Voraufgezeichnete Interviews auf NDR 2, vorgetäuschter Live-Charakter

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Nur dann soll der Moderator nicht so tun, als geschähe das alles jetzt, hier und live.
Warum denn nicht? Er erzeugt ein Audioprodukt, Kino für den Kopf. Der Hörer (außer einigen hier im Faden) will das doch gar nicht wissen, es stört das Kino im Kopf. Im Kinofilm kommt doch auch keine Einblendung: das ist kein Blut, das ist nur Ketchup. Vorsicht, die Haare sind nur angeklebt. In Wirklichkeit steht dieses Auto, die Landschaft bei Tempo 250 ist nur eingeblendet. Der Schauspieler kratzt sich grad am Sack.

...ich finde das solange OK, wie Fragen und Antworten wortwörtlich sind und wirklich zusammengehören ohne Schnitt. Und natürlich nur mit leichtem Zeitversatz (Stunden, Minuten), nicht mehrere Tage alt.
 
Iro, Du hast mich nicht verstanden. Es geht nicht darum, vorzugaukeln, die Bilder eines Kinofilms sind jetzt, hier und real. Wir wissen, dass Kino die Wiedergabe einer Produktion ist. Selbst wenn es so sein sollte, dass es vielen (?) Radiohörern egal ist, ob ein Gespräch aufgezeichnet wurde oder live stattfindet. Es geht darum, dem Hörer nicht vorzugaukeln, das Gespräch wäre live, wenn es das nicht ist.

Das geht ja zuweilen soweit, dass ein Gast Tage vor der Sendung nachmittags um drei interviewt wird, begrüßt wird mit den Worten "Guten Morgen zu so früher Stunde hier bei uns. Trinken Sie so früh kurz nach sieben lieber Kaffee oder Tee?". Schön auch am Montag Abend: "Guten Abend, wie war Ihre große Veranstaltung am Wochenende?", wenn das Gespräch eine Woche zuvor aufgezeichnet wurde.
 
Ein geführtes Interview wird nicht dadurch zum Fake, indem es mit leichtem (!) Zeitversatz und ohne Erwähnung dieses Zeitversatzes gesendet wird. Es wird auch nicht unglaubwürdig dadurch, solange es sich um ein wirklich geführtes Interview handelt. Aber: die Fragen müssen dann auch im O-Ton enthalten sein und nicht nachgesprochen von einem Moderator. Also: keine Schnitte!
Unglaubwürdigkeit fängt für mich erst da an, wenn das geführte Interview nachbearbeitet wird, wenn etwas rausgekürzt wird, wenn das alles nicht mehr linear ist, wenn nicht mehr das rüberkommt, was der Interviewte ausdrücken wollte.

@OnkelOtto Sorry, so seh ich das nun mal - allerdings bin ich nun auch seit >20 Jahren "zeitsouveräner" Radiohörer, daher bin ich in dem Punkt etwas schmerzfreier. ;) Bei mir entfallen höchsten noch 5% der Hörzeit auf Radio in Echtzeit.

Es geht darum, dem Hörer nicht vorzugaukeln, das Gespräch wäre live, wenn es das nicht ist.

Das geht ja zuweilen soweit, dass ein Gast Tage vor der Sendung nachmittags um drei interviewt wird, begrüßt wird mit den Worten "Guten Morgen zu so früher Stunde hier bei uns. Trinken Sie so früh kurz nach sieben lieber Kaffee oder Tee?". Schön auch am Montag Abend: "Guten Abend, wie war Ihre große Veranstaltung am Wochenende?", wenn das Gespräch eine Woche zuvor aufgezeichnet wurde.

Das "Nichterwähnen" empfinde ich noch nicht als vorgaukeln, erst die aktive Erwähnung, daß das Gespräch "live" wäre und es doch nicht ist, ist für mich eine glatte Lüge. Bei Deinem MorgenAbendKaffeeTee-Beispiel würde ich ebenso sagen: das geht gar nicht.

Ich gebe Euch allen aber insoweit recht, daß der (ö.r.) Rundfunk in allen Punkten, die die Glaubwürdigkeit betreffen, sehr vorsichtig agieren muss und sollte. Mir persönlich ist der Zeitversatz zwar Wumpe, solange der Inhalt authentisch ist, wenn aber das Radio dadurch Angriffspunkte bietet, ist mir das auch nicht mehr egal.
(Von Privatradio sprechen wir hier ja wohl nicht oder kaum... das hat für mich seit seinen Anfängen hierzulande noch nie irgendeine Glaubwürdigkeit besessen...)
 
Da ist aber schon ein wichtiger Unterschied: Kino ist Fiction. Wenn ich mir einen Film ansehe weiß ich vorher und hinterer dass nichts davon wahr ist. Ich kann mich aber während der Film läuft auf die Handlung einlassen und mich reinfühlen. Wenn der Abspann läuft bin ich zurück im echten Leben. Das ist der Unterschied zur Doku.
Wenn ich aber ein ARD-Radio einschalte, möchte ich nicht belogen oder getäuscht werden oder irgendwelche Märchen erzählt bekommen von Gästen die gar nicht da sind oder von Gesprächspartnern die längst schlafen! Wer das will kann ja eine Zaubershow oder eine Theatervorstellung besuchen...
Es kommt ja auch dazu dass diese Sendung eine Informationssendung war und keine Nachmittagsfeierabendgutelauneshow. (Es ist ja schon geradezu grotesk dass um 13:30 immer noch "Der Vormittag" läuft!). Die Stunde zwischen 7 und 8 wird übrigens auf der Seite vom NDR so beworben:

"Erstklassige Informationen für den Norden. Aktuell, zuverlässig und kritisch."

Kino im Kopf ist für mich sowas wie "Die nächste Platte kommt von.." (wenn auf Knopfdruck der nächste Song gespielt wird) oder "in der nächsten Stunde statten wir unserem Lieblingsverein einen Besuch ab, der spielt nämlich gerade gegen..." bei der Schalte ins Stadion oder "Gleich kommen die Top 3 der aktuellen Charts zu uns" als Ankündigung einer Hitstrecke. Da weiß jeder dass das nur im übertragenden Sinn gemeint ist. Die Schnitte sind doch schon passiert wenn der Moderator im Studio nur die Fragen ins Mikro spricht und danach jedesmal Knöpfchen drückt. Da kann es dann bei den Privaten auch schon mal vorkommen, dass ein Ton doppelt läuft oder Töne vertauscht werden (selber schon gehört - aber wie gesagt bei den Privaten).

Ich finde es gerade zu gefährlich wie man als öffentlicher Anbieter mit solcher Handhabe sein Herausstechen aus den ganzen Privatradios verspielt. Wer einmal lügt dem glaubt man auch nie wieder.

Das "Nichterwähnen" empfinde ich noch nicht als vorgaukeln

Dann ist ja auch nicht schlimm wenn zb ein Zeuge eines Banküberfalls nicht erwähnt, dass er selber auch ein paar Geldbündel eingesackt hat?
Vor Gericht gilt in Deutschland auch wer Dinge verschweigt oder weglässt, macht sich strafbar. Zur Wahrheit gehört eben auch dass nicht Tatsachen unerwähnt bleiben.
 
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Radio (ÖR & Privat) hat bereits vor Jahren dahingehend an einer gewissen Glaubwürdigkeit verloren, wenn dem Hörer "vorgekaukelt" wird, dass sein Radio 24h am Tag live gemacht wird, aber wochentags ab 20 Uhr und tlw. am kompletten Wochenende nur die Festplatte läuft. Dem Hörer wird aber "suggeriert", dass tatsächlich jemand im Studio ist und die Musik "abfährt".
Auch fällt es unter "Betrug am Hörer", wenn per VT Beiträge eingespielt oder gat ganze Sendungen vorher aufgezeichnet und dann abgespielt werden und somit der Livecharakter einer Sendung oder eines Programmes suggeriert wird, in Wirklichkeit im Sender aber alle Lichter aus sind.
 
