Vorproduziert / Voicegetrackt...na und?

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Realist

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Hallo!

Immer wieder lese ich hier, dass sich Leute darüber aufregen, dass einige Sendungen im Radio vorproduziert sind. Meist handelt es sich hierbei ja um Sendungen in den Abendstunden oder am Wochenende. Ich kann die Kritik an einer solchen Vorgehensweise nicht ganz nachvollziehen! Muss im Radio immer alles Live sein, oder besser gefragt, was unterscheidet dahingehend das Radio vom Fernsehen?

Im Fernsehen gibt es kaum noch Live-Sendungen, da ist mittlerweilen fast alles vorproduziert! Harald Schmidt, Stefan Raab, sämtliche Comedy-Sendungen, Talk-Shows.................die Liste lässt sich beliebig erweitern!

Im Vergleich zum Fernsehen hat das Radio ja wohl noch einen wesentlich höheren Live-Anteil! Warum regt Ihr euch dann immer über ein paar vereinzelte Sendungen auf, die im Radio vorproduziert sind? Das würde mich jetzt echt mal interessieren!
 
Eine mögliche Antwort hast Du Dir mit Deiner Signatur selbst gegeben. Oder würdest Du es toll finden, wenn ein Freund von Dir seinen Teil Eurer Unterhaltungen auf Band abliefern würde?

Radio war stets (und sollte es noch immer sein) ein Begleiter durch den Tag (und insbesondere die Nacht), und dazu gehört, jedenfalls für mich, daß dort am anderen Ende tatsächlich jemand sitzt und "mit mir" spricht, jemand, der mir Neuigkeiten mitteilt und der schlicht "da" ist.

Aufgezeichnete Sendungen beim Fernsehen sind damit nicht vergleichbar, da diese, Bsp. Schmidt / Raab, oft unter zumindest live-ähnlichen Bedingungen produziert werden. Damit hat die Sendung eine innere Spannung, die man ihr auch anmerkt. Wenn man nur die Moderationen aufzeichnet, ohne vorher die Musik gehört zu haben, fehlt, davon bin ich überzeugt, diese innere Spannung der Sendung, weil Musik Menschen beeinflußt. Beim Voicetracking beeinflußt sie aber nur den Hörer und nicht den Moderator und schon ist da etwas Trennendes, was kaum jemand bemerken wird, aber sicherlich viele fühlen.

Von den zahlreichen Pannenmöglichkeiten mal ganz zu schweigen.
 
Zahlreiche Pannenmöglichkeiten hast Du im livebetrieb auch... wen nicht sogar noch mehr.

Aber das was bei einer Aufzeichnung rüberkommt wirkt echt anders, als bei einer Livesendung.

Christoph
 
Realist, im Prinzip hast du recht. Viele Sendungen, gerade auch Magazine, lassen sich locker vorproduzieren und zeitversetzt senden.
Allerdings endet das Voicetracking häufig z.B. darin, dass eingeplante Moderationsplätze in stundenlangen Mod-Strecken mit einer Nullmoderation nach der anderen bestückt werden. Dann kommt dabei ein Abend- oder Wochenendprogramm raus, dessen Wortanteil im Wesentlichen aus Teasern, Gags und Musik-Mods besteht. Im Prinzip ja auch nicht schlimm und gängige Praxis, aber irgendwie geb ich Makeitso und der These von der "Inneren Spannung" recht. Live hört sich einfach besser an.
Und die Pannen... ja, nicht schön sind natürlich falsch eingeplante Musik-Anmods (zu einem Titel, der vor 10 min lief), mutige VP-Moderatoren, die Zeitansagen mit in die Mod nehmen (was ja auch mal gerne in ja noch relativ harmloser Fehlinformation endet), und Moderatoren, die sehr krampfig so tun, als wär's live. Da glaub ich, sind einige auch zu mutig. Sätze wie "Rufen Sie mich an" halte ich für unglaubwürdig, wenn jeder Serviceblock, der zur Live-Zeit normalerweise vom Moderator kommt, von jemandem, der grade wirklich da ist, gesprochen wird.

Gruß,
Firefoxx
 
Berliner Zeitung vom 13.09.2003

Im Radio werden viele Sendungen vorproduziert. Der Hörer ahnt nichts

Christoph Schultheis

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• Klingt nur wie Live
Viele mögen das: wenn morgens der Radiowecker anspringt und im Radio immer schon ein paar putzmuntere Morningshow-Moderatoren ihre Witzchen machen. Oder nachts: Wie tröstlich ist der Gedanke, dass irgendwo in einem schwach beleuchteten Studio noch ein Moderator vorm Mikro sitzt, der den Schlaflosen mit warmer Stimme durch die dunkle Einsamkeit trägt. "Für euch da draußen" seufzt er in die ersten Takte von Jennifer Rushs "Power of Love ."

