Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

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StefanZinke

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Vor 25 Jahren hieß es, wer beim Radio arbeiten wolle, sollte Erfahrungen bei einer Tageszeitung gesammelt haben. So, ich habe ein Volontariat bei einer angesehenen Tageszeitung absolviert und es auch abgeschlossen, heute setzen aber viele Sender ein Hörfunkvolontariat voraus. Die Zeiten haben sich also geändert.

Mich interessiert: Kann jemand nach einem Volontariat noch ein Volontariat absolvieren, zum Beispiel, wenn er von Print auf Hörfunk umsteigen möchte? Ist das machbar? Oder wäre das mit einer Berufsausbildung zu vergleichen, die niemand ein zweites Mal durchlaufen würde?
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat - geht das, hat das Sinn?

Das macht absolut Sinn. Die Arbeitsweise, die Texte, Inhalte usw. sind völlig unterschiedlich. Was in etwa vergleichbar ist, ist die Recherche-Arbeit. Aber die Darstellung ist gänzlich anders. Und: Besser ein (auf ein Jahr verkürztes!) mehr oder weniger gut bezahltes Volontariat, als monatelang kostenlos Praktikum.
Die Frage "Kann jemand..." erübrigt sich, da das Volontariat keine "richtige" Berufsausbildung ist (hat auch keine richtigen Rahmen- oder Ausbildungsrichtlinien). Theoretisch kann man auch 3, 4 oder 5 mal volontieren.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat - geht das, hat das Sinn?

Normalerweise lernt man das journalistische Handwerk in EINEM Volontariat. In meinem Fall hatte ich das Glück, eine Kombi-Ausbildung Print/Hörfunk zu bekommen, da ich bei einem Unternehmen volontierte, das beide Bereiche abdeckte. Normalerweise soll aber nach einem Volontariat eine feste Redakteurstelle herausspringen, egal in welchem Medium. Ich kenne aber Kollegen, die nun schon den dritten Volontariatsvertrag in Folge abarbeiten. Nicht, weil sie es freiweillig wollten, sondern weil vor allem im Privatfunk heute kaum noch feste Redakteurs-, sondern eher billig bezahlte Volontärsstellen vergeben werden.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat - geht das, hat das Sinn?

Mir selber blieb das nach dem Zeitungsvolontariat erspart, allerdings hätte es mir wahrscheinlich gut getan. Ich hatte dann nur eine äußerst spartanische Schnell-Einführung bei Radio Luxemburg, und dann wurde ich (als Zeitungsredakteur) übers Radio auf die Menschheit losgelassen.

Ich habe etliche Kolleginnen und Kollegen erlebt, die nach dem Print- noch ein Hörfunkvolontariat absolviert haben. Eine Bekannte hat sogar noch ein Fernseh-Volontariat drangehängt, nur um dann auf ein Lehramtsstudium umzusatteln.

Generell halte ich es für hilfreich und wünschenswert, die Frage ist aber, wer sich das zeitlich und finanziell leisten kann. Irgendwann will man mit seinem erlerntenBeruf ja auch mal Geld verdienen.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

Schwierige Frage, denn ein doppeltes Volontariat klingt zunächst mal danach, sich (mehr oder weniger freiwillig) ausbeuten zu lassen. Viele Sender lassen Praktikanten Volontärsarbeit machen, die Volos Redakteursarbeit, und Redakteure selbst kommen mitunter gar nicht mehr zum Einsatz, sprich: Nach dem Volontariat übernommen zu werden hat nicht zwingend etwas damit zu tun, ob du dich bewährt hast oder nicht.

Andererseits isses schon so, dass man viele Arbeiten, die in einer Hörfunk-Redaktion anfallen, nicht mit den Werkzeugen eines Printjournalisten bearbeiten kann. Schreiben fürs Sprechen und Hören unterscheidet sich sehr vom Schreiben fürs Lesen.

