Warum die Zukunft des Radios nicht (alleine) im Internet liegen kann

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Eure Vision vom Radio der Zukunft habe ich vor einigen Jahren hier schon mal ausgemalt. Ich erlaube mir, den entsprechenden Text aus dem Faden "Radio im Jahr 2050" hier aus gegebenem Anlass nochmals auszugraben:
Spätnachts: Manni kommt heim! Was war das wieder für ein Tag? Arbeit, Stress, Besprechungen, eklige Kollegen, die übliche Kacke! Zum Ausspannen jetzt noch ein Stündchen gutes Radioprogramm, - und ein Konjak dazu. Darauf hat Manni sich schon während der ganzen Heimfahrt gefreut.
Mit einem Fingerschnippen dirigiert Manni das Smart-Home-Display, das einsatzbereit unter der Wohnzimmerdecke schwebt, zu sich heran. Er tippt kurz unter „Küche“ das Abendessen ein, dann unter „Bett“ das Schlafprogramm und den Traumanimator, dann wählt er „Radio“ aus dem Menü. Das Display fragt ihn nach seinen Wünschen. Er entscheidet sich für eine AC-Rock-Pop-Sendung mit einem Wortanteil von 10 Minuten.
Das Display will wissen, ob er einen bestimmten Nachrichtensprecher wünsche. Er tippt die „egal-Taste“. Wichtiger ist die Auswahl des Moderators. Einer skurrilen Eingebung folgend geht auf Manni auf das „Nostalgie-Menü“. Mal eine Moderationsstimme aus dem vorigen Jahrhundert suchen. Er scrollt das Auswahlmenü herunter und orientiert sich an den Fotos. Bei einem Frauengesicht „Evi Seibert“ bleibt er hängen. Sieht gut aus! Kurze Stimmenprobe. Ja, gefällt ihm auch. Er gibt also ein: „Evi Seibert“. Das Display zeigt ihm, dass er sich für eine Moderatorin entschieden hat, die vor 50 Jahren beim damaligen ÖR-Sender SWR-3 moderiert hat.
Was die Technik nicht alles kann? Diese Stimme moderiert ihm nun eine Stunde Radioprogramm. Das Programm selbst kommt zwar vom Worldwide-Broadcast-Computernetzwerk „Global-Radio“, die Moderationstexte tippen irgendwo in Hamburg, Brüssel, London, San Francisco oder Tokio Crews von pfiffigen und sachkundigen Redakteuren ein – das System übersetzt perfekt in alle Sprachen der Welt - aber hier in Deutschland, in Mannis Smart-Home, hört es sich an, wie ein schnuckeliges Regioanlprogramm aus der Heimat. Denn die freien Mitarbeiter, die „Global-Radio“ weltweit zuliefern, bestücken den Pool mit allem Interessantem aus jedem Winkel der Welt, Fakten, Gerüchte, Ereignisse, Tratsch, Hintergrund, Diskussionen – alles, was irgendwie von Interesse sein könnte.
Manni tippt in seiner Menüauswahl unter „Regionalauswahl“ auf „20 Prozent“. Das müsste reichen, um das Wichtigste aus Südbaden mitzubekommen. „40 Prozent“ gibt er für „Deutschland“ und weitere „40 Prozent“ für „Global“. Dann entscheidet er sich noch für den Mix „30 Prozent Politik“, „30 Prozent Sport“, „20 Prozent Buntes/Boulevard“ und „20 Prozent Kultur“.
Dann tippt er zuletzt noch auf „speichern“, denn dieses Programm will er nun mal ein- oder zwei Wochen testen.
Entspannt lässt er sich in den Sessel fallen. In die in den Wänden seines Wohnzimmers integrierten Surround-Lautsprecher kommt Leben. Evis Seibert säuselt: „Willkommen Manni, bei unserer gemeinsamen Stunde um Mitternacht ...“
Mannis Fan,31. Dezember 2010
 
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Das mag sein das, daß ein gutes Radioprogramm ausmacht, doch das Menschliche gibt es schon lange nicht mehr. Alles ist vorgefertigt und die Moderatoren sind nur noch ableser! Man wird also nichts vermissen ;)
Stimmt nicht ganz. Bei den meisten Privaten, aber auch öffentlich-rechtlichen stimme ich Dir zu, aber so ein paar "Inseln der Glückseligkeit" gibt es schon noch, zum Beispiel die Donnerstags-Lounge mit Werner Reinke auf hr1 :)
 
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