Wie ernüchternd ist indes die Vorstellung, der Moderatorenstuhl im Sender sei verwaist, jedes "Für euch" schon am helllichten Tag vorproduziert. Und was wäre, wenn die Albernheiten der Morgencrews schon am Vortag aufgezeichnet wurden und die vermeintlichen Frühaufsteher selber noch friedlich in ihren Betten liegen, während im Radio schon ihre Sendung läuft? Was also, wenn die Sendungen nur als Datenstrom aus dem Computer kämen, der Musik- und Moderations-Files, Jingles, Zeitansagen, Werbeclips unmerklich ineinander mischt? Technisch möglich ist das. Voice-Tracking nennt sich das digitale Verfahren (siehe Kasten), mit dem sich eine Fünf-Stunden-Sendung mühelos in 90 Minuten vorproduzieren lässt, ohne dass der Hörer einen Unterschied zur guten, alten Live-Sendung feststellt.

Man spricht nicht gern darüber

Doch anders als im Fernsehen, wo die "Harald Schmidt Show" beispielsweise selbstverständlich bereits Stunden vorher aufgezeichnet wird und sogar die "Tagesthemen" manches vorab geführte Interview geschmeidig in den Sendeablauf einfügen, ist Voice-Tracking im Radio ein sensibles Thema. Schließlich wird Radio immer noch als Live-Medium wahrgenommen. Wie kein anderes vermittelt es ein Gefühl der Unmittelbarkeit und Intimität. Wenn im Radio einer spricht, erwartet man, dass er es auch exakt zur gleichen Sekunde im Studio tut.

Doch das ist nicht immer so. Denn nicht nur in den USA, dem Ursprungsland des automatisierten Radios, nein, auch hier zu Lande hat das Voice-Tracking längst Einzug gehalten. Man spricht nur nicht gern darüber, erst recht nicht in Berlin mit seinem hart umkämpften Radiomarkt. Radiodienstleister wie die fränkische Firma Creative FM, die auf ihrer Website ganz offen damit werben, dass sie "als erstes Audio-Unternehmen in Deutschland vollständige Radio-Shows im Voice-Tracking-Verfahren" produzieren, sind selten. Berliner Radio-Profis geben zwar bereitwillig Auskunft, möchten aber nicht zitiert werden, auch wenn sie letztlich alle dasselbe sagen: 1. Voice-Tracking sei zweifelsohne eine Irreführung der Hörer. (Manche nennen's auch "Verarschung".) 2. Voice-Tracking sei in ganz Deutschland (auch in Berlin) gang und gäbe, jedenfalls im Privatradio. 3. Wirtschaftliche Zwänge machten Voice-Tracking oft unumgänglich. 4. Voice-Tracking mache Radioprogramme noch austauschbarer, biete aber auch die Chance, Programme durch angekaufte Sendungen mit Starmoderatoren aufzuwerten. 5. Aus Angst vor der Unbill der Hörer sei es nicht verwunderlich, wenn Senderchefs den Einsatz von Voice-Tracking leugnen.

Vor allem nachts sind in Berlin fast alle Privatsender mehr oder weniger unbesetzt. Und bei kleineren Stationen wie Spreeradio, wo die Musik in den Nachtstunden ohnehin gänzlich auf Moderationen verzichtet, gibt man das auch offen zu. Bei Jazzradio ist es ähnlich. Privatsender wie Energy hingegen besitzen zwar die technischen Möglichkeiten, Sendungen vorzuproduzieren, setzen sie aber angeblich nicht ein. Oder 104.6 RTL: Dort, so heißt es, werden mittels Voice-Tracking täglich zehn Stunden Programm hergestellt - aber nicht für Berlin, sondern für das HitRadio in Karlsruhe. Dass die in der Hauptstadt so beliebte RTL-Sendung "Arno und die Morgencrew" mit Programmdirektor Arno Müller mit einer ähnlichen Technik zumindest teilweise vorproduziert werde, bleibt indes ein oft gehörtes Gerücht.