Kino ist Fiction.
Auch. Aber nicht nur. Es gibt mittlerweile auch wieder Dokus, die im Kino laufen. Mein letzter Kinobesuch war zu einer Doku.
Vor Gericht gilt in Deutschland auch wer Dinge verschweigt oder weglässt, macht sich strafbar.
... aber nur, wenn Vorsatz nachgewiesen werden kann!
Dann ist ja auch nicht schlimm wenn zb ein Zeuge eines Banküberfalls nicht erwähnt, dass er selber auch ein paar Geldbündel eingesackt hat?
...ob schlimm oder nicht, darüber kann ich nicht urteilen. Aber: der Zeuge hat das ausdrückliche Recht (StPO §55), dieses nicht zu erwähnen. ;)

Auch fällt es unter "Betrug am Hörer", wenn per VT Beiträge eingespielt oder gat ganze Sendungen vorher aufgezeichnet und dann abgespielt werden und somit der Livecharakter einer Sendung oder eines Programmes suggeriert wird, in Wirklichkeit im Sender aber alle Lichter aus sind.
Ich merke das fast immer, wenn es so ist. Nicht nur an Kleinigkeiten wie fehlendem aktuellen "Service" oder nur ungefähren Zeitangaben. Bezweifle allerdings, ob das Dummdudelhörervolk das überhaupt bemerken möchte. Die wollen doch betrogen... äh: unterhalten werden.
 
Ich merke das fast immer, wenn es so ist. Nicht nur an Kleinigkeiten wie fehlendem aktuellen "Service" oder nur ungefähren Zeitangaben. Bezweifle allerdings, ob das Dummdudelhörervolk das überhaupt bemerken möchte. Die wollen doch betrogen... äh: unterhalten werden.
An diesen Punkten mache ich auch fest, ob etwas tatsächlich live sein kann oder nicht. Nur magst Du damit Recht haben, dass es den geneigten Hörer gar nicht mehr interessiert, ob etwas live ist oder nicht, da das Radio ohnehin nur nebenbei vor sich hin dudelt und eigentlich keine mehr zuhört. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Spotify & Co ihre Marktanteile weiter steigern. Und insofern ist das Medium Radio auch schon seit längerer Zeit "tot".
Radio hat für mich etwas damit zu tun, dass ich gezielt zuhöre. Insofern muss ich dem Deutschlandfunk meinen Respekt zollen, dass er die Zeichen der Zeit erkannt hat und einzelne Radiobeiträge seiner Sendungen als Podcast zur Verfügung stellt. Für mich hatte das zur Folge, dass ich eigentlich dem Radio dem Rücken zugekehrt habe und zu Spotify gewechselt bin. Ich habe dort eine riesige Musikauswahl (auch mir völlig fremder Musiktitel), kann mir Musik zusammenstellen wie ich sie hören möchte und fühle mich durch den Deutschlandfunk gut informiert. Und ja mir ist bewusst, dass ich hier nichts live höre sondern alles nur aufgezeichnet ist.
Alles andere ist aus meiner Sicht Dumdudelfunk mit dem größten Sch... der 80er und von heute verbunden mit der allermeisten Abwechslung, der gößten Musikvielfalt und der besten Auswahl der superkultigsten Songs. Denn keiner spielt mehr Supersongs in einer Stunde als jeder beliebig austauschbare Radiosender in D.:eek:
 
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Viel schlimmer ist sowieso Voice-Tracking. Nicht wegen der Glaubwürdigkeit, sonder weil es billig klingt.
Auch aufgezeichnete Hörer am Telefon macht man ja nur aus Angst das der Hörer es Live vermasselt. Angst ist noch nie ein guter Begleiter gewesen. Das ging früher auch alles Live in den Äther. Whatsapp Audionachrichten sind etwas anderes, da geht es nicht anderes.
 
Interviews im Radio
Ein geführtes Interview wird nicht dadurch zum Fake, indem es mit leichtem (!) Zeitversatz und ohne Erwähnung dieses Zeitversatzes gesendet wird.
Dank @iro für diese Klarstellung! - Auf Hörerseite ist vielen klar, dass viele Interviews nicht wirklich: "Live!" gesendet werden. Die Ansage: "Das Gepräch haben wir früher so aufgezeichnet." kommt manchmal. Das ist gut so. Aber nicht immer nötig.
Kritikwürdig ist, wenn an den Interviews rumgeschnibbelt wurde, und als live verkauft wird.
"No Go!" ist, was NDR Hörfunk - immer wi(e)der - versucht: Die Moderatoren in den Unterhaltungsmagazinen tun so, als sprächen sie live mit einem echten Gesprächspartner. Ganz übel, wenn auch noch ein "Hm, ..." eingestreut wird, um sich als aktive Zuhörer in einem solchen Fake-Gespräch zu gerieren.
Bei NDR-Hörfunk vermisse ich jede Kompetenz, überhaupt ein journalistisch geführtes Live-Interview zu führen.
"Live!" - oder Quasi-Live gepuffert mit ein bis zwei Musiktiteln - wird bestenfalls die Mitspielern bei Gewinnspielen wie z. B. "Entenjagd!" auf NDR1NDS gesprochen; sonst alles Konserve!
Wie hohl ist NDR-Hörfunk? - NDRinfo ist eine Mogelpackung: Hintergründige Berichterstattung gibt es da tagsüber wenig. Gesendet werden Nachrichtenschleifen im 15-Minuten-Takt. Sicher sitzen da 'Journalisten' in der Redaktion. Schade, dass da offenbar nur offline gearbeitet wird, beraten wird, welche Takes für "ON AIR" immer wieder nachbearbeitet werden.
WARUM hat NDR-Hörfunk solche 'Hambuger Angst', live Interviews zu senden?
 
