Warnstreik bei Hellweg-Radio und Radio Bochum

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

NordlichtSH

Benutzer
Eindrucksvolles Zeichen der Kolleg*innen für faire Bezahlung. Schweigen, statt senden. Keine Beiträge, keine Nachrichten. Gibt es Mitschnitte?
 
Das Radio NRW-Rahmenprogramm, am Morgen gibt es dort keine Moderation, wird übernommen worden sein. Man kann die gleiche Musik wie ohne Streik nur pur geniessen und vielleicht noch die eigenen Lokalradio-Jingles. Spekakuläres wird man da nicht zu hören bekommen haben. Das Rahmenprogramm kann man auch so per Livestream anhören.
 
Endlich streiken auch mal Privatsender neben den ARD Wellen, wie von mir in einem anderen Streik Thread gewünscht. Immerhin weniger akustische Umweltverschmutzung in dem Bereich und dem Klima tuts auch gut
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach herrje, ein machtvoller Streik gegen das phöse Kapital. Das Timing stimmt auch. In Deutschland ist es gerade richtig langweilig.

Sry, die Eigentümer überlegen schon seit Jahren, wie sie die Sender zusammenführen können. Wir leben am Ende der linearen Medienzeit. Wenn sich die Lokalstationen in NRW nicht mehr rechnen, werden sie geschlossen und keiner wird sie vermissen.

Selbst die Radioforum-Foristen werden es überleben.
 
Kollegen, fokussiert Euch nicht auf Geld. Es geht um mehr. Heinsberg, Herne und Ennepetal sollte Euch eine Warnung sein. Kämpft für einen flächendeckenden Lokalfunk mit Bestands- und Beschäftigungsgarantie. Und dass radio NRW nicht EURE Kohle verbrennt! Die Verleger überlegen gerade, wie sie die Verlustbringer loswerden und die Großstadtsender behalten können. Ennepetal war der erste Streich, weitere werden folgen! Rur und Herne könnten die nächsten Sender sein, die dran sein könnten. Und danach wird es kein Halten mehr geben. Also kämpft!
 
Das nennt man auch Marktwirtschaft. Da die Mitarbeiter der Sender gute Ausbildungen genossen haben sollten, können sie woanders weiter arbeiten. Die Party ist eben vorbei, die Welt hat sich weiter gedreht. Und sorry: wenn sich ein Unternehmen nach 30 Jahren immer noch nicht rechnet, dass ist es Liebhaberei.
 
Das nennt man auch Marktwirtschaft.

Nö, ist es nie gewesen. Geht schon los, dass es Verbreitungsgebiete gibt, die an der Lebenswirklichkeit vorbei nicht Lebensräume, sondern Verwaltungsgebieten entsprechen. Auch die Konstruktion, pluralistisch besetzte Vereine, die Programm veranstalten und Arbeitgeber der Redaktionen sind und Betreibergesellschaften, die privilegiert den ortsansässigen Verlagen zustehen unter Ausschluss anderer Interessenten und unter Beteiligung der Kommunen (25%) vor Ort, haben mit Marktwirtschaft nichts zu tun. Ziel der Politik war, in lokalen Räumen flächendeckend Lokalfunk zu veranstalten, um die publizistische Vielfalt in Abgrenzung zu den Verlagen zu ermöglichen.

Und in 3/4 der Sender rechnet sich "das System" nach wie vor vorzüglich. Aber die Verleger wollen, gierig wie sie sind, noch mehr. Sie wollen die Sender loswerden, die defizitär sind und dafür die Gewinne der großen Sender maximieren (die ja die schwachen Sender subventionieren). Nur entspricht das nicht der Abmachung: Für den Zugriff auf profitable Sender (Köln, Bonn, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Münster, Bielefeld und den Speckgürtelsendern) war immer die stillschweigende Übereinkunft, dass die Verleger auch nicht ganz so profitable und defizitäre Sender mitfinanzieren, damit das politische Ziel, was ja legitim ist, gewährleistet werden kann. Nämlich einen flächendeckenden Lokalfunk zu ermöglichen.

Und mit der Kündigung von Heinsberg vor einigen Jahren durch die Rheinische-Post, der Nichtrealisierung von Olpe (Siegener Nachrichten und Funke) sowie der Insolvenz von Rur Ende der 90iger, der beabsichtigten Aufgabe von Herne vor zwei Jahren und jetzt die Kündigung von Ennepetal (beides Funke) kündigt man zugleich die Übereinkunft, dass die Verlage einen flächendeckenden Lokalfunk wollen.

Ich gebe Dir völlig recht bzgl. Marktwirtschaft. Aber dann muss man den Markt öffnen. Dann müssen die Locals leichter den Verlagen kündigen können und sich neue Betriebsgesellschaften suchen dürfen. Dann müssen aber auch Betreibergesellschaften für die großen Städte ausgeschrieben werden und nicht privilegiert an die ortsansässigen Verlage gehen. Aber sich die Rosinen rauspicken, dass ist keine Marktwirtschaft sondern praktizierter Sozialismus der Verleger. Wenn es um Kohle verdienen geht, haben sie halt auch mit ideologischen Ideen wie in Nordkorea kein Problem. Aber solange es das System gibt, ist es für die Mitarbeiter völlig legitim, dass sich sich für angemessene Gehälter, aber auch für eine Arbeitsplatzgarantie und Bestandsschutz einsetzen.
 
Radio ist die Cash Cow ist bedingt durch die Lizenzierungen und Bevorzugung von Verlagen zur Cash Cow geworden. Eigentlich fast alles Radiosender überweisen komplett die Gewinne an die Gesellschafter. Es wird so wenig wie möglich investiert und die Sender werden mit einem Minimum an Personal gefahren.
Die Folge, kaum noch eine Redaktion kann inhaltlich etwas stemmen. Solange es die Gebietsmonopole noch gab ging das alles gut. Radio ist zwar immer noch zu 95% linear, nur das wird zukünftig rasant ändern.