Normalerweise kann man sich das als Printjournalist allerdings relativ schnell aneignen, schließlich geht vieles auf die bekannten journalisischen Grundlagen zurück (auch wenn es mitunter weit weniger häufig angewandt wird als zu hoffen wäre). Ein solches "Anlernen" findet ja normalerweise im Praktikum statt, das aber leider bei den meisten Sendern nicht oder kaum ausreichend bezahlt ist (Ausbeutung, Teil eins). Ein (verkürztes?) Volontariat wäre eine Alternative, du verkaufst dich aber nach eben dieser kurzen Anlernphase deutlich unter Wert (Ausbeutung, Teil zwei).

Fakt ist allerdings, dass (fast?) kein Sender einen Redakteur mit Print-Hintergrund für eine Hörfunkredaktion einkaufen würde, dafür ist die Auswahl der potentiellen Bewerber immer noch zu groß.

Bleibt die Wahl zwischen Pest und Cholera: Praktikum und es danach woanders als Redakteur oder "Freier" zu versuchen oder das Volontariat, unterbezahlt, aber immerhin ein befristet sicherer Job, in dem man lernt, was fürs Funken wichtig ist.
Oder, leider kostspielig, Fachseminare draufsatteln, Sprechunterricht und versuchen, auf diese Weise einen Fuß zwischen die Tür zu kriegen. Riskant, aber individuell durchaus effektiv.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat - geht das, hat das Sinn?

Da gebe ich Sledge Hammer in jedem Fall Recht! Ein VERKÜRZTES Volo macht Sinn, und da sollte sich eigentlich auch jeder GF drauf einlassen....
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat - geht das, hat das Sinn?

Ich kenne aber Kollegen, die nun schon den dritten Volontariatsvertrag in Folge abarbeiten.

Sowas würde ich auf keinen Fall machen. Die Liebe zum Beruf ist ja schön und gut - aber sich ausbeuten lassen, muss ja auch nicht sein. Haben die Kollegen denn mal an ihre Rente gedacht? Wer sein Leben lang zum Hilfslohn arbeitet, schaut später in die Röhre ... und es wird einem niemand danken!

weil vor allem im Privatfunk heute kaum noch feste Redakteurs-, sondern eher billig bezahlte Volontärsstellen vergeben werden.

... unterschreib ... Beim viele Sendern läuft es tatsächlich so ab.
Und was dabei heraus kommt: Einfach den Thread lesen, ob das deutsche Privatradio das dümmste in Europa ist ...
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

Lieber Stefan, ich weiß, dass du zum Bsp. beim WDR nie und nimmer ein Volo bekommen würdest, da du ja schon eins hast. Und genauso wird es bei jeder ARD-Anstalt auch sein. Da du ein ausgebildeter Journalist mit Redakteursstatus bist, wäre eher ein Praktikum von aller höchstens 3 Monaten angetan bei einem Sender, der nicht ausbeutet und dir auch wirklich das nötige Radio-Rüstzeug mitgeben kann. Ich nehme an, du willst radiojournalistisch arbeiten. Dann blieben also nicht viele Sender übrig. Ich würde dir raten, die Ausbildungs-Abteilung der ARD-Anstalt deines Vertrauens anzurufen, ihr deine derzeitige Situation schildern und je nach Art des Rates, den sie dir geben, dich auf ein Praktikum einlassen, das unter Umständen auch bloß 4 Wochen zu gehen braucht (was in ARD-Anstalten durchaus möglich ist; denn du willst ja nicht Recherchieren üben, sondern die Hörfunksprache und Umgang/Schnitt mit/ von O-Tönen, evtl. Sprechen). Solltest du schon in irgend einer Weise Radioerfahrung haben, wäre evtl. auch ein Probearbeiten denkbar. Wie gesagt, die Ausbildungsabteilungen der ARD-Sender sollten dir wegweisende Ratschläge geben können.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

@sachsenradio2:
Ich finde Deinen Beitrag sehr interessant. Vielen Dank dafür. Wie du schon schreibst: bei keiner Anstalt der ARD. Vorhin las ich beim NDR nach, und dort steht auch, dass von einem Bewerber erwartet wird, noch nicht volontiert zu haben.

Irgendwie abgefahren: Voriges Jahr absolvierte ich während meines Urlaubs ein zweiwöchiges Praktikum beim NDR-Hörfunk in Kiel - obwohl diese Praktika, das habe ich erfahren, nur an Studenten vergeben werden. Oh man, ich habe nicht einmal Abitur. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir dieses Praktikum nichts nützt. Aber die Idee mit der Ausbildungsabteilung ist prima. Ich werde Deinen Rat befolgen, Sachsenradio2. Nochmals: danke - auch an alle, die bisher geantwortet haben.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

Das Abitur spielt nicht unbedingt eine Rolle. So wie es sich in deinem Falle darstellt, solltest du mE auch ohne Abi eine Chance haben, zu praktizieren bzw. für die ARD zu arbeiten. Viel Glück bei deinem Vorhaben!

Und warum hast du das Gefühl, dein zweiwöchiges Praktikum würde dir nix gebracht haben?
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

Weil ich glaube, dass zwei Wochen zu wenig sind. Es gibt Kollegen, die drei Monate oder länger im Praktikum sind und dann - so meine ich - bessere Chancen haben. Aber vielleicht habe ich in diesem Fall nur zu wenig Selbstvertrauen.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

Für das Vorhaben, dort weiterarbeiten zu können, könnte es in der Tat zu wenig sein.
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

ganz ehrliche antwort - ich würde es nicht machen. hättest du ein paar lenze mehr auf dem rücken und würdest wechseln wollen, dann würdest du auch nicht gebeten nochmal ein volo zu machen.

als volo bist du einfach einen guten ticken günstiger als als (jung-)redakteur. das ist meiner meinung nach der einzige grund.

ich habe auch bei print und hörfunk gearbeitet und muss meinen vorrednern widersprechen. die arbeitsweisen unterscheiden sich nicht so gravierend, dass eine zweite "ausbildung" von nöten wäre. die unterschiede hast du schnell drauf, wenn du dein handwerk bei der zeitung verstanden hast. ein jahr oder zwei brauchst du dafür sicherlich nicht, um zu lernen, dass radio schneller und lebendiger ist als die zeitung.

beste grüße
 
AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?

Es gibt dabei - glaube ich - kein Patentrezept. Aber Du solltest darüber nachdenken, welchen Teil Deines Lebenslaufes Du später wie verkaufst. Ein bisschen strategisch denken ist immer gut. Wenn Du ein gutes Volo bekommst und Du einem zukünftigen Chef erklären kannst, wie es kommt, dass da zwei Volos stehen, dann mache es. Ansonsten wirkt es schnell so wie "Der hat ja gar nix geplant". Das ist kontraproduktiv - zudem ist ein Volo auch keine Garantie für eine spätere Beschäftigung.
Ich würde Dir folgendes raten: Mach Dir zuerst mal klar, was Du eigentlich beim Radio willst. Moderieren? Nachrichten? Willst Du eher eine journalistische Karriere, die Dich von einem Ressort ins andere, von einem Sender zum anderen führt? Oder kannst Du Dir vorstellen, strategisch zu arbeiten und eine Führungsposition zu übernehmen? "Ich will zum Radio" ist viel zu vage.
Dann kannst Du Deinen Weg planen. Ein Volo würde ich persönlich Dir nur anraten, wenn Du moderieren oder Nachrichten sprechen willst. Die journalistische Umstellung auf das andere Medium ist bei einem einigermaßen wachen Geist kein Problem. Probiers für den Fall lieber mit freier Mitarbeit und schau mal, was sich im Leben so ergibt. Geh Klinken putzen, verschick (aussagekräftige!) Initiativ-Bewerbungen, vergiss offizielle Stellenausschreibungen.
Noch ein Tipp, falls Du bereit bist, etwas Geld auszugeben: Es gibt eine Reihe von - mehr oder minder guten - Einrichtungen, die Dir in Kursen das Radiomachen beibringen. Das dauert in aller Regel nicht so lang.
 
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