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Welttag des Radios: Das Medium, dem die Menschen vertrauen

Artikel rechts hier auf der Seite...

Man sollte dieses Vertrauen nicht all zu sehr ausnutzen oder überstrapazieren. :eek:
 
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Heute ist bei NDR 2 schon um 19 Uhr Schicht im Schacht: Seit 19 Uhr läuft eine Sendung mit dem überaus dämlichen Titel "Life Sounds" (extra auf der Seite nachgeschaut - kein Mensch kann hören, ob es "Live" oder "Life" ist!) mit "Moderator" Reinhold Beckmann, den Verkehr macht eine Dame, die im Gegensatz zu dem Herrn Beckmann und seinem "Gast" Sasha auch wirklich im Studio anwesend ist. Also Life sounds, aber definitiv keine LIVE Sounds. Und das schon so früh am Abend. Nichts zur HH Wahl und den Komplikationen ( https://www.ndr.de/nachrichten/hamb...hl-in-Hamburg-FDP-bangt-weiter,hhwahl276.html ) . Ich hätte eigentlich ein "NDR 2 Spezial - Hamburg hat gewählt" erwartet, aber Fehlanzeige. Stattdessen Talk aus der Konserve.
 
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Die Behauptung, daß bereits seit 19 Uhr "Schicht im Schacht" ist, ist genau so seltsam wie wenn jemand behaupten würde, daß am Sonntag bereits ab 10 Uhr morgens "Schicht im Schacht" wäre, weil dann ja "Tietjen talkt" läuft, was ja bekannterweise - wie bei solchen "Promi"-Interview-Sendungen nahezu überall üblich - nicht live moderiert wird, sondern vorproduziert ist. Nach Abspielen der Tietjen-"Konserven" geht es live weiter und nach den Beckmann-Sendungen natürlich auch - da ist nirgendwo "Schicht im Schacht"! Nach Ende der o.g. Sendung um 21 Uhr ging und geht es auch heute wie üblich live moderiert weiter - bis Mitternacht, wie jeden Tag, wo dann zum Live-Programm von SWR3 (Luna a.k.a. ARD-Pop-Nacht) rüber geschaltet wird. Das Programm von NDR2 ist, wenn auch manchmal sehr beitragsarm, immer live von 5 bis 24 Uhr, was nur von solchen wenigen vorproduzierten Interview-Shows unterbrochen wird (es gibt noch eine dritte Sendung neben der von Bettina Tietjen und der mit Reinhold Beckmann: der NDR2 Promi-Hit-Mix). Und um 19 Uhr gab es noch unmittelbar vor Beginn der Beckmann-Sendung einen normal live moderierten NDR2-Kurier, in dem auch von der Hamburger Wahl und dem Zittern der FDP vor dem endgültigen Ergebnis berichtet wurde. Man muß ja nicht zu jedem "Ding" ein "NDR2-Spezial" machen. Auf der NDR2-Homepage heißt es: "NDR 2 Life Sounds läuft sechs Mal im Jahr; Sendezeit: montags, 19.05 - 21.00 Uhr." Die Sendung war vermutlich langfristig geplant und wäre vermutlich bei einem dramatischeren Ereignis (auf "Thüringen-Niveau" o.ä.) auch ausgefallen. Und zur Bemerkung, daß man ja nicht hören kann, ob es "life" oder "live" heißt - na ja, man kann es lesen, daß es "life" heißt. Und es wird auch in der Sendung immer wieder erklärt, daß es um das Leben ("life") des Gastes geht, was nun wirklich absolut nichts mit dem Wort "live" zu tun hat...
 
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