AW: Volontariat nach dem Volontariat – geht das, hat das Sinn?
Schwierige Frage, denn ein doppeltes Volontariat klingt zunächst mal danach, sich (mehr oder weniger freiwillig) ausbeuten zu lassen. Viele Sender lassen Praktikanten Volontärsarbeit machen, die Volos Redakteursarbeit, und Redakteure selbst kommen mitunter gar nicht mehr zum Einsatz, sprich: Nach dem Volontariat übernommen zu werden hat nicht zwingend etwas damit zu tun, ob du dich bewährt hast oder nicht.
Andererseits isses schon so, dass man viele Arbeiten, die in einer Hörfunk-Redaktion anfallen, nicht mit den Werkzeugen eines Printjournalisten bearbeiten kann. Schreiben fürs Sprechen und Hören unterscheidet sich sehr vom Schreiben fürs Lesen.
Normalerweise kann man sich das als Printjournalist allerdings relativ schnell aneignen, schließlich geht vieles auf die bekannten journalisischen Grundlagen zurück (auch wenn es mitunter weit weniger häufig angewandt wird als zu hoffen wäre). Ein solches "Anlernen" findet ja normalerweise im Praktikum statt, das aber leider bei den meisten Sendern nicht oder kaum ausreichend bezahlt ist (Ausbeutung, Teil eins). Ein (verkürztes?) Volontariat wäre eine Alternative, du verkaufst dich aber nach eben dieser kurzen Anlernphase deutlich unter Wert (Ausbeutung, Teil zwei).
Fakt ist allerdings, dass (fast?) kein Sender einen Redakteur mit Print-Hintergrund für eine Hörfunkredaktion einkaufen würde, dafür ist die Auswahl der potentiellen Bewerber immer noch zu groß.
Bleibt die Wahl zwischen Pest und Cholera: Praktikum und es danach woanders als Redakteur oder "Freier" zu versuchen oder das Volontariat, unterbezahlt, aber immerhin ein befristet sicherer Job, in dem man lernt, was fürs Funken wichtig ist.
Oder, leider kostspielig, Fachseminare draufsatteln, Sprechunterricht und versuchen, auf diese Weise einen Fuß zwischen die Tür zu kriegen. Riskant, aber individuell durchaus effektiv.