Ein geführtes Interview wird nicht dadurch zum Fake, indem es mit leichtem (!) Zeitversatz und ohne Erwähnung dieses Zeitversatzes gesendet wird. Es wird auch nicht unglaubwürdig dadurch, solange es sich um ein wirklich geführtes Interview handelt. Aber: die Fragen müssen dann auch im O-Ton enthalten sein und nicht nachgesprochen von einem Moderator. Also: keine Schnitte!
Unglaubwürdigkeit fängt für mich erst da an, wenn das geführte Interview nachbearbeitet wird, wenn etwas rausgekürzt wird, wenn das alles nicht mehr linear ist, wenn nicht mehr das rüberkommt, was der Interviewte ausdrücken wollte.
@OnkelOtto Sorry, so seh ich das nun mal - allerdings bin ich nun auch seit >20 Jahren "zeitsouveräner" Radiohörer, daher bin ich in dem Punkt etwas schmerzfreier.
Bei mir entfallen höchsten noch 5% der Hörzeit auf Radio in Echtzeit.
Es geht darum, dem Hörer nicht vorzugaukeln, das Gespräch wäre live, wenn es das nicht ist.
Das geht ja zuweilen soweit, dass ein Gast Tage vor der Sendung nachmittags um drei interviewt wird, begrüßt wird mit den Worten "Guten Morgen zu so früher Stunde hier bei uns. Trinken Sie so früh kurz nach sieben lieber Kaffee oder Tee?". Schön auch am Montag Abend: "Guten Abend, wie war Ihre große Veranstaltung am Wochenende?", wenn das Gespräch eine Woche zuvor aufgezeichnet wurde.
Das "Nichterwähnen" empfinde ich noch nicht als vorgaukeln, erst die aktive Erwähnung, daß das Gespräch "live" wäre und es doch nicht ist, ist für mich eine glatte Lüge. Bei Deinem MorgenAbendKaffeeTee-Beispiel würde ich ebenso sagen: das geht gar nicht.
Ich gebe Euch allen aber insoweit recht, daß der (ö.r.) Rundfunk in allen Punkten, die die Glaubwürdigkeit betreffen, sehr vorsichtig agieren muss und sollte. Mir
persönlich ist der Zeitversatz zwar Wumpe, solange der Inhalt authentisch ist, wenn aber das Radio dadurch Angriffspunkte bietet, ist mir das auch nicht mehr egal.
(Von Privatradio sprechen wir hier ja wohl nicht oder kaum... das hat für mich seit seinen Anfängen hierzulande noch nie irgendeine Glaubwürdigkeit besessen...)