Simpel gesagt die Verlagsstrategien laufen auf ein Auffressen des Saatguts (minimale Investitionen) hinaus. Das funktioniert, weil die Werbeeinnahmen immer noch gut sind. Wie steigert man die Erlöse? Richtig, in dem man Verlustbringer abstößt. Das ist so einfach, wie naheliegend.

Absehbar ist, der Strukturwandel wird kommen, die Werbeeinnahmen werden sinken, die Sender haben nicht die Manpower und Kapazität darauf zu reagieren. Dann setzt die große Fusionitis ein. Im TV-Markt ist die ProSieben-Gruppe schon ein Übernahmekandidat. RTL ist auch von alter Stärke entfernt. Cleverweise werden immer nur Marktanteile, aber ganz ganz selten totale Werte veröffentlicht. Tatsache ist, die absoluten Reichweiten sinken seit Jahren. Schon vor 2 - 4 Jahren hatten die große Mediaagenturen + Werbekunden schon Probleme die geplanten bzw. zugesagten KPIs zu schaffen.

Nur Träumer glauben, beim Radio ändert sich nichts. DAB wird auch nicht die Lage entspannen. Erstmal kommen neue Programme hinzu. Der Refinanzierungs- und Vermarktungsdruck steigt. Dann ist DAB auch linear. Leider heißt eben mehr Formate nicht automatisch besseres Programming. Viele Stationen werden Festplattendudler sein. Dann kann man aber auch viel besser Spotify hören.

Ansonsten, klar soll gestreikt werden, ist ein Grundrecht. Ob so ein Streik aber erfolgreich ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Stationen, die in NRW durchhängen, haben zumeist nie Geld verdient und sich selbst getragen. Sie profitabel zu machen hieße sowieso mit der Kettensäge durch den Sender zu gehen. Der Zuschnitt stimmt einfach nicht. Das ging Jahrzehnte lang gut, jetzt nicht mehr.
 
Kämpft für einen flächendeckenden Lokalfunk
Es rächt sich jetzt, dass die Redaktionen in den vergangenen Jahren nicht wirklich einen "Lokalfunk" angeboten haben, sondern lediglich einen Pseudo-Lokalfunk. Dort haben vielleicht eine lokale Alibimeldung in den Nachrichten, ein bisschen regionaler Verkehrsfunk und "Wettermelder von hier" eine Fassade von "lokal" aufrecht erhalten, die vor der lizenzgebenden Landesmedienanstalt Bestand hatte, nicht aber vor dem Hörer. Den Hörern sind Wohl und Wehe dieser Sender egal, weil sie für sie keine echte lokale Relevanz haben. Deswegen wird es auch keine öffentlichen Solidarisierung geben, schon gar nicht einen Aufschrei der Hörer. Ganz überspitzt könnte man sagen: Der Sender hat sich selbst abgeschafft.
 
Dem Hörer ist das doch sch...egal, der schaltet um - wenn er es überhaupt merkt. Ansonsten freut er sich über 3 Hits mehr in der Stunde. Solange es weiterdudelt ist doch die Welt in Ordnung. Da müsste es schon rauschen damit man mal genauer die Öhrchen spitzt. Fällt denn wenigstens die Werbung aus?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gab es nicht auch mal bei RHH sowas in der Art ?
Wo es sogar eine Webseite zu gab, ich glaube das war letztes oder vorletztes Jahr. Da ging es auch die Bezahlung der Mitarbeiter, am Ende hatte man sich aber wohl auf ein höheres Gehalt einigen können.
 
Die Stationen, die in NRW durchhängen, haben zumeist nie Geld verdient und sich selbst getragen.

Es war ja auch nie Ziel, dass alle Stationen profitabel sind. Es gab die Übereinkunft der Verlage mit der Politik, dass man die nicht profitablen Stationen mitschleift, dafür aber wettbewerbsfreie Märkte auch in den Städten bekommt. Die Stationen, die keine Kohle verdienen, liegen bei rund 12 der 44 Stationen. Die Dickschiffe scheffeln dagegen nach wie vor Kohle ohne Ende. Es gibt keinen der Verlage, der in NRW zuschießt. Im Gegenteil: Alle Verlage verdienen nach wie vor bestens am NRW-Lokalfunk.

Über das Gesamtsystem (Goldmedia hat über 100 Mio. Euro Nettoerlöse im Jahr ermittelt) dürfte mindestens ein Gewinn über alle Sender von mind. 5-10 Mio hängengeblieben sein. Wenn die Verlage es ernst meinen würden, dann würden sie auf BG-Seite erst einmal einsparen und aufräumen. Dann würde man 10-15 Mio "verdienen". Doppelstrukturen ohne Ende, Frühstücksdirektoren in den Betriebsgesellschaften und unternehmerischer Unwillen und manchmal auch schlicht Unfähigkeit. Dazu ein Rahmenprogrammpalast in der hässlichsten Stadt Deutschlands, getarnt als Bruchbude. Es gibt Gerüchte, nach denen man locker siebenstellige Beträge dort einsparen könnte. Ausbaden müssen es die Redaktionen vor Ort. Und dort wollen die Verlage auch immer gerne sparen. Im Hintergrund schaufeln sie die Kohle auch gerne über Umlagen und Dienstleistungsverträge rüber in die Verlage und rechnen die Sender arm. So residieren viele Westfunksender in Räumen der Funke-Mediengruppe. Was da wohl in Rechnung gestellt wird... Und ob der Raum eigentlich gebraucht wird. Und die greisen VG-Vorstände merken es nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben