, als auch für den Hörer. Nach der Spirale nach unten - man hat sich gegenseitig allmählich runtergezogen - sind wir jetzt im Keller angekommen.

Ich hätte Anfang der neunziger ein Volontariat haben können, habe mir den Laden angeschaut, und es abgelehnt. Das lief da nach dem Motto, nichts investieren, Personal auspressen sowie schlecht bezahlen. Da hab ich erst was anderes gemacht und mich dann in die Kommunikationsbranche verabschiedet. Die Sendereigner sind vielfach nichts anderes als Blutsauger und Heuschrecken.
 
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