Moderator Müller lacht, wenn man ihn darauf anspricht: "Ach, wissen Sie ." Und dann erzählt Müller die Geschichte, wie er vor fünf Jahren in L.A. war und dort auf KISS FM die Morningshow seines berühmten Kollegen Rick Dees hörte. Und weil er mit Dees befreundet sei, habe er noch während der Show beim Sender angerufen, um sich mit ihm auf "'ne Runde Golf" zu verabreden. Doch beim Sender sagte man, Dees sei im Urlaub auf Hawaii . "Ich war fasziniert", sagt Müller verschwörerisch. Dann spricht der Moderator, der jährlich bis zu 180 Morningshows moderiert (ab 5 Uhr morgens zu hören) noch von "Produktionsgeheimnissen" und vom "Theater im Kopf" des Hörers, das man nicht kaputtmachen dürfe. Zumal bei einer gut gemachten Sendung keiner unterscheiden könne, ob der Moderator tatsächlich im Studio sitzt oder nicht.

Kritiker des vorproduzierten Radios sind da anderer Ansicht. Man müsse nur genau hinhören: Wenn sich der Moderator beispielsweise nie verspricht, wenn nie eine Tasse im Hintergrund scheppert und wenn Verkehrshinweise, Wetter oder Nachrichten von einem anderen Sprecher kommen, dann könne es sein, dass die Sendung nicht so live ist, wie sie vorgibt. Wer's nicht glaubt, könne ja spaßeshalber mal beim Sender anrufen und sich die Ausreden anhören, warum der Moderator im Augenblick leider nicht ans Telefon kommen könne.
 
Jetzt melde ich mich zu diesem Thema auch mal. "Live hört sich besser an als vorproduziert." Diese schöne Ausrede lasse ich nicht gelten, da eine vorproduzierte Sendung ( komplette Sendung oder nur die Wortteile ) sehr wohl völlig live klingen kann, wenn....ja, wenn der entsprechende Moderator ein PROFI ist ! Nur dann kann er nämlich die entsprechenden Takes "live" einsprechen, in dem er sich vorstellt ( Radio im Kopf, darüber habt ihr hier schon 4000 Threads verbraucht ), dass er grade live auf Sendung WÄRE, also sich entsprechend verhält und aufzeichnet.

Demnach beginnt das Radio im Kopf der Person, die am Mikro sitzt, und endet mit der Illusion des Radiohörers, dass da einer "live" zu ihm spricht. Wenn die Illusion einer Live-Sendung gegeben ist, und zwar zu 100%, dann, liebe Leute und Moderatoren, dann habt ihr es geschafft.

Letztlich könnt ihr hier im Forum noch so oft schreiben "mit Voicetracking ist das doch kein Radio mehr, das hört der Hörer sofort, alle schalten ab blablabla )", ihr solltet aber dennoch langsam begreifen, dass die Entwicklung im Radio nicht stehen bleibt. Schlau ist , wer sich auf das Spiel einlässt und zu seinen Gunsten dreht. Auf der Verlierspur ist derjenige, der sich nicht arrangiert und das beste draus macht.

Prost.
 
Der große Vorteil des Mediums Radio ist seine Schnelligkeit und die damit verbundene Nähe zum Hörer.

Wenn es irgendwo auf der Welt brennt und die TV-Stationen noch ihre Kameras in die Ü-Wagen packen, können im Radio schon die ersten Telefoninterviews mit Augenzeugen on Air gehen.

Auch abseits solcher Ereignisse spürt der Hörer die Sterilität eines automatisierten Programms, wenn auch unbewusst. Mit der Einrichtung solcher Abspielautomaten gibt das Medium Radio meiner Meinung nach einen seiner größten Trümpfe aus der Hand.

Davon abgesehen habe ich nichts gegen wirklich gutes vorproduziertes Radio in Form von Radioshows. Da in Deutschland aber jede Klitsche mit 3000 Hörern lieber selber vor sich hinstümpert, wird es erfolgreiche Syndication-Formate wohl in diesem Land auf absehbare Zeit nicht geben.
 
Können wir hier diesen Thread nicht thematisch n bissel ausweiten, und konkret niederschreiben, wer wann VT macht ?

Mich würde zB interessieren ob ffn irgendwo voicetrackt ;) außer beim Superhitcountdown, wo HRAntenne überall VT macht ( die machen das glaube ich sehr viel ...! ) und ob Radio NRW und ÖR-Radios dies irgendwo machen.

Danke für Antworten.. :)
 
Auch wenn hier einige Macher die volle Automation so mutig propagieren, wird sie den geneigten Veranstaltern wohl noch zu peinlich sein, um offen damit hausieren zu gehen.
 
Original geschrieben von WAZmann
Jetzt melde ich mich zu diesem Thema auch mal. "Live hört sich besser an als vorproduziert." Diese schöne Ausrede lasse ich nicht gelten, da eine vorproduzierte Sendung ( komplette Sendung oder nur die Wortteile ) sehr wohl völlig live klingen kann, wenn....ja, wenn der entsprechende Moderator ein PROFI ist ! Nur dann kann er nämlich die entsprechenden Takes "live" einsprechen, in dem er sich vorstellt ( Radio im Kopf, darüber habt ihr hier schon 4000 Threads verbraucht ), dass er grade live auf Sendung WÄRE, also sich entsprechend verhält und aufzeichnet.

Demnach beginnt das Radio im Kopf der Person, die am Mikro sitzt, und endet mit der Illusion des Radiohörers, dass da einer "live" zu ihm spricht. Wenn die Illusion einer Live-Sendung gegeben ist, und zwar zu 100%, dann, liebe Leute und Moderatoren, dann habt ihr es geschafft.

Letztlich könnt ihr hier im Forum noch so oft schreiben "mit Voicetracking ist das doch kein Radio mehr, das hört der Hörer sofort, alle schalten ab blablabla )", ihr solltet aber dennoch langsam begreifen, dass die Entwicklung im Radio nicht stehen bleibt. Schlau ist , wer sich auf das Spiel einlässt und zu seinen Gunsten dreht. Auf der Verlierspur ist derjenige, der sich nicht arrangiert und das beste draus macht.

Prost.


So kann nur jemand schreiben, der davon lebt und dafür eintreten muss.
 
Weise Worte!

@ Makeitso

Danke für diese weisen Worte! :cool:

@ new_rom

Zitat:
So kann nur jemand schreiben, der davon lebt und dafür eintreten muss.
Na und?! Der steht wenn es so ist wenigstens für seine Sache ein!

Außerdem kostet dieses Voice Tracking in gewisser Weise auch Arbeitsplätze und den eigentlichen Moderatoren Ihr volles Gehalt (oder bekommt man etwa für ein drittel der benötigten Arbeitszeit den gleichen Lohn?!)

Tatsache ist das Voice Tracking durchaus praktisch ist um schwierige Moderationen aufzuzeichnen (das habe ich ab und zu auch schon gemacht und damit peinliche Versprecher oder Pannen vielleicht vermieden). Komplette Sendungen vorzuproduzieren (wurde bei uns auch schon von 3 Jahren gemacht aber wegen der echt miesen Qualität wieder abgeschafft) lehne ich aber eigentlich ab!

Der Radiohörer ist nicht so dumm wie er von manchen von uns gehalten wird!

MfG

FreakFreak
 
Nur bleibt hierbei zu sagen, dass durch Vorproduzierte Sendungen die Persönlichkeit verloren geht. Das hört sich meist an wie ein abgelesener Text. Klar gibt es darunter auch Profis, aber ist es nicht gerade dass was den Hörern gefällt wenn sie einen Versprecher hören und das anschließende Lachen des Moderators? Ist es nicht die Spontanität die für Quoten sucht?
Warum überhaupt noch Moderatoren und nicht gleich NUR Musik wenn die Persönlichkeit ganz verschwunden ist?

So sehe ich das ganze und deswegen ziehe ich mich auch zunehmend zum Internetradio hin, da hier wenigstens noch Kontakt zu Hörern und Persönlichkeit besteht. Und es gibt ja auch durchaus ansprechende Sendungen im Internetradio.

PS: Zum Thema Nörgelei in diesem Forum muss ich uneingeschränkt recht geben. Teilweise echt Kindergartenniveau anstatt ne vernünftige Diskussion zu führen.
 
Das schlimmste Beispiel waren jawohl diese unsäglichen Arabella Kiesbauer Airplay Charts.

Meiner Meinung die Einzige Möglichkeit wieder mehr Qualität ins Radio zu bringen wäre die Privatanstalten entweder abzuschaffen oder zumindest bei der Lizensvergabe hohe Auflagen zu erlassen.
 
@ inet...

Ich fürchte, ich muss Dir Deine Illusionen über das, was der Hörer will, ein wenig nehmen. Die Realität dürfte vielmehr so aussehen, dass es den meisten Hörern relativ schnuppe ist, ob wir uns versprechen, oder nicht. (Ich bin aber - um Grundsatzdiskussionen vorzubauen - der Meinung, dass wir schon ein Nebenbeimedium waren, bevor wir mit derart, aus unserer Sicht lieblosem Sch*** angefangen haben.)

Darüber hinaus ist VoiceTracking eine Frage der Perspektive. Ich wage zu behaupten, dass ziemlich viele Macher den Hörer als Gegengrund vorschieben. Da geht es um eigene - aus dieser Sicht zweifellos völlig richtige - Bedürfnisse. Schade, dass die Leute das nicht zugeben - obwohl sie diese Verlogenheit den Radiosendern vorwerfen.
 
Privatradios «verarschen» Hörer

Netzzeitung, 13. Sep 12:20


Fast alle privaten Berliner Radiosender sind laut einem Zeitungsbericht nachts teilweise unbesetzt. Die entsprechenden Sendungen werden demnach vorproduziert. Einige Radioleute räumten eine «Irreführung» der Hörer ein.
Die Amerikaner haben es vorgemacht: Per so genanntem Voice-Tracking werden mehrstündige Radio-Sendungen in sehr kurzer Zeit vorproduziert - und zwar so perfekt, dass der Hörer nicht bemerkt, dass nicht live gesendet wird. Wie die «Berliner Zeitung» unter Berufung auf Mitarbeiter verschiedener Berliner Privatradios berichtet, wird diese Form des automatisierten Radios auch hierzulande angewandt. «Vor allem nachts sind in Berlin fast alle Privatsender mehr oder weniger unbesetzt», schreibt das Blatt.
So habe der Sender «Spreeradio» offen zugegeben, nachts vollständig auf Moderationen zu verzichten. Bei «Jazzradio» sei dies ähnlich. Andere Sender, so die «Berliner Zeitung», hätten zwar die technischen Möglichkeiten, Sendungen vorzuproduzieren, setzten sie aber, wie das Blatt schreibt, «angeblich nicht ein». Auch «104.6 RTL» soll täglich zehn Stunden Programm per Voice-Tracking herstellen, allerdings im Auftrag für das «HitRadio» in Karlsruhe. Gerüchten zufolge wird allerdings auch ein Teil des Berliner RTL-Programms nicht live gesendet. Die Morgensendung «Arno und die Morgencrew» soll demnach teilweise vorproduziert sein.
Nicht näher genannte Berliner Radiomitarbeiter gaben die, wie die «Berliner Zeitung» zitiert, «Verarschung» der Hörer zu. Voice-Tracking sei zwar eine «Irreführung», doch wirtschaftliche Zwänge machten das Vorproduzieren unumgänglich, hieß es. Zudem könnten Programme durch angekaufte Sendungen mit Starmoderatoren aufgewertet werden. (nz)


Ist diese Praxis wirklich erst jetzt in die öffentliche Diskussion geraten? Das wird doch schon seit über 10 Jahren gemacht.

Gruß postit
 
Es stellt sich die Frage, ob es sich wirklich um eine öffentliche Diskussion handelt, oder ob es der breiten Masse nicht einfach "wurscht" ist. Die Verfechter der populären Privatradios behaupten das ja zumindest auf der Basis des Researchs.
 
@ berlinreporter

Naja, in die öffentliche Diskussion gerät normalerweise nur das, was von den Medien thematisiert, bzw. publiziert wird. Ob der normale Hörer tatsächlich realisiert, ob sein Programm vorproduziert oder live gesendet wird, wage ich zu bezweifeln. Aber er selektiert nach "Gefallen" oder "Nichtgefallen". Eine Abfrage nach Voicetracking würde in der MA sicher nur zu einem "Hä?" führen.
Die Gefahr, die ich in der Vorproduktion sehe, ist das Verschwinden der Aktualität. Die Schnelligkeit des Mediums Radio ist nicht mehr gegeben. Vorproduktion ist unflexibel.

Gruß postit
 
Original geschrieben von radiobayern
und so wie du kann nur jemand schreiben, der nicht davon lebt und keine ahnung hat.

schade, dass sich dieses forum immer weiter vom fachforum zum amateur- und motzerforum entwickelt......

Meine Absicht, war es bestimmt nicht "rumzumotzen". Aber wenn ich jeden Tag höre, was da über den Äther kommt , hier in Berlin könnte ich ausrasten.

Ich hab vielleicht nicht so viel Ahnung , wie jemand der beim Sender arbeitet, trotzdem beschäftigt mich das Thema schon viele Jahre.
Ich bin froh daß ich nicht davon leben muss.
 
@postit: Tja, genau darüber diskutieren wir ja hier immer wieder mit den unterschiedlichsten Facetten. Aktualität ist natürlich der Feind des Sparens. Deshalb wird sie ja auch von den meisten Sendern aufgegeben. Inzwischen ist man ja schon zufrieden, wenn man in der Morningshow dieselbe Aktualität wie die Tageszeitung hat. Und der Ehrgeiz, Menschen in der Drivetime oder am Abend so zu informieren, dass sie die Morgenlektüre der Tageszeitung langweilt - dieser Ehrgeiz ist längst auf dem Müll der Gewinnerwartungen gelandet.